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Der braune Leib des Jünglingsknaben, nur wenig verhüllt
durch eine blaue Halbhose, hätte ihm Ansprüche gegeben auf die
klassische Schönheit eiues Eros; nur daß eine fatale Einäugigkeit,
in Folge der bekannten egyptischen Augenübel Hierlands so ge-
wöhnlich, die Harmonie des schönen Bildes störte! Aber auch
so war er noch hübsch genug; und wenn er, das rosenfarbne
Deck) phantastisch um das Haupt geschlungen, mir freundlich-
lächelnd den Garten öffnete, glaubte ich immer in das Paradies
selber einzutreten.
Und um Mittag dann, wenn der Ochse des Schöpfrads
matter zog, die Schatten über den Beeten umher kürzer wurden,
wenn die feinen Häupter der Palmen und Bananen schlaftrunken
herabuickten in das hellgrüne Wasser des Gartcnbassins; ein von
entzückend blauem Himmel durchbrochenes Laubgitter schützend sich
wölbte über dem stillen Wasserspiegel, da dämmerte in mir im-
mer die Jugenderinnernng auf von dem Bad der schönen Susanna
von Babylon. . . und da, cs war kein Traum, übernahm mein
Tschelcbi die Rolle feuer frommen Schönen, betete erst mit eif-
rigen Niederwerfungen sein mohamedanisches Mittagsgebet, und
tummelte sich bald als brauner Delphin schnaubend und scherzend
im laulichen, durchsichtig grünen Elemente. —
Auch sonst machte mir der gute Tschelcbi viel Freude. Da
war kein Sonntagmorgcn — wo ich gewöhnlich in den Garten
kam — daß der kleine Tschelcbi nicht eine neue Frucht für mich
gehabt hätte, oder einen kleinen Strauß oder wenigstens ein
geistiges Sträußchen von freundlichen Worten und lächelnden
Blicken . . .
Einmal aber kehrte sich doch gegen mich die langverhaltene
dumpfe Baucrnnatur meines Freundes.
Es war im Ramadhan. Tschelcbi hatte mich schon lange
gequält, ihu doch einmal auf den Festplatz mit zu nehmen, „wir
wollten Ramadhan halten und uns einen guten Tag machen."
Ich gab nur ungern nach und holte ihn aus seinem Garten in
die Stadt.
Nachdem wir den ganzen Hexensabbath eines arabischen
Volksfestes mitgemacht, wollte ich von ihm scheiden; er aber bat
Der braune Leib des Jünglingsknaben, nur wenig verhüllt
durch eine blaue Halbhose, hätte ihm Ansprüche gegeben auf die
klassische Schönheit eiues Eros; nur daß eine fatale Einäugigkeit,
in Folge der bekannten egyptischen Augenübel Hierlands so ge-
wöhnlich, die Harmonie des schönen Bildes störte! Aber auch
so war er noch hübsch genug; und wenn er, das rosenfarbne
Deck) phantastisch um das Haupt geschlungen, mir freundlich-
lächelnd den Garten öffnete, glaubte ich immer in das Paradies
selber einzutreten.
Und um Mittag dann, wenn der Ochse des Schöpfrads
matter zog, die Schatten über den Beeten umher kürzer wurden,
wenn die feinen Häupter der Palmen und Bananen schlaftrunken
herabuickten in das hellgrüne Wasser des Gartcnbassins; ein von
entzückend blauem Himmel durchbrochenes Laubgitter schützend sich
wölbte über dem stillen Wasserspiegel, da dämmerte in mir im-
mer die Jugenderinnernng auf von dem Bad der schönen Susanna
von Babylon. . . und da, cs war kein Traum, übernahm mein
Tschelcbi die Rolle feuer frommen Schönen, betete erst mit eif-
rigen Niederwerfungen sein mohamedanisches Mittagsgebet, und
tummelte sich bald als brauner Delphin schnaubend und scherzend
im laulichen, durchsichtig grünen Elemente. —
Auch sonst machte mir der gute Tschelcbi viel Freude. Da
war kein Sonntagmorgcn — wo ich gewöhnlich in den Garten
kam — daß der kleine Tschelcbi nicht eine neue Frucht für mich
gehabt hätte, oder einen kleinen Strauß oder wenigstens ein
geistiges Sträußchen von freundlichen Worten und lächelnden
Blicken . . .
Einmal aber kehrte sich doch gegen mich die langverhaltene
dumpfe Baucrnnatur meines Freundes.
Es war im Ramadhan. Tschelcbi hatte mich schon lange
gequält, ihu doch einmal auf den Festplatz mit zu nehmen, „wir
wollten Ramadhan halten und uns einen guten Tag machen."
Ich gab nur ungern nach und holte ihn aus seinem Garten in
die Stadt.
Nachdem wir den ganzen Hexensabbath eines arabischen
Volksfestes mitgemacht, wollte ich von ihm scheiden; er aber bat