VORBILDER DER ZWEITEN GRUPPE.
Die Kunstrichtung, aus welcher diese Werke hervorgiengen, wollen wir
zuerst festzustellen suchen, da hier die Frage weniger verwickelt ist, als für
die erste Reihe.
Gegenüber dem Operiren mit einer beschränkten Anzahl von Typen, wie
wir es in der ersten Klasse fanden, kehren bei der zweiten Gruppe die gleichen
Figuren nicht so oft wieder und sind, wenn sie wiederum vorkommen, nie so
peinlich genau kopirt wie in der andern Klasse. Man vergleiche z. B. den von
dem Satyr gestützten Silen auf dem Borghesischen Krater (No. i) mit den ent-
sprechenden Gestalten des Reliefs in Ince (No. 3). Hier handelt es sich eher
um Anregungen, als um Vorbilder für genaue Copien; dazu sind die Werke
dieses Kreises zu frisch aus einem Guss. Hier könnte man kaum auf den
Gedanken kommen, dass, was sich für den ersten Kreis feststellen lässt, das
Musterbuch der Künstler nicht ganze Compositionen, sondern nur einzelne
Typen enthielt, mit denen dann der Figurenfries ausgefüllt wurde. Die Un-
gleichheit im Stil innerhalb einer und derselben Composition fehlt hier fast
ganz, wenn auch der Kreis im Allgemeinen verschiedene Nuancen der Formen-
gebung umfasst. Eine Vorliebe für archaische Formen macht sich kaum be-
merklich ; häufig wird Typen der freien Kunst nur ganz äusserlich ein alter-
thümlicher Anstrich gegeben. Man bekommt den Eindruck als sei eine Mode
mitgemacht, für welche die Künstler kein rechtes Verständniss und keine
Neigung hatten.
Die Frage nach den Vorbildern dieser Richtung lässt sich mit ziemlicher
Sicherheit lösen.
Bei mehreren Figuren mussten wir darauf hinweisen, dass sie auf Sarko-
phagen wiederkehren, als deren Repräsentant sich der Sarkophag von der
via Salaria1 nennen lässt. Nun kann es aber nach den Untersuchungen
Schreibers keinem Zweifel unterliegen, dass diese Composition den Charakter
alexandrinischer Kunst unverfälscht wiedergiebt. Alle die Gegenstände, welche
zwischen den einzelnen Figuren angebracht sind, die Masken auf einem mit einer
Guirlande umwundenen Schemel, der Altar mit brennendem Feuer, der hohe
Pfeiler, an welchen mit einer Taenie Flöten gebunden sind und auf welchem
1 Duruy, Histoire des Grecs I S. 751.
Die Kunstrichtung, aus welcher diese Werke hervorgiengen, wollen wir
zuerst festzustellen suchen, da hier die Frage weniger verwickelt ist, als für
die erste Reihe.
Gegenüber dem Operiren mit einer beschränkten Anzahl von Typen, wie
wir es in der ersten Klasse fanden, kehren bei der zweiten Gruppe die gleichen
Figuren nicht so oft wieder und sind, wenn sie wiederum vorkommen, nie so
peinlich genau kopirt wie in der andern Klasse. Man vergleiche z. B. den von
dem Satyr gestützten Silen auf dem Borghesischen Krater (No. i) mit den ent-
sprechenden Gestalten des Reliefs in Ince (No. 3). Hier handelt es sich eher
um Anregungen, als um Vorbilder für genaue Copien; dazu sind die Werke
dieses Kreises zu frisch aus einem Guss. Hier könnte man kaum auf den
Gedanken kommen, dass, was sich für den ersten Kreis feststellen lässt, das
Musterbuch der Künstler nicht ganze Compositionen, sondern nur einzelne
Typen enthielt, mit denen dann der Figurenfries ausgefüllt wurde. Die Un-
gleichheit im Stil innerhalb einer und derselben Composition fehlt hier fast
ganz, wenn auch der Kreis im Allgemeinen verschiedene Nuancen der Formen-
gebung umfasst. Eine Vorliebe für archaische Formen macht sich kaum be-
merklich ; häufig wird Typen der freien Kunst nur ganz äusserlich ein alter-
thümlicher Anstrich gegeben. Man bekommt den Eindruck als sei eine Mode
mitgemacht, für welche die Künstler kein rechtes Verständniss und keine
Neigung hatten.
Die Frage nach den Vorbildern dieser Richtung lässt sich mit ziemlicher
Sicherheit lösen.
Bei mehreren Figuren mussten wir darauf hinweisen, dass sie auf Sarko-
phagen wiederkehren, als deren Repräsentant sich der Sarkophag von der
via Salaria1 nennen lässt. Nun kann es aber nach den Untersuchungen
Schreibers keinem Zweifel unterliegen, dass diese Composition den Charakter
alexandrinischer Kunst unverfälscht wiedergiebt. Alle die Gegenstände, welche
zwischen den einzelnen Figuren angebracht sind, die Masken auf einem mit einer
Guirlande umwundenen Schemel, der Altar mit brennendem Feuer, der hohe
Pfeiler, an welchen mit einer Taenie Flöten gebunden sind und auf welchem
1 Duruy, Histoire des Grecs I S. 751.