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Hager, Werner
Die Ehrenstatuen der Päpste — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 7: Leipzig: Bibliotheca Hertziana, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.48325#0023
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und zwar die Universalität der Macht, in ihrem Weltreiche dachten und sogleich
das Bedürfnis empfanden, den Träger dieser universalen Macht an das Jenseitige
unmittelbar anzuknüpfen, ihn von den Göttern her zu legitimieren. Liegt doch
im Thronen der Begriff der rechtmäßig von der Gottheit verliehenen Macht-
vollkommenheit; der gottähnlich Erscheinende ist Statthalter des Gottes auf
Erden und genießt entsprechende Verehrung.
So wird der Imperator zum Divus und Sohne der Götter, und auf den Gemmen
des Augustus umgeben den Kaiser die allegorischen Gestalten, welche seine
göttliche Rückverbindung und den Umfang seiner Macht bedeuten. Diese alle-
gorisch ausgeprägte Verherrlichung der Kaiserwürde ist auf dem Wege über
spätantike Darstellungen wie den Silberschild des Theodosius1 das Vorbild der
mittelalterlichen Majestas geworden. Aber auch in der sonst ganz in humanisti-
schem Geiste gehaltenen Statue von Primaporta ruft der kleine Erot zu Füßen
des Kaisers seinen göttlichen Stammbaum, sein Redegestus und seine Tracht das
auf sein Wort hörende Heer und Volk in Erinnerung.
Trotz dieser Neigung zur Herrschersymbolik ist das Thronen aber im Altertum
auch bei den Römern nie verbindlich für die Statuen der Kaiser gewesen, son-
dern nur immer eine Form der Darstellung unter anderen. Der Einfluß des grie-
chischen stehenden Helden blieb lebendig, und nur für den eigentlichen Kaiser-
kult dienten durchweg Thronbilder2.
Von Grund aus änderte sich dieser Zustand, als die humanistischen Begriffe
vom Christentum entwertet wurden, Würde zur Zeremonie erstarrte. Damit
wurde die Allegorie wichtiger und die Einheit von Form und Inhalt zu-
gunsten des letzteren gesprengt. Zugleich ging das Christentum seine Ver-
bindung mit der Macht des Staates ein, und dafür wurde der thronende Cäsar
zum Symbol3, denn sowie das Christentum zur Staatsreligion geworden war,
suchte sich der Kaiser zu der neuen Gottheit in ein der ehemaligen Divini-
sierung entsprechendes bevorzugtes Verhältnis zu setzen4. Zugleich aber
wurde auch der antikschöne, als guter Hirte und ähnlich erscheinende Chri-
stus der frühchristlichen Zeit zum thronenden Weltenrichter umgeschaffen.
So laufen also zwei Verzweigungen der Tradition des Thronens, Kaiser und
Christus, nicht ohne fortwährenden Bezug aufeinander ins Mittelalter hinein.
1 Vgl. zu dem Folgenden: P. E. Schramm „Das Herrscherbild in der Kunst des frühen Mittelalters“. Vorträge
der Bibi. Warburg 1922/23, Leipzig 1924. Schild des Theodosius: S. 189 und Abb. 5.
2 Eine Zusammenstellung von Sitzstatuen bei Reinach, Repert. de la statuaire grecque et rom. Paris 1897, II,
S. 582. Mitunter findet sich der Kaiser als Feldherr auf dem Feldstuhl sitzend, vgl. Anaglypha Traiani und ein
nicht unbezweifeltes Relief bei Lugli, Forma Italiae, Regio I, Taf. 1.
3 Seit Constantin wird das Thronen auf den Münzen häufiger. Vgl. Mattingly, Roman Coins, London 1928.
4 Darüber sehr merkwürdige Ergebnisse der „Triskaidekadischen Studien“ von Weinreich in den Religions-
gesch. Versuchen und Vorarbeiten XVI, 1916-19: Constantin als „der Apostelgleiche“ und die religiös-politische
Tendenz seiner Grabeskirche, ferner gegenseitige Übertragung von Würden Christi und des Kaisers in Byzanz.

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