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Armee vorgenommen werden ſollen. Be-
züglich der Grenadierbataillone hört man,
daß dieſelben fortan den betreffenden Regi-
mentern zugewieſen werden und. an den
Stabsorten derſelben in Garniſon zu liegen
beflimmt ſein dürften. — Die Reiſe des
Kaiſers naͤch Peſth hat den Zweck, der Ent-


(Henzt, ein geborner Schweizer, war be-
kanntlich der vertheidiger der Citadelle von
Ofen, deren kleine öſterreichiſche Beſatzung
ſich ſo lange hielt, bis für Görgey der gün-
ſtige Augenblick größerer Operationen ver-
ſtrichen war. Er blieb bei der Erſtürmung
der Feſtung. *
Wien, 13. April. Zur Fortſetzung der
Organiſationsar beiten iſt eine Commiſſion
ernannt, die unter dem Vorſitz des Baron
Kübeck aus den Miniſtern des Innern, der
Juͤſtiz und der Finanzen aus den Reichs-
räthen Baron Krieg, Baron Krauß und
Baton Burkhardt beſteht. Bürgſchaft ge-
nug daß die Grundſätze des Fürſten Schwaͤr⸗
zenberg die waltenden bleiben. — Die feier-
liche Trauerandacht für Se. Durchlaucht
den verewigten Fuͤrſten Felix Schwarzen-
berg fand heute Vormittag in der Pfaͤrr-
kirche des heil. Michael hait.
Wien, 14. April. Man ſchreibt von
hier der „N. Brem. Zeitung“: Ich freue
mich, Ihnen melden zu können, daß die al-
ten innigen Freundſchaftsverhältniſſe zwi-
ſchen Oeſterreich und England als vollkom-
men hergeſtellt betrachtet werden dürfen.
Graf Derby hatte in der Oberhausſitzung
vom 27. Februar ein miniſterielles Pro-
gramm aufgeſtellt, welches, ſoweit natürlich
eg die äußern Angelegenheiten Großbritan-
niens betraf, die unbedingte Zuſtimmung
des Wiener Cabinets empfing. Dieſes
ſchloß ſich der von dem Grafen Derby aus-
geſprochenen Hoffnung auf Erhaltung des
Friedens an, und erklärte ſeine Bereitwil-
ligkeit, auf die loyalſte Art mitzuwirken,
daͤß dieſe Hoffnung nicht Vereitelt werde.
Seſterreich beirachtete ferner die Erklärun-
gen des Grafen Derby in Bezug auf die
Flüchtlingsfrage als ſo beſchaffen, daß künf-
iig dieſelbe keinen Anlaß zu Beſchwerden
von Seite der Continentalmächte mehr ge-
ben werde. DOeſterreich hat England das
Recht, fremden Flüchtlingen ein Afyl zu
gewähren, nie ſtreitig gemacht, ſondern im-
mer nur gegen den Mißbrauch dieſes Rechts
Einſprache erhoben. Da Graf Derby die-
ſen Mißbrauch in ſeiner Programmrede
ſcherf rügte, hatte Oeſterreich vollen Orund
zu der Annahme, daß er demſelben auch
zu begegnen wiſſen werde, und drückte den
Wunſch aus, daß die Verhäliniſſe zwiſchen
den beiden Regierungen wieder jenen
Charafter gegenſeitigen innigen Ver-
trauens annehmen moͤchten, welchem Ereig-
niffe, die von dem Willen des öſterreichiſchen
Caͤbinets unabhängig waren, mehr oder
minder Eintrag gethan hätten. Die offene
und herzliche Sprache Deſterreichs wurde
gleich offen und herzlich von dem engliſchen
Laͤbinet erwiedert und daſſelbe ſpraͤch fein
Bedauern aus, daß es, als es in das Amt
trat, die freundlichen Beziebungen, welche
zwiſchen den beiden Maͤchten beſtehen foll:
ten, duͤrch einen Ton gegenſeitigen Arg-
wohns ja faſt völliger Entfreindung in
betrübender Art geändert gefunden hade.
Belgien.
Brüſſel, 14. Aprii Am voxigen Mon-
tag iſt eine neue Schaar politiſcher Flücht-
linge aus Frankreich auf belgiſchem Boden
angefommen ; man gibt ihre Anzahl auf
ungefähr 150 an; die meiſten ſind ohne
alle Geldmittel. Die Regierung ſoll deß-
halb Befehle an die Grenze haben ergehen
jaſſen, von nun an den aus Frankreich


Vextriebenen den Eintritt nach Belgien


Abgeordnete Renaud, der nach Autwerpen
internirt war, iſt nach London abgereiſt. —
Für Deutſchland iſt es nicht ohne Intereſſe
zu erfahren, daß ſich hier eine neue Ge-
fellſchaft für vlämiſche Literatur gebildet hat.
Brüſſel, 15. April. Die Maßregel, zu der
die vor? Monaten erfolgte Urlaubsertheilung
an den General der Cavallerie Kruzewsky
alg ein bloßes Vorſpiel betrachtet wurde,
iſt nunmehr wirklich in Ausführung ge-
bracht worden: ſämmtliche polnifden
Offiziere der belgiſchen Armee find in
Nichtactivitätszuſtand mit halbem Infante-
rieſold verſetzt worden. Möge dieſes der
ruſſiſchen Freundſchaft dargebrachte Opfer
wenigſtens ſolche Früchte tragen, daß man
ſich von einem andern Standpunkt aus die-
ſen Schritt nicht einſt vorzuwerfen habe!
Man fragt ſich nur vielfeitig, warum die
im Heere angeſtellten Franzoſen beibehalten
werden, indem die Einen nicht weniger als
die Andern in Lagen verſetzt werden könn-
ten, wo Privatſympathien mit den Amts-
pflichten in Widerſtreit treten.
Fraukreieh.
Paris, 14. April. Der Gedanke des
großen Feſtes, welches die Armee nächſten
Monat dem Prinz-Präſidenten zu Ehren
veranſtalten wird, ſoll von dem General
Magnan ausgegangen ſein. Die Offiziere
wird es wenig koſten; gegen diejenigen ſei-
nes Corps hat ſich der Oberſt eines Ca-
vallerieregiments vor einigen Tagen folgen-
dermaßen ausgeſprochen: „Meine Herren,
ich bin vom Prinz-Präſidenten beauftragt,
Ihnen für die Idee zu danken, demſelben
ein Feſt geben zu wolen. Er hat es an-
genommen ; er haͤt ſich aber mit dem Kriegs-
miniſter verſtändigt, der eine Summe von
100,000 Sr. für dag Diner und den Ball,
die in der Militärſchule veraͤnſtaltet wer-
den ſollen, zur Verfügung ſtellen wird.
Höchſtens haben Sie den Sold von 2 Ta-
gen beizuſteuern. Sie ſehen, daß die Ko-
ſten nicht allzugroß werden.“ Nach dieſer
Anſprache zogen ſich die Offtziere zurück.
Die Vorbereitungen zu dem Feſt werden
ſchon mit großem Eifer betrieben. Für Her-
ſtellung des Parqueis in dem Ballſaal hat
man eine Menge Holz, welches zu den auf
dem Larrouſſelplatz niedergeriſſenen Bau-
ten gehörte, angekauft. — Geſtern hat Vieyra,
der Chef des Generalſtabs der National-

Unterlieutenante empfangen und eine ent-
ſchiedene militäriſche Anſprache in folgen-
dem Sinn an dieſelben gerichtet: „Wir ſind
Männer der Ordnung meine Herren; auch
der Prinz Präſident zaͤhlt auf Ihren Eifer.
Ihre Ergedenheit und ganz beſonders auf
Ihre Feſtigkeit. Ich hoffet daß man ın
den Reihen nicht mehr jene Rufe verneh-
men wird: „Es lebe die Reform“ oder
„es lebe die Republik“, die an ſo traurige
Zeiten erinnern, denn, Gott ſei Dank! die
Republit iſt todt, recht todt!“

Paris, 15. April. Geſtern waren der
Herzog und die Herzogin von Naſſau, der
Ex · Koͤnig Jerome, der Prinz Napoleon Bo-
naparte, der württembergiſche und der ruſ-
ſiſche Geſandte, Berryer und andere Perſo-
nen von Bedeutung um das Krankenlager
des Herzogs Paul von Württemberg ver-
ſammelt, alg der päpſtliche Nuntius in ſei-
ner geiſtlichen Tracht eintrat. Sofort kuͤn⸗
digte einer der Anweſenden an, daß der
Herzog Paul den proteßantiſchen Glauben
abgeſchworen habe und katholiſch geworden
ſei Ber Nuntius beſtätigte dieſe Thatſache,
deren Verkuͤndigung tiefen Eindruck auf die
Verſammelten maͤchten Der Herzog von

Naſſau proteſtirte lebhaft gegen dieſe Ab-

ſchwörung und ſagte, daß der Herzog, falls
er am Leben bliebe, ſeine Rechte auf die
Krone von Württemberg verlieren würde.
Er entfernte ſich ſodann, indem er ſeinen
tiefen Unmuth ausſprach, mit mehreren Per-
fonen. Gleich darauf érſchien der von dem
Nuntius herbeſchiedene Pfarrer der Mage
dalenentixche und gab dem Herzoge Paul
die letzte Delung. Derſelbe befindei ſich zwar
heute, etwas beſſer, die Aerzte aber haben
jede Hoffnung gufgegeben, ihn noch ketten
zu koͤnnen. — Das Auftreten der ruͤſſiſchen
Sroßfürfkten in Venedig ſcheint einen großen
Eindruck im Elyſee gemaͤcht zu haben! Die
franzöſiſche Negierung, die bis jetzt ſich mehr
zu den nordiſchen Mächten hingeneigt hatie,
hat ſich in Folge der koͤniglichen Behand-
iung des Grafen von Chambord England
mehr zugewendet. — Der Fürſt von Ca-
nino foll mit ſeiner Reiſe nach Rom und -
dem Reſultate, das dieſelbe gehabt, keines
wegs zufrieden ſein. In der Audienz, die
er bei ſeinem Vetter haͤtte, ſoll er ſich ſehr
bitter daruͤber geaͤußert haben, daß man ihn
im Stiche gelaffen habe,

Italien.

Turin, 9. April. Die Deputirtenkam-
mer hat heute den Handelsvertrag mit Frank-
reich mit 114 gegen 23 Stimmen anges
nommen. — Die Conceſſion der Eiſenbaͤhn
von Turin nach Suſa iſt der engliſchen
Geſellſchaft Jakſon, Braſfey und Henfrey
ertheilt worden. ;

Trieſt, 14. April. Laut einer Correſpon-
denz der „Trieſter Zeitung“ aus Kairo vom
3, D., hat die Nachricht von der bevorſte-
henden Ankunft Fuad Effendi's mit Befeh-
len der Pforte große Befürchtungen erweckt.
Veun Thore von Kairo wurden geſchloſſen.
Die Wachtpoſten bei den übrigen Thoren
verdoppelt. Abbas Paſcha ließ ſeinen Pri-
vatſchatz nach dem Palaſt Abbaſia übertra-
gen. Die Garniſon von Alexandrien wird
verſtärkt, die dortige Polizeimannſchaft um
200 Kawaſſen vermehrt. Verſchiedene Vor-
ſichtsmaßregeln ſind außerdem getroffen wor-
den, um einem etwaigen Handſtreich vorzu-
beugen. Die engliſche Flotte kreuzt vor
Mahon.

England.

London, 13. April. Der Obergeneral
der Artillerie Vicomte Hardinge ift, vom
Generallieutenant Sir John For Burz
goyne, Generalinſpector der Feſtüngswerke,
und vom Capitän Hardinge begleltet, am
vorigen Donnerſtag in Ouernfey angefom-
men, um eine officielle Inſpection der Be-
feſtigung dieſer Inſel vorzunehmen, und
ſich über die Vertheidigungsfähtgkeit diefer
Inſel gegen eine etwaige Invaſiön zu ver-
gewiſſern. Nach einer langen und forgfäl-
tigen Unterſuchung der verfchiedenen Häfen
ſchifften ſich die 3 Militärbeamten nach Al-
deruey ein! Wenn ſie auch dort die De-
fenſivwerke der Inſel geprüft haben wer-
den, foll in gleicher Abſicht auch Jerſey be-
ſucht werden Das Artillerieburegu hat die
Erkichiung einex Batterie bei Cardiff zum
Schuß dieſes Kuͤſtentheiles im Kanal von
Briftol angeordnet. Im Hafen von Briſtol
felbſt werden für den Betrag von 5000
Pfd St. Vertheidigungswerke angelegt.

London/ 1d, April, Eine bemerkens-
werthe Thatſache, die beweiſt, bis zu wel-
chem Punkt die Rückkehr zum Schügzollſy-
ſiem in England unmoͤglich geworden iſt,
beſteht gegenwärtig in England darin, daß
die als die entſchiedenſten Gegner des Frei-
handels bekannten Männer überall, wo ſie
ihr politiſches Glaubensbekenntuih ablegen,
conftatiren müffen, daß ſie die Wiederein-
führung der Koͤrnzölle nicht verlangen, ſon-
dern den Ackerbaͤuintereſſen auf anderem
 
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