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Hainhofer, Philipp; Doering, Oskar [Hrsg.]
Des Augsburger Patriciers Philipp Hainhofer Reisen nach Innsbruck und Dresden — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Neuzeit, Band 10: Wien: Verlag von Carl Graeser & Co., 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.58994#0217
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— 207 —
Ain helffenbainerin schübkästlein mit wolriechendem rothem zahnpulfer.
Ain silberin kästlein mit allerhand ungventis, vnd in der mitten ligen
allerhand emplastra.
In der nenndten Schubladen sein silberne instrumenta von spatteln, clistier-
röhrlein, mörser vnd becher.
Vnder den Instrumenten ist ain fach mit kuchlein.
Das ganze Apotecklein kästlein ist gar künstlich von lauter schönem
helffenbain mit helffenbainernen geflammeten [Fol. 417 r.J gesiimslein gezieret . . .
{Nachrichten über den Hofapotheker Johann Wechinger.
Gesprächei\
Wir wurden auch der deutschen tapaken saufer zu red, deren getrankh
all’ Inglese, nit von iedem medico approbiert wiirdt1)«
[Fol. 417 i’.] Aus der apotecken sein wir die stiegen hinauf
gangen, vnd im vorzimmer contrafettete schwein, aurochsen vnd
beeren hangen sehen.
Hernach zum Brandenburgischen gemach kommen, die kam-
mer, audienz vnd retirata zimmer besehen, welche Ao: 1617 Kayser
Matthias lobwürdigster gedächtnus innen hatte.
In diser kammer war das Churfürstlich trawbett aufgemacht,
alles mit gold vnd perlen gestickt, so Reichsthaler solle gekostet
haben: Ihre Mayestätt aber schlieffen in Ihrem aignen bett, vnd
stunde das traubett nur zum brangen vnd zierde da.
Oben an diser kamerdeckin sein gemahlt 2 wassergötter vnd
2 wassergöttinen, welche ainen veberal ansehen, vnd sich gleichsam
nach ihm wenden, er stehe in der kammer, wo er wolle: uti
fertur Amulium quondam Minervam pinxisse, quae spectantem
spectabat, quacunqve aspiceretur.2)
An diser Cammer ist die Ritterstuben.
Darnach der stainin saal, oder Türckische saal, dessen
tapezereyen von Türcken sein. Es ligt diser saal voller geweih,
die Ihre Churfrl. Drl. ab disem letsten iagen herein geschickt, da
Sie dann in wehrender Ihrer regierung veber die 8000 hirsch
gewicht auf geschnittene köpf sezen, vnd hin vnd wider in
schlossern aufhängen lassen.
') Hierzu gehört ein in W 3 eingeschaltetes Flugblatt in fol., betitelt:
»Der deutsche Tabaktrinker.« Kpf., darstellend 3 Cavaliere an einem Tische
sitzend, die sich mit Rauchen und Zechen unterhalten. Daneben ein Narr mit
riesiger Thonpfeife, der sich erbricht und dabei lauter Eselsköpfe und Grillen
von sich gibt. Darüber und darunter langes Spottgedicht auf das Tabakrauchen.
Augsb. bei Matth. Rembold 1630.
’2) Plin. 35, 120. Vgl. Brunn, Gesch. d. griech. Künstler II, 206 f.
 
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