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des vormaligen Kyme. Von Griechen aus Euböa bereits im elften Jahrhundert
vor Christus gegründet, war diese Kolonie von höchster Bedeutung für die weitere
Ausbreitung hellenischer Kultur auf dem süditalischen Festlande, wurde dann um
420 von den Samnitern zerstört, im Jahre 357 eine römische Stadt und geriet
nach und nach in Verfall. Schon vor den Samnitern wurde Cumae zuweilen
hart von ihren Nachbarn bedrängt und mußte mit den Etruskern manchen bösen
Strauß ausfechten. Unter gotischer Herrschaft hob sich die Bedeutung Cumaes
zeitweise wieder, hier in der festen Burg lag wohlverwahrt der gotische Königs-
schatz, bis er nach der Belagerung und Einnahme durch Narses nach Byzanz ent-
führt wurde; es kam hernach aber in sarazenische Gewalt und war zuletzt der
Schlupfwinkel der Piraten, bis die von diesen stark belästigten Bewohner Neapels
und anderer Städte der Umgebung dem Treiben ein Ende machten und dem alten
Sitze endgültig den Gnadenstoß gaben.
Die Unterstadt lag auf einem im Osten und auch gegen das Meer schroff
abfallenden Tuffrücken, und im Norden erhob sich auf 82 w hoher, steil ab-
stürzender Warte die Akropolis. Deutliche Reste der alten Mauern sind an vielen
Stellen des Akropolisfelsens zu erkennen. Seine Eingeweide sind von Stollen,
Gängen und Grabkammern durchwühlt, und hier soll auch die berühmte Sibylle
gehaust haben, deren Bild der große Meister von Urbino in Santa Maria della
Pace zu Nom mit unsterblicher Hand in Farben gebannt hat. Aus den hier ent-
deckten Gräbern stammen gar manche Kostbarkeiten der Museen von Neapel.
VII. Ischia, Procida und Divara,
die vulkanischen Inseln im Südwesten von Neapel
Ischia ist mit einem großen, wohlgepflegten Garten zu vergleichen, 46 echw
groß und bergiger Natur. Sein höchster Punkt, der Epomeo, ragt 789 m über
den Meeresspiegel empor. Von der durchaus vulkanischen Natur des Eilands,
von seinem geologischen Bau und von den Erdbeben, die des öfteren schon diesen
wundervollen Fleck italienischer Erde unterwühlt haben, ist bereits Näheres gesagt
worden, auf das hier verwiesen sei. Ischias äußere Gestalt entspricht etwa einem
unregelmäßigen, sehr buchtenreichen Viereck, dessen breiteste Seiten dem Norden
und dem Süden zugekehrt sind, während von den beiden übrigen die größere nach
Westen schaut, dem die einer Pyramide nicht unähnliche Gestalt des Epomeo
aufgesetzt ist. Die Bevölkerung mag etwa 30000 Seelen betragen; ihre Erwerbs-
zweige bestehen, abgesehen von dem Gewinn aus dem Fremdenbesuch, der jährlich
eine ganz beträchtliche Summe auf der Insel zurückläßt, aus Wein- und Obstbau
und etwas Fischfang, daneben auch aus kleinen Industrien, deren eine, die Ver-
arbeitung der „Creta", schon früher Erwähnung gefunden hat (S. 7). Eine andere
ist die Strohflechterei, welche besonders in Lacco Ameno an der Nordwestseite von
Ischia lebhaft betrieben wird und auch die Veranlassung zur Gründung einer
Schule für dieses Gewerbe war. Ischias Bewohner sind ihres schönen Körper-
baues wegen berühmt, den Frauen wird viel Grazie und besondere Begabung
im Tarantellatanzen nachgesagt.
Im Altertum sind die Griechen auf Pithekusai oder Aenaria, wie Ischia
damals hieß, seßhaft gewesen, die im Jahre 470 v. Ehr. durch einen vulkanischen
Ausbruch vertrieben worden sein sollen. Dann fiel die Insel unter die Herrschaft
der Römer, hatte später viel in den Stürmen der Völkerwanderung zu leiden,
kam in die Gewalt der Sarazenen, kämpfte als Bundesgenossin Siziliens gegen
die Fürsten des Hauses Anjou und geriet endlich im Jahre 1299 unter die Bot-
mäßigkeit Karls II. von Neapel. Seither hat es Freud und Leid mit dieser
Stadt geteilt. Als Kuriosum mag erwähnt werden, daß Pithekusai im Altertum
Goldbergwerke gehabt haben soll, denen die ersten griechischen Kolonisten ihren

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