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8 Die Kreuzabnahme
Um 1633, Öl auf Holz, 89,5 x 65 cm.
München, Alte Pinakothek
Die Tafel gehört zu einem Passionszyklus
von fünf Bildern, die der Statthalter der Nieder-
lande, Prinz Friedrich Heinrich von Oranien,
gekauft und teilweise bestellt hatte. 1646 erwei-
terte Rembrandt die Serie um zwei weitere Dar-
stellungen aus dem Leben Christi, »Die Anbetung
der Hirten« und »Die Beschneidung Christi«. Den
Rontakt zum Hof im Haag hatte Constantijn
Huygens, der Sekretär des Statthalters, vermittelt.
Sieben Briefe Rembrandts an Huygens, die den
Zyklus betreffen, sind erhalten, die einzigen
überlieferten Schriften Rembrandts. Die
Geschichte des Zyklus läßt sich aus ihnen rekon-
struieren.
Das künstlerische Leben in Holland wurde
von der bürgerlichen Gesellschaft bestimmt.
Intime Bilder zum Schmuck privater Wohnräume
und offizielle Portraits von Amtspersonen
bildeten die Aufgaben der Maler. Darin unter-
scheidet sich Holland grundsätzlich vom übrigen
Europa, wo der Barock im Dienste der absolu-
tistischen Herrscher und der selbstbewußten
katholischen Kirche der Gegenreformation seinen
höchsten Glanz entfaltete. Der klassische Künst-
ler des Hochbarock war Rubens. Er wurde von
Königen und Kardinälen hoch geehrt und mehr-
fach geadelt; seine Bilder sind großzügig und
effektvoll komponiert, pathetisch und gelehrt.
Der bescheidene Hof im Haag orientierte
sich an der Kultur der ungleich prachtvolleren
Residenzen des übrigen Europas und lehnte sich
besonders an den erzherzoglichen Hof in Brüssel
an. Flämische Meister arbeiteten oft für den Statt-
halter. Rembrandt kam in seiner barocken Phase
dem Geschmack des Prinzen von Oranien ent-
gegen, insbesondere dann, wenn er sich Rubens
zum Vorbild nahm. Die Ähnlichkeit der »Kreuz-
abnahme« mit dem Bild, das der flämische Maler-
fürst für den Hochaltar der Antwerpener Kathe-
drale schuf, liegt auf der Hand. Dennoch ist die
Wirkung der beiden Bilder sehr unterschiedlich.
Rembrandts Bild wirkt wohl dramatisch und zeigt
»die stärkste und natürlichste Bewegung«, wie
Rembrandt selbst im Briefe vom 12.1.1639 an
Huygens schreibt, aber es bleibt verhalten, ge-
fühlvoll und mystisch verklärt.
8 Die Kreuzabnahme
Um 1633, Öl auf Holz, 89,5 x 65 cm.
München, Alte Pinakothek
Die Tafel gehört zu einem Passionszyklus
von fünf Bildern, die der Statthalter der Nieder-
lande, Prinz Friedrich Heinrich von Oranien,
gekauft und teilweise bestellt hatte. 1646 erwei-
terte Rembrandt die Serie um zwei weitere Dar-
stellungen aus dem Leben Christi, »Die Anbetung
der Hirten« und »Die Beschneidung Christi«. Den
Rontakt zum Hof im Haag hatte Constantijn
Huygens, der Sekretär des Statthalters, vermittelt.
Sieben Briefe Rembrandts an Huygens, die den
Zyklus betreffen, sind erhalten, die einzigen
überlieferten Schriften Rembrandts. Die
Geschichte des Zyklus läßt sich aus ihnen rekon-
struieren.
Das künstlerische Leben in Holland wurde
von der bürgerlichen Gesellschaft bestimmt.
Intime Bilder zum Schmuck privater Wohnräume
und offizielle Portraits von Amtspersonen
bildeten die Aufgaben der Maler. Darin unter-
scheidet sich Holland grundsätzlich vom übrigen
Europa, wo der Barock im Dienste der absolu-
tistischen Herrscher und der selbstbewußten
katholischen Kirche der Gegenreformation seinen
höchsten Glanz entfaltete. Der klassische Künst-
ler des Hochbarock war Rubens. Er wurde von
Königen und Kardinälen hoch geehrt und mehr-
fach geadelt; seine Bilder sind großzügig und
effektvoll komponiert, pathetisch und gelehrt.
Der bescheidene Hof im Haag orientierte
sich an der Kultur der ungleich prachtvolleren
Residenzen des übrigen Europas und lehnte sich
besonders an den erzherzoglichen Hof in Brüssel
an. Flämische Meister arbeiteten oft für den Statt-
halter. Rembrandt kam in seiner barocken Phase
dem Geschmack des Prinzen von Oranien ent-
gegen, insbesondere dann, wenn er sich Rubens
zum Vorbild nahm. Die Ähnlichkeit der »Kreuz-
abnahme« mit dem Bild, das der flämische Maler-
fürst für den Hochaltar der Antwerpener Kathe-
drale schuf, liegt auf der Hand. Dennoch ist die
Wirkung der beiden Bilder sehr unterschiedlich.
Rembrandts Bild wirkt wohl dramatisch und zeigt
»die stärkste und natürlichste Bewegung«, wie
Rembrandt selbst im Briefe vom 12.1.1639 an
Huygens schreibt, aber es bleibt verhalten, ge-
fühlvoll und mystisch verklärt.