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Guhl, Ernst Karl [Hrsg.]; Caspar, Josef [Hrsg.]; Lübke, Wilhelm [Bearb.]
Denkmäler der Kunst: zur Übersicht ihres Entwicklungs-Ganges von den ersten künstlerischen Versuchen bis zu den Standpunkten der Gegenwart (Band 4): Die Kunstdenkmäler der Gegenwart — Stuttgart, 1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.2145#0005
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VORWORT.

Als ich auf den Wunsch der Verlagshandlung es übernahm, den von Herrn Dr. Guhl
bisher geleiteten Atlas zur Kunstgeschichte fortzuführen, hatte ich nach zwei Seiten hin eine Ver-
vollständigung des Werkes ins Auge zu fassen. Einestheils galt es, die durch die Oekonomie
bedingt gewesenen Lücken mit Berücksichtigung der Resultate neuerer Forschung auszufüllen.
So konnte z. B. die genauere Darstellung der Baudenkmäler von Byzanz, wrelche wir Salzenberg’s
verdienstlicher Arbeit verdanken, zur Ergänzung der Tafeln byzantinischer Kunst herangezogen
werden; so gaben die neuerdings in Deutschland aufgedeckten Wandbilder der romanischen Epoche
wichtige Aufschlüsse über die Malerei des frühen Mittelalters; so boten die meisterhaften fran-
zösischen Photographieen, in denen man die zuverlässigsten Anschauungen der mittelalterlichen
Kunstwerke Frankreichs zu sammeln begonnen hat, das trefflichste Material zur vollständigeren
Darlegung der gothischen Skulpturentwicklung. Auch die antike Skulptur ging nicht leer aus
und ist auf einer Tafel ergänzt worden, indem ich nicht allein mein Augenmerk auf besonders
berühmte und durch ihre Schönheit bemerkenswerthe Denkmäler, sondern auch auf annähernde
Vervollständigung des Darstellungskreises der antiken Kunst richtete. Dabei war noch die Doppel-
rücksicht festzuhalten, einerseits das vollendete Atlas-Werk in seinem wohldurchdachten ökono-
mischen Gleichgewichte nicht zu stören, andrerseits auch diejenigen Monumente auszuschliessen,
welche Kugler in seinen beiden neuen, aus demselben Verlage hervorgegangenen Publicationen,
seiner „Geschichte der Baukunst“ und seiner neuen Ueberarbeitung des „Handbuches der Kunst-
geschichte“ als Illustrationen aufgenommen hat. Nur so war die Absicht durchzuführen, nach
welcher der gesammte Bildervorrath dieser drei Werke ein sich gegenseitig ergänzender, alles
Bedeutende, Wichtige und Charakteristische möglichst reichhaltig umfassender Apparat für die
Anschauung der kunstgeschichtlichen Entwicklung werden soll. Kundigen werden daher die
Schwierigkeiten nicht entgehen, welche meine Ergänzungsarbeit mit sich brachte.

Der andere bei Weitem umfangreichere Theil meiner Aufgabe ging dahin, die Geschichte
des neuen Aufblühens der Kunst der Gegenwart bis auf die Mitte unsres Jahrhunderts heranzu-
führen und zu veranschaulichen. Ich hatte zu diesem Ende da anzuknüpfen, wo der dritte Band
der „Denkmäler“ stehen geblieben war: bei den ersten Keimen dieser neuen Entfaltung in den
zwanziger Jahren. Wer sich jemals in eingehender Weise mit dem Studium der neuesten Kunst
beschäftigt hat, wird die zahllosen inneren und äusseren Hemmnisse, welche bei diesem Theile
des Unternehmens auf jedem Schritte sich in den Weg stellten, annähernd zu ermessen im Stande
sein. Eine ausführlichere Darlegung derselben würde den Raum eines Vorworts überschreiten.
Doch sei es gestattet, nur auf den einen Umstand hinzudeuten, dass während die eigne Anschauung
hier bei Weitem nicht überall möglich war, es an genügenden Vorarbeiten über die Kunst der Ge-
genwart mangelt, und das Material meistens mühsam aus heimischen und fremden Zeitschriften, aus
vielfach zerstreuten Mittheilungen von sehr verschiedenem Werthe mit kritischer Sorgfalt zusammen-
getragen werden musste. Die wichtigste und zuverlässigste Quelle wird wohl einstweilen das Stutt-
garter Kunstblatt und das als Fortsetzung desselben zu betrachtende Deutsche Kunstblatt bleiben.
Ich bin überzeugt, dass ich jene Hindernisse nicht immer überwunden habe, dass ich man-
chem Irrthum und Fehlgriffe anheimgefallen bin. Indess schöpfe ich aus dem Bewusstsein, mit
möglichst unbefangenem Sinn und redlichem Eifer an’s Werk gegangen zu sein, die Hoffnung auf
eine nachsichtige Beurtheilung. In der Anlage und Anordnung der Tafeln., in Ton und Haltung
des Textes war ich bemüht, der Arbeit meines geschätzten Vorgängers des Herrn Dr. Guhl mich
so treu wie möglich anzuschliessen, um dem Atlaswerke seinen einheitlichen Charakter zu bewahren.
Zur richtigen Würdigung meiner Arbeit wolle man daher festhalten, dass der leitende Grundge-
danke, wie in den übrigen Atlastheilen, ein kunsthistorischer war: es konnte daher nicht
sowohl die Frage sein, ob die aufzunehmenden Monumente als vollendete Manifestationen der Idee
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