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Haeckel, Ernst
Die Radiolarien (Rhizopoda radiaria) ; eine Monographie (Band 1,1) — Berlin, 1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.27324#0167
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rings von einer mehrfachen Schicht kleinerer umgeben, alle unter einander zusammengehalten durch
das allseitig dazwischen ausgespannte Netz der zusammenhängenden Sarkodefäden aller Nester. Die
der centralen Alveole zunächst liegenden Nester waren die kleinsten; nach aussen nahm die Grösse
der Nester zu. In einigen Fällen war damit zugleich das in der Figur angedeutete Yerhältniss
verbunden, dass die kleinsten, innersten Nester dunkelblau tingirt, die mittleren heller gefärbt, und
die äusserslen grösstenund mit Schale umgebenen fast farblos w7aren. An vielen der mittleren und be-
sonders der innersten Nester liess sich nun in mehreren Qualstern der Collospliaera Huxleyi die
Theilung durch bisquitförmige Einschnürung in 2 gleiche Hälften ganz in gleicher Weise, wie bei
Collozoum und Sphaerozoum verfolgen. An den äusseren Nestern war sie niemals sichtbar und kann
natürlich, wenn die unveränderliche Kieselschale hier einmal gebildet und das Individuum als solches
damit abgeschlossen ist, ebenso wenig, als bei den mit zusammenhängendem Kieselskelet versehenen
Monozoen erfolgen. Es scheint also, dass die Collosphaeren-Qualster von innen heraus allseitig
wachsen, indem die inneren, schalenlosen Individuen beständig durch Selbsttheilung an Zahl zunehmen
und einen Theil der neugebildeten Nester nach aussen an die Peripherie vorschieben, wo diese sicli
mit einer Schale umgeben. Die Schalenbildung erfolgt erst, wenn diese Individuen eine bestimmte
Grösse erreicht haben. Von besonderem Interesse sind hier die in Fig. 6 und 7 auf Tafel XXXIV
abgebildeten Formen mit bisquitförmig in der Mille eingeschnürter Kieselschale, welche ich unter
vielen Hunderten von beobachteten Individuen nur 3 oder 4 mal bemerkt habe. Es ist hier natürlich
nicht an eine Theilung der Schale zu denken, sondern an eine gleichzeitige Bildung der Gitterschale
um 2 ganz nahe hei einander gelegene Nester, so dass ein Theil des Binnenraums beider Schalen
zusammenfällt. Lagen die beiden Nester im Momente der Schalenbildung sehr nahe beisammen, so
geschieht es auch, dass beide in eine gemeinsame, kugelige oder ellipsoid verlängerte Schale ohne
Einschnürung eingeschlossen werden, wie dies bei einigen in Messina beobachteten Zwillingsindividuen
der Fall war. Die Bildung neuer Qualster durch wiederholte Theilung losgelöster Einzelthiere ist
bei Collospliaera natürlich nur dann möglich, wenn das isolirte Thier noch ohne Schale ist, oder
aus der bereits gebildeten Kieselschale nachträglich auf irgend eine Weise wieder befreit wird.
Vermuthlich geschieht das letztere auf normalem Wege ebenso wenig, als bei den mit zusammen-
hängenden Kieselskeleten versehenen Mouozoen.

Während hei den meisten Monozoen, namentlich allen Acanthometriden und eigentlichen Poly-
cystinen (mit „Gitterschale“) die innige Beziehung der Centralkapsel zum Skelet (insbesondere hei
den Entolithien) eine Vermehrung der Thiere durch Theilung der Centralkapsel, sobald das Skelet
gebildet ist, unmöglich macht, so'scheint dieselbe dagegen bei den Thalassicoliiden wohl vorzukommen.
Da hier das Skelet wie bei den Sphaerozoiden (Sphaerozoum, Collozoum) sich verhält, also entweder
ganz fehlt oder nur in Form vieler einzelner, unzusammenhängender Kieselstücke (Spicula) in dem
Mutterboden rings um die Centralkapsel zerstreut ist, so ist hier eine Vermehrung der Thiere durch
Theilung der Centralkapsel ebenso gut, als hei den schalenlosen Polyzoen, denkbar. Ich besitze nur eine
einzige darauf bezügliche Beobachtung, welche die auf Taf. III, Fig. 10—13 abgebildete Thalassoplancta
cavispicula hetriirt, wo 2 von Pigment und hohlen Spicula umgebene Centralkapseln dicht bei einander lagen.
Allein da ich von dieser Art ausserdem nur noch ein einziges Individuum gesehen habe, welches eine ein-
fache Centralkapsel besass, aber todl und von einer Gallerte umschlossen war, so bleibt die Bedeutung dieser
doppelten Kapsel vorläufig dahin gestellt; man könnte sie ja auch für den Anfang einer Colonie halten.

Mit eben der Sicherheit, mit der ich die beschriebenen Einschnürungsformen der Centralkapseln
auf Fortpflanzung durch Theilung beziehe, glaube ich andere Zustände der Cenlralkapsel als eine
Vermehrung durch endogene Keimbildung deuten zu können. Dieselbe besteht wesentlich
darin, dass der gesammle Inhalt der Cenlralkapsel in viele gleiche Portionen (Tochternester, Keim-
linge oder innere Knospen) zerfällt, deren jede sich mit einer Membran umgiebt. Wahrscheinlich
platzt schliesslich die Membran des sehr vergrösserten Mutternesles und die einzelnen jungen Nester
gehen aus einander. Die erste derartige Beobachtung machte ich bereits im Mai 1859 in Neapel, wo

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