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J. Halle, Antiquariat; J. Halle, Antiquariat [Hrsg.]
Katalog / J. Halle, Antiquariat, München (Nr. 50): Manuskripte vom XI. bis zum XIX. Jahrhundert — München: J. Halle, Antiquariat, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.56405#0009
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XI. JAHRHUNDERT, 3
Bl. 116 a setzt das alte Sacramentarium mit dem Sonntag Septuaginta wieder ein. Die
Reihenfolge weicht von dem Sacramentarium Gregorianum in Muratoris Liturgia. Romana
vetus (Venetiis 1748) in vieler Hinsicht ab. Die Einrichtung ist so, dass zuerst die Propria
de tempore von Septuaginta bis Octava Pentecostes kommen (nebst den Benedictiones
Palmarum, Cerei mit später dazugeschriebenen Neumen, Bl. 116 a—139 b), dann die Propria
Sanctorum von Silvester bis Thomas Apostolus (Bl. 139 b—156 b), zum Schluss die Dominica
I. bis XXI. post Pentecosten (Bl. 157 a—160 b).
Im Antiphonale und im Sacramentarium sind die Hauptfeste hervorgehoben durch
grosse Initialen in roter Federzeichnung
charakteristisch gebildet von spiralförmig gewundenem Blattwerk in Verbindung mit gro-
tesken Fabeltieren.
Die vielen Erweiterungen zu einem Missale erstrecken sich über mehrere Jahrhunderte
hin, vom 12. bis zum 14., und füllen ganze Bogen wie einzelne Blätter, leere Seite und Ränder
und selbst den freien Raum des Kalendariums: Praefationen, Lektionen, Offizien usw. mit
und ohne Neumen. Besonders erwähnt seien:
Bl. 8 a, 11. [12. Jahrh.: Allelujaverse mit Neumen.
Bl. 65—87, Ende des 14. Jahrh., von einer Hand. Bl. 65 a—66 b: Allelujaverse mit
Neumen ; daran anschliessend Bl. 66 b—69 a verschiedene Gesangsweisen des Kyrie, Gloria,
Credo, Sanctus, Agnus mit Neumen ; Bl. 69 a—86 b:
Zweiundfünfzig Sequenzen
zum grossen Teil mit Neumen, und zwar die bei Blume u. Bannister, Liturgische Prosen
erster Epoche (Analecta hymnica Bd. 53, Leipzig 1911) verzeichneten Nummern 10, 24,
16, 15, 215, 168, 157, 29, 99, 36, 46, 50, 52, 56, 57, 70, 81, 163, 210, 173, 104, 95, 214,
191, 112, 181, 122, 247, 228, 229, 190; bei Kehrein, Lateinische Sequenzen des M. A.
(Mainz 1873) Nr. 83, 514, 846,666,474,254,302,202, 13,264,303, 125, 150, 368, 352, 376,
408, 384, 90, 234; ferner Analecta hymnica vol. 40 Nr. 362 (de S. Vito, ebenfalls nach einer
Salzburger Handschrift).
Bl. 77 a die Sequenz zum hl. Rupertus, dem Schutzheiligen Salzburgs. — Bl. 86 b:
Et cetera pimtschüch. Finis ad est operis posco mercedem laboris. Opere finito sit laus
et gloria Christo.
Bl. 88—99, 13J14. Jahrh., von einer Hand. Bl. 88 a—b: Verschiedene Gesangsweisen
für Kyrie und Gloria mit Neumen. Bl. 89 a—93 a: Neun Sequenzen, accentuiert, und einige
Alleluja mit Neumen (hl. Katharina, hl. Martin), und zwar Kehrein (s. o.) Nr. 408, 514, 474,
846, 352, 376, 813, 368, 63. Bl. 93 a—98 a: Orationes zu verschiedenen Heiligen, Martin,
Erasmus, Oswald, Allen Heiligen, Scholastica, Margareta, Divisio Apostolorum, Maria
Magdalena, Afra, Bernhard, Hieronymus, Quinque vulnera, 11 000 virgines, Elisabeth,
Katherina, Conceptio Virginis, Nicolaus, Vitus u. a. Bl. 98 b—99 b: Verschiedene Prae-
fationes.
Bl. 161—168, 14. Jahrh., von derselben Hand, die das Stück Bl. 65—-87 geschrieben,
eine Anzahl Orationen.
Bl. 169—171 einige Heiligenoffizien, alte Nachträge aus dem 12. Jahrhundert.
Durch diese verschiedenen Stücke aus vier Jahrhunderten gewinnt der Kodex grosses Interesse
für die Entwicklungsgeschichte der Liturgie in der Diözese Salzburg.
Das Schweinsleder des Einbandes hat naturgemäss unter dem Gebrauch des Messbuches
gelitten. — Der Rücken trägt einen alten Zettel mit der Signatur X 218, der vordere Deckel
innen einen schmalen Pergamentstreifen mit den Nummern 6767 2222 3434 1212.
= Siehe die Abbildungen von Blatt 100 b, 46 a und 100a auf den
Tafeln I, II und III. -

J. HALLE, ANTIQUARIAT, MÜNCHEN. KATALOG 50.
 
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