„Pays“ ſpricht es geradezu aus: indem L.
Napoleon die Verträge voͤn 1815 in mate-
rielier Beziebung anerkennt! will er den-
ſelben die Kraft, eine Nation in der Waͤhl
ihrer innern Inſtitutionen zu binden, nicht
zuſchreiben, alfo freie Hand behalten, ſich
bet günſtigerer Zeit und Umftänden die
Kaiſerkront aufzufetzen. Es iſt überflüſſig,
auf die Wichtißkeit und Tragweite diefer
Anſchauung und Abſicht Ludwiß Napoleons
aufmexfſam zu machen, und ich begnüge
mich deshalb damit, die Sache zu confta-
tiven. *
Gotha 14. Juni. Das ſo eben erſchie-
nene Stück des Regierungsbiaties hat als
Beilage das vom gegenwärtigen Landiage
angenommene neue Staatsgrundgeſetz, wel-
chem das Geſetz über die Organiſation des
Staatominiſteriums und das Geſetz über
den Civil⸗ Staatsdienſt angefuͤgt iſi. Das
neue Staatsgrundgefeß, welches nunmehr
mit dem Ende dieſer Woche in Kraft tritt,
hebt, um in wenigem die poͤlitiſchen Grund!
züge deſſelben anzuführen, das bisher nur
ſuoͤpenſive Veto des Herzogs auf und ſetzt
an die Stelle des bisher giltigen directen
Wahlmodus den indirecten. — Die Wahlen
zu den Einzellandtagen, aus welchem dann
der allgemeine Landtag beider Herzogthü-
mer zuſammengeſetzt wird, werden inner-
halb ſechs Wochen vom heutigen Tage an
ausgeſchrieben und das Mandat der Ge-
waͤhlten hat bis zum 1. Juli 1856 Gil-
tigkeit. (5. %I
Leipzig, 14. Juni. Unſere Staͤdt birgt
augenblicklich zwei nach längerer Abweſen-
heit Wiedergefehrte, oſt Genannte in ihren
Mauern: Friedrich Gerſtäcker, der unter-
nehmende Reiſende, iſt diefer Tage hier ein-
getroffen und erfreut den ſehr großen Kreis
einer Freunde durch den augenſcheinlichen
Beweis ſeiner erhaltenen alten Nüftigkeit
und Friſche. Der zweite jener Wiederge-
kehrten iſt der ehemalige hieſige Arzt, Dr.
dAlnoncourt, welcher vor einigen Jahren
den vielfachen gegen ihn gerichteten Tngrif-
fen wegen ſeines Auftreiens in einer von
ihm geleiteten ultrareactionären und ultra-
montaͤnen Zeitſchrift dadurch auswich, daß
gr alg Arzt in türkiſche Dienſte trat und
alg Bataillonsarzt in Konſtantinopel ſich
zeigt. Es macht einiges Aufſehen, wenn der
rothhefeßte Türke durch die Straͤßen klirrt.
Bremen, 12. Juni. Wie eng die gegen-
ſeitigen Beziehungen der Vereinigten Staaten
mit Deutſchland ſchon geworden ſind, er-
ſieht man aus dem letzten Monatsberichte
der deutſchen Geſellſchaͤft zu New:York,
Derſelbe bemerkt, daß die 11,694 deutfchen
Einwanderer, welche in jenem Hafen wäh-
rend des Aprilmonats landeten bei weitem
der wohlhabenderen Klaſſe angehörten. Sie
ſetzten ſogleich ihre Reife nach dem Innern
fort, zumeiſt nach Wisconſin, Jowa und
Michigan; faſt Alle hatten, mit fehr weni-
gen Ausnahmen, fchon ihr feſtes Reiſeziel,
wohin vorausgegangene Freunde ſie be-
ſtimmt hatte. Im April 1850 waren nur
1624 deutſche Einwanderer in New= York
angelommen, 1851 nur 6368, Jene 11,695
Deutſchen kamen in 84 Schiffen. In den
Tegten amerikaniſchen Blättern leſe ich, daß
Anfang Mai’s Buchhändler Heinr. Hoff
aus Mannheim im Spital der Stadt New-
Vort mit Tod ahgegangen iſt. A, 3.)
Samburg, 14 Junl. Der Kieler Uni-
Lerſität drohi ein neuer Schlag: Profeffor
Berlin (1849) SGeneralftabsarzt der ſchles-
wig - Dolfteinijdhen Armee und Profeffor an
der Kieler Univerſität, ſoll wieder nach
Freiburg im Breisgau, wo er ſchon früher
tehrte, berufen ſein.
garn lauten fortwährend im hoͤchſten Grad
erfreulich. Das Laͤndvolk befonders ſtrömt
von weiter Ferne hinzu, um den Monar-
Hen zu ſehen und ihm zuzufauchzen. Der
Adel in Maſſe legt dem Kaifer den Aus-
druck ſeiner Huldigung dar, und die Bür-
gerſchaften erkennen zu ſehr den hohen Werth
der feſten, klaren Rechtsgeſetze, welche nun-
mehr auch in Ungarn eingeführt und von
unabhängigen kaiſerlichen Gerichten raſch
Monarchen für die Wohlthat der Rechts-
gleichheit unendlich dankbar zu ſein. Die
Reiſe des Kaiſers, deſfen Perſönlichkeit alz
les für ſich einnimmt, iſt eine moraliſche
Eroberung des ſchoͤnen Kronlandes, ohne
irgend eine Conceſſion zum Nachtheil des
unwandelbaren Grundſatzes der Rechtsein-
heit. A, 3.)
Wien, 14. Juni. Die Oeſterreichifche
Correſpondenz“ fchreibt: Der Vertrag v.
Sept. zwiſchen den Königreichen Preußen
und Hannover wurde den übrigen Zollver-
einsſtaaten als die Anbahnung einer allge-
meinen deutſchen Zalleinigung dargeſtellt.
Obgleich nun jener Vertrag die ärariſchen
wie die nationalökonomiſchen Intereſſen der
meiſten Staaten des Zollvereins in weſent-
lichen Punkten höchſt nachtheilig berühri, ſo
ſind ſie doch bereit geweſen, eben in Be-
rückſichtigung des Zweckes, darauf einzuge-
hen wenn nur der letztere beharrlich und
allſeitig verfolgt werde. Auch Oeſterreich,
welches durch die Bundesverträge mit be-
rufen iſt, für die Herſtellung ünd Förde-
rung der materiellen Wohlfahrt Deutſch-
lands Sorge zu tragen und namentlich nach
Art. 19 der Bundesacte und Art. 64 und
65 der Wiener Schlußacte die Haͤndels-
und Verkehrsverhältniſſe zur wahren und
allgemeinen Befriedigung mit ſeinen Bun-
desgenoſſen zu ordnen, hat dieſe Auffaſſung
getheilt. In allen Ländern des Bundes,
beſonders aber in Süd- und in Mittel-
Streben nach allgemeiner Zolleinigung durch
den Beitritt Oeſterreichs zu dem Zoüverein
anerkannt und getheilt. Auch die f preuß.
Negierung hatte die enge Einigung des
Zoivereins init Oeſterreich, wieder hoit als
eine zu erſtrebende hochwichtige Aufgabe
anerkaͤnnt, und bis jetzt ſchien nur über den
Weg, um dahin zu gelangen, eine Ver-
ſchicbenheit der Anſichien zwiſchen den grö-
ßern Staaten des Zollvereins und Preu-
Ben zu beſtehen. Nunmehr deutet aber lei-
der die von der k. preußiſchen Regierung
in der letzten Sitzung der Berliner Zoll-
conferenz den Staaten der Darmſtaͤdter Ueber-
einkunft (Bayern, Sachſen, Würtemberg,
beiden Heſſen, Baden und Naſſau) abgege-
bene Erklärung auf deren beſtimmte An-
träge, eine weiter gehende Abweichung an
Zum erſtenmal ſpricht ſich darin die kgl.
preußiſche Regierung gegen eine Zolleini-
gung mit Oeſierreich oder doch gegen Eini-
gung der deutſchen Bundesſtaaten mit dem
Kaiſexreiche zu einem vorher beſtimmten
und feſtgeſetzten Zeitpunkte aus, und pill
auch nach Abſchluß der nun zu vereinba-
renden Zollvereinsverträge mit den übrigen
Staaten, nur über einen Handelsvertrag
mit Oeſterreich unterhandeln. Da nun die
k. k. Regierung wiederholt und auf das be-
ſtimmteſſe den Anſchluͤß eines Zoll⸗ und
Handelsvertrages mit dem Zollvereine von
der Bedingung abhaͤngig gemacht hat, daß
die ſpäterẽ Zolleinigung zu gleichex Zeit
verbürgt werde, auch mit den Staatsregie-
rungen der Königreiche Bayern, Sachſen
und Würtemberg/ des Großherzogihums Ba-
den, des Kurfürſtenthums und des Groß-
herzogthums Heſſen und des Herzog-
thums Naſſau über den im Schlußprotocoll
der Wiener Conferenzen enthaltenen In-
halt übereingekommen. iſt, welcher die wei—⸗
tere Uebereiakunft dieſer Höfe in Darme
ſtadt zur Folge haͤtte, ſo if, bei dieſer Sach-
lage, zur Zeit kein Gegenſtand zu Unter-
handlungen über diefe Angelegenheit zwi-
ſchen den Höfen von Wün und Berlin
vorhanden.
Fraukreich.
X Paris, Zuͤni. Der gefeßgebende
Körper hat Deute unter dem Vorfig feines
Präfidenten Billault eine öffentlidhe Sigung
gehalten, in welcher die Verlängerung des
Tabaksmongpols auf die betreffende Vor-
lage der Regierung von 211 anwefenden
Deputirten einſtimmig angenommen wurde;
ebenſo wurde mit 203 Stimmen dem Mi-
niſterium der für die Wiederherſtelluͤng der
Kirche St. Duen in Rouen veriangte Cre:
dit von 170,000 Frk. einmüthig bewilligt.
Sür morgen wurde Zufammenfunft in den
Bureaux anberaumt, um den die Erneue-
rung der General⸗, Bezirks- und Muniei- -
palräthe betreffenden Gefegentwuͤrf in Er-
wägung zu ziehen. Einem offfciöfen Mit-
getheilt“ zufolge iſt die Angabe der „Vatrie«
und anderer Blätter, alg habe das Mini-
ſterium des Innern die den polniſchen Flücht-
lingen bisher bewilligten Subfidieuͤgelder
zurücgenommen, durchaus ungegründet und
hat das Miniſterium über diefe Angelegen.
heit keinen Beſchluß gefaßt. — Der „Mos
niteur“ gibt heute einige vom gefetzgeben-
den Körper votirte Grſetze bekannt dage-
gen ſchweigt das amtliche Blatt über die
Labſichtigten Luxusſteuebn, obgleich einige
Blaͤtter den betreffenden Geſetzentwurf heute
mittheilen. Nach dieſem dem geſetzgebenden
Lörper vorliegenden Entwurf werden die
Luxusſteuern das zwiſchen den Einnahmen
und Ausgaben im Budget erforderliche Gleich-
gewicht herſtellen, und nach der Motivirung
würde die Papierſteuer 10 Millionen, die
Wagen=, Pferde- und Hundeſteuer eben-
falls I0 Villionen und die Steuer auf Al-
kohol? Millionen betragen, was in allem
27 Millionen ergäbe. Wegen der Modi-
ficationen, die von dem Entwurf für Er-
hebung von Steuern auf gewiſſe Eigen-
thumsumſchreibungen von Liegenſchaften vor-
genommen ſind, weiß man noch nicht, was
dieſe Steuer ertragen wird, übrigens laͤßt
ſchon ſo viel vorausſehen, daß ſie den Reſt
des dem Budget von 1853 zur Laſt fallen-
den Defieit von 40 Millionen decken wird.
Der ganze Geſetzentwurf hat in Paris, naz
mentlich bei den minder bemittelten Klaͤffen,
die beſte Aufnahme gefunden. Heute war
der gefetzgebende Körper in ſeinen Bureaur
verſammelt, um für dieſen Entwurf die be-
treffende Specialcommiſſion zu ernennen;
letztere wird aber erſt morgen gaͤnz zu Stande
kommen.
England.
London, 14, Juni. Der zwiſchen der
franzoͤſiſchen und der engliſchen Negierung
abgeſchloſſene Vertrag für gegenſeitige Aus-
lieferung flüchtiger Verbrecher hat im Ober-
hauſe viele Gegner gefunden; ſie verlangen,
daß vor der Auslieferung erſt der Beweis
der wirklichen Schuld geliefert werde.
Bruchſal 15. Juni. Wie bereits gemel-
det iſt, hatte die heutige Nachmittagsſitzung
des Schwurgerichis die Anklage gegen den
Friedrich Seyauer von Sulz zum Gegen-
fande. Der Angeklagte, Jahre alt,
verheirathet, wenig vermöglich als leicht-
ſinnig und verſchwenderiſch beleumundet, mar
ſchon in den Jahren 1847 und 1851 von
dem großh. Oberamt Lahr wegen zweier
kleinen Diebſtͤhle beſtraft worden. Heuͤte
Napoleon die Verträge voͤn 1815 in mate-
rielier Beziebung anerkennt! will er den-
ſelben die Kraft, eine Nation in der Waͤhl
ihrer innern Inſtitutionen zu binden, nicht
zuſchreiben, alfo freie Hand behalten, ſich
bet günſtigerer Zeit und Umftänden die
Kaiſerkront aufzufetzen. Es iſt überflüſſig,
auf die Wichtißkeit und Tragweite diefer
Anſchauung und Abſicht Ludwiß Napoleons
aufmexfſam zu machen, und ich begnüge
mich deshalb damit, die Sache zu confta-
tiven. *
Gotha 14. Juni. Das ſo eben erſchie-
nene Stück des Regierungsbiaties hat als
Beilage das vom gegenwärtigen Landiage
angenommene neue Staatsgrundgeſetz, wel-
chem das Geſetz über die Organiſation des
Staatominiſteriums und das Geſetz über
den Civil⸗ Staatsdienſt angefuͤgt iſi. Das
neue Staatsgrundgefeß, welches nunmehr
mit dem Ende dieſer Woche in Kraft tritt,
hebt, um in wenigem die poͤlitiſchen Grund!
züge deſſelben anzuführen, das bisher nur
ſuoͤpenſive Veto des Herzogs auf und ſetzt
an die Stelle des bisher giltigen directen
Wahlmodus den indirecten. — Die Wahlen
zu den Einzellandtagen, aus welchem dann
der allgemeine Landtag beider Herzogthü-
mer zuſammengeſetzt wird, werden inner-
halb ſechs Wochen vom heutigen Tage an
ausgeſchrieben und das Mandat der Ge-
waͤhlten hat bis zum 1. Juli 1856 Gil-
tigkeit. (5. %I
Leipzig, 14. Juni. Unſere Staͤdt birgt
augenblicklich zwei nach längerer Abweſen-
heit Wiedergefehrte, oſt Genannte in ihren
Mauern: Friedrich Gerſtäcker, der unter-
nehmende Reiſende, iſt diefer Tage hier ein-
getroffen und erfreut den ſehr großen Kreis
einer Freunde durch den augenſcheinlichen
Beweis ſeiner erhaltenen alten Nüftigkeit
und Friſche. Der zweite jener Wiederge-
kehrten iſt der ehemalige hieſige Arzt, Dr.
dAlnoncourt, welcher vor einigen Jahren
den vielfachen gegen ihn gerichteten Tngrif-
fen wegen ſeines Auftreiens in einer von
ihm geleiteten ultrareactionären und ultra-
montaͤnen Zeitſchrift dadurch auswich, daß
gr alg Arzt in türkiſche Dienſte trat und
alg Bataillonsarzt in Konſtantinopel ſich
zeigt. Es macht einiges Aufſehen, wenn der
rothhefeßte Türke durch die Straͤßen klirrt.
Bremen, 12. Juni. Wie eng die gegen-
ſeitigen Beziehungen der Vereinigten Staaten
mit Deutſchland ſchon geworden ſind, er-
ſieht man aus dem letzten Monatsberichte
der deutſchen Geſellſchaͤft zu New:York,
Derſelbe bemerkt, daß die 11,694 deutfchen
Einwanderer, welche in jenem Hafen wäh-
rend des Aprilmonats landeten bei weitem
der wohlhabenderen Klaſſe angehörten. Sie
ſetzten ſogleich ihre Reife nach dem Innern
fort, zumeiſt nach Wisconſin, Jowa und
Michigan; faſt Alle hatten, mit fehr weni-
gen Ausnahmen, fchon ihr feſtes Reiſeziel,
wohin vorausgegangene Freunde ſie be-
ſtimmt hatte. Im April 1850 waren nur
1624 deutſche Einwanderer in New= York
angelommen, 1851 nur 6368, Jene 11,695
Deutſchen kamen in 84 Schiffen. In den
Tegten amerikaniſchen Blättern leſe ich, daß
Anfang Mai’s Buchhändler Heinr. Hoff
aus Mannheim im Spital der Stadt New-
Vort mit Tod ahgegangen iſt. A, 3.)
Samburg, 14 Junl. Der Kieler Uni-
Lerſität drohi ein neuer Schlag: Profeffor
Berlin (1849) SGeneralftabsarzt der ſchles-
wig - Dolfteinijdhen Armee und Profeffor an
der Kieler Univerſität, ſoll wieder nach
Freiburg im Breisgau, wo er ſchon früher
tehrte, berufen ſein.
garn lauten fortwährend im hoͤchſten Grad
erfreulich. Das Laͤndvolk befonders ſtrömt
von weiter Ferne hinzu, um den Monar-
Hen zu ſehen und ihm zuzufauchzen. Der
Adel in Maſſe legt dem Kaifer den Aus-
druck ſeiner Huldigung dar, und die Bür-
gerſchaften erkennen zu ſehr den hohen Werth
der feſten, klaren Rechtsgeſetze, welche nun-
mehr auch in Ungarn eingeführt und von
unabhängigen kaiſerlichen Gerichten raſch
Monarchen für die Wohlthat der Rechts-
gleichheit unendlich dankbar zu ſein. Die
Reiſe des Kaiſers, deſfen Perſönlichkeit alz
les für ſich einnimmt, iſt eine moraliſche
Eroberung des ſchoͤnen Kronlandes, ohne
irgend eine Conceſſion zum Nachtheil des
unwandelbaren Grundſatzes der Rechtsein-
heit. A, 3.)
Wien, 14. Juni. Die Oeſterreichifche
Correſpondenz“ fchreibt: Der Vertrag v.
Sept. zwiſchen den Königreichen Preußen
und Hannover wurde den übrigen Zollver-
einsſtaaten als die Anbahnung einer allge-
meinen deutſchen Zalleinigung dargeſtellt.
Obgleich nun jener Vertrag die ärariſchen
wie die nationalökonomiſchen Intereſſen der
meiſten Staaten des Zollvereins in weſent-
lichen Punkten höchſt nachtheilig berühri, ſo
ſind ſie doch bereit geweſen, eben in Be-
rückſichtigung des Zweckes, darauf einzuge-
hen wenn nur der letztere beharrlich und
allſeitig verfolgt werde. Auch Oeſterreich,
welches durch die Bundesverträge mit be-
rufen iſt, für die Herſtellung ünd Förde-
rung der materiellen Wohlfahrt Deutſch-
lands Sorge zu tragen und namentlich nach
Art. 19 der Bundesacte und Art. 64 und
65 der Wiener Schlußacte die Haͤndels-
und Verkehrsverhältniſſe zur wahren und
allgemeinen Befriedigung mit ſeinen Bun-
desgenoſſen zu ordnen, hat dieſe Auffaſſung
getheilt. In allen Ländern des Bundes,
beſonders aber in Süd- und in Mittel-
Streben nach allgemeiner Zolleinigung durch
den Beitritt Oeſterreichs zu dem Zoüverein
anerkannt und getheilt. Auch die f preuß.
Negierung hatte die enge Einigung des
Zoivereins init Oeſterreich, wieder hoit als
eine zu erſtrebende hochwichtige Aufgabe
anerkaͤnnt, und bis jetzt ſchien nur über den
Weg, um dahin zu gelangen, eine Ver-
ſchicbenheit der Anſichien zwiſchen den grö-
ßern Staaten des Zollvereins und Preu-
Ben zu beſtehen. Nunmehr deutet aber lei-
der die von der k. preußiſchen Regierung
in der letzten Sitzung der Berliner Zoll-
conferenz den Staaten der Darmſtaͤdter Ueber-
einkunft (Bayern, Sachſen, Würtemberg,
beiden Heſſen, Baden und Naſſau) abgege-
bene Erklärung auf deren beſtimmte An-
träge, eine weiter gehende Abweichung an
Zum erſtenmal ſpricht ſich darin die kgl.
preußiſche Regierung gegen eine Zolleini-
gung mit Oeſierreich oder doch gegen Eini-
gung der deutſchen Bundesſtaaten mit dem
Kaiſexreiche zu einem vorher beſtimmten
und feſtgeſetzten Zeitpunkte aus, und pill
auch nach Abſchluß der nun zu vereinba-
renden Zollvereinsverträge mit den übrigen
Staaten, nur über einen Handelsvertrag
mit Oeſterreich unterhandeln. Da nun die
k. k. Regierung wiederholt und auf das be-
ſtimmteſſe den Anſchluͤß eines Zoll⸗ und
Handelsvertrages mit dem Zollvereine von
der Bedingung abhaͤngig gemacht hat, daß
die ſpäterẽ Zolleinigung zu gleichex Zeit
verbürgt werde, auch mit den Staatsregie-
rungen der Königreiche Bayern, Sachſen
und Würtemberg/ des Großherzogihums Ba-
den, des Kurfürſtenthums und des Groß-
herzogthums Heſſen und des Herzog-
thums Naſſau über den im Schlußprotocoll
der Wiener Conferenzen enthaltenen In-
halt übereingekommen. iſt, welcher die wei—⸗
tere Uebereiakunft dieſer Höfe in Darme
ſtadt zur Folge haͤtte, ſo if, bei dieſer Sach-
lage, zur Zeit kein Gegenſtand zu Unter-
handlungen über diefe Angelegenheit zwi-
ſchen den Höfen von Wün und Berlin
vorhanden.
Fraukreich.
X Paris, Zuͤni. Der gefeßgebende
Körper hat Deute unter dem Vorfig feines
Präfidenten Billault eine öffentlidhe Sigung
gehalten, in welcher die Verlängerung des
Tabaksmongpols auf die betreffende Vor-
lage der Regierung von 211 anwefenden
Deputirten einſtimmig angenommen wurde;
ebenſo wurde mit 203 Stimmen dem Mi-
niſterium der für die Wiederherſtelluͤng der
Kirche St. Duen in Rouen veriangte Cre:
dit von 170,000 Frk. einmüthig bewilligt.
Sür morgen wurde Zufammenfunft in den
Bureaux anberaumt, um den die Erneue-
rung der General⸗, Bezirks- und Muniei- -
palräthe betreffenden Gefegentwuͤrf in Er-
wägung zu ziehen. Einem offfciöfen Mit-
getheilt“ zufolge iſt die Angabe der „Vatrie«
und anderer Blätter, alg habe das Mini-
ſterium des Innern die den polniſchen Flücht-
lingen bisher bewilligten Subfidieuͤgelder
zurücgenommen, durchaus ungegründet und
hat das Miniſterium über diefe Angelegen.
heit keinen Beſchluß gefaßt. — Der „Mos
niteur“ gibt heute einige vom gefetzgeben-
den Körper votirte Grſetze bekannt dage-
gen ſchweigt das amtliche Blatt über die
Labſichtigten Luxusſteuebn, obgleich einige
Blaͤtter den betreffenden Geſetzentwurf heute
mittheilen. Nach dieſem dem geſetzgebenden
Lörper vorliegenden Entwurf werden die
Luxusſteuern das zwiſchen den Einnahmen
und Ausgaben im Budget erforderliche Gleich-
gewicht herſtellen, und nach der Motivirung
würde die Papierſteuer 10 Millionen, die
Wagen=, Pferde- und Hundeſteuer eben-
falls I0 Villionen und die Steuer auf Al-
kohol? Millionen betragen, was in allem
27 Millionen ergäbe. Wegen der Modi-
ficationen, die von dem Entwurf für Er-
hebung von Steuern auf gewiſſe Eigen-
thumsumſchreibungen von Liegenſchaften vor-
genommen ſind, weiß man noch nicht, was
dieſe Steuer ertragen wird, übrigens laͤßt
ſchon ſo viel vorausſehen, daß ſie den Reſt
des dem Budget von 1853 zur Laſt fallen-
den Defieit von 40 Millionen decken wird.
Der ganze Geſetzentwurf hat in Paris, naz
mentlich bei den minder bemittelten Klaͤffen,
die beſte Aufnahme gefunden. Heute war
der gefetzgebende Körper in ſeinen Bureaur
verſammelt, um für dieſen Entwurf die be-
treffende Specialcommiſſion zu ernennen;
letztere wird aber erſt morgen gaͤnz zu Stande
kommen.
England.
London, 14, Juni. Der zwiſchen der
franzoͤſiſchen und der engliſchen Negierung
abgeſchloſſene Vertrag für gegenſeitige Aus-
lieferung flüchtiger Verbrecher hat im Ober-
hauſe viele Gegner gefunden; ſie verlangen,
daß vor der Auslieferung erſt der Beweis
der wirklichen Schuld geliefert werde.
Bruchſal 15. Juni. Wie bereits gemel-
det iſt, hatte die heutige Nachmittagsſitzung
des Schwurgerichis die Anklage gegen den
Friedrich Seyauer von Sulz zum Gegen-
fande. Der Angeklagte, Jahre alt,
verheirathet, wenig vermöglich als leicht-
ſinnig und verſchwenderiſch beleumundet, mar
ſchon in den Jahren 1847 und 1851 von
dem großh. Oberamt Lahr wegen zweier
kleinen Diebſtͤhle beſtraft worden. Heuͤte