boot der kölniſchen Ceſellſchaft auf ſeiner
Probereiſe mit dem Verwauungsrathe die-
ſer Geſellſchaft! Diefes ſchöne und elegante
Boot ſoll den erlauchten Namen unferer
allverehrten Frau Prinzeſſin von Preußen
EHoheit führen, und würde in einigen
Tagen ſodann hier die feierliche Schiffs
taufe vollzogen werden. Ein zweites eben-
falls fehr eleguntes neues Daͤmpfboot für
die . Geſellſchaft wird in einigen Tagen
aus der großen Fabril in Seraing erwar-
tet. (
Bonn, 2. Juni. Die am 18; d M.
hierſelbſt Stalt gefundene außerordentliche
General⸗Verſammlung der Geſellſchaft fuͤr
die Erwirkung der Conceffion für die Bonn-
Eoblenzer Eifenbahn hat ſich einſtimmig für
die Vereinigung der in Köln beſtehenden
Geſellſchaft für die Erwirkang der Coneeſ-
ſion für die Köln-Bingener Eiſen-
bahn ausgeſprochen, um gemeinſchaftlich
mit der letzteren Gefellſchaft den von der-
ſelben beabſichtigten Zweck zu erſtreben.
Köln. 35
Berlin, 19. Juni. In der Zollpereins-
angelegenheit Ddrängt. die hieſige oͤffentliche
° ‚Meinung mit. immer größerer Entſchieden-
heit darauf hin, daß von Seiten Preußens
eine Präcluſivfriſt geſtellt werde, innerhalb
welcher ſich die Slaaten der Darmſtädter
Lebereinkunft in Betreff ihres Bleibens bei
dem Zollverein, oder ihres Ausſcheidens aus
‚Ddemfelben zu erklären haben! Mit der Er-
klärung welche unſere Regierung am 7, D,
M, abgegeben hat, iſt man vollſtändig ein-
verſtanden, aber nicht mit der Poliilt des
Aufſchubs/ wodurch die Entſcheidung in einer
Angelegenheit welche durch die Ungewißheit
ihrer Erledigung jetzt bereits auf die Han-
Dels- und Verkehrsbeziehungen den laͤhmend-
ſten niederdrückendſten Einfluß ausübt/ auf
Wochen oder gar Monaie hinausgerückt
wird. (Fr.
Berlin, 19. Juni. Es hatte die öſter-
reichiſche Regierung ſchon früber die Coali-
tionsſtaaten davon in Kenntniß geſetzt, daß
der auf die Zollfrage bezügliche Schrift-
wechſel zwiſchen dem Wiener und dem hie-
ſigen Cabinete gänzlich abgebrochen ſei; es
iſt dies unter Beifügung eines kurzen Schrei-
hens, durch abſchriftliche Mittheilung der
öſterreichiſchen Note vom 23. v. Mı geſche-
hen. Dem iſt jetzt noch ein zweites Cireu-
larſchreiben gefolgt, in welchem das Öfter-
reichiſche Cabinet die Regierungen der Coa-
litionsſtaaten von dem Charakier der Sen-
dung des Hrn, v. Bismark-Schoͤnhauſen
mit dem Bemerken in Kenntniß ſetzt, daß
es gar keine Veranlaſſung habe, mit dem
Hru. v. Bismark= Schönhauſen oder der
preußiſchen Regierung in irgendwelche Un-
terhandlung über die Zollfrage zu treten.
Der eigenfliche Charakter der Sendung des
HSrn. v. Bismarf-Schoͤnhauſen wird in dem
von den oͤſterreichiſchen offictellen Blaͤttern
gusgeſprochenen Sinne in dem Cireular-
ſchreiben angegeben.
Berlin, 19. Juni. Die Mitgliederſchaft
des hieſigen Guſtav Adolphs Vereins hat
ſich in der letzten Zeit bedeutend vergroͤ—
Fert. Se. k. Hoheit der Prinz von Preuz
ßen und Se. f. Hoheit der Prinz Karl ſind
auch Mitglieder des BVereins. Die Haupt-
verſammlung des Guſtav Adolph⸗Vereins
wird am 7, 8. und 9. Septbr. gehalten
werden, die des Localvereins für Braͤn—
denburg am 25. und 26. Juni. — Nach
den Mittheilungen des ſtatiſtiſchen Bureaus
hat die Zahl der hieſigen Bevoͤlkerung ſich
im Jahr 1850 um 11,280. und im Jaht
1851 um 13590 Seelen vermehrt. Dieler.
Zuwachs der Bevölkerung wird dem au-
herordentlich wachſenden hieſigen Gewerbs-
verfehr zugeſchrieben. — Der hieſige Cen-
tralverein für die deutſche Auswanderungs-
und Eoloniſationsangelegenheit weiſt darauf
hin, daß die nordamerifanijhe Unton im
Gaͤnzen große, fa riefenhafie Foͤrtſchritte
mache, daß aber dabei Hunderttauſende von
Einzelexiſtenzen untergehen und daß zu die-
ſen gerade Ddie deutſchen Auswanderer aus
gebildeten. Ständen das verhaͤltnißmäßig
größte Contingent liefern. Einer amtli-
chen Zuſammenſtellung, die Bevölkerungs-
verhäliniſfe der Zolldereinsſtaaten betrefs
fend, entnimmt Die „Spen, Zig.“ folgende
Notizen, die namentlich in Bezug auf die
Eventualitat, daß die Coalitionsregierun-
gen ihre Oppoſition bis zu einem zeitwei-
ligen Abfalle vom Zollverein treiben ſoll-
ten, von Intereſſe ſind. Jene Zuſammen-
ſellung/ welcher die neueſten amtlichen Zaͤh⸗
lungen zu Grunde liegen, ergibt an Ein-
wohnern für Preußen 16 Mill. 669,153 ;
für Bayern 4 Mil. 5326,650; für Sach-
ſen il 894,431 ; für Würtemberg 1
Mill. 805,558; für Baden Mill. 360,599;
für Kurheſſen 731,584; für das Großher?
zogthum Heſſen 862,9173;. für. den thürin-
giſchen Berein 1 Mill. 14954; für Braun-
ſchweig 247,0703 fur Naſſau 425,686; für
Frankfurt 71,678, und endlich für Lurem-
burg 189,783. Von dieſen Sſaaten wür-
den treu zu Preußen halten die thuͤringi-
ſchen und ſächſiſchen Fürſtenthümer, Braun-
ſchweig und Yuremburg, weldhe mit Preu-
ßen eine Bevölkerung von 17 Millionen
873,890 Seelen bilden. Hierzu trefen die
Staaten des Steuervereins mit einer Be-
völkerung von 2 Mill. Seelen, ſo daß der
neue Zollverband eine Bevölkerung von 20
Mill. Seelen haben würde. Preußen würde
daher, im Verhältniſſe zu der Bevölkerungs-
zahl des noch beſtehenden Zollvereins, etwa
Mill. Seelen verlieren, der kaum in Be-
tracht gezogen werden kann, wenn man er-
wägt, daß gleichzeitig auch die fühlbare
Concurrenz der bisherigen Zollvereinoͤſtaa-
ten, beſonders Sachſens, ſchwinden, und
dadurch dem vaterlaͤndiſchen Handel und
Induſtrie in einem Grade wieder Raum
gegeben mürde, deſſen Vortheil dem Verluſte
wenigſtens gleichkommen und daher den Ver-
luſt ſicherlich aufwiegen würde. Der Auf-
ſchwung, der dem überſeeiſchen Geſchäft da-
durch erwachſen würde, daß wir bis zum
freien Meere vordringen, würde ohns Zwei-
fel einen noch bei weitem größern Vortheil
erzeugen. Die deßfallſigen Berechnungen,
welchẽ die Coalitionsblaͤtter aufſtellen, ſind
alſo falſch. Wenn es darauf anfommt, ſo
hat Preußen nicht den Abfall der Darm-
ſtädter Coalilion, und noch weniger die
Folgen deſſelben zu fürchten. (Fı Pı)
Berlin, 21. Juni. Von angeblich gut
unterrichteier Seite erfaͤhrt die „Lithogr.
Lorreſp.“ daß die Bewegung, welche in
Hannover gegen die projectirien Abände-
rungen der Verfaſſung ſtattfindet, ein Er-
gebniß in Ausſicht ſtelit, das von der Re-
gierung nicht erwartet wurde. Man ift
ſchon don der Beſorgniß erfüllt, die Un-
terſtützung der Stüvſſchen Partei, auf die
man, theilweis wenigſtens, früher zaͤhlen
konnte, im enlſcheidenden Augenblick zu ver-
lieren. Die Mitglieder des Märzminiſte-
riums; ſoweit ſie der bezeichneten Partei
angehören, ſollen fruͤher wiederholt die Vor-
ausſetzung geäußert haben, das Land ſelbſt
wünſche Aenderuͤng inancher Verfaſſungs.
einrichtungen.
Göttingen, 17. Juni. Die von dem
daͤniſchen Gouvernement gegen eine Anzahl
von Vrofeſſoren der Univerſität Kiel
ausgeſprochene Abſetzung hat auch hier die
lebendigſte Theilnahine für die durch jene
Abſetzung aus ihren Aemiern geſtoßenen und
ihrer Einnahmẽ heraubten deuiſchen Män-
nern geweckt. Bereits hat ſich hier ein
Centraͤlcomite gebildet, welches ſich ——
nit den übrigen deutſchen Univerfitäten in
Verbindung jegen wird, um für die Auf-
Profeſſoren durch Zeichnung von Beiträgen
gemeinſchaftliche Sorge zu tragen.
„ Mannbeim, 22. Juni Der ledige 28
Jahre alte, bisher unbeſcholtene, jedoch als
grob, verſchmitzt und als ein Wirthshaus-
ſitzer geſchilderte Mart. Leippe von Sieins-
furth/ welcher heute vor den Schranken des
Schwurgerichts ſtand, iſt der fahrlaͤfſigen,
durch vorſätzliche Körperverlegung Verurz
ſachten Toͤdtung des Muͤhlknechtes Nikolaus
Reinhart angeklagt. Dieſer waͤr im Dienſte
des Müllers Mack in Ziegelhaufen; der
Angeklagte und Valentin Volk dienten bei
einem andern Müller vafelbil. Sonntag
den 1, Februar 1852 trafen ſie im Adler-
wirthshauſe in Ziegelhauſen zuſammen, wo
der Angeklagte von Bal. Volk erfuhr, daß
ihm Nie. Reinhart 14 Tage vorher Ohr-
feigen gegeben habe. Als Nieol. Reinhart
Abends 11 Uhr mit einem Begleiter be-
trunfen das Wirthshaus verließ, folgte ihm
Leippe mit Bolf, welche ihn einholten. Nach-
dem ſich ein Wortwechſel entſpoͤnnen hatte,
holte Martin Leippe von einer benaͤchbar?
ten Holzbeuge eine 10 bis 12 Fuß lange
Stange, ſchwang ſie mit beiden Haͤnden
und ſchlug damit dem Nicol. Reinhart auf
den Kopf! Dieſer ſtürzte lautlos zu Bo-
den; Leippe holte nochmals mit der Stange
aus, gab ihm einen zweiten Streich auf
den Kopf und entfernte ſich dann mit der
Stange! Nicolaus Keinhatt im Zuſtande
völliger Bewußtloſigkeit nach Haus getra-
gen ſtarb nach 43 Stunden Sein außer-
gewoͤhnlich dünner Schädel zeigte zaͤhlreiche
Verletzungen. Der Angeklagie behauptet,
im Zuſtande der Trunkenhett und der durch
den Streit mit Nicol. Reinhart hervorge?
rufenen leidenſchaftlichen Aufwallung die
That verübt zu haben; ſpäter gab er vor,
daß er ſich der Umſtände derſelben nicht
mehr zu erinnern vermöge. Dieſe letzte
Vertheidigungsweiſe hielt cr denn audh in
der öffentlichen Sitzung ein; daß er der
Urheber des Todes des Reinhart iſt, ward
jedoch von den Geſchwornen auf den Grund
der vorliegenden Beweiſe bejaht. Durch die
Zeugenausſagen wurde dargethan, daͤß er
von Mittags 1 Uhr bis Abends 10 Ubhr
etwa 20 Schoppen Bier zu ſich genommen
hatte und daß er davon in fo hohem Grade
betrunken waͤr. Die Gerichtsärzte begut-
achieten/ ſein Zuſtand ſei einer gänzlichen
Verwirrung der Sinne oder des Verſtan-
des nahe gefommen und nur dies nahmen
dann auch die Geſchwornen in ihrem Wahr-
ſpruche an, ungeachtet ſein Veriheidiger den
Zuſtand völliger Bewußtloſigkeit nachzuwei-
ſen verfuͤcht hatte! Der Schwurgerichtshof
erklärte ihn ſodann der fahrläſſigen, durch
im Affecte beſchloſſene und ausgefuͤhrte Kör-
perverletzung vexurſachten Tödtung des Rein-
hart für ſchuͤldig und verurtheilte ihn des-
halb zu Arbeitshausſtrafe von 6 Jahren
und zur Tragung der Koſten. (M. I
Freiburg / 22. Juni. Geſtern ſtand die
24 Sahre alte Karolina Brunner von Denz-
lingen, des Kindesmords angeklagt, vor
den Schranken des Geſchwornengerichis · Der
Fall wurde in geheimer Sitzung verhane
delt, die Geſchwornen ſahen darin weniger
eigentlichen directen Kindesmord, als Hiel-
mehr die Ausſetzung des unehelichen Kin-
des, wobei die Muͤtter den eingetretenen
Tod als ſehr wahrſcheinliche Foͤlge ihrer
Handlung vorherſehen gefonnt, Es erfolgte
ein Urtheil auf 6 Yahre Arbeitshaus mit
Schaͤrfungen, das Marimum der zu erken-
nenden Strafe. arlsr. 35
— RNedacteur : G, NMeichaxd.
Probereiſe mit dem Verwauungsrathe die-
ſer Geſellſchaft! Diefes ſchöne und elegante
Boot ſoll den erlauchten Namen unferer
allverehrten Frau Prinzeſſin von Preußen
EHoheit führen, und würde in einigen
Tagen ſodann hier die feierliche Schiffs
taufe vollzogen werden. Ein zweites eben-
falls fehr eleguntes neues Daͤmpfboot für
die . Geſellſchaft wird in einigen Tagen
aus der großen Fabril in Seraing erwar-
tet. (
Bonn, 2. Juni. Die am 18; d M.
hierſelbſt Stalt gefundene außerordentliche
General⸗Verſammlung der Geſellſchaft fuͤr
die Erwirkung der Conceffion für die Bonn-
Eoblenzer Eifenbahn hat ſich einſtimmig für
die Vereinigung der in Köln beſtehenden
Geſellſchaft für die Erwirkang der Coneeſ-
ſion für die Köln-Bingener Eiſen-
bahn ausgeſprochen, um gemeinſchaftlich
mit der letzteren Gefellſchaft den von der-
ſelben beabſichtigten Zweck zu erſtreben.
Köln. 35
Berlin, 19. Juni. In der Zollpereins-
angelegenheit Ddrängt. die hieſige oͤffentliche
° ‚Meinung mit. immer größerer Entſchieden-
heit darauf hin, daß von Seiten Preußens
eine Präcluſivfriſt geſtellt werde, innerhalb
welcher ſich die Slaaten der Darmſtädter
Lebereinkunft in Betreff ihres Bleibens bei
dem Zollverein, oder ihres Ausſcheidens aus
‚Ddemfelben zu erklären haben! Mit der Er-
klärung welche unſere Regierung am 7, D,
M, abgegeben hat, iſt man vollſtändig ein-
verſtanden, aber nicht mit der Poliilt des
Aufſchubs/ wodurch die Entſcheidung in einer
Angelegenheit welche durch die Ungewißheit
ihrer Erledigung jetzt bereits auf die Han-
Dels- und Verkehrsbeziehungen den laͤhmend-
ſten niederdrückendſten Einfluß ausübt/ auf
Wochen oder gar Monaie hinausgerückt
wird. (Fr.
Berlin, 19. Juni. Es hatte die öſter-
reichiſche Regierung ſchon früber die Coali-
tionsſtaaten davon in Kenntniß geſetzt, daß
der auf die Zollfrage bezügliche Schrift-
wechſel zwiſchen dem Wiener und dem hie-
ſigen Cabinete gänzlich abgebrochen ſei; es
iſt dies unter Beifügung eines kurzen Schrei-
hens, durch abſchriftliche Mittheilung der
öſterreichiſchen Note vom 23. v. Mı geſche-
hen. Dem iſt jetzt noch ein zweites Cireu-
larſchreiben gefolgt, in welchem das Öfter-
reichiſche Cabinet die Regierungen der Coa-
litionsſtaaten von dem Charakier der Sen-
dung des Hrn, v. Bismark-Schoͤnhauſen
mit dem Bemerken in Kenntniß ſetzt, daß
es gar keine Veranlaſſung habe, mit dem
Hru. v. Bismark= Schönhauſen oder der
preußiſchen Regierung in irgendwelche Un-
terhandlung über die Zollfrage zu treten.
Der eigenfliche Charakter der Sendung des
HSrn. v. Bismarf-Schoͤnhauſen wird in dem
von den oͤſterreichiſchen offictellen Blaͤttern
gusgeſprochenen Sinne in dem Cireular-
ſchreiben angegeben.
Berlin, 19. Juni. Die Mitgliederſchaft
des hieſigen Guſtav Adolphs Vereins hat
ſich in der letzten Zeit bedeutend vergroͤ—
Fert. Se. k. Hoheit der Prinz von Preuz
ßen und Se. f. Hoheit der Prinz Karl ſind
auch Mitglieder des BVereins. Die Haupt-
verſammlung des Guſtav Adolph⸗Vereins
wird am 7, 8. und 9. Septbr. gehalten
werden, die des Localvereins für Braͤn—
denburg am 25. und 26. Juni. — Nach
den Mittheilungen des ſtatiſtiſchen Bureaus
hat die Zahl der hieſigen Bevoͤlkerung ſich
im Jahr 1850 um 11,280. und im Jaht
1851 um 13590 Seelen vermehrt. Dieler.
Zuwachs der Bevölkerung wird dem au-
herordentlich wachſenden hieſigen Gewerbs-
verfehr zugeſchrieben. — Der hieſige Cen-
tralverein für die deutſche Auswanderungs-
und Eoloniſationsangelegenheit weiſt darauf
hin, daß die nordamerifanijhe Unton im
Gaͤnzen große, fa riefenhafie Foͤrtſchritte
mache, daß aber dabei Hunderttauſende von
Einzelexiſtenzen untergehen und daß zu die-
ſen gerade Ddie deutſchen Auswanderer aus
gebildeten. Ständen das verhaͤltnißmäßig
größte Contingent liefern. Einer amtli-
chen Zuſammenſtellung, die Bevölkerungs-
verhäliniſfe der Zolldereinsſtaaten betrefs
fend, entnimmt Die „Spen, Zig.“ folgende
Notizen, die namentlich in Bezug auf die
Eventualitat, daß die Coalitionsregierun-
gen ihre Oppoſition bis zu einem zeitwei-
ligen Abfalle vom Zollverein treiben ſoll-
ten, von Intereſſe ſind. Jene Zuſammen-
ſellung/ welcher die neueſten amtlichen Zaͤh⸗
lungen zu Grunde liegen, ergibt an Ein-
wohnern für Preußen 16 Mill. 669,153 ;
für Bayern 4 Mil. 5326,650; für Sach-
ſen il 894,431 ; für Würtemberg 1
Mill. 805,558; für Baden Mill. 360,599;
für Kurheſſen 731,584; für das Großher?
zogthum Heſſen 862,9173;. für. den thürin-
giſchen Berein 1 Mill. 14954; für Braun-
ſchweig 247,0703 fur Naſſau 425,686; für
Frankfurt 71,678, und endlich für Lurem-
burg 189,783. Von dieſen Sſaaten wür-
den treu zu Preußen halten die thuͤringi-
ſchen und ſächſiſchen Fürſtenthümer, Braun-
ſchweig und Yuremburg, weldhe mit Preu-
ßen eine Bevölkerung von 17 Millionen
873,890 Seelen bilden. Hierzu trefen die
Staaten des Steuervereins mit einer Be-
völkerung von 2 Mill. Seelen, ſo daß der
neue Zollverband eine Bevölkerung von 20
Mill. Seelen haben würde. Preußen würde
daher, im Verhältniſſe zu der Bevölkerungs-
zahl des noch beſtehenden Zollvereins, etwa
Mill. Seelen verlieren, der kaum in Be-
tracht gezogen werden kann, wenn man er-
wägt, daß gleichzeitig auch die fühlbare
Concurrenz der bisherigen Zollvereinoͤſtaa-
ten, beſonders Sachſens, ſchwinden, und
dadurch dem vaterlaͤndiſchen Handel und
Induſtrie in einem Grade wieder Raum
gegeben mürde, deſſen Vortheil dem Verluſte
wenigſtens gleichkommen und daher den Ver-
luſt ſicherlich aufwiegen würde. Der Auf-
ſchwung, der dem überſeeiſchen Geſchäft da-
durch erwachſen würde, daß wir bis zum
freien Meere vordringen, würde ohns Zwei-
fel einen noch bei weitem größern Vortheil
erzeugen. Die deßfallſigen Berechnungen,
welchẽ die Coalitionsblaͤtter aufſtellen, ſind
alſo falſch. Wenn es darauf anfommt, ſo
hat Preußen nicht den Abfall der Darm-
ſtädter Coalilion, und noch weniger die
Folgen deſſelben zu fürchten. (Fı Pı)
Berlin, 21. Juni. Von angeblich gut
unterrichteier Seite erfaͤhrt die „Lithogr.
Lorreſp.“ daß die Bewegung, welche in
Hannover gegen die projectirien Abände-
rungen der Verfaſſung ſtattfindet, ein Er-
gebniß in Ausſicht ſtelit, das von der Re-
gierung nicht erwartet wurde. Man ift
ſchon don der Beſorgniß erfüllt, die Un-
terſtützung der Stüvſſchen Partei, auf die
man, theilweis wenigſtens, früher zaͤhlen
konnte, im enlſcheidenden Augenblick zu ver-
lieren. Die Mitglieder des Märzminiſte-
riums; ſoweit ſie der bezeichneten Partei
angehören, ſollen fruͤher wiederholt die Vor-
ausſetzung geäußert haben, das Land ſelbſt
wünſche Aenderuͤng inancher Verfaſſungs.
einrichtungen.
Göttingen, 17. Juni. Die von dem
daͤniſchen Gouvernement gegen eine Anzahl
von Vrofeſſoren der Univerſität Kiel
ausgeſprochene Abſetzung hat auch hier die
lebendigſte Theilnahine für die durch jene
Abſetzung aus ihren Aemiern geſtoßenen und
ihrer Einnahmẽ heraubten deuiſchen Män-
nern geweckt. Bereits hat ſich hier ein
Centraͤlcomite gebildet, welches ſich ——
nit den übrigen deutſchen Univerfitäten in
Verbindung jegen wird, um für die Auf-
Profeſſoren durch Zeichnung von Beiträgen
gemeinſchaftliche Sorge zu tragen.
„ Mannbeim, 22. Juni Der ledige 28
Jahre alte, bisher unbeſcholtene, jedoch als
grob, verſchmitzt und als ein Wirthshaus-
ſitzer geſchilderte Mart. Leippe von Sieins-
furth/ welcher heute vor den Schranken des
Schwurgerichts ſtand, iſt der fahrlaͤfſigen,
durch vorſätzliche Körperverlegung Verurz
ſachten Toͤdtung des Muͤhlknechtes Nikolaus
Reinhart angeklagt. Dieſer waͤr im Dienſte
des Müllers Mack in Ziegelhaufen; der
Angeklagte und Valentin Volk dienten bei
einem andern Müller vafelbil. Sonntag
den 1, Februar 1852 trafen ſie im Adler-
wirthshauſe in Ziegelhauſen zuſammen, wo
der Angeklagte von Bal. Volk erfuhr, daß
ihm Nie. Reinhart 14 Tage vorher Ohr-
feigen gegeben habe. Als Nieol. Reinhart
Abends 11 Uhr mit einem Begleiter be-
trunfen das Wirthshaus verließ, folgte ihm
Leippe mit Bolf, welche ihn einholten. Nach-
dem ſich ein Wortwechſel entſpoͤnnen hatte,
holte Martin Leippe von einer benaͤchbar?
ten Holzbeuge eine 10 bis 12 Fuß lange
Stange, ſchwang ſie mit beiden Haͤnden
und ſchlug damit dem Nicol. Reinhart auf
den Kopf! Dieſer ſtürzte lautlos zu Bo-
den; Leippe holte nochmals mit der Stange
aus, gab ihm einen zweiten Streich auf
den Kopf und entfernte ſich dann mit der
Stange! Nicolaus Keinhatt im Zuſtande
völliger Bewußtloſigkeit nach Haus getra-
gen ſtarb nach 43 Stunden Sein außer-
gewoͤhnlich dünner Schädel zeigte zaͤhlreiche
Verletzungen. Der Angeklagie behauptet,
im Zuſtande der Trunkenhett und der durch
den Streit mit Nicol. Reinhart hervorge?
rufenen leidenſchaftlichen Aufwallung die
That verübt zu haben; ſpäter gab er vor,
daß er ſich der Umſtände derſelben nicht
mehr zu erinnern vermöge. Dieſe letzte
Vertheidigungsweiſe hielt cr denn audh in
der öffentlichen Sitzung ein; daß er der
Urheber des Todes des Reinhart iſt, ward
jedoch von den Geſchwornen auf den Grund
der vorliegenden Beweiſe bejaht. Durch die
Zeugenausſagen wurde dargethan, daͤß er
von Mittags 1 Uhr bis Abends 10 Ubhr
etwa 20 Schoppen Bier zu ſich genommen
hatte und daß er davon in fo hohem Grade
betrunken waͤr. Die Gerichtsärzte begut-
achieten/ ſein Zuſtand ſei einer gänzlichen
Verwirrung der Sinne oder des Verſtan-
des nahe gefommen und nur dies nahmen
dann auch die Geſchwornen in ihrem Wahr-
ſpruche an, ungeachtet ſein Veriheidiger den
Zuſtand völliger Bewußtloſigkeit nachzuwei-
ſen verfuͤcht hatte! Der Schwurgerichtshof
erklärte ihn ſodann der fahrläſſigen, durch
im Affecte beſchloſſene und ausgefuͤhrte Kör-
perverletzung vexurſachten Tödtung des Rein-
hart für ſchuͤldig und verurtheilte ihn des-
halb zu Arbeitshausſtrafe von 6 Jahren
und zur Tragung der Koſten. (M. I
Freiburg / 22. Juni. Geſtern ſtand die
24 Sahre alte Karolina Brunner von Denz-
lingen, des Kindesmords angeklagt, vor
den Schranken des Geſchwornengerichis · Der
Fall wurde in geheimer Sitzung verhane
delt, die Geſchwornen ſahen darin weniger
eigentlichen directen Kindesmord, als Hiel-
mehr die Ausſetzung des unehelichen Kin-
des, wobei die Muͤtter den eingetretenen
Tod als ſehr wahrſcheinliche Foͤlge ihrer
Handlung vorherſehen gefonnt, Es erfolgte
ein Urtheil auf 6 Yahre Arbeitshaus mit
Schaͤrfungen, das Marimum der zu erken-
nenden Strafe. arlsr. 35
— RNedacteur : G, NMeichaxd.