*-^in unpartheiiscbcr Blick auf den gegenwärtigen Stand der Künste lehrt uns, wie sehr wir an
Erkenntniss in neuester Zeit gewonnen, und welche bedeutende Aufschlüsse des Altcrthums uns
durch so vielfache Sammlungen und Forschungen geboten wurden.
Wie wir uns im Gebiete der Malerei durch engeres Anschliessen an den Geist der grossen
mittelalterlichen Meister von der Kruste befreiten, womit Zeit und Bequemlichkeit diese Kunst
überzogen hatten, machte die Bildhauerei eben so bedeutende Fortschritte durch glückliche Funde,
Ausgrabungen und die hiedurch gewonnene Bekanntschaft mit der griechischen Plastik.
Vorzugsweise wurden die Baudenkmale aller Völker der genauesten Betrachtung unterzogen,
auf dass wir, unterstützt durch das früher nicht in dieser Hinsicht beachtete Studium der altern
Geschichtschreiber, im Laufe unserer Zeit von Doflwell, Stuart und andern ins Reich der
griechischen Architektur eingeführt wurden, während die Bemühungen eines Belzoili und Cailtl
uns mit den Schätzen Aegyptens bekannt machten. Die Niederlassungen der Engländer in Ostin-
dien bewirkten Untersuchungen über jene ältesten Schöpfungen menschlichen Kunstfleisses, wo-
gegen Murphy und SwillburitC den eleganten Styl der Araber beleuchten.
So konnte es nicht fehlen, dass auch die durch das Christcnthum hervorgerufene Bauart mit
regem Eifer studirt, und deren Schönheit wie Zweckmässigkeit gewürdigt wurde. Mancherlei
Meinungen haben sich über Gang und Entwicklungsgeschichte dieses völlig ausgesprochenen
Baustyls geltend gemacht; viele Aufklärungen und Anregungen verdanken wir den Bemühungen
der Herren BoisseW'C, Stieglitz und ]?I©Iler: manches aber wird indessen für immer
mit dichtem Schleier bedeckt bleihen.
Wie jede Kunst und jedes Wissen auf früher bestandenes sich gründen, so sehen wir auch
die christliche Baukunst auf den Resten der griechisch-römischen sich erheben, und deren Ele-
mente benützen.
Spuren eines beginnenden Uebergangs finden sich bereits an den Gebäuden, die Kaiser Dio-
kletian errichten liess, und wunderbar genug schliesst der achteckige Jupiterstempel in dessen
Anlagen zu Salona (dem heutigen Spalatro) die Kreuzform in sich ein. Sollten die Baumeister
Christen gewesen seyn, möchte mit diesem Umstände wohl die Sage in Verbindung stehen, dass
Diokletian vier Baumeister in der Tiber habe ertränken lassen, weil sie sich weigerten, einen
heidnischen Tempel zu bauen. Die spätere teutsche ßaubruderschaft nahm diese vier Baumeister
als Märtyrer und Schutzpatrone auf, und stellte sie als gekrönte Heilige öfters dar.
Die Verlegung der kaiserlichen Residenz von Rom nach Byzanz unter Konstantin (330) bot
Gelegenheit, die Keime des neuen Styls etwas mehr zu entfalten, aber erst die Wiedererbauung
der Sophienkirche durch Justinian (537) bewirkte eine allgemeine Kunstthätigkeit und zugleich
eine Befestigung der neuen Formen. Das Motiv dieser Kirche, das gleicharmige griechische Kreuz
wurde nun häufig gewählt, und die Kunst verhreitete sich von Byzanz aus nach andern Ländern.
In Rom geschah während dieser Zeit wenig für Künste, bei Bauten wurden die vor-
handenen Werkstücke und Säulen benützt, die bestehende Basilika aber wurde allgemein zur
Kirche eingeweiht oder umgeschaffen. Theodorich begünstigte zwar sehr die Künste, jedoch
musste er seine Vorsorge mehr der Erhaltung des Bestehenden, als der Errichtung neuer Werke
zuwenden.
Das Gedränge der Völker und der Wechsel der Herrschaften erlaubte in Italien keine höhere
Kunstentwicklung, bis es den Longobarden, dem gebildetsten der germanischen Stämme gelang,
im nördlichen Theile dieses Landes festen Wohnsitz (5G8) zu gründen, und einen dauernden
Frieden unter ihrem König Agilulf zu erwerben. Theodolinda, Agilulfs Gemahlin, liess im An-
fange des siebenten Jahrhunderts zu Monza eine Kirche und einen Pallast erbauen, und letztern
mit Bildern aus der Geschichte der Longobarden ausschmücken. Nach diesem Beispiele wurden
allenthalben im Lande Kirchen gegründet, und hier in der Lombardei wurden die noch immer
unverbundenen Elemente byzantinischer und älterer Kunst mit der, diesem germanischen Volke
Erkenntniss in neuester Zeit gewonnen, und welche bedeutende Aufschlüsse des Altcrthums uns
durch so vielfache Sammlungen und Forschungen geboten wurden.
Wie wir uns im Gebiete der Malerei durch engeres Anschliessen an den Geist der grossen
mittelalterlichen Meister von der Kruste befreiten, womit Zeit und Bequemlichkeit diese Kunst
überzogen hatten, machte die Bildhauerei eben so bedeutende Fortschritte durch glückliche Funde,
Ausgrabungen und die hiedurch gewonnene Bekanntschaft mit der griechischen Plastik.
Vorzugsweise wurden die Baudenkmale aller Völker der genauesten Betrachtung unterzogen,
auf dass wir, unterstützt durch das früher nicht in dieser Hinsicht beachtete Studium der altern
Geschichtschreiber, im Laufe unserer Zeit von Doflwell, Stuart und andern ins Reich der
griechischen Architektur eingeführt wurden, während die Bemühungen eines Belzoili und Cailtl
uns mit den Schätzen Aegyptens bekannt machten. Die Niederlassungen der Engländer in Ostin-
dien bewirkten Untersuchungen über jene ältesten Schöpfungen menschlichen Kunstfleisses, wo-
gegen Murphy und SwillburitC den eleganten Styl der Araber beleuchten.
So konnte es nicht fehlen, dass auch die durch das Christcnthum hervorgerufene Bauart mit
regem Eifer studirt, und deren Schönheit wie Zweckmässigkeit gewürdigt wurde. Mancherlei
Meinungen haben sich über Gang und Entwicklungsgeschichte dieses völlig ausgesprochenen
Baustyls geltend gemacht; viele Aufklärungen und Anregungen verdanken wir den Bemühungen
der Herren BoisseW'C, Stieglitz und ]?I©Iler: manches aber wird indessen für immer
mit dichtem Schleier bedeckt bleihen.
Wie jede Kunst und jedes Wissen auf früher bestandenes sich gründen, so sehen wir auch
die christliche Baukunst auf den Resten der griechisch-römischen sich erheben, und deren Ele-
mente benützen.
Spuren eines beginnenden Uebergangs finden sich bereits an den Gebäuden, die Kaiser Dio-
kletian errichten liess, und wunderbar genug schliesst der achteckige Jupiterstempel in dessen
Anlagen zu Salona (dem heutigen Spalatro) die Kreuzform in sich ein. Sollten die Baumeister
Christen gewesen seyn, möchte mit diesem Umstände wohl die Sage in Verbindung stehen, dass
Diokletian vier Baumeister in der Tiber habe ertränken lassen, weil sie sich weigerten, einen
heidnischen Tempel zu bauen. Die spätere teutsche ßaubruderschaft nahm diese vier Baumeister
als Märtyrer und Schutzpatrone auf, und stellte sie als gekrönte Heilige öfters dar.
Die Verlegung der kaiserlichen Residenz von Rom nach Byzanz unter Konstantin (330) bot
Gelegenheit, die Keime des neuen Styls etwas mehr zu entfalten, aber erst die Wiedererbauung
der Sophienkirche durch Justinian (537) bewirkte eine allgemeine Kunstthätigkeit und zugleich
eine Befestigung der neuen Formen. Das Motiv dieser Kirche, das gleicharmige griechische Kreuz
wurde nun häufig gewählt, und die Kunst verhreitete sich von Byzanz aus nach andern Ländern.
In Rom geschah während dieser Zeit wenig für Künste, bei Bauten wurden die vor-
handenen Werkstücke und Säulen benützt, die bestehende Basilika aber wurde allgemein zur
Kirche eingeweiht oder umgeschaffen. Theodorich begünstigte zwar sehr die Künste, jedoch
musste er seine Vorsorge mehr der Erhaltung des Bestehenden, als der Errichtung neuer Werke
zuwenden.
Das Gedränge der Völker und der Wechsel der Herrschaften erlaubte in Italien keine höhere
Kunstentwicklung, bis es den Longobarden, dem gebildetsten der germanischen Stämme gelang,
im nördlichen Theile dieses Landes festen Wohnsitz (5G8) zu gründen, und einen dauernden
Frieden unter ihrem König Agilulf zu erwerben. Theodolinda, Agilulfs Gemahlin, liess im An-
fange des siebenten Jahrhunderts zu Monza eine Kirche und einen Pallast erbauen, und letztern
mit Bildern aus der Geschichte der Longobarden ausschmücken. Nach diesem Beispiele wurden
allenthalben im Lande Kirchen gegründet, und hier in der Lombardei wurden die noch immer
unverbundenen Elemente byzantinischer und älterer Kunst mit der, diesem germanischen Volke