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jaͤhrlich ihren Mangel an Gelduͤberfluß zu
decken ſucht, an feiner Stirne guͤrien ihr
reiche Sandſteinbrüche, deven ſchöne und aus-
gezeichnet gute Erzeugniſſe auch in weiterm
Umkreiſe bekannt find, und auf einem feiner
Vorhügel erhebt ſich in neueſter Zeit ein
ſtattliches ſteinernes Gebaͤude von 117 Fuß
Länge und 34 Fuß Tiefe, deſſen Beſtim-
mung einem für unfere Gegend wenigſtens
ziemlich neuen Gewerbszweige gilt, naͤmlich
der Seidenzucht. Seit dem Jahre 1838
wurden theils auf dem genannten Vorhügel
des Berges, theils in andern Lagen nach
und nach 60,000 Maulbeerpflanzen in Hel-
ken, Zwergbäumen und Hochſtämmen ge-
zogen. Seit 1839 wurde unter der Leitung
des Kaufmanns Friedrich Meurer Seide
gewonnen und mehrere Male mit ſehr loh-
nenden Ergebniſſen. Dies hat beſonders
ſeinen Grund darin, daß die hier gezogene
Seide die italieniſche und franzoͤfiſche an
Feinheit und Elaſtizität weit übertrifft und
der fhriſchen gleichkommt, ſo daß in Lyon,
wohin die Kokons bisher verſendet wurden,
immer die höchſten Preiſe dafür bezahlt
wurden. Bisher waren aber die Pflanzun-
gen der Maulbeeren noch zu jung, und die
Raͤumlichkeiten für die Raͤupen zu unvoll-
kommen, ſo daß die Seidenzucht nicht in
größerm Maßſtahe betrieben werden konnte.
Durch die vergrößerten Anlagen der Pflan-
zungen und durch die Errichtung des neuen
Gebäudes an paſſender, ſonniger, vor Oſt-
und Nordwind geſchützter, Iuftiger Berg-
ſtirne, in welchem bis zu 50 Ztuͤr. Kokons
gezogen werden können, iſt dieſe vergrößerte
Betreibung des Geſchäfts ermöglicht. Der
großb. bad. Conſul in Lyon, Herr Karl
Meurer, Bruder des genannten hieſigen
Kaufmanns, ein, ſo weit uns bekannt iff,
tüchtiger Geſchäftsmann, iſt der Gründer


zweiges für unſere Stadt, und wir haben
allen Srund, beſonders auch im Intereſſe
der Stadt ſelbſt, ſo wie der vaterländiſchen
Gewerbsthätigkeit überhaupt, dieſem Unter-
nehmen alles Gedeihen zu wünſchen. Auf
einer andern Seite deſſelben Berges wird,
nach einem Beſchluſſe unferer thätigen und
umſichtigen Gemeindeverwaltung eine ziem-
lich bedeutende Kaſtanienpflanzung angelegt,
von welcher wir uns ebenfalls Gutes ver-
ſprechen ſo wie dies namentlich alg Vorbild
für andere am Fuße unſerer Berge gelegene
Gemeinden dienen fönnte.

Al Edenkoben, in der Pfalz, 20. Aug.
Unſer benachbartes Bad Gleisweiler
erfreute ſich heuer einer Frequenz von Kur-
gäſten, wie ſolche in früheren Jahren ſich
noch nie zuſammenfanden. Während des
Monats Juli reichten die Kurgebäude der
Heilanſtalt zur Aufnahme der Hülfeſuchen-
den nicht hin, es mußten ſolche theilweiſe
im Dorfe Gleisweiler untergebracht wer-
den. Seit dem ſchlechten Auguͤſtwetter lich-
tete ſich ein wenig die Badegeſellſchaft, un-
ter welcher wir die Namen Fürſt Bareley
de Zolly, Baron von Saden, die Grafen
von Solms-Laubach, Grafen Degenfeld re.
nennen, und welche von dem unfern der An-
ſtalt vrivatiſirenden KönigLudwig von Bayern
mit öfteren Beſuchen erfreut wird; ein ru-
higeres/ gemüthliches Badeleben ümſchlingt
nun die Geſellſchaft! die durch den Zugang
on Traubeneurgäſten im September und
Deiober von Neuem belebt zu werden und
ſich allfährlich bis in den Winter hinein zu erhal-
ten pflegt. Die Waſſercur iſt es näm-
lich vorzugsweiſe welcher Gleisweiler ſeine
guͤnſtiaſten Heilerfolge verdankt, Erfolge,
welche in der kalteren Jahreszeit eben f
git wie im Sommer erzieit werden.
Was ſedoch Gleisweiler auͤch für Nicht-
kranke zu einem äußerſt angenebmen Auf-
enthaltoorte macht das iſt deſſen unver-

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}

der Vogefen. Die intereſſanteſten Partien
der Pfalz, die Maxburg, Ludwigshöhe-
Madenburg, der Trifels, das Annweiler und
Dahner Thal können von dem in deren
Mittelpunkt gelegenen Bade aus in ganz
kurzer Zeit beſucht werden. Daher der be-
ſtändige Zug von Naturfreunden nach Gleis-
weiler, daͤher der Umſtand, daß ſo oft
Künſtler, Gelehrie und von körperlicher und
geiſtiger Satique Ausruhenwollende dort
längere Zeit verweilen, und zur Unterhal-


Ein neuer Genuß ſteht Gleisweiler wieder
am 26, D, M. bevor, an welchem Tage
einige Mannheimer und Frankfurter Künſt-
ler zur Nachfeier des Namensfeſtes S. M,
des ſchon erwähnten Königs Ludwig ein
Concert veranſtalten, welches mit Ihrem
Beſuche zu erfreuen die auf Ludwigshöhe
weilenden Allerhoͤchſten Herrſchaften ver-
ſprochen haben.


vor kurzem durch mehrere Zagblätter die
Nachricht von einer maſſenhafien Rückkehr
deutſcher Auswanderer aus Newyork mit
Schiffen von Hamburg und Bremen ver-
breitet worden. Nach ſorgfältig eingezogener
Erkundigung ſind wir in den Stand gefeßt,
dieſe Mittheilungen als unbegründet darzu-
ſtellen. Was in der letzten Zeit von deuͤt—
ſchen Auswanderern aus Newyork zurück-
kam, beſchränkte ſich nur auf folche Indi-
viduen, welche entweder wegen körperlicher
Gebrechlichkeit oder zu weit vorgerückten
Alters, ſowie unzureichender Miſtel dort
zurückgewieſen wurden, und auf Jene, die
einzelne Familienglieder aus Deutſchland
abholen.

Fraukfurt, 21. Auguſt. (Fr. J) Fol-
gende Geſandie bilden den Ausſchuß, wel-
cher für die Zeit der Vertagung der Bun:
desverſammlung niedergeſetzt wurde: von
Bismart⸗Schönhauſen, Vorſitzender (Preu-
ßen v Schrenk (Bayern), v. Noftiz und
Jänkendorf (Sachfen), v. Bothmer (Han-
nover), ven Reinhard (Würtemberg), von
Münch (Großherzogthum Heffen), v. Trott


Hanau, 21. Aug Der Geburtstag Sr.
l. Hoh. des Kurfürſten wurde geſtern da-
hier feſtlich begangen,

Lndwigsburg, 20. Aug. ( &.) Heute
fruͤh naͤch 5 Uhr fam die Leiche Sr. K. D,
des Prinzen Paul von Würtemberg hier
an und wurde in der fürſtlichen Gruft, in
der Abtheilung der katholiſchen Fürſten
beigeſetzt.

Muünchen, 15. Auguſt. Die Landraths-
waͤhlen im dieſſeitigen Bayern find nun-
mehr vollendet und faͤmmtlich in eonſerva⸗—
tiveconſtitutionellem Sinne ausgefallen,

Gotha. Nach der Lpz. 3tg beabfichtigt
der Herzog auf ſeinen Güſern in Ungarn
eine deutſche Colonie zu errichten

Berlin, 18 Auguſ. Die I%. V.=3tg.
berichtet als eine brachtenswerthe Erſchei-
nung, daß im Laufe dieſes Sommers
eine nicht unbedeutende Anzahl von Fa-
milien ang Amerika über Berlin ſich nach
Rußland begeben hat, um ſich im Kaiſer-
ſtaat eine neue Heimath zu ſuchen. So
ſeien auch in der letzten Woche mehrere
auf der Reiſe nach Ruͤßland begriffene Fa-
milien hier durchgekommen, welche ſichtlich
den gebildeten Siänden angehörten.

Erfurt, 14. Auguſt. IN nenerer Zeit
iſt man hier einer Falſchmünzerbande auf
der Spur und es ift, nach der Leipz. Zig.,
behufs eifriger Nachforſchung eine Commif-
ſion des Naumburger Appellationsgerichis
gegenwärtig hier anmwefend.

Bremen, I9. Auguſt. Die W.3.“
erfährt, datz ein hieſiges Handelsyaus, die
Herten Röſingh und Mummy, das Schiff
der deutſchen Flotte/Deutſchland“ erſtanden


ſicht eröffnen, daß die Leitung des Schiffs
einem ehemaligen Offizier der deutſchen
Marine übergeben werde.

Kiel, 19, Aug. General v. Bardenfleth
iſt heute Morgen hier geſtorben.

Wien 19. Aug. Daß Arthur Görgey
nad) Kufſtein gebrächt woͤrden ſei iſt ent-
ſchieden unwmahr. — Das Grundentlaftungs
geſetz für Ungarn wird nädhftens erfchcinen.

Frankreich.

X Paris, I8. Auguſt. Nachdem der
„Moniteyr“ Luch heute noch nicht die Liſte
der am 15. Auguſt Amneftirten bekannt ge-
geben hat, heißt e& nun, diefelbe folle gar
nicht veröffentlicht werden; vielmeht werde
jeder der Amneſtirten beſonders von dem
Gnadenact benachrichtigt merden, Waͤs da-
ran Wahres iſt, muß abgewartet werden.
— Durd heute im Moniteur erfdhienenes -
Decret wird der Saint Germain-Eiſenbaͤhn-
geſellſchaft die Conceſſion zum Bau einer
neuen Zweigbahn ertheilt, welche, eine Fort-
fegung der Variſer Gürteldahn bildend, die
Semeinden Neuillg, Paſſy und Autreuil
mit Batignolles verbinden wird; dieſe Bahn
muß in drei Jahren vollendet fein. — Hr,
Thiers iſt vorgeſtern Abend hier ange-
kommen.

Paris, 21. Aug. Bei dem am 18. d.
bei Nancy verunglückien Eiſenbahnzug wur-
den 10 Perſonen verwundet, worunter 5
zum Dienßperſonal gehören. Am 19. wurde
die Paris-Straßburger Eiſenbahn und der
Telegraph bei Varangeville durch Hochwaſſer
unterbrochen, ſeit heute früh iſt jedoch die
ganze Linie von hier bis Straßburg wieder

hergeſtellt.
England.

London, 19. Auguſt. Der in Osborne
unter dem Vorſitz der Königin verſammelt
geweſene Staats und Miniſterrath haͤt
Eſchloſſen, das Parlament bis zum 21,
Oelober zu vertagen. Da aber bis dahin
der Zuſammentritt nicht angekündigt ift, ſo
wird wahrſcheinlich eine abermalige Verta-
gung bis in die letzten Wochen des Nos
vembers lerfolgen. Sir Thomas Baring
wird wegen eines Todesfalles in ſeiner
Familie bie Reiſe nach den Vereinigten
Stagten nicht antreten,

Vereinigte Staoten von
Nordamerika.
Newyork, 3. Auguſt. Geſtern hat der
Sengt in der Fiſchereifrage eine Botſchaft
des Praͤſidenten ſammt allen dieſen Gegen-
ſtand betreffenden Papieren und Actenſtuͤcken
erhalten, Die Botſchaft meldet, daß die
Dampffregatte „Miſſiſſippi“ nach der Küſte
von Terre⸗Neuve abgegangen fei, um die
Rechte und Intereſſen der Amerikaner zu
ſchuͤtzen. Es entſpann ſich im Senat eine
lange, aber ruhig und maßvoll gehaltene
Discuffion, an welcher ſich vornehmlich Caß
und Davis betheiligten. Zu einem Befchluß
kam es nicht. Die Sprache der amerikani-
ſchen Blätter iſt ruhiger geworden Das Fi-
ſcherboot „Coral“, welches die Engländer
zuerſt wegenommen, wurde vertragswidrigen
Fiſchens überführt, verurtheilt und öffent-
lich verſteigert. Uebrigens deutet Alles auf

eine friedliche Beilegung der Differenz.
— unter Berantwortlichteit von ©. Neichard.

Muſikaliſches.

Wir freuen ung, den Muſikfreunden eine
angenehme Nachricht wiltheilen zu können.
Die ausgezeichnete Muſik des E kE Öfter.
SHnfanterie-Neg. Benedek aus Raftatt,
die uns bei dem neulicher Feſte einen ſo
genußreichen Nachmittag bereitete, werden
wir Fünftigen Samſtag und Sonntag, den
28, und ?9. Auguſt in der Schloßwirth-
ſchaft zu hoͤren abermals Gelegenheit haben,


fern aufmerkſam zu machen nicht verfehlen.
Ein Muſikfreund.
 
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