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der Schrittstellung erinnert die Gestalt des Hauer an den Paulus Lang, es fehlt ihr
jedoch an Schwung und Elastizität, woran nicht zum wenigsten die trockene, abge-
schliffene Behandlung der Falten beiträgt. Das Porträt ist sichtlich und mit allem
Fleisse der Natur abgeschrieben. doch lässt es kall. Es drängt sich einem unwillkür-
lich der Gedanke auf, dass hier wohl eine geübte und geschulte Hand den Meissel
geführt hat, aber wohl auch eine müde. Vielleichl haben wir in dem Grabstein Hauers
des Meisters letztes Sepulkralwerk vor uns.


Al>l>. 139. Von der Grabplatte des Kanonikus
Peter Schaffmannsperger im Domkreuzgäng zu Freising

DEL BILDSCHNITZER S. B.

Der Meister S. R. war ein vielbegehrl er, offenbar hochangesehener Steinmetz,
Sein eigentlichstes Schaffensgebiet war die Grabsteinplastik und damit das Relief.
Nur einmal runden sich ihm seine Gestalten zu fast freien Vollfigureii, in den vier
kleinen Heiligen auf den Flügeln des Marolt-Allares. Wenn wir nun die Frage auf-
werfen, ob etwa der Meister auch in grösseren Freistatuen die dort angedeuteten Fähig-
keiten für monumentale Diktion zu reicher Entfaltung zu bringen verstand, so be-
rühren wir damit zugleich die Möglichkeit, dass er auch zeitweise den Meissel mil dem
Schnitzmesser vertauscht hätte, denn Freistatuen kamen in All bayern zu Beginn
des XV 1. Jahrhunderts doch in erster Linie für die grossen, holzgeschnitzten Altäre in
Bel rächt. Für diese Frage ist von hervorragender Bedeutung ein Altarflügel, der vor
kurzem aus Münchener Privatbesitz in das Bayerische Nationalmuseum gelangte
(Abb. 140). Er stellt auf der einen Seite in ganzer Figur den hl. Andreas mit Schräg-
kreuz in Relief, auf der anderen Seite den hl. Johannes Baptista in Malerei, beide in
ganzen Figuren, dar. Das Relief, leider nicht in bester Erhaltung, lässt eine flotte
Hand erkennen, die in der robusten Faltengebung an Steinplastik gemahnt. Auch ohne
die Reste eines als Sockel dienenden Delphinenornamentes würde man das Belief auf
die Zeil um 1520 setzen müssen. Nun findet sich auf der gemalten Tafel der Rück-
seite des Reliefs, auf dem Schnitt des Buches des hl. Johannes deutlich die Signatur

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