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Kunsthandlung Paul Hartmann [Hrsg.]
China-Sammlung des † Herrn Geheimrat Baur, Essen-Hügel: Bronzen, Porzellane, Cloisonné, Lackarbeiten, Möbel, Rollbilder, Textilien u.a. : Versteigerung ... Freitag, den 20. und Samstag, den 21. November (Katalog Nr. 76) — Stuttgart, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.29530#0007
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Die reichhaltige, jetzt zur Versteigerung kommende China-Sammlung, be-
sonders von Bronzen und Porzellanen ist in Deutschland und vor allem auch
in Stuttgart nicht unbekannt, war doch ihr Besitzer, der kürzlich in Essen
verstorbene Geheimrat Georg Friedrich Baur, ein geborener Stuttgarter.
Nach seinen Studien an der Technischen Hochschule hier und einer zeit-
weiligen Tätigkeit beim württembergischen Staat, besonders bei der General-
direktion der württembergischen Eisenbahnen, holte 1889 Friedrich Krupp den
Dreißigjährigen nach Essen. Von dort aus erhielt er dann den reichswichtigen
Auftrag, die Eisenbahnfrage in China zu prüfen und wurde von dem da-
maligen bedeutenden chinesischen Staatsmann Li-hung-chang zum obersten
Instrukteur für Eisenbahnen in China ernannt und mit der Leitung der Eisen-
bahnschule in Tientsin beauftragt. Im Zusammenhang damit erfolgten aus-
gedehnte Reisen durch Südchina in das Innere der Provinz Shansi und das
damals von Europäern erst einmal durchquerte Korea. Nach wenigen Jahren
in Essen beginnt der zweite längere Aufenthalt in China, wo Baur die erste
elektrische Bahn baute, während der Boxerunruhen die Belagerung von Tient-
sin mitmachte und 1899—1900 die Vorarbeiten für den nördlichen Teil der
Bahn Tientsin-Pukau abschließen konnte. 1911—1913 folgen dann wieder
längere Reisen, in die Provinzen Shansi und Honan, wo es sich wie in Korea
auch darum handelte, die Ausbaufähigkeit von Erzgruben, aber auch das
Vorkommen von Kohle, festzustellen. Damals wurde Geheimrat Baur zum
technischen Berater des Präsidenten der Republik ernannt.

Es ist verständlich, daß ein Mann in so einflußreicher Stellung in China auf
seinen ausgedehnten Reisen dort reichlich Gelegenheit hatte, für seine Samm-
lung das interessanteste Material zu sehen und zu erwerben. Als Sammler
hat sich Baur, der die chinesische Sprache in einem für Europäer erstaunlichen
Maße beherrschte, mit größtem Interesse in die schwer zugängliche Welt des
Ostens eingefühlt, und es gelang ihm, manches bedeutende Stück in seinen
Besitz zu bringen. Er schätzte die Vielgestaltigkeit der chinesischen Gefäß-
formen und ihre reiche Ornamentik, auch wie sie in Werken der späteren
Kunst zum Ausdruck kommen, so daß seine Sammlung tatsächlich einen
großen Ueberblick über das gesamte chinesische Kunstgewerbe bis in das
19. Jahrhundert bietet.

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