zugeben und die zerstreuten Teile in der Storkyrkan
wieder zu vereinigen, begriff man vollends, daß die
sagenhafte Erscheinung des Drachentöters nie überzeu-
gender gestaltet worden war als in dem Stockholmer
St. Jürgen des Lübecker Meisters Bernt Notke.
DAS LEBEN NOTKES
So abenteuerlich auch das Leben Notkes anmuten mag,
es war doch ein Schicksal, das gerade in dieser Zeit
einem deutschen Künstler zufallen konnte. Der Künst-
ler, dem Stande nach noch Handwerker, suchte sich den
alten Bindungen zu entziehen und verteidigte hart-
näckiger denn je seine persönlichen Rechte. Die Ehrgei-
zigen gingen in die großen Handelsstädte, nur hier
konnte sich das künstlerische Leben voll entfalten. Auch
in den Randgebieten des Deutschen Reiches hatten sich
dank der Tatkraft der deutschen Kaufleute solche Mit-
telpunkte herausgebildet. Seit dem 13. Jahrhundert
hatten die Deutschen, um ihren Handel auszudehnen,
in den benachbarten Ländern des Nordens und des
Ostens Städte gegründet, ursprünglich kleinen Orten
ein städtisches Gepräge gegeben und damit die Entwick-
lung dieser Länder vorangetrieben. In der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde sich die eingesessene
Bevölkerung ihrer Kräfte bewußt und nahm den Deut-
schen ihre Rechte. Doch die Werke der deutschen Künst-
ler begehrten sie nun erst recht, um ihrer Macht einen
sichtbaren Ausdruck verleihen zu können.
In diese Situation war nicht nur Notke gestellt. Es
ist daher nicht so sehr merkwürdig, daß man mit den
gleichen Worten das Leben Bernt Notkes und das des
Veit Stoß umreißen kann, nur Namen und Daten
braucht man zu ändern. In kleinen Landstädtchen ge-
boren, Notke im pommerschen 'Lassan, Stoß im schwä-
bischen Horb, zu angesehenen Künstlern in den größten
benachbarten Städten herangewachsen, Notke in Lübeck,
18
wieder zu vereinigen, begriff man vollends, daß die
sagenhafte Erscheinung des Drachentöters nie überzeu-
gender gestaltet worden war als in dem Stockholmer
St. Jürgen des Lübecker Meisters Bernt Notke.
DAS LEBEN NOTKES
So abenteuerlich auch das Leben Notkes anmuten mag,
es war doch ein Schicksal, das gerade in dieser Zeit
einem deutschen Künstler zufallen konnte. Der Künst-
ler, dem Stande nach noch Handwerker, suchte sich den
alten Bindungen zu entziehen und verteidigte hart-
näckiger denn je seine persönlichen Rechte. Die Ehrgei-
zigen gingen in die großen Handelsstädte, nur hier
konnte sich das künstlerische Leben voll entfalten. Auch
in den Randgebieten des Deutschen Reiches hatten sich
dank der Tatkraft der deutschen Kaufleute solche Mit-
telpunkte herausgebildet. Seit dem 13. Jahrhundert
hatten die Deutschen, um ihren Handel auszudehnen,
in den benachbarten Ländern des Nordens und des
Ostens Städte gegründet, ursprünglich kleinen Orten
ein städtisches Gepräge gegeben und damit die Entwick-
lung dieser Länder vorangetrieben. In der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde sich die eingesessene
Bevölkerung ihrer Kräfte bewußt und nahm den Deut-
schen ihre Rechte. Doch die Werke der deutschen Künst-
ler begehrten sie nun erst recht, um ihrer Macht einen
sichtbaren Ausdruck verleihen zu können.
In diese Situation war nicht nur Notke gestellt. Es
ist daher nicht so sehr merkwürdig, daß man mit den
gleichen Worten das Leben Bernt Notkes und das des
Veit Stoß umreißen kann, nur Namen und Daten
braucht man zu ändern. In kleinen Landstädtchen ge-
boren, Notke im pommerschen 'Lassan, Stoß im schwä-
bischen Horb, zu angesehenen Künstlern in den größten
benachbarten Städten herangewachsen, Notke in Lübeck,
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