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Hartlaub, Gustav Friedrich; Cranach, Lucas [Ill.]
Lukas Cranach d. Ä., Der Jungbrunnen, 1549 — Der Kunstbrief, Band 4: Berlin, [1943]

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https://doi.org/10.11588/diglit.17133#0037
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Bilder zweifellos zugeschrieben werden müssen, viel robuster
mit dem Format ab, das er in seiner großflächig dekorativen
Art mit ganz anders proportioniertem Figurenwerk füllt. Der
feine phantasicvolle Humor in der Erfindung der Jungbrunnen-
szene fehlt dem schwerfällig naturalistischen Bilde des Jüngeren
aber durchaus, dessen melancholische Zwerge mit ihren Por-
trätköpfen eher an Hofnarren oder an Jahrmarktsabnormi-
täten erinnern als an die Welt der Sage.

IV.

Haben wir also guten Grund, unser Gemälde trotz seiner
späten Entstehung noch eng mit Geist und Hand des Vaters
Cranach zu verknüpfen, so fragt sich immer noch, inwieweit
dies "Werk nun für den Meister im ganzen und großen nodikenn-
zeichnend ist. Würde ein Betrachter, der sonst nichts von Cranach
wüßte, den Künstler aus diesem Werk'kennenlernen?

Da sei nun freilich eingeräumt, daß die Tafel ziemlich ein-
seitig nur den charakteristischen Spätstil des Meisters bezeugt.
Der frühe Cranach, etwa jener dreißigjährige, der bald nach
der Jahrhundertwende bereits seinen ersten — noch aus jugend-
lichem Sturm und Drang eroberten — Höhepunkt gewonnen
haben dürfte, hätte wohl gerade die Jungbrunnen-Idee wesent-
lich anders aufgefaßt. Wenn auch kaum so poetisch und
eigentlich märchenhaft, wie das etwa ein Richter und Schwind,
unsere Romantiker, wenigstens versucht haben würden, so doch
vielleicht unabhängiger von jenen ziemlich stereotypen Vor-
bildern der Vergangenheit, die wir erwähnten, und in einem
tieferen, mehr naturverbundenen Geiste. Mochte auch die Be-
handlung der Welt links und rechts vom Brunnen traditionell
im ganzen vorgeschrieben sein: wenigstens hätte Cranach damals

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