iſt eine treffliche Arbeit nach Form und
Inhalt, und doppelt verdienſtlich, da ſichere
Nachrichten über die Einrichtungen und Zu-
ſtände eines Staats gegeben werden wel-
cher durch den Geift feiner Ständever-
ſammlung und durch die Folgen ſeiner geo-
graphiſchen Lage einen ſo großen Einfluß
auf ganz Deutſchland geübt hat, und uͤber
welchen doch ſo gar wenig Syſtematiſches
und Zuverläſſiges geſchrieben if. Das Ein-
zige war die jährliche Criminaliſtik und die
allerdings ſehr ausführlichen Budgetvorla-
gen. Belanntlich haben wir nicht einmal
ein Handbuch des badiſchen öffentlichen
Rechis/ wie ſolches doch ſelbſt kleinere deut-
ſche Staaten beſitzen. Die Regierung ſelbſt
will dieſen Mängeln abhelfen, und zunächſt
beginnt das Finanzminiſterium. In einem ſchö-
nen Quartband ſind in 15 Abſchnitten wichtige
Verhältniſſe dargeſtellt, nämlich Flächenin
halt/ Bevölkerunß Erwerbsklaſſen Staats-
domänene Steuern (ſebr im Einzelnen),
Münze, Staatsſchuld, Hochbauweſen/ Civil-
penſionen, Gehalt und Zaͤhl der Beamten,
Kaſſen⸗ und Rechnungsweſen, Staatshaus-
halt von 1831 bis 1847. Alle dieſe Ge-
genſtände aber ſind nicht blos ſtatiſtiſch,
fondern auch geſchichtlich, nicht nur in Ta-
bellenform — obgleich es bieran nicht fehlt
— ſondern auch in ausführlichen Erörter-
ungen behandelt; kaum einer dieſer Ab-
ſchnitte iſt, in welchem nicht auch der Nicht-
badener gar vieles Anſprechende und allge-
mein Belehrende finden kann. So finden
ſich z. B. über die Wirkungen des Zollver-
eins auf Gewerbe und Wohlſtand fehr ſchöne
Beiträge! Das Werk ſchließt ſich den be-
ſten ſtaliſtiſchen Arbeiten an; und wir möch-
ten es z. B. den belgiſchen mindeſtens
zur Seite ſetzen, weil es gedrängter gehal
ien ift. Noch verdient auch der würdige
&on hervorgehoben zu werden, in welchem
das Gaͤnze geſchrieben iſt; nämlich die große
Einfachheit, man möchte ſagen Beſcheiden-
heit, durch welche doch das Gefuͤhl der
Pflichterfüllung durchblickt.“
Von der Murg, 8. Jan. Vergange-
nen Sonntag feierte die benachbarte Heil-
und Pflegantalt Illenau ein ſeltenes und
erhebendes Feſt. Es galt der Erinnerung
an das 25fährige ſegensreiche Wirken des
gegenwärtigen verdienſtvollen Directors, Me-
dieinalraths Dr. Noller. Zu deſſen Be-
glückwünſchung haͤtte der Großherzog einen
cigenen Commiffär in der Perion des Geh.
Referendaͤrs Weizel abgeordnet, der ihm
mit einem höchſtgnädigen Handſchreiben ſeine
Ernennung zum Geheimen Hofrathe über-
brachte. In ſeiner Begleitung befand ſich
der Referent der Anſtall aus dem Miniſte-
rium des Innern und eine höchſt anſehn-
liche Deputation der oberſten Sanitätsbe-
hörde, beſtehend aus deren Vorſtand und
den beiden älteſten Eollegiaſtäthen! Unter
den zahlreichen Beweiſen von Anerkennung
erwähnen wir nur eines freundlichen Hand-
ſchreibens des greiſen Erzbiſchofs von Frei-
hurg, des von der Univerſität Baſel durch
beſondere Abordnung überreichten Diploms
eines Doctors der Mediein, des von der
Stadt Achern ihm ertheilten Ehrenbürger-
rechts einer in ſeinem Sinne ven Mit-
arbeitern, Freunden und dankbaren Pflege-
befohlenen gegründeten Stiftung zum Zweck
der Vorbildung von Wärtern und Wär-
terinnen für die Anſtalt und einer großen
Anzahl von Beglückwünſchungen von den
ausgezeichnetſten Arbeitern in der Seelen-
Vahe und aus der Ferne. Schöne, zum
Theil koſibare Liebesgaben, gemütbliche, ja
ergreifende Anſprachen der Ergebenheit Liebe
und Dankbarkeit bildeten ein freundliches
des Tages, die mit einem durch ſinnige und
geiſtige Trinkſprüche würdig gewürzten Feſt-
mahle und darauf folgenden“ Heinen Eon-
Lerte in der Anſtalt ſchloß. Wenn nun auch
25 Sahre, im Dienſte des Staats voll:
hracht, keine außerordentliche Erſcheinung
ſind, die eine derartige Feier im Allgemei?
nen begründen, ſo tritt hier der ganz de-
ſondere Fall ein, daß ſelten ein Mann mit
der Einſſcht, dem Geiſte, dieſer Beharrlich-
Feit ſelbſt unter ſchwierigen und ungünftigẽn
Verhältniſſen eine ſchwere Aufgabe in gleicher
Weiſe geloͤſt hat, wie der gefeierte Jubilar.
Er iſt nicht bloß der langjährige thätige
und gewiſſenbafte Leiter der Anftalt, ſon-
dern der Schöpfer dieſer großartigen Zu-
flachtſtätle des menſchlichen Elende felbfl,
Was Illenau iſt und die Geltung, die es
auch im Ausland genießt, das iſt weſentlich
ſein Werk; es iſt die unter Stürmen ge-
reifte Frucht ſeiner wiſſenſchaftlichen Bildung,
ſeines tiefreligiöſen Gemüths, ſeiner uner-
müdet nach Gutem und moͤglichſt Vollkom-
menen ringenden Kraft. Und die Löfung
dieſer Aufgabe iſt ihm wahrlich nicht leicht
gemacht worden. Ueberwindung äͤußerer Hin-
derniſſe und Schwierigkeiten, die der Grün-
dung und dem Aufbau dieſes ſchönen Wer-
kes feindlich entgegentraten, war nicht der
einzige und ſchwerſte Kampf, daß er aber
unter den bitterſten Erfahrungen unter Wi-
derſtand, Verkennung und oͤffentlicher Ver-
leumdung ſtandhaft und freüdig ausharrte
in der Treue, Uebung ſeines ſchweren Be-
rufs und unter allen Anfechtungen den Muth
nicht ſinken ließ, das verdient eine Aner-
kennung, die hoͤher ſteht, als alle Ehren,
Gluͤckwuͤnſche und Geſchenke, die ihm an
ſeinem Ehrentage zu Theil wurden! Der
beſcheidene Mann bedarf aber und will diefe
ſo wenig, als er eine Ahnung von der ihm
Ugedachten Feſtlichkeit hatte — den ſchön-
ſten Lohn trägt er in feinem Bewußtſein!
Dürkheim, 6. Jan. Das königl. Con-
ſiſtorium zu Speyer, woſelbſt bereits drei
ſchles wig hoͤlſteiniſche Geiſtliche als Pres
diger aufgetreten ſind, hat einen derſelben
alg Pfarreiverweſer nach Grünſtadtege-
ſendet wo er am Neujahrstage zum erften:
male predigte.
Bremen, 5. Jan. Seit Kurzem hat ſich
Liner der heſſiſchen Verfaſſungstreuen, der
b. juris und ehemalige Ober? Gerichisrath
Pfeiffer, hier alg Advocat niedergelaſ-
ſen, nachdem er ſich dem Geſetze gemäß dem
Examen der hanſeatiſchen Juriſten beim Lü-
becker Ober-Appellationggericht unterworfen
hatte. Der Gewinn des tüchtigen und lie-
benswürdigen Mannes iſt für uns ſehr er-
freulich! Schleswig Holſtein hat uns einen
Juriſten, D. Tetens, gegeben, der die
Erlaubniß erhalten hat, ſich {n Bremer-
hafen alg Advocat niederzulaſſen.! Bei un-
ſerem Linien Militär iſt ſchon ſeit mehreren
Monaten ein ehemaliger ſchleswig -holſtei-
niſcher Lieutenant angeſtellt.
der erſten Kammer, in welcher das Disci-
auf der Tagesordnung ftand, ward ein An-
trag Hanfemann's:„Die Berathung des
Gefetzes bis dahin auszuſetzen, daß daͤs in
der Verfaſſung verheißene Geſetz uͤber die
Verantwortlichkeit der Minifer er-
laſſen fet,“ nach längerer Discuſſion darüber
mit 87 gegen 33 Stimmen abgelehnt.
Die kön hannoverſche Regierung wünſcht,
durch den geſtern hier angekommenen ge-
heimen Legationsrath Neubourg wegen
Flotte neue Verhandlungen zu eröffnen.
Frankreich.
XParis, 6. Jan! Das Schreiben des
2—
bine neulich aus St. Petersburg an den
Präſidenten der Republik überbkacht hat,
eint nicht ſeinem ganzen Inhalt naͤch den
Prinzen befriedigt zu haͤben Daffelbe gab
zwar in den ſchmeichelhaͤfteſten Ausdrücen
den unbedingten Beifall zu dem Staats-
ſtreich vom 2. Dec, allein am Schluß legte
3 befondern Nach druck auf die fernere
Aufredhthaltung der Verträge von
1815 als die Grundlagen der europäifchen
Staatengeſellſchaft. Nun ſchließen diefe Berz
räge die Dynaſtie Bonapartẽ vom frauzoͤ—
ſiſchen Throͤne aus, die betreffende Stelle
des Briefes iſt alſo eine exneute Verwahs
vung gegen die etwaige Wiederherſtellung
des Laiſerthums in Fraͤnkreich Eine ahnz
liche Verwahrung ſollen auch die Noten aus
Wien und Berlin enthalten haben,
_X Paris, 7, Januar. Auf Bericht des
Miniſters des Innern an den Präfidenten
der Republik über die Tetegraphen?
linien in Fraykreich und die Nothwendig-
feit, neue herzuſtellen, ſind demſelben neue
Credite eröffnet. Die größte Lücke im Teles
graphennetz iſt die noch fehlende Linie zwi-
ſchen Chalons und Marfeille. s
ebenfalls unumgänglich nothwendig wird eine
Telegraphenverbindung zwifhen V aris,
Lyon, Avignon und Marfeille be-
Lichnet. Ferner beſpricht der Miniſter die
Wichtigkeit und den Nutzen einer telegraz
phiſchen Verbindung zwiſchen Marfeille und
London, was der Regierung den Tranfit
aller orſentaliſchen Depeſchen und der inz
ziſchen Poß ſicherte. Die zunächſt wichtigfie
Linie von Paris über Bordeauy, durd-
zöge den Südweſten des Landes und vers
einigte Toulouſe, Narbonne, Eette, Mont-
pellier, Nimes und Beaucaire! Die dritte
Linie iſt die von Paris nach Straßs-
burg; endlich die Zweiglinien nach Piemont, _
Italien, der Schweiz und Spanien. Für
alle dieſe Linien und zur Ausführung der-
ſelben erſucht der Miniſter des Innern den
Präſidenten um die Ermächtigung zu einem
Credit von 4,832,987 Franken, um die Ar-
beiten — zu beginnen Schließlich
bemerkt der Miniſter, daß das Erträgniß
dieſer Linien, wie es die Erfahrung gelehrt,
in ungleich größerem Verhäituiß zu den
Koſten ſtehe, und fomit auch dem Staatsz
ſchatze eine Bexeicherung erwachſe.
— Der Präſident der Republik hat durch
Decret vom 6, d., Amneſtie verlieben für
alle vor Erlaß dieſes Decrets verübten Ber-
gehen und Contraventionen gegen die Wege-
und Fahr vor ſchriften Dieſe Amneſtie
kömmt vornehmlich den Lan dbevölke?
rungen zu gut.
Verantwortkicher Redacteur : £. Nieckher.
Morgen den 11. Januar, Morgens halb
11 Ubhr wird in der St. Peterskirche Uni-
verſitätsgottesdienſt gehaltẽn werden.
Heidelberg, 10. Januar 1852.
Theater in Seidelberg. ;
Sonntag, den 11. Januar 1852 + |
Letzte Gaſtrolle des Herrn Kunſt?
König und Freiknecht.
Romantiſches Schauſpiel in 5 Acten nebf einem
Vorſpiel:
Der jüngere Cohn
in 1 YAct von Ch. Bircd=Pfeiffer,
W. Kunft: König Wenzel.
- ; A. Spahn.
Theater in Mannheim.
Sonntag, den 11. Januar 1851: }
. Ferdinand Cortez. .
Große Ober in 3 Acten von SPonkink.
Montag, den 12. Januar 1852:
Nach dem Schluffe der Theatervorſtellung:
Erſter Maskenball
im großen Nedoutenfaal.
Inhalt, und doppelt verdienſtlich, da ſichere
Nachrichten über die Einrichtungen und Zu-
ſtände eines Staats gegeben werden wel-
cher durch den Geift feiner Ständever-
ſammlung und durch die Folgen ſeiner geo-
graphiſchen Lage einen ſo großen Einfluß
auf ganz Deutſchland geübt hat, und uͤber
welchen doch ſo gar wenig Syſtematiſches
und Zuverläſſiges geſchrieben if. Das Ein-
zige war die jährliche Criminaliſtik und die
allerdings ſehr ausführlichen Budgetvorla-
gen. Belanntlich haben wir nicht einmal
ein Handbuch des badiſchen öffentlichen
Rechis/ wie ſolches doch ſelbſt kleinere deut-
ſche Staaten beſitzen. Die Regierung ſelbſt
will dieſen Mängeln abhelfen, und zunächſt
beginnt das Finanzminiſterium. In einem ſchö-
nen Quartband ſind in 15 Abſchnitten wichtige
Verhältniſſe dargeſtellt, nämlich Flächenin
halt/ Bevölkerunß Erwerbsklaſſen Staats-
domänene Steuern (ſebr im Einzelnen),
Münze, Staatsſchuld, Hochbauweſen/ Civil-
penſionen, Gehalt und Zaͤhl der Beamten,
Kaſſen⸗ und Rechnungsweſen, Staatshaus-
halt von 1831 bis 1847. Alle dieſe Ge-
genſtände aber ſind nicht blos ſtatiſtiſch,
fondern auch geſchichtlich, nicht nur in Ta-
bellenform — obgleich es bieran nicht fehlt
— ſondern auch in ausführlichen Erörter-
ungen behandelt; kaum einer dieſer Ab-
ſchnitte iſt, in welchem nicht auch der Nicht-
badener gar vieles Anſprechende und allge-
mein Belehrende finden kann. So finden
ſich z. B. über die Wirkungen des Zollver-
eins auf Gewerbe und Wohlſtand fehr ſchöne
Beiträge! Das Werk ſchließt ſich den be-
ſten ſtaliſtiſchen Arbeiten an; und wir möch-
ten es z. B. den belgiſchen mindeſtens
zur Seite ſetzen, weil es gedrängter gehal
ien ift. Noch verdient auch der würdige
&on hervorgehoben zu werden, in welchem
das Gaͤnze geſchrieben iſt; nämlich die große
Einfachheit, man möchte ſagen Beſcheiden-
heit, durch welche doch das Gefuͤhl der
Pflichterfüllung durchblickt.“
Von der Murg, 8. Jan. Vergange-
nen Sonntag feierte die benachbarte Heil-
und Pflegantalt Illenau ein ſeltenes und
erhebendes Feſt. Es galt der Erinnerung
an das 25fährige ſegensreiche Wirken des
gegenwärtigen verdienſtvollen Directors, Me-
dieinalraths Dr. Noller. Zu deſſen Be-
glückwünſchung haͤtte der Großherzog einen
cigenen Commiffär in der Perion des Geh.
Referendaͤrs Weizel abgeordnet, der ihm
mit einem höchſtgnädigen Handſchreiben ſeine
Ernennung zum Geheimen Hofrathe über-
brachte. In ſeiner Begleitung befand ſich
der Referent der Anſtall aus dem Miniſte-
rium des Innern und eine höchſt anſehn-
liche Deputation der oberſten Sanitätsbe-
hörde, beſtehend aus deren Vorſtand und
den beiden älteſten Eollegiaſtäthen! Unter
den zahlreichen Beweiſen von Anerkennung
erwähnen wir nur eines freundlichen Hand-
ſchreibens des greiſen Erzbiſchofs von Frei-
hurg, des von der Univerſität Baſel durch
beſondere Abordnung überreichten Diploms
eines Doctors der Mediein, des von der
Stadt Achern ihm ertheilten Ehrenbürger-
rechts einer in ſeinem Sinne ven Mit-
arbeitern, Freunden und dankbaren Pflege-
befohlenen gegründeten Stiftung zum Zweck
der Vorbildung von Wärtern und Wär-
terinnen für die Anſtalt und einer großen
Anzahl von Beglückwünſchungen von den
ausgezeichnetſten Arbeitern in der Seelen-
Vahe und aus der Ferne. Schöne, zum
Theil koſibare Liebesgaben, gemütbliche, ja
ergreifende Anſprachen der Ergebenheit Liebe
und Dankbarkeit bildeten ein freundliches
des Tages, die mit einem durch ſinnige und
geiſtige Trinkſprüche würdig gewürzten Feſt-
mahle und darauf folgenden“ Heinen Eon-
Lerte in der Anſtalt ſchloß. Wenn nun auch
25 Sahre, im Dienſte des Staats voll:
hracht, keine außerordentliche Erſcheinung
ſind, die eine derartige Feier im Allgemei?
nen begründen, ſo tritt hier der ganz de-
ſondere Fall ein, daß ſelten ein Mann mit
der Einſſcht, dem Geiſte, dieſer Beharrlich-
Feit ſelbſt unter ſchwierigen und ungünftigẽn
Verhältniſſen eine ſchwere Aufgabe in gleicher
Weiſe geloͤſt hat, wie der gefeierte Jubilar.
Er iſt nicht bloß der langjährige thätige
und gewiſſenbafte Leiter der Anftalt, ſon-
dern der Schöpfer dieſer großartigen Zu-
flachtſtätle des menſchlichen Elende felbfl,
Was Illenau iſt und die Geltung, die es
auch im Ausland genießt, das iſt weſentlich
ſein Werk; es iſt die unter Stürmen ge-
reifte Frucht ſeiner wiſſenſchaftlichen Bildung,
ſeines tiefreligiöſen Gemüths, ſeiner uner-
müdet nach Gutem und moͤglichſt Vollkom-
menen ringenden Kraft. Und die Löfung
dieſer Aufgabe iſt ihm wahrlich nicht leicht
gemacht worden. Ueberwindung äͤußerer Hin-
derniſſe und Schwierigkeiten, die der Grün-
dung und dem Aufbau dieſes ſchönen Wer-
kes feindlich entgegentraten, war nicht der
einzige und ſchwerſte Kampf, daß er aber
unter den bitterſten Erfahrungen unter Wi-
derſtand, Verkennung und oͤffentlicher Ver-
leumdung ſtandhaft und freüdig ausharrte
in der Treue, Uebung ſeines ſchweren Be-
rufs und unter allen Anfechtungen den Muth
nicht ſinken ließ, das verdient eine Aner-
kennung, die hoͤher ſteht, als alle Ehren,
Gluͤckwuͤnſche und Geſchenke, die ihm an
ſeinem Ehrentage zu Theil wurden! Der
beſcheidene Mann bedarf aber und will diefe
ſo wenig, als er eine Ahnung von der ihm
Ugedachten Feſtlichkeit hatte — den ſchön-
ſten Lohn trägt er in feinem Bewußtſein!
Dürkheim, 6. Jan. Das königl. Con-
ſiſtorium zu Speyer, woſelbſt bereits drei
ſchles wig hoͤlſteiniſche Geiſtliche als Pres
diger aufgetreten ſind, hat einen derſelben
alg Pfarreiverweſer nach Grünſtadtege-
ſendet wo er am Neujahrstage zum erften:
male predigte.
Bremen, 5. Jan. Seit Kurzem hat ſich
Liner der heſſiſchen Verfaſſungstreuen, der
b. juris und ehemalige Ober? Gerichisrath
Pfeiffer, hier alg Advocat niedergelaſ-
ſen, nachdem er ſich dem Geſetze gemäß dem
Examen der hanſeatiſchen Juriſten beim Lü-
becker Ober-Appellationggericht unterworfen
hatte. Der Gewinn des tüchtigen und lie-
benswürdigen Mannes iſt für uns ſehr er-
freulich! Schleswig Holſtein hat uns einen
Juriſten, D. Tetens, gegeben, der die
Erlaubniß erhalten hat, ſich {n Bremer-
hafen alg Advocat niederzulaſſen.! Bei un-
ſerem Linien Militär iſt ſchon ſeit mehreren
Monaten ein ehemaliger ſchleswig -holſtei-
niſcher Lieutenant angeſtellt.
der erſten Kammer, in welcher das Disci-
auf der Tagesordnung ftand, ward ein An-
trag Hanfemann's:„Die Berathung des
Gefetzes bis dahin auszuſetzen, daß daͤs in
der Verfaſſung verheißene Geſetz uͤber die
Verantwortlichkeit der Minifer er-
laſſen fet,“ nach längerer Discuſſion darüber
mit 87 gegen 33 Stimmen abgelehnt.
Die kön hannoverſche Regierung wünſcht,
durch den geſtern hier angekommenen ge-
heimen Legationsrath Neubourg wegen
Flotte neue Verhandlungen zu eröffnen.
Frankreich.
XParis, 6. Jan! Das Schreiben des
2—
bine neulich aus St. Petersburg an den
Präſidenten der Republik überbkacht hat,
eint nicht ſeinem ganzen Inhalt naͤch den
Prinzen befriedigt zu haͤben Daffelbe gab
zwar in den ſchmeichelhaͤfteſten Ausdrücen
den unbedingten Beifall zu dem Staats-
ſtreich vom 2. Dec, allein am Schluß legte
3 befondern Nach druck auf die fernere
Aufredhthaltung der Verträge von
1815 als die Grundlagen der europäifchen
Staatengeſellſchaft. Nun ſchließen diefe Berz
räge die Dynaſtie Bonapartẽ vom frauzoͤ—
ſiſchen Throͤne aus, die betreffende Stelle
des Briefes iſt alſo eine exneute Verwahs
vung gegen die etwaige Wiederherſtellung
des Laiſerthums in Fraͤnkreich Eine ahnz
liche Verwahrung ſollen auch die Noten aus
Wien und Berlin enthalten haben,
_X Paris, 7, Januar. Auf Bericht des
Miniſters des Innern an den Präfidenten
der Republik über die Tetegraphen?
linien in Fraykreich und die Nothwendig-
feit, neue herzuſtellen, ſind demſelben neue
Credite eröffnet. Die größte Lücke im Teles
graphennetz iſt die noch fehlende Linie zwi-
ſchen Chalons und Marfeille. s
ebenfalls unumgänglich nothwendig wird eine
Telegraphenverbindung zwifhen V aris,
Lyon, Avignon und Marfeille be-
Lichnet. Ferner beſpricht der Miniſter die
Wichtigkeit und den Nutzen einer telegraz
phiſchen Verbindung zwiſchen Marfeille und
London, was der Regierung den Tranfit
aller orſentaliſchen Depeſchen und der inz
ziſchen Poß ſicherte. Die zunächſt wichtigfie
Linie von Paris über Bordeauy, durd-
zöge den Südweſten des Landes und vers
einigte Toulouſe, Narbonne, Eette, Mont-
pellier, Nimes und Beaucaire! Die dritte
Linie iſt die von Paris nach Straßs-
burg; endlich die Zweiglinien nach Piemont, _
Italien, der Schweiz und Spanien. Für
alle dieſe Linien und zur Ausführung der-
ſelben erſucht der Miniſter des Innern den
Präſidenten um die Ermächtigung zu einem
Credit von 4,832,987 Franken, um die Ar-
beiten — zu beginnen Schließlich
bemerkt der Miniſter, daß das Erträgniß
dieſer Linien, wie es die Erfahrung gelehrt,
in ungleich größerem Verhäituiß zu den
Koſten ſtehe, und fomit auch dem Staatsz
ſchatze eine Bexeicherung erwachſe.
— Der Präſident der Republik hat durch
Decret vom 6, d., Amneſtie verlieben für
alle vor Erlaß dieſes Decrets verübten Ber-
gehen und Contraventionen gegen die Wege-
und Fahr vor ſchriften Dieſe Amneſtie
kömmt vornehmlich den Lan dbevölke?
rungen zu gut.
Verantwortkicher Redacteur : £. Nieckher.
Morgen den 11. Januar, Morgens halb
11 Ubhr wird in der St. Peterskirche Uni-
verſitätsgottesdienſt gehaltẽn werden.
Heidelberg, 10. Januar 1852.
Theater in Seidelberg. ;
Sonntag, den 11. Januar 1852 + |
Letzte Gaſtrolle des Herrn Kunſt?
König und Freiknecht.
Romantiſches Schauſpiel in 5 Acten nebf einem
Vorſpiel:
Der jüngere Cohn
in 1 YAct von Ch. Bircd=Pfeiffer,
W. Kunft: König Wenzel.
- ; A. Spahn.
Theater in Mannheim.
Sonntag, den 11. Januar 1851: }
. Ferdinand Cortez. .
Große Ober in 3 Acten von SPonkink.
Montag, den 12. Januar 1852:
Nach dem Schluffe der Theatervorſtellung:
Erſter Maskenball
im großen Nedoutenfaal.