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Samſtag, 3. April
1852,
Sechstes Bülletin
7 über
das Hefinden Seiner Königlichen Hoheit des
j Großherzogs.
Obgleich das Fieber ſeit unſerm letzten
Bülletin ſich nicht geſteigert hat, ſo traten
doch zeitweiſe wieder ſtärkere nervöſe Auf-
regungen ein, Im Uebrigen iſt der Krank-
heitszuſtand Seiner Königlichen Hoheit un-
verändert geblieben.
Karlgruhe, 1. April 1852.
Chelius. Schrickel. Gugert.
Deutſchland.
Karlsruhe, 30. März. Sicherem Ver-
nehmen nach hat ſich der badiſche Bergwerks-
verein, der ſich in den letzten Jahren aus
Mangel an Betriebsfonds in mißlichen Um-
ſtänden befand und feit eintgen Jahren keine
Zinſen bezahlie, nach Beſchluß der heutigen
Seneralverfammlung mit der in London neu
; gebtldeten englifhen Gediegen Silber- und
Blei? Bergwerksgefellfchaft am Oberrheine“
unter günftigen Bedingungen verbunden.
Die Actien des ſeitherigen badiſchen Berg-
werksvereins werden (zu ein:m Werth voͤn
etwa 30 pEL) eingezogen und durch neue
engliſche Actien von je 1 PDıd. St. erfeßt.
Der Beirieb fol mit einem namhaften Ka-
pital (von etwa 1/ Million ©ulden) in den
reichen Erzrevieren nenu und fräftig aufge-
nommen, zur Ausbeute follen neue Mittel,
namentlich auch eine Dampfmaſchine von
30 Pferdefräften, in Bewegung gefeßt wer-
den, Nach dieſem neuen Plane follen mit
fortrückender Abieufung reichere Erzlager zu
erſchließen, und bei energifher Betreibung
eine lehnende Ausbeute zu erzielen ſein.
Neben den Bergwerken im Munſterthale
(bei Staufen), ſollen auch die der vorge-
nannten badiſchen Geſellſchaft gehörigen Ko-
balt- und Siibergruben im Kinzigthaͤle von
Neuem angegriffen werden. (S,
Mannheim, 31. März. Die wieder-
holten Verſuche die zwiſchen Germersheim
und Speyer in den Fluthen des Rheines
begrabene Locomotive zu faſſen und zu he-
ben, ſind abermals geſcheitert. Die Sttö-
mung iſt an jener Stelle ſo ſtark, daß jede
Wirkſamkeit der Taucher, trotzdem, daß die-
ſelben mit einem Gewichte von 40 Pfund
in die Fluth hinabgelaſſen wurden, dadurch
unmöglich gemacht ward. Sie ſind bereits
feit geſtern Nachmittag wieder auf der Rück-
reiſe begriffen.
Gießen, 29. März. In Betreff des
Baues der Lahneiſenbahn hat der Apent der
niedertändiſchen Kapitaliſtengeſellſchaft, zu
welcher ſich neuerdings auch einige Englän-
der gefelten, in Bertin befriedigende Aus-
kunft erhalten, und es wird dieſe Angele-
heit nun auch nächſtens vor die naſſauiſchen
andſtände gehracht werden, bei denen hof-
fenilich das allgemeine Intereſſe des Landes
über alle Sonderxückſichien ſiegen wird. Wie
man aus guter Quelle hört, ſoll der Bau
der Eifenbahn in drei Jaͤhren vollendet
werden. Dieſer Entfhluß zeigt bei den nicht
unbeträchtlichen Schwierigkeiten der Anlage
gulen Willen und Entſchloſſenheit. (K, 3.)
ulm, 30. Marz. Hier dürfte ſich im
Laufe dieſes Sommers eine höchſt bedeu-
tende Arbeitsthätigkeit entwideln, und zwar
in einer größeren Ausdehnung alg in fr
gend einem Theile unferes Landes! Der
Hefungsbau, der im Laufe des Winters auf
bdem rechten Ufer ganz eingeftellt war, auf
dem linken aber unausgejeßt mit 500 bis
700 Mann und vielen Pferdekräften fortge-
ſetzt wurde, wird wie gewöhnlich gleich nach
Oſtern mit bedeutenden Kräften wieder be-
ginnen, und zwar fehr im Gegentheil von
der Angabe eines hieſigen Blattes, welches
neulich behauptete, Die Feſtungsarbeit würde
nicht in der Ausdehnung betrieben werden,
wie einige Blaͤtter irriger Weiſe angegeben
hätten! Es ſind, wie man ſicher vernimmt,
folde Geldmittel angewieſen worden, daß
der Baubetrieb ſo flark wie in irgend eiz
nem Jahre, mit Ausnahme von 1848 ſein
wirb, wo man über 2 Ditll. verbrauchte.
Es ſollen nicht nur die im Bau begriffe-
nen Werfe möglichſt weit gebracht, ſon-
dern aug noch 2 neue in Angriff genom-
men werden, Naͤchdem die Accorde uber
die Holze und Steinlieferungen zur neuen
Eiſenbahnbrücke abgeſchloſſen find, hat auch
die Arbeit an der nothwendigen Hülfs und
Interimsbrücke ſelbſt begonnen und wird
demnächſt ſchon eine proviſoriſche Eiſen-
baln zu derſelben hergeſtellt werden, wozu
ältere abyenüßte Schichen verwendet wer-
den. Außerdem beabſichtigt auch die neue
Maſchinenfabrik in Eßflingen, die von der
öſterreichiſchen Donaudampfſchifffahrtsgeſell-
ſchaft bei ihr beſtellten 10 eijernen Schlepp-
tähne hier erbauen zu laſſen, zu welchem
Zweck ihr von der Kegierung der neue
Landungsplatz vor dem Gaͤnsthore einge-
raͤumt werden würde, der bis jetzt nur von
den Lieferanten der zu der Eifenbahn bei
Günzburg re. beſtimmten Steine benützt
worden iſt. Die eben erwähnten 10 Schiffe
ſollen hier dur 150 Arbeiter vom April
bis November zuſammengeſetzt und abge-
liefert werden.
München, 28. März. Wie man hört,
ſoll Herr Dönniges eine Sendung in's Aus-
iand erhalten. Nach einer Noti der „All-
gemeinen Zeitung“ und einem ſchon vor 8
Tagen hier verbreiteten ©erücie, wäre
nämlich in der jüngſten Miniſterkriſe von
einer Seite deſſen Entfernung gefordert
worden.
Müuchen, 30. März. Die ſchon auf
geſtern Abend erwartete Ankunft IJ.kk.
Hoh. der beiden ruſſiſchen Großfürſten iſt
erſt mitten in der Nacht, heute früh halb
2 Uhr, erfolgt. Sie wurden von einer vor
ihrem Abſteſhequartier, dem Herzog von
Leuchtenbergſchen Palais auf dem Ddeons-
platze, als Ehrenwache aufgeſtellten Infan-
teriecompagnte mit klingendem Spiel und
feſtlichen Bewillkommnungstuſchen begrüßt.
Bantberg, 29. Mürz. Geſtern Abend
verſchied der in weiten Kreiſen alg Menſch,
Arzt und Schrifiſteller kühmlichſt bekannte
Dr. Chrift. v. Pfeufer, des k. bayeriſchen
Civilverdienſtordens und des Verdienſtor-
dens vom heil. Michael Rittex und dirigi-
render Arzt des allgemeinen Krankenhaufes
dahier, um welches ſowie um die übrigen
hieſigen Wohlthätigkeitsanſtalten er ſich hoch-
verdient gemacht hat. Seine gefegnete viel-
ſeitige Wirkſamkeit in Bamberg ſichert dem
Dahingeſchiedenen einen Ehrenplatz unter
den hervorragenden Männern ſeiner Va-
terſtadt. En ſtarb nach mehrjährigen Lei-
den im 72 Vebensjabre; vor feinem Tode
erlebte er noch die Freude, ſeinen an das
Krankenlager des Vatexs von Heidelberg
hieher geeilten Sohn, Profeffor Pfeufer,
wieder zu einem feinen wiſffenſchaͤftlichen
Verdienſten entſprechenden Wirkungskreis in
Bayern berufen zu ſehen. N CI
Berlin, 30. März. Wie geheim auch
die Zollvereinsverhandlungen zu Bamberg
zwiſchen den Miniſtern v. Dd. Pfordien, .
Neurath und v. Beuſt gehalten werden, fo
viel verlautet doch ſchon, daß Herr v. D.
Pfordten (Bayern) entſchieden den Wiener
Zollconferenzen das Wort geredet hat, Hr.
von Neurach (Würtemberg) nicht geneigt
war, den Zollverein einer ungewiſſen Zu-
kunft preisgegeben zu ſehen und Herr von
Beuſt (Sachſen) eine beſtimmte Auslaſſung
zar nicht für angemeſſen erachtet hat, Diefe
Conferenz wird wenig dazu beigetragen haͤ⸗
ben, die Mißſtimmung zu heben, mit wel-
cher Hannover ſeit der Flotteneonferenz ge-
gen Bayern erfüllt iſt. — .30
Münſter, 27. März. Der Pfervdetrans-
port auf der Köln⸗Mindener Eiſenbahn hat
ſeinen täglichen Fortgang. Drei bis ſechs
Wagen taͤglich, und feder Wagen enthält
Jeder Bahnhofsinfpector kann
darüber Ausfunft geben, daß die Pferde
ſämmtlich für franzöſiſche Rechnung gekauft
ſind und nach Frankreich transportirt wers
den. ; — Pr. 3.)
Leipzig/ 30. März. Diejen Morgen
um 4’'/2 Ubhr traf die über Trieſt, Wien,
Prag und Dresden fommende oftindis
ſche Neberlandpoft hier ein und ſetzte
ihre Meife mit dem um 6 Ubhr von bier
abgehenden Schnellzuge nach Paris und
London weiter fort.
Wien, 27. März. Unter vorſtehendem
Datum meldet das „C. Bl..a. B: In
unterrichteten Rreifen wird die Ueberzeu-
gung ausgeſprochen, dab, im Falle der
Praͤfident das jetzt ſo vielfältig beſprochene
Kaiferproject in der That ausführen follte,
die Haltung der 3 Sftlidhen Großmächte
eine gemeinſame ſein würde! Es dürfte
nämlich das Ereigniß alg vollbrachte
Thatſache angenommen, aber kaum
aus drücklich anerkannt werdenz
auch dürfte es an einem Vorbehalte nicht
feblen, inſofern nämlich die Beſtimmungen
der Wiener Congreßacte dadurch alterirt
erſcheinen möchten und die förmliche Aner-
kennung ſich erſt von der Zukunft und dem
übereinftimmenden Ausſpruche aller Geran-
ten und Unterzeichner der Wiener Verträge
abhängig geftalten.
Wien, 28. März. In Folge unſerer
gegenwaͤrtigen trefflichen Finanzverwaltung
beffern ſich die Geldberhätiniſfẽ zuſehends.
Das Syſtem der Erfparung, weldes bet
allen oͤffentlichen Anftalten, Bebörden und
Unternehmungen durchgeführt wird— verbun-
den mit der BVerringerung des Papiergeldes,