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J. Halle, Antiquariat; J. Halle, Antiquariat [Editor]
Katalog / J. Halle, Antiquariat, München (Nr. 50): Manuskripte vom XI. bis zum XIX. Jahrhundert — München: J. Halle, Antiquariat, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.56405#0010
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XIII. JAHRHUNDERT.

2 GOTIFREDUS VITERBIENSIS. Speculum regum. Manuskript
auf Pergament, geschrieben im Jahre 1250 zu
Rieti (Umbrien). Mit vielen hübschen Zierbuchstaben und
Schnörkelwerk in Rot und Blau. 36 Bll. 4. Pgt. 1800.—
Die älteste bekannte Handschrift des historischen Gedichtes.
Gottfried von Viterbo war von deutscher, wahrscheinlich sächsischer Abkunft. Er be-
suchte die Schule zu Bamberg, kam an den Königshof und -wurde König Konrads Kaplan;
dann widmete er seine treuen Dienste als Kaplan und Notar dem Kaiser Friedrich I. Bar-
barossa, mit dessen Sohn Heinrich VI. ihn Freundschaft verband, später wurde er Kanonikus
zu Pisa und zu Lucca, in seinem Alter hielt er sich dauernd in Viterbo auf.
Um 1183 verfasste Gottfried für den jungen König Heinrich das Speculum Regum in
1453 merkwürdigen lateinischen Versen derart, dass auf zwei Hexameter immer ein Penta-
meter folgt. Von der Sündflut anhebend weist er in dem mit Fabeln -ausgeschmückten
Gedicht den gemeinsamen Ursprung der Römer und der Franken durch die Trojaner nach
und die Vereinigung beider Zweige in Karl dem Grossen, nebst den Taten ihrer Könige bis
zu Pippins Krönung. Der Dichter empfiehlt dem Fürsten, das Buch in den Schulen ein-
zuführen (in puerorum scolis faciat lectitari), „cum sit honestius ystorias et naturas regum
animo puerilis legentis imprimere quam fabulas Choridonis vel pecudes Melibei memoriae
commendare.“
Das Speculum Regum ist, von Georg Waitz herausgegeben, in den Monumenta Ger-
maniae historica, Scriptorum tom. XXII p. 21—93 abgedruckt, doch ungenau, da Waitz
nur spätere Handschriften benutzen konnte. Waitz verzeichnet als älteste Codices: 1 a den
der Advocate’s Library zu Edinburg (Nr. 18. 4. 10) aus dem Ende des 13. oder Anfang des
14. Jahrhunderts; 1 b ein Manuskript des Britischen Museums (Addit. Nr. 11670, aus der
Bibliothek Piccolomini), das eine nicht genaue Abschrift von unserem Codex zu sein scheint,
da es dieselbe Schlussschrift hat, es ist jedoch, ebenso wie 1 a defekt. Alle übrigen Hand-
schriften stammen aus dem 15. Jahrhundert und haben den von einem anderen hinzugefügten
weitläufigen Kommentar.
Dieser Codex von 1250, geschrieben zu Rieti, nicht weit vom Wohnort des Dichters,
Viterbo, stellt demnach die älteste bekannte Form des Gedichtes dar, die von dem auf jüngeren
Abschriften fussenden Abdruck in den M. G. H. in mancher Hinsicht, durch Ergänzung
fehlender Verse, bessere Lesarten etc. abweicht und für die endgültige Textgestaltung von
grösster Wichtigkeit sein wird. '
Bl. 1 a: INcipit speculum regum compositum a magistro Gottifredo Viterbiensi . . .
Vorrede bis Bl. 2 a.
Bl. 2 a: Incipiunt capitula . . Verzeichnis der Kapitel und der Fürsten bis auf Otto IV,
Bl. 4 a.
Bl. 4 a—30 a das Gedicht. Mit vielen kurzen Marginalien „Nota“, meist von
hübschem Rankenwerk eingefasst.
Bl. 30 b—36 a: De omnibus romanis pontificibus cathologus . . . Katalog der Päpste
bis auf Nikolaus.
Bl. 36 a die Schlussschrift:
Explicit über qui dicitur flos regum Scriptus fuit iste über Reate : Anni domini M°. cc°. 1.
Temporibus domini Innocentij quarti papae.
Auf dem Vorsatzblatt der Name eines früheren Besitzers: Franciscus Vantagius.
Über Gottfried von Viterbo vgl. Waitz a. a. 0.; Ulmann, Gotfried v. V., Göttingen
1863; Wattenbach, Geschichtsquellen, Bd. II, Berlin 1886, S. 261—269.
'. Siehe die Abbildung von Bl. 25 a auf Tafel IV. — '

J. HALLE, ANTIQUARIAT, MÜNCHEN. KATALOG 50.
 
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