Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Frankfurt, 23. Jan. Wie der „Preuß.
Ztg. geſchrieben wird iſt in der Sigung
des Bundestags am 22 Jan. ein Antrag,
welchen das Königreich Sachſen wegen
Erlaß eines allgemeinen deutſchen Pa-
tentgeſetzes geftellt hat, nebſt dem zu-
gleich vorgelegten Geſetzentwurf dem haͤn—
delspolitiſchen Ausſchuß überwieſen worden.

Berlin, 19. Jan. Der Artikel 95 un-

ſerer Verfaſſung beſtimmt daß mit Zuſtim-
mung der Kammern ein beſonderer Schwur-
gerichtshof zur Aburtheilung der Ver-
brechen des Hochverraths und der ſchweren
Verbrechen gegen die Sicherheit des Staa-
tes erxichtet werden könne. Der Abgeord-
nete Graf v. Itzenplitz hat nun in der
1. Kammer den Antrag eingebracht, ſtatt
des Schwurgerichtshofes die Nothwendig-
keit eines Staatsgerichtshofes ohne
Geſchworne im verfaſſangsmäßigen Wege
auszuſprechen, weil tzerade für die erwaͤhn-
ten Verbrechen die Geſchwornen „am we-
nigſten geeignet erſcheinen.“
21, Jan. Die erſte Kammer hat in
ihrer heutigen Sitzung das Amendement
des Grafen Burghauß zum Dis cipli-
nargeſetz angenommen. Bei der nas
mentlichen Abſlimmung über den ganzen
Heſetzentwurf wurde derſelbe mit 78 gegen
52 Stimmen angenommen. Gegen ihn
ſtimmte außer der Linken auch die Fraction
Bethmann-Hollweg, die durch den Abg.
Mathis ihr ablehnendes Votum noch be-
ſonders motiviren Iteß.

Königsberg, 16. Januar. Ein ſo eben
in unſerer Sladt vorgefallenes Ereigniß
wirft ein betrübendes Bild auf die Siiten-
verderbniß. Es iſt heute in der Mittags-
zeit ein Attentat auf das Leben des Ban-
kier Samter verſucht worden, wozu der
Plan mit großem Vorbedacht und Raffine-
ment angelegt war. Samter hat durch
das Attentat nicht gelitten.

Wien, 19. Jan. Von den 24 Millio-
nen Guiden welches Sardinien als
Kriegeeniſchädigung an Oeſterreich zu zah-
len bat, ſind im Laufe des v. S, 12 Mill.
in Silbex eingelaufen und nach dem dieß-
fälligen Vertrage ſogleich an die National-
bank geliefert worden.

Frankreich.

Xx Baris, 19. Januar. Man behauptet,
daß das Wahlgeſetz erſt 12 Taͤge vor
den Waͤhlen erſcheinen werde, die in der
2, Hälfte des Februars Statt finden. Der
Miniſter des Innern unterhält in dieſer
Angelegenheit einen lebhaften Briefwechfel
mit den Präfecten. — Man verſichert, daß
bexeits eine Liſte von denen, welche bei der
feierlichen Inſtallation der 3 Staatsgewal-
ten begnadigt werden follen, angefertigt
iſt und noch aͤlle Tage neue Namen aul-
nimmt. Der ehemalige Vicepräſident der
Nationalverſammlung, Hr. Napoleon Daru,
iſt es namentlich, der allen jeinen Einfluß
auf die Umgebung Louis Napoleons ver-
wendet, um die Zahl der zu Begnadigenden
zu vermehren. Das Krtegoͤgericht von
Nievres hat wegen der Affalre von La
Paliſſe 30 Perſonen zum Tode verur-
theilt; man glaubt, daß ſie heute ſchon hin-
gerichtet worden ſind.

— 20. Jan. Geſtern hatte die Schluß-
ſitzung des Sanitätscongreſſes ſtait,
der feit 6 Monaten in Paris verſammelt
war. Herr v. Turgot, Miniſter der aus-
wartigen Angelegenheiten, und Herr Le-
febvre- Durufle wohnten diefer Sitzung
im Auftrage des Präſdenten der Nepublik
bei. Der Miniſter der auswärtigen Ange-
legenbeiten richtete an die Commiffäre der
auf dieſem Congreſſe vertretenen Negierunz


Eifer und ihren erfolgreichen Bemühungen
die größte Anerkennung zollt, ſo wie auch
den Herxen Baroche und Buffet, als von
welchen die Anreguͤng zu dieſer Conferenz
auggegangen ſei. Der Miniſter drückte die
Hoffnung aus, daß das Ergebniß der Be-
rathungen dieſes Congreſſes, eine Sant-
tätsconvention, welche Gleichförmigkeit in
den Quarantäuen und Sanitaͤtsverwaliun-
gen der Mittelmeſerſtaaten herzuſtel-
len beſtimmt ſei, von den Regierungen der
dabei betheiligten Länder werde genehmigt
werden. Er ſchloß mit der Mittheilunß,
daß der Präſident der Republik, um jeine
Anerkennung lür die Bemühungen der Mit-
glieder des Congreſſes kundzugeben, einem
jeden derſelben das Kreuz dẽs Ordens der
Ehrenlegion verlichen habe. Der Präſident
des Longreſſes, Herr David, ſprach den
Dank der Verſammlung für die freundliche
Aufmexkſamkeit des Prinzpräſidenten aus,
worauf die Seſſion des Congreſſes für ge-
ſchloſſen erklärt wurde.

Der EConſtitutionnel“ erklärt das vor
einigen Tagen in Umlauf gekommene Ge-
rücht, daß die Regierung deabſichtige, die
Geſchäfte der Generatetnnehmer auf
die Bank von Frankreich zu übertragen,
für ungegründet; es ſeien ſchon zur Zeit
der Eonſtituante und der Nationalverſamm-
lung zu wiederholten Malen derartige Vor-
ſchläge gemacht, aber jedesmal deren Un-
thunlichkeit erfannt worden; ein ſolches
Projeet ſei ſchon aus dem Grunde unaus-
führbar, weil die Zahl der Departemente,
in deren jedem ein Generaleinnehmer be-
ſtellt ſei, ſich auf 86 belaufe und nur 25
Zweigbanken beſtänden und die Bank ſich
zur Errichtung neuer Zweigbanken nidht
verſtehen wolle, da mehrere der ſchon beſte-
henden ihre Koͤſten nicht decken.

— 21. Jan. Der heutige „Moniteur“
enthält eine Vervrdnung, woͤdurch das De-
eret der propiſeriſchen Regierung, welches
den freiwilligen Eintritt in die Ar-
mee auf zwei Jahre geſtaͤttete, aufgeho-
ben wird, Das frühere, nur eine fieben-
jährige Dienſtzeit geſtattende Rekrutirungs-
geſetz wird wieder in Kraft geſetzt. Oberſt
Charras und die Artilierie = Hauptleute
Cholat uno Milliot ſind als verbannte
Repräſentanten von der Armeeliſte geſtrichen
worden.

— Die Verkäufer von Druckerpreſ-

ſen, lithographiſchen und authographiſchen
VPreffen, fo wie Copirmaſchinen ſind
von der Polizeipraͤfectuͤr aufgefordert wor-
den, nichts zu verkaufen, ohne die Adreſſe
des Käufers zu nehmen.
Wie man heuͤte verſichert, iſt die Re-
gierung durch den ſchlechten Eindruck, den
die Deportations⸗Deerete hervorge-
rufen haben, beſtimmt worden, einen großen
Theil der zur Deportation beſtimmten Per-
ſonen zu begnadigen, und nur einen kleinen
Theil nach Cayenne zu ſenden. Man hofft,
dadurch einen guten Eindruck bei den Maffen
zu machen. Aus dieſem Grunde werden auch
nur wenige öffentliche Hinxichtungen
Statt finden; man wird nur ſolche erſchießen,
bei welchen man die Hinrichtung durch Mord
motiviren kann.

Fellenberg.

Hofwyl war früher ein wahrer Walls
fahrtsort für Bettler und Geſindel jeder
Art, welche von der Wohlthaͤtigkeit ſeines
Beſitzers gehört hatten, und auf leichte Muͤhe
Nutzen davon zu ziehen trachteten. Durch
Conſequenz wußte Fellenberg dieſem Unfug
ein Ziel zu ſetzen und zwar auf eine Weife,
die ihn höchlich ehrt. Kein Almoſenhei-

gen eine Anſprache, in welcher er ihren



*

gefragt: Welches Gewerbe haſt du? Ich
bin Landarbeiter. So kannſt du arbeiten ?
Ach ia, aber ich finde keine Arbeit. Daran
ſoll es nicht fehlen; hier iſt eine Hacke,
dort das Feld, hier der Meiſterknechi, der
dich führen und anleiten wird. — Warbder
Mann wirklich blos durch die Schuld der
Berhältniſſe in Armuth geraͤthen, fo waͤr
iam auf dieſe Weiſe naͤtürlich geholfen,
War er aber ein faullenzender Tagedieb,
{o benutzte er die erſte befle Gelegenheit,
ſich davon zu machen. Und nicht allein
für Landarbeitex fand ſich in Hofwyl Ge-
legenheit zum Verdienſt. Die Weiber wur-
den mit Stricken, Waſchen u. dal. beſchaͤf—
tigt; allen Handwerkern wurde Arbeit dar-
geboten; Almoſen erhielt keiner. Aber die
Kranken? Auch dieſe wurden berückſichtigt.
Entgegnete ein Bettler, er ſei zum Arbeiz
ten zu krank und ſchwach, ſo wurde er naͤch
dem Sitze ſeines Gebrechens gefragt. Hatte
er einen verwundeten Arm, ſo würde ihm
das Hüten des Federviehes angeboten, hatte
er einen kranken Suß, fo konnte er Wolle
zupfen 2c.3 außerdem aber war der Doc-
lor da, der nicht mit ſich ſcherzen ließ. Auf
dieſe Art blieben in wenigen Jahren die
Bettler von Profeſſion gaͤnz von Hofwyl
weg und es kamen zuletzt nur noch wirf-
lich Hülfeſuchende dahin. Dadurch war aber
das Doppelte gewonnen, daß nicht allein
der Bettelei geſteuert, fondern vorerſt eine
Anzahl von tuͤchtigen und willigen Arbeits-
kräften gewonnen, mit der Zeit aber die
ganze Umgegend von faulem Geſindel wahr-
haft gereihigt wurde. Zuletzt ließ ſich faſt
gar kein Beitler mehr in Hofwyl blicken,
wenn derſelbe nicht etwa Den ſogenannten
höheren Ständen angehörtez die wirklich
bedürftigen Familien in der Umgegend wuͤß
ten, daß fie aufgeſucht werden würden;
Almoſen im eigenilichen Wortſinn erhielten
ſie jedoch niemals Denn ſagte Fellenberg
mit vielem Recht, das kleine Almöſen, wel-
ches ich dem Fordernden geben kann, iſt
immer nur ein Tropfen auf einen heißen
Stein; gewöhne ich aber denſelben an Ars
beit und Verdienſt, ſo ſchenke ich ihm da-
durch ein Kapital, was ihm von Jahr zu
Jahr größere Zinſen bringen muß. /
Berantwortlidher RNedacteur: M, Nieckher.

Morgen den 25. Januar, Morgens halb
11 Übr, wird in der St. Peterskirche Uni-
verſitäts⸗Gottesdienſt abgehalten werden.

Heidelberg, den 24, Januar 1852

CDie Wahl des zweiten Bürger-
meiſters dabhier.)

Zu einer Vorberathung hierüber werden
die Wähler auf heute Abend — Samstag,
den 24, d. M., Abends 7 Uhr — in vden

olländiſchen Hof eingeladen.

* — Wähler.

Für den Schiffsreiter Midael Gehrig
von Eberbach (f. Nre2 d. Bl.) iſt bei der
Exp. d. Bl. ferner eingegangen:

— 1 fl. 45 fr ;

Theater in Heidelberg.
Sonntag, den 25. Sanuar 1852, *
Der Bajazzo und ſeine Familie.
Characterbild ın 5 ⏑ von Thereſe von

egerle!
A. Spahn.

Theater in Mannheim.
Sonntag, den 25. Januar 18o?:

/ Luerezia Borgia. )
Große Oper in 3 * * Romant. Mufik von
Donizettt.
|CSaftrolle): e. Borgia, Fräul. Bochkolz-Falcont, .
erſte Saͤngerin der fönigl. Oper zu Palermo.

Montag, den 26. Sanuar 1852;
Nach dem Schluffe der Theatervorſtellung:
Zweiter Maskenball
im großen Redoutenſaale.
 
Annotationen