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schlosse Wolfersdorf, das zum Andenken an jene
Tage noch heute den Namen „fröhliche Wieder-
knnft" sührt. Dann ging die Reise weiter nach
Jena nnd Weimar. Beim Einzuge in Jena, wo
die junge Academie sich ganz besonders bemühte,
dem alten Herrn ihre Freude und ihren Dank zu
bezengcn, saßen sein ältester Sohn, Johann Fricdrich,
und sein treuster Freund, Lucas Cranach, neben
ihm im Wagen. Als er nun durch die langen
Reihen dcr Professoren und Studenten fuhr,
wandte cr sich zu dcm alten Lucas, Maler von
Wittcnberg, und zu seinem ältesten Sohne und
sagtc lächelnd: „Seht, das ist Bruder Studium!"
Am 26. Septeinber langte er unter dcm Froh-
locken seincr Uuterthancn in Weimar an, das uun
von ihm zu seiner bleibenden Residenz erkoren
wurde.
Crauach hatte sich mit dem Tage, wo er zu
seinem alten Herrn in die Gefangcnschaft zog,
für iuimer von Wittcnberg getrcnnt. Hiufort
konnte er seine Wohnstätte nur in der unmittel-
barcn Umgcbung kes Fürstcn aufschlageu, mit
dcm er gelittcn und frohlockt hatte. Jn Weimar
nahm er seine Wohnung in dem Hause, das sein
Schwiegersohn, Or. Christian Brück, sich 1549
daselbst erbaut hatte. Hier bot ihm seine Tochter
Barbara einen Ersatz für den Verlust, den er
kurz vor scinen Aufbruch aus Wittenberg durch
den Tod seiner Schwiegertochter gleiches Namens
erlitten hatte. Den schönsten Lohn der Treue
aber fand er in dem fortgesctzten engen und ver-
trauten Vcrkehr mit seincm fürstlichen Freunde,
zu dem er nuu 50 Jahre lang in Freud und
Leid gestanden hatte. Die wiedererlangte Freiheit
des Fürstcn, das Glück seincr Kindcr, die Ruhe
uud Sicherheit, deren die Kirche vor der Hand
sich crfreute, alles mußte sich vereinigen, um die
letzte Strecke scines Lebenswcgcs sonnig zu ver-
schlosse Wolfersdorf, das zum Andenken an jene
Tage noch heute den Namen „fröhliche Wieder-
knnft" sührt. Dann ging die Reise weiter nach
Jena nnd Weimar. Beim Einzuge in Jena, wo
die junge Academie sich ganz besonders bemühte,
dem alten Herrn ihre Freude und ihren Dank zu
bezengcn, saßen sein ältester Sohn, Johann Fricdrich,
und sein treuster Freund, Lucas Cranach, neben
ihm im Wagen. Als er nun durch die langen
Reihen dcr Professoren und Studenten fuhr,
wandte cr sich zu dcm alten Lucas, Maler von
Wittcnberg, und zu seinem ältesten Sohne und
sagtc lächelnd: „Seht, das ist Bruder Studium!"
Am 26. Septeinber langte er unter dcm Froh-
locken seincr Uuterthancn in Weimar an, das uun
von ihm zu seiner bleibenden Residenz erkoren
wurde.
Crauach hatte sich mit dem Tage, wo er zu
seinem alten Herrn in die Gefangcnschaft zog,
für iuimer von Wittcnberg getrcnnt. Hiufort
konnte er seine Wohnstätte nur in der unmittel-
barcn Umgcbung kes Fürstcn aufschlageu, mit
dcm er gelittcn und frohlockt hatte. Jn Weimar
nahm er seine Wohnung in dem Hause, das sein
Schwiegersohn, Or. Christian Brück, sich 1549
daselbst erbaut hatte. Hier bot ihm seine Tochter
Barbara einen Ersatz für den Verlust, den er
kurz vor scinen Aufbruch aus Wittenberg durch
den Tod seiner Schwiegertochter gleiches Namens
erlitten hatte. Den schönsten Lohn der Treue
aber fand er in dem fortgesctzten engen und ver-
trauten Vcrkehr mit seincm fürstlichen Freunde,
zu dem er nuu 50 Jahre lang in Freud und
Leid gestanden hatte. Die wiedererlangte Freiheit
des Fürstcn, das Glück seincr Kindcr, die Ruhe
uud Sicherheit, deren die Kirche vor der Hand
sich crfreute, alles mußte sich vereinigen, um die
letzte Strecke scines Lebenswcgcs sonnig zu ver-