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J. Halle, Antiquariat; J. Halle, Antiquariat [Hrsg.]
Katalog / J. Halle, Antiquariat, München (Nr. 50): Manuskripte vom XI. bis zum XIX. Jahrhundert — München: J. Halle, Antiquariat, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.56405#0007
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ANTIPHONALE MISSA RUM SANCTI GREGORII ET SACEAMEN- i
TARIUM CUM CALENDARIO ECCLESIAE SALISBURGENSIS.
Manuskript auf Pergament mit Notierung der Melodien in Neumen
ohne Linien, einer blattgrossen Federzeichnung und 11 grossen Initialen.
Salzburg. Mitte des n. Jahrhunderts, mit Zusätzen aus späterer Zeit.
171 Blatt. Klein-Folio (26,5 : 19 cm). Lederholzband. 18000.—
Kostbare Handschrift von vielseitigem Interesse : für die Geschichte des
Kirchengesangs und der kirchlichen Dichtung, für die Kunst und die Orts-
geschichte Salzburgs im 11. Jahrhundert und in der folgenden Zeit.
Die ursprünglichen Bestandteile des Kodex aus der Mitte des II. Jahrhunderts waren
das Kalendarium der Diözese Salzburg, das Antiphonarium (Graduale) und das Sacramen-
tarium. Diese beiden letzteren, hier nur äusserlich verbundenen Hauptstücke des späteren
Missale plenum erhielten im Laufe der Zeit den Erweiterungen der Liturgie entsprechend
manche Ergänzungen, und Altes und Neues wurde etwa gegen Beginn des 15. Jahrhunderts
in einem Einband vereinigt, der jetzt noch Grundstock und Zusätze ohne rechtes System
untereinander vermischt zusammenhält.
Das Kalendarium (Bl. 1 b bis 7 a). Am Anfang eines jeden Monats ein Hexameter,
z. B. Januar: Jani prima dies et septima a fine timetur; März: Martis prima necat cuius
sic cuspide quarta est, usw. Durch rote Schrift sind nur das grosse Monogramm K 1, die
Überschriften „Januarius habet dies XXXI“ etc., die Zahlen der Monatstage und die Monats-
zeichen hervorgehoben. Die Namen der besonders verehrten Heiligen sind durch nichts
betont, sondern gewöhnlich schwarz geschrieben, die Hauptfeste, die Marien- und Apostel-
feste durch Unzialen gekennzeichnet.
Das Kalendarium ist aussergewöhnlich reichhaltig im Hinblick auf die Salzburger Kalender
aus dem 11. Jahrhundert in dem Cod. lat. III, CXXIV der Bibliotecä Marciana zu Venedig
(Ebner, Missale Romanum, 1896, S. 278 u. 351) und dem Clm. 11 004 der Hof- und Staats-
bibliothek zu München (Lechner, Kirchenfeste, 1891, S. 127). Die Zugehörigkeit des Kalenders
zur Diözese Salzburg und vielleicht sogar zum Dome ergiebt sich aus den Festen der Salz-
burger Heiligen: Ruperti epi. (27. März und 24. September) und Erintrudis V. (30. Juni),
sowie durch einen Nachtrag unterm 25. September: Dedicacio maioris ecclesiae Salzpurgensis.
Der jüngste Heilige des ursprünglichen Kalenders ist der 1038 gestorbene Bischof Gode-
hard von Hildesheim. An seinem Tage, dem 5. Mai, scheint zuerst das Fest „Ascensio
Domini“ gestanden zu haben, doch sind diese beiden Worte radiert und daneben ist von
derselben Hand, die das übrige Kalendarium geschrieben, „Gothehardi epi.“ gesetzt. Der
älteste Nachtrag von einer anderen Hand ist der des hl. Erhard (8. Januar), der 1052 kanoni-
siert wurde; vor dieses Jahr, etwa um 1050, müssen wir die Entstehung der alten Teile des
Kodex annehmen. Später sind dann noch nachgetragen: Erasmus (3. Juni), Translatio
S. Martini (4. Juli), Translatio S. Nicolai (1087 oder 1100? 9. Juli), Valentinus (4. Aug ),
Oswaldus (5. Aug.), Romanus (9. Aug.), Virgilius (Jnventio 1181, Canon. 1233. 26. Sept.
27. Nov.), Elisabeth (19. Nov.), Katharina (25. Nov.), ferner das Fest Conceptio S. Mariae
(8 Dez.).

J. HALLE, ANTIQUARIAT, MÜNCHEN. KATALOG 50.
 
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