Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
einer kürzlich gemachten Berechnung, in de-
ren Richtigkeit einen Zweifel zu ſetzen wir
keine Veraͤnlaſſung haben, nach einem die-
ſer Orte, aus welchem eine ziemliche An-
zahl von Arbeitern in den hieſigen Fabri-
ken Beſchäftigung findet, jährlich nicht we-
niger als eiwa 112,000 fl. an Arbeitslohn
gehen. Daß ein ſolcher Verdienſt dieſem
Orte, ſowie noch mehreren andern, gluͤck-
lich durch die Galtlob nun hinter uns lie-
gende Zeit der Noth und des Mangels
hindurch zu helfen im Stande war, ſo daß
nicht, wie anderwärts, außerordentliche Maß-
regeln dagegen ergriffen werden mußten,
bedarf kaum der Erwähnung. — Vorges
ſtern Abend ſind die würtembergiſchen Of-
fiziere, welche eine Recognoscirungsreiſe
durch den Schwarzwald gemacht haben, von
Raſtatt und Karlsruhe kommend, hier ein-
getroffen, und haben geſtern Morgen ihre
Rückreiſe über Leonberg nach Stuttgart
fortgeſetzt.

R Dürkheim an der Haardt, 24. Juli.
Geſtern Nachmittag kamen Ihre Majeftaͤten
der König Ludwig und die Königin Thereſe,
ſowie die Frau Großherzogin von Heſſen-
Darmſtadt hier an und wurden an der
Stadt von den Behörden und Bewohnern
Dürkheims herzlich bewillkommt. Die hohen
Herrſchaften ſtiegen am Hauſe des Herrn
von La Roche ab, begaben ſich alsdann
nach der Hardenburg und beſuchten nach
eingenommenem Diner den Kurgarten ſowie
das nene Badetabliſſement des Dr. Epp,
deſſen Einxichtung und Lage das Wohlge-
fallen Höchſtderſelben erregie. In der hei-
terſten Stimmung verließen die hohen Herr-
ſchaften mit einbrechendem Abend unſern
ſchönen Kurort, doch nicht ohne der Stadt
die Hoffnung Ihres längeren Aufenthaltes
während der Traubenkur gewährt zu haben.

Berlin, 21. Juli. In wenigen Tagen
ſteht, nach der D, A, 3., die Bekanntma-
chung eines neuen Wahlgeſetzes für die 1,
Kammer bevor. Dieſes Geſetz iſt im Staats-
miniſterium fertig ausgearbeitet und bedarf
nur noch der Genehmigung des Königs.
Bekanntlich haben ſich unfere Kammern über
die Art und Weiſe der Neubildung dieſer
Kammer in der letzten Sitzungszeit nicht
einigen können, oder vielmehr die Ränte
der Junkerpartei haben das Zuſtandekom-
men eines betreffenden Geſetzes hintertrie-
ben. Hiedurch iſt die Oetrohirung wenig»
ſtens eines neuen Wahlgeſetzes nothwendig
geworden, welches aber, ſo wie die nach
demſelben zu erwaͤhlende 1. Kammer felbft

von nur proviſoriſcher Gültigkeit und Wirk-
ſamkeit ſein wird, indem eine endguͤltige
Erledigung dieſer für Preußen ſehr mwichti-
gen Frage nur auf verfaſſungsmäßigem
Wege herbeigeführt werden foll. — In der
letzien Sitzung des evangeliſchen Oberkir-
Henrathes wuͤrden die Berichte über die
Collecten, die in ſämmtlichen evangeliſchen
Landeskirchen zur Ausrüſtung kirchlicher Kräfte
in Gemeinden, die von der röiniſchen Pro-
paganda bedroht ſind, abgehalten wurden,
vorgelegt. und es ſummirten ſich die Er?
traͤge diefer Collecten, ſo weit ſie zur Kennt-
niß des Oberkirchenraths gekommen ſind,
bereits auf die anſehnliche Summe von
20,600 Thalern.

Aus Berlin ſchreiben die Berliner Nach-
richten: Die Zollconferenzmitglieder find
ſämmtlich in der freudigen Vorausſicht von
einander geſchieden, am 16. Auguſt die
Schwierigkeiten, weiche ſich der Wiederher-
ſtellung des Zollvereins, mit Einſchluß des
Steuervexeins, bisher entgegengeflelli ha-
ben, beſeitigt zu ſehen. Den Abgeordneten
der Darmftädter Coalition iſt klar daß we-
der die Alie B. (Zolleinigungsvertrag), noch
die Alte A. (Handelg= und Zollvertrag)
nach den Beſchlüſſen der Wiener Zollcon-
ferenz, beſonders unter Hinzufügung der
Beilage 1., den von Oeſterreich vorgeſchla-
genen Zolltarif enthaltend, preußiſcher Seits

jemals auf eine Annahme in ibrer gegen-
wärtigen Faſſung hoffen dürfen. Auf der
anderen Seiie aber nahmen die Abgeord-
neten der übrigen Zollvereinsſtaaten von
hier aus die Ueberzeugung mit, daß Preußen
keineswegs die entſchiedene Abſicht hege, den
Zollverein zu brechen, wozu jetzt auch noch
die Erklärung des Miniſters v. Schele in
der hannöverſchen Kammer tritt, daß die
hannöverſche Regierung am Septemberver-
trage feſthalten und Alles aufbieten würde,
um einen Bruch des Zollvereins abzuwen-
den, ſelbſt wenn dieſes mit einigen Modi-
ficationen des Vertrags erkauft werden
iaüßie. (Wir theilten dieſe Erkiaͤrung in
Nr. 173 unſeres Journals bereits mit.)

Kaſſel, 22. Juli. Kaſſ. 3.) Die Wahl
der beiden wichtigſten Ausſchüſſe der zweitẽn
Ständekammer, des Verfaſſungs⸗ und Rechts-
pflege, ſo wie der Finanzausſchuſſes, iſt vor
ſichgegangen. In beiden Ausſchüſſen iſt
eine unbedingte Majorität für die Staats-
regierung erzielt worden, ohwohl ſich bei
der Wahl des Budgetausſchuſſes die bedeu-
tendſten Anhänger der Staatsregierung In
der Kammet mit Vorbedacht ganz paſſiv
verhielten. {

Frankreich.

XParis, 24, Juli. Ueber die ſchon ze-
ſtern gemeldete Rückkehr Louis Napoleons
von ſeiner Feſt⸗ und Triumphfahrt durch
Lothringen, das Elſaß und die Champagne
liegen uns heute ausführliche Berichte vor.
Man hat ihm in der Hauptſtadt einen
wahrhaft kaiſerlichen Empfang bereitet. Die
ganze Garniſon von Paris hatte vom
Bahnhofe bis zur Barriere de lEtoile,
eine Entfernung von einer Meile, Hecke
gebildet; alle Civil-, Militär- und geiſtliche
Autoritäten, letztere den Erzbiſchof von Pa-
ris an ihrer Spitze, und allefammt in gro-
ßer Uniform, erwarteten den Prinz⸗Präſi-
denten im, Bahnhofgebäude. Außer dem
Erzbiſchof ſammt ſeinem Klerus hatten ſich
zum Empfang namentlich noch eingefunden
Seneral Magnan mit allen Ceneralen der
Pariſer Armee, Baroche, die Miniſter Per-
figny, Ducos und Maupas; außerdem viele
Senatoren, Deputirte und Staatsräthe. Be-
vor Ludwig Napoleon den Bahnhof ver-
lieh, ſagte er den Directoren der Straß-
burger Geſellſchaft ſeinen Dank für die
große Sorgfalt, welche ſie für ſeinen größt-
möglichen Comfort zu erkennen gegeben,
und ließ eine anſehnliche Geldſumme zu-
rück zur Vertheilung unter die Führer ſei-
nes Zuges. Er beſtieg dann eine vierfpän-
nige offene Kaleſche, begleitet von den Ge-
neralen Roguet, Canrobert und v. Goyon,
in einem andern vierſpaͤnnigen Wagen folg-
ten die Offiziere ſeines militäriſchen Haus-
halts und dann in einer langen Reihe von
Falawagen die Miniſter und andere erſte
Würdenträger des Staats. 3wei Schwa-
dronen Guiden und das . Ublanenregiment
ritten dem Wagen des Prinz-Präſidenten
vor aus, während das 7. Uhlanenregiment
demſelben foigte. Um 7'/a Uhr ſetzte ſich
der Zug vom Bahnhof aus in Bewegung
und in demſelben Augenblick begann es in
Notredame und den übrigen Kirchen der
Hauptſtadt mit allen Glocken zu läuten,
während im Hotel der Invaliden 101 Ka-
nonenſchüſſe abgefeuert wurden. Trommeln
und Tronipeten; die Truppen präfentirten.
Ueberall empfängt der Ruf „Vive Napoleon“
oder „Vive ’Empereur“ den Gefeierten des
Tags. Der Ruf aber „Vive la Republi-
que!“ ließ ſich in der üngeheueren Men-
ſchenmenge, die zuſammengeſtroͤmt war, gar
nicht veruehmen! Auf den Boulevards war
der Enthuſtasmus am groͤßten, an den Fen-
Hern ſewohl wie auf den Straßen. Der
Prinz-Präfident fuhr nach Saint⸗Cloud. —
Auch der Titel„Son Altesse“, bisher in
den Blättern der Regierung nicht gebraucht,


ſewohl wie /Moniteur“ ſprechen ſeit zwei
Tagen nur von Sr. Hoheit dem gnädigen
DHerrn Prinz Praͤſibenten“. — Unter diefen
Umſtänden iſi denn wieder mehr alg je
dom nghen Kaiſerreich die Rede. — Auf
ſeinem Ausflug nach Baden ſoll Ludw. Nas
poleon die Keuenburger Frage mit dem
Genexal Dufour befprochen haben, der be-
kanntlich als außerordenllichel Gefaͤndle des
ſchweizeriſchen Bundes zur Begrüßung nach
Straßpurg gelommen war. Man glaubt
nun ſicher am eine Ddemnächftige friedlihe
Ausgleichung Ddiefer Angelegeuheit durch
Frankreichs Vermittelung.

Der Gentral Graf Exeelmans, deſſen
tagiſcher Tod durch einen Sturz voͤm


ſers Journals berichtet wurde, hat ſich
ſeine Sporen in den Kriegen der Republit
verdient. Im Feldzuge von 1799 wuͤrde
ſein Name in miehreren Tagesbefehlen ge-
nannt, und der General Murat ernannte
ba zu ſeinem Adjutanten. Im Jahr 1806
folgte er alg Oberſt dem Großherzoͤg von:
Berg nach Spanien, wo er in die Hände
der Engländer fiel und bis zum Jahre 1811
Gefangener blieb. Gleich nach feiner Frei-
laſſung ernannte ihn der König Murat von
Neapel zu ſeinem Großſtallmeiſter. Bet
Eröffnunz des ruſſiſchen Feldzuges wurde
er vom Kaiſer zum Generallieutenant er-
nannt. Im Jahre 1814 verbannt, im
Jahre 1815 zurückgerufen, erlangte er im
Jabre 1831 die Pairswürde. Im Jahre
1849 wurde er zum Marſchall von Frank-
reich ernannt und erſetzte den Maͤrſchall
Gerard in deſſen Würde als Großkanzler
der Ehrenlegion.

Paris, 25. Juli. Heute erfolgt die
feierliche Grundſteinlegung der neuen Gaͤl—
lerie welche die Tuilerien mit dem Louvre
verbinden ſoll.

Redigirt unter Verantwortlichkelt von G, Keichard.

Kunſt⸗Notiz.

Herr Jean Beder, erſter Biolintft an der Hof-
kapele in Vannbeim, der fehon früher auf fo
freur!bhd;e‚ Weiſe einige Aufführungen unſeres
Mufikvereins durch fein Spiel verherrlichte, wird
den Wünfchen vieler Mufikfreunde entgegenkommend,
nächften Donnerftag, ven 29, d. M, hier ein
Concert veranſtalten. Zür Diefenigen, welche ihn
damals hörten, iſt ſein Spiel felbft die Empfeh-
lung; bden andern, mit ihm noch undekannten Theil
des Vublikums weiſen wir auf die glänzenden Er-
folge des jungen Fünftlers in andern Städten hinz
er tft der gefeterte Liebling des Kunffreundlichen
DMannheim geworden, und Hat in Mainz, Wiese
baven, Straßburg 2C. durch ſein gedbiegenes, ſeeien-
volles Spiel fih den hoͤchſten Beifall errungen;
wir Dalten es vaͤher für unfere Pflicht, das hiefige,
kunſtiiehende Yublikum auf dieſen hohen Genuß
aufmerkfam zu maden.

Mehrere Kunſtfreunde.

(Eingeſandt.)

Die ſchöne und retzende Lage Heidelbergs
mit ſeiner Umgegend nimmt die Aufmett-
ſamkeit aller Reifenden in höchſtem Grade
in Anſpruch, und gewiß nur wenige werden
es ſein, die nicht gerne einige Zeit in Ddies ı
ſer freundlichen Muſenſtadt verweilen, um
ihre nächſte üppige Gebirge und Thäier re.
zu beſuchen. — Um ſo aͤrgerlicher iſt es
aber, wenn man einen Hauptgenuß vermiſ-
ſen muß, nämlich ein Fernrohr auf dem
Königsſiuhl. Dem Vernehmen nach hat ein
ſolches des Hoͤchſtſeligen Großherzogs Leo-
pold v. Baden, K. H. Gnaden, zu diefem Zweck
in freundlicher Weiſe geſtiftet, allein die
mit der Bewachung und Aufſtellung quf
dem Thurme betraute Perſon iſt bei gün-
ſtigſtem Wetter ſelten anweſend, wie es
Einſender dieſes und mehre andere fremde
Beſucher des Königsſtuhls ſchon zweimal
erfahren haben. — I halte es daher für
Pflicht, im Intereſſe Heidelbergs, auf dieſen
mehrfach beklagt werdenden Uebelſtaͤnd die
betreffenden ſtaͤdtiſchen und Großh. Behör⸗—
den aufmerkſam zu machen.

Ein Reiſender.
 
Annotationen