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Dienftag, 4. Mai

852 f



Berlchte werden \ {
Auskunft erthetlt, die Spaltzeile in Petitſchrift 4 fy.

Ord Nr. 10. An ſammtliche Truppen-
abtheilungen und Dienfiftellen des Arnee-
corps. Nach ergangener Höchſter Entfehlie-
ſung wird aͤndurrch beſtimmt; 1) Daß der
nach dem Befehl vom 25, &, M, Nr, 9,
von. den Offtzieren während ber tiefſten
Trauer am Helm zu tragende Flor, wenn
auf Ddiefem Dder Haarbuſch angebracht iſt,
über leßterem. zu ‚fragen iſt, und zwar fn
der Weife, daß der Flor bei aufgeknüpfter
Schleife in ſeiner Mitte mit der oberen
Metallplatte auf den Buſch befeſtigt wird
und hinten in 2 Enden über dieſen herab-
hängt. 2) Daß Offtziere und Mannſchaf-
ten bei der Beiſetzung die großb. baͤdiſchen
Decorationen (einſchließlich der Dienſtaus-
zeidhnungen) mit Flor umgeben zu tragen
haben. Die Bänder werden nicht mit Fior
überzogen. Der Mannſchaft vom Oberfeld-
webel (Oberwachtmeifter) abwaͤrts iſ der


Die Koſtenzettel ſind zur Secretur vorzulegen.
Karlsruhe, 30. April 1852.
Der Präſident des gr. Kriegsminiſteriums.
ALv. Roggenbad,

Karlsruhe, 1, Mai. Das heute er-
ſchienene Regierungsblatt Nr. 20 enthält
eine Bekanntmachung des Miniſteriums des
Großherzoglichen Haufes und der auswaͤr
tigen Angelegenheiten den revidirten deutſch-
öſterreichiſchen Poſt Vereins Vertrag betref-
fend.

Deutſch land.

Kaͤrtsruhe, 1. Mai, Heute iſt der Tag,
an welchem die ſterblichen Ueberreſte des zu


vold der Gruft übergeben werden follen.
Geſtern wurde der Sarkophan in die Tod-
tenhaͤlle im Großherzoglide Schloſſe ver-
bracht/ wohin Hohe und Niedere in Schaa-
ren ſtroͤmen, um dem vielbeweinten Todten
den Scheidegruß im Haufe ſeiner Bäter zu
bringen.- Die Hülle, welche die Afche des
Höchſtſeligen Fürſten umſchließt, Ddie Aug-
frallung der Halle, wie alle Anordnunzen
in berfelben enthrechen gleichfehr vem ho-
hen Nange des Berewigten , wie ſie Zeug-
niß geben von der innigſten Liebe und Ber-
ebrung, welche die erlauchte Öroßherzonliche
Familie zu dem unvergeblichen Fuͤrſten hegt.
ueber die Leichenfeier, welche heute Abend“
frattfinden wird, hat bereits das Yrogramm
ausführliche Mittheilung gemacht Cinzelne
Momente Fonnten darin nicht enthalten fein,
von denen wir hier Erwähnung thun wol-
len. An der Feierlichkeit werden auch zwei
regierende Fürſten Antheil nehmen: Se, Kön,
Hoͤheit der unſerer erhabenen Megentenfa-
milie nahe vermandte Großherzog von Hefz
ſen und Bei Rhein, und Se. Hoheit der
Herzog sın Sachfen-Coburg=-©oiha, der er
Tauchte Gidam des Höchfijeligen Sroßher.
zogs. Se. Koͤn. Hoheit der Grobherzog
von Heſſen ſind geſtern Abend hier einge-
troffen, und Se. Hoheit der Herzog von
Sachfen⸗Koburg verweilen bereits feit meh-
veren Tagen wieder im Kreiſe der Hohen
leidtrageuden Familie. Heute früh iſt ferner

1 3 9


%,
Die Landwirthſchaftltehen


— — — — —

eine Deputation des F, preußiſchen 29. In-
fanterieregiments, deſſen Ehef der Hoͤchfiſe-
lige Großherzog war, bier angelangt, um
der Beſtattungoͤfeier beizumwohnen.. Sie De-
ſteht aus dem Negimentecommandeur, Obri-
ſten v. Beffel, dem Mafor von Waͤngen-
heim, zwei Haupfleuten und zivei Leutuan-
ten. Heute Nachmittag werden die Offteiere
des in Naftatt garnifonirenden. keköſter
reichiſchen Regiments Benedek zur Anwoh-
nung bei der Leichenfeier eintreffen. Dazu
bemerfen wir noch, daß geftern und heute
aus allen Theilen des Großberzogthums
Deputationen des Adels, der Corporatio-
nen, Univerſitäten, Mitglieder der Erſten
und Zweiten Kammer, Vertreter der Städte
und Amtshezirke des Landes, Perſonen, die
dem verewigten Fürften im Leben naͤher
ſtanden u. ſ. w. angefommen ſind, gar nicht
zu ſagen von Dder . großen Zahl Anderer,
welche jeder Bahnzug herbeiführt,

— — (Karlgr. 3.)

Mannheimi, 29. April. Bet der am
25. d. vorgenommenen Huldigung der Mit-


Kaͤnzleiperſonals hielt der Hofgerichteprält-
dent v. Kettenacker eine Nede, deren Wort-
laut ungefähr der folgende war: „Meine
verehrien Freunde und Collegen! Es iſt
mir dieſen Morgen die ſchmerzliche Yufs
gabe zu Theil geworben,. Zhuͤen Kunde
zu geben von dem Ableben Sr. t. Hoheit
des Großherzogs Leopold. In ihm haͤben
wir einen Fürſten verloren, den wir mit
Stoiz, mit Liehe und mit jenex hohen Be-
geiſterung, welche feine edle Perſönlichkeit
einsuflößen. wußte, den Unſrigen nennen
konnten! Hier iſt der Ort nicht, von ſei-
nen hohen Verdienſten um das Baterland
und von den Leiden zu ſprechen, die er in
der letzten Periode ſeiner Regiexung zu er
dulden hatte, Die Geſchichte, diefe ſirenge
und unparteüſche Richterin menſchlicher Tya-
ten, wird ung über ſein Thun und Laffen
gewiſſenhaften Aufichluß geben; ſie wird
ins über ſein Wirken als Regent und Pris
valmann mit befriedigender Umftändlichkeit
aufklären; ſie wird dem leider zu früß Da-
hingeſchiedenen ein Denkmal ſetzen, deſſen
Schönheit die Nachwelt mit Ehrfuͤrcht und
Bewunderung erfüllt, So tief der Schmerz
und ſo gerecht die Trauer iſt, welcher wir
uns in Folge dieſes Verluſtes hingeben, ſo
iſt doch Eines, was in dieſem Augenoick
unſer Gemuͤth zu erheben vermag: es iſt
Dies der Gedanke, daß ein Prinz unſeres
erlauchten Hauſes die Zügel der Regiekung
ergriff, der die Tugenden ſeines vielgelieb-


dürfen und follen wir hier ausſprechen) die
Liebe und Treue, welche wix dem Vater in
ſchweren, verhängnißvollen Zeiten beihätig-
ten, auf den Sohn üpertragen, und mit
gleichem Muthe, mit gleicher Behaͤrrlichkeit
bewahren. (Karlsr. 3.)
Vom Oberxrhein, 29, April. Als es


Frage der Nachfolge gelöst werden würde.
Die vielen Beſprechuͤngen dieſer Angele-
genheit in answärtigen Blättern, die ſich
zum öftern nicht gerade durch Discretion
und Zartheit der Rückſicht auszeichneten,
waren nicht gemacht, die obſchwebenden
Zweifel zu beſeitigen! Die Löfung iſt ge-
geben in dem Allerhoͤchſten Patent vom 24
Aptit; ſie iſt die einfachfie und natlirlichfte,
die ſich denken läßt! Man erfieht daraus,
daß die Frage in dem Hohen MRathe der
aroßb. Famllie einer ſorgfaͤltigen Prüfung
unterworfen wurde, deren Ergebuiß der
übereinſtimmende Ausſpruch war, daß ſchwere
Geiſtes⸗ und Leibeskrankheit es des nun-
mehrigen Großherzogs Ludwig kal Hoheit
unmöglich mache, die kraft der Haus= und
Landesgrundgeſetze auf Ihn Übergegangene
Negierung anzutrefen, oder für deren Berwal:
tung. Fürforge zu treffen! Auf dem Grund


war offenbar alles Andere gegeben, Befin-
det ſich Se, f, Hoheit der erſtgeborne Sohn
des HöOfieligen ©roßherzogs in der phy-
Ichen Unmöglichfeit, die Regierung, woza
Höchftderfeibe rechtiich berufen, anzutreten,
ſo folgt ganz von ſelbſt, daß der zweitäl-
teſte vollfährige Sohn das Recht hat, fie


phyſiſchen Unmöglichfeit, für Ddie Verwalz
lung der Megierung Fürforge zu freffen,
ſo iſt der nächſtälteſie erlauchte Bruder hiezu.


ſcheint uns die Steile des Allerhöchflen Pas
tents zu beruhen, welche lautet „Wir ha-
ben demnach, durch uufer Recht und Un-
fere Pflicht dazu berufen, die RMegierung‘


Souveränetätinnewohnenden Neche
ten und Befugniſſen bereitg angetreten
und werden ſie an der Stelle Unieres in-
nigſt geliebten Herrn Bruders führen, bis. .
e$ Der Gnade des Allmächtigen gefällt,

Ihn von ſeinen ſchweren Leiden wieder zu
befrefen.“ Es handelt ſich alfo nicht um

eine nebertragung nicht um ein Ben
trauen mit den Souveränetätgrechten an
Se. Hoheit den Prinzen Friedrich, woher
immer, nicht um einen Act, bei welchem
die Willkür einen Antheil hätte, ſondern
einzig und allein um ein Rechtsverhaͤltniß,
kraft deſſen der zweitälteſte großherzog-
liche Prinz bei der Verhinderung und für
die Dauer der Verhinderung feines er-
lauchten älteren Herrn Bruders die Zügel
der Regierung mit allen dem Landesfuͤrſten
geſetzlich zuſtehenden Souveränetaͤtsrechten

ergriff. und zugleich um ein Pflichtver-
hältniß, kraft deſſen Höchſtderſelbe ver-
bunden war, ſie zu ergreifen, Jede andere


auf dieſen Vorausfetzungen begruͤndet
wäre, hätte ſchwerlich dem Vorwuͤrf der
Verletzung des Legitimitätsprineips und der
beftehenden Geſetze entgehen können. Mit
Beruhigung aber und Rührung hat man


Hoheit der Großherzog Ludwig Sich nidt
nur völlig einverſtanden erflärt, fondern
ſelbſt feines innign geliebten Herrn DBrus
ders des Prinzen Friedrich £. Hoheit gebeten
 
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