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ERSTER ABSCHNITT.

DAS XIV. JAHRHUNDERT.

i. Giotto di Bondone (1267—1 337).

ie wir bei den Mosaiken des dreizehnten Jahrhunderts gesehen
haben, bewegte sich die italienische Kunst in aufsteigender
Linie. Jahrhunderte hindurch hatte sie sich begnügt, an be-
Kompositionen festzuhalten. Ganz allmählich nur beginnt man,
sich von dem trockenen Schematismus der Zeichnung und der Komposi-
tionsweise zu befreien. Anfänge lokaler Stilrichtungen brechen sich aber
am Beginne des XIII. Jahrhunderts Bahn, und neue Anschauungen der
Natur rufen eine Neugestaltung des biblischen Stoffes hervor. Die ersten
entscheidenden Schritte, die von dem typischen Verhalten einer sym-
bolisierenden Schule in eine neue Darstellungsweise hinüberführen,
werden von dem Bildhauer Niccolö Pisano gethan. Durch ein bewusstes
Zurückgehen auf antike Muster und eingehende Studien der Natur
fiel der Kunst die Binde des dekorativen, kirchlichen Zwanges von
den Augen. Die körperliche Beschaffenheit des Menschen, seine indi-
viduelle Bildung, sein geistiges Wesen, sein dramatisches Leben sind
die neuen Werte, welche, auf klassischer Formvorstellung und monu-
mentaler Bewegung der Komposition beruhend, die Kunst unter
Niccolö Pisano und seiner Schule durchdringen.
Mit dem Namen Niccolö’s werden wir nach Mittel-Italien, nach
Toskana, versetzt. Dem Umstande, dass die Skulptur hier der Malerei
voranging, haben wir es zu verdanken, dass jener vorwiegend plastische
Zug die toskanische Malerei vom Anfang an beherrschte, um dann
im Laufe der Zeit so herrliche Blüten zu treiben.

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