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Hallbaum, Franz
Der Landschaftsgarten: sein Entstehen und seine Einführung in Deutschland durch Friedrich Ludwig von Sckell 1750 - 1823 — München, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.20320#0121
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DIE WERKE

DER PFÄLZISCHEN AMTSPERIODE

SCHWETZINGEN

Es ist hier kein x\nlaß, die kontroverse Geschichte des Schwetzinger Schloß-
baues aufzurollen. Denn in den fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts,
als die Familie Sckell nach Schwetzingen übersiedelte, bestand das Schloß
bereits in jener halbfertigen Fassung, in der wir es heute sehen: ein unge-
füger Block, zu steil, um sich der Gartenanlage mitzuteilen, flankiert von
zwei Zirkelhäusern, deren eingeschossige Form und elegante Gliederung die
Mängel des Hauptgebäudes um so empfindlicher hervortreten lassen. Die
Zirkelhäuser, im Typ von Orangerien aufgeführt, aber dennoch zu Wohn-
zwecken bestimmt, stammten von Galli Bibiena und Baballiati und warteten
noch immer auf die Erneuerung des Hauptschlosses1). Möglich, daß man
durch ein Pavillonsystem, ähnlich wie in Nymphenburg, das Ganze noch hätte
retten können. Damals aber war man der Monumentalprojekte bereits müde
geworden, und das Interesse war abgewandert in die Filialschlösser und Gar-
tenstaffagen, in deren Gestaltung Nicolas Pigage ein dankbares Wirkungsfeld
findet. Es war daher geschichtlich gesehen nicht unvorbereitet, wenn im Laufe
der zweiten Jahrhunderthälfte, in engem Zusammenhang mit dem Aufstieg
Sckells, das Gärtnerische über die Baulichkeiten überhaupt triumphiert, ein
Vorgang, der in der Ernennung Sckells zum Oberintendanten der Anlage seine
formelle Bestätigung findet.

In den gleichen fünfziger Jahren, von denen wir ausgehen, war die Anlage
des ausgedehnten französischen Gartens bereits zu ihrer Vollendung vorge-
schritten. Wenigstens lagen die Richtlinien fest, nach denen die Ausgestaltung

i) Zur Geschichte des Hauptbaues und der Neubauprojekte vgl. Rudolf Sillib: Schloß und
Garten in Schwetzingen, Heidelberg 1907, S. 1—22; Anhang. — Rudolf Lüttich: Schloß-
garten und Barockbau, eine Schwetzinger Studie, Heidelberg 1924, S. 19 ff. — Wilh. W. Hoff-
mann: Die Pläne Franz Wilhelm Raballiatis zur Schwetzinger Residenz. Neues Archiv für
die Geschichte der Stadt Heidelberg und der Kurpfalz; 11. Bd., 4. Heft, Heidelberg 1924,
S. 297-303.

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