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N 147.

Freitag, 25. Juni


— 1852.


vurch Die




‚ Deutfchland.

Karlsruhe, 22. Juni. Ein Linheimi-
ſcher Künftler, Herr Hof Kupferſtechex Hoff-
meiſter bier, hat ein Kunſtwerf vollendet,
welches init Recht die allgemeinſte Bewun-
derung findet. Es iſt ein Aquarellgemälte
von 4142 Fuß Länge und 3 Fuß Höhe,
welche eine Seene aus dem badiſchen Feld-
zuge/ das Gefecht bei Kuppenheim, vorſtellt.
Sm Vordergrunde rechts erblickt man auf
einer Anhöhe die ritlerliche Geſtalt Sr,
Kön. Hoheit des Prinzen von Preußen, in
Begleitung Sr. Kön. Hoheit des Prinzen
Friedrich Karl, umgeben von ſeinem Gene-
ralfab; nach vorn zu eroͤffnet ſich die Aus-
ſicht in das Murgthal mit Kuppenheim,
Raſtatt, Niederbühl, in welchem das Ge-
fecht ſpielt; links ſieigen die Anhöhen auf
dem linken Ufer der Muxg empor, auf wel-
chem die Vorpoſten des Peucker'ſchen Corps
ſichtbar werden, und daruber erſcheinen der
Eberſtein und die Gebirge bei Baden. Das
Bild iſt Portrait im umfaͤffendſten und ſtreng-
fien Sinn des Wortes ; nicht nur Geſicht
und Gefialt von vielleicht 60 kön. preußi⸗—
ſchen und gr. badiſchen Feldherren, Gene-
raflen und Offieieren ſind mit der uͤberra-
ſchendſten Aehnlichkeit wiedergegeben, ſon-
dern auch die Pferde, die Uniformirung bis
auf das geringſte Detail der Ordensdeco-
rationen, der Regimentszeichen und Grad-
auszeichnungen, des Sattelzeugs, — Alles
iſt das getreuefte Abbild der Wirklichkeit
Und mögen die Phyſiognomien und alle
Einzelheilen noch ſo klein fein, ſo ſind ſie
doch erfennbar, was ſich beim Gebrauche
der Lupe oft recht deutlich herausſtellt. —
Mit dieſer daguerreotypiſchen Treue und
Correetheit iſt leine Lebendigkeit der Auf-
faſſung ein Geſchick der Dispoſition der
einzelnen Zheile, eine Friſche und Natür-
lichkeit der Haltung und eine Vorzüglichkeit
der techniſchen Behandlung verbunden, wo-
durch das Bild vie Weihe eines wahrhaften
Kunſtwerkes erhält. Nirgendswo eiwas
Sieifes oder Geſchraubtes, und ſo groß
auch die Menge des dargeſtellten Stoffes
ift, ſo fügt ſich doh Ales einfach und na-
turgemäß ‚in den Rahmen ein. Die Ath-
mogsphäre, die Wolkenſchichten, dex Pulver-
dampf, der Staub, der von der Roſſe Huf
aufgewirbelt wird, ſind mit einem Talent
daͤrzeſtellt, welches um ſo mehr Bewunde-
rung verdient, wenn man bedenkt, welche
Schiwierigkeiten dieſe Gegenſtände der Bez
handlung mit Wafferfarben entgegenſtellen.
Iſt das Bild ſchon für Jeden aͤnſprechend,
welcher ein Intereſſe für die Kunft hat, fo
iſt es Dies noch mehr für Den, welcher
die Zeiten durchlebt hat, in denen die dar-
geſtellte Scene fpielt, und welcher die vielen
johen militäriſchen Perſonlichkeiten ſprechend
ähnlich abgebildet erblickt, die er oft geſe-
hen. — Se. Kön. Hoheit der Prinz von
Preußen, für welchen das DBild gemalt in,
hat dem Künftler ſchon im Novemher, wo
daffelbe noch weit zurück war, ſeine hohe
Zufriedenheit ausgeſprochen; auch bei Sr.
Kön. Hoheit dem Regenten, wie den Or.
Hofe hat das Kunſtwexk ehrenden Beifall
aͤefunden; und wer es ſeitdem geſehen, hat

r


wir höten, wird der waͤckere Künſtler fein
Werk nach einigen Wochen nach Berlin
bringen, und daſfelbe unterwegs in Fraͤnt-
furt, Koblenz, Düſſeldorf, Münſter und
Hannover zur vorübergehenden Ausſtellung
bringen. Wir zweifeln nicht daran, daß er
überall demſelben Urtheil begegnen wird,
wie hier, und daß der Beifall namentlich
auch im Kreiſe der f, preußiſchen Armee ein
ungemeiner ſein wird. Mit Vergnügen
vernehmen wir zugleich, daß das Bild ſpäter
vervielfältigt werden ſoll. Vorerſt möchten
wir jeden Kunſtfreund mahnen, die kurze
Zeit, während welcher es noch hier iſt, zu
nützen, und ſich den Genuß des Anſehens
nicht entgehen zu laſſen. Karlsr. 3.)
Aus dem Amtsbezirke Ladenburg.
Se, Kön. Hoheit der Regent Friedrich ha-


dieſſeitigen Amigangehörigen die von dem
Höchſtſeligen Grobherzog Leopold für Ver-
dienſte um die Landwirthſchaft geſtiftete Ge⸗—
dächinißmedaile zu ertheilen! Dieſe Aus-
zeichnung wurde dem bereits 72 =fährigen
Gemeinderath Seyfried von Feudenheim zu
Theil! Derfelbe legte im Jahre 1835 im
Sandfelde Reben an, und erzielte durch feitz
herigen behaͤrrlichen Fleiß eine ſolch gute
Qualität Wein, daß er im Jahr 1846 für
die Dhm 70 fl. erhielt. Für dieſe unaus-
geſetzte Thaͤtigkeit wurde ihm die Anerken-
nung unferes Regenten zu Theil, welche
durch ein gnädiges Handſchreiben noch er-
höht wurde! Bor verjammeltem Gemeinde-
rath, FMeinem Ausſchuß! dem Ortsgeiftlichen,
mehreren Lehrern und Bürgern übergab
Herr Amtsvorftand, Oberamtmann Kuen,
nach voraͤus geſchickter, eben ſo geeigneter
als würdiger Auſprache am 19, D, M, auf
dem Rathhauſe zu Feudenheim die Gedächt-
nißmedaille und das allerhöchſte Handſchrei-
ben dem gefeierten Greiſe, der bereits funf
Mal in jener Gemeinde im Gemeinderathe
war. Mit Thränen des Dankes und der
Rührung nahin derſelbe die Gabe im Em:
pfang. Sodann fand ein heitexes Mit-
tagsmahl ſtatt, bei welchem der in ſeinem
Bezirke mit aligemeinem Vertrauen beehrte
Anitsvorſtand in einem Toaſte die Bedeu-
tung der Auszeichnung herporhob, des Stif-
ters der Medaiile, des Großherzogs Leo-
pold, in von Herzen kommendem und zu
Herzen gehenden Worten gedachte und Sr.
Kön. Hoheit dem Regenten für die dem
Amte, dem Orte Feudenheim und insbeſon-
dere dem Gefeierten zu Theil gewordene
Auszeichnung — wohl die erſte dieſer Art,


Geber aus, und ſo endigie ein Buͤrgerfeſt,
welches die geiſtlichen und weltlichen Be-
hörden mit den Siaatsbürgern in freudig-
ſter Eintracht vereinigt hatte. (Karlsr. 3.)

Großſachſen, 22. Juni. Kaum war
neulich ein Aet ernſter Gerechtigkeit durch
Hinrichtung des von hier gebürtigen M.
Börſchinger vollzogen worden, als Se, k.
Hoheit, unfer gnaͤdigſter Regent, ſchon be-
dacht waren, die gebeugten Eltern, die K.

Börſchingerſchen Eheleute dahier, zu beru-
higen und in ihrer Armuth zu uͤnterſtü-
Ben. Höchſtderſelbe überſandte denſelben
durch das großherzl. Bezirksamt Weinheim
ein Gnadengeſchent von 100 fl. Gott ſegne
unſern milden freundlichen Regenten und
erfreue Sein fürſtliches Herz durch treue,
Ihm mit Liebe entgegenſchlagende Unter-
thaͤnenherzen. ¶Mh. J.)
Hanan, 20. Juni. Seit einiger Zeit
wird hier die Unterſuchung wegen des Aus-
zugs der hieſigen Turnerſchaar nach Baden
im Jahr 1849 wieder lebhaft betrieben.
In Folge mehrerer in Baden vorgefundenen
Documente, namentlich einer in Hirſchhorn
zurückgebliebenen! die Turner betreffenden
Lorpsliſte, iſt ſchon von längerer Zeit ein
gerichtliches Verfahren eingeleitet worden,
das auf Hochverrath gegen die deutſche
Bundesverfaſſung und iInsbeiondere auch
gegen Kurheſſen geht, da bei Hirſchhorn die
Furner auch kurheſſiſchen Truppen gegen-
überftanden, Bei dem großen Umfang der
Sache wird der Prozeß ſchwerlich vor dem
Spätherbſt dieſes Jahres vor die Geſchwoͤ⸗
renen kommen. — Gegen 50 Fahrikaͤnten
und Kaufleute der hieſigen Stadt geben
ebenfalls die Erklärung ab, daß ſtẽ die
neuen Kaſſenſcheine der Friedrich Wilhelm-
Nordbahn nicht als Zahlungoͤmittel annehs
men werden.
Mainz, 21. Juni. Für die hieſigen
Feſtungswerke ſind in Lüttich gegoſſene Ge-
ſchütze eingetroffen Die Geſchuͤtze haben
Röhren von 1737 Kilogr. mit dem deut-
ſchen Reichsadler geziert und tragen die
Inſchrift/Deutſcher Bund 1852 Bis jetzt
ſind 27 angefommen, ſaͤmmtlich 24:Vrüns
der. Andere werden bald folgen. (F, V.)
Schlangenbad, 15. Juni. Es mödte
nicht unntereffant ſein einiges Naͤhere von
der Einrichtung des ambulaͤnten kaiſerlichen
Hoflagers zwiſchen den grünen Bergesab-
hängen des Taunus zu vernehmen. Die
Kaiſerin von Rußland hat hier 8 Mund-
köche, jeder derſelben erhält monatlich 600
Franken. Außerdem ſtehen 3 Paar Wagen
mit Pferden von Frankfurt, und ein Paar
von Biebrich zur Dispoſttion des Hofſtaats
Ihrer Maf. Für ein Paar Wagen wird
monatlich 600 fl. nebſt freiem Fuͤtter und
freier Verköſtigung der Kuiſcher und Die-
ner bezahlt. Es ſind 24 Lohnbediente au-
ßer der kaiſerl! Dienerſchaft in Funelton;
von denſelben erhält jeder 120 fl. pr. Me-
nat, und Eſſen ſowie ſonſtige Bedurfniſſe
frei. Ihre Maj. die Kaiſerin hat für je-
den Kutſcher eine neue Livree befohlen, die
er bei ver Abreiſe derſelben als Geſchenk
behält, außerdem koſtet jeder Kutſcher 200 fl.,
alfo 8 Kutſcher 1600 fl. Die Kleidung des
Portiers, reich in den kaiſerlichen Faͤrben,
koſtet 600 fl.;z auch dieſe darf er als Ge-
ſchenk behalten. Der Herzog von Naſſau
hat der Kaiſerin 4 Hofgallawagen mit 24
Pferden zur Dispoſition geſtellt. Sie ſehen,
aͤn unſerm ambulanten Hoflager ſind wir
ſo ziemlich wohnlich eingerichtet. —
(R. Pr. 3Ztg)
Koblenz, 20. Juni. Heute erwartet MAN
hier ein neues in Ruhrort gebautes Oampf-
 
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