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muß in der Regel 24 Stunden, in drin-
genden Fällen aber, wo thunlih, minde-
ſtens 6 Stunden vorher davon in Kennt-
niß geſetzt werden, b) Die Bahnzüge, mit
welchen Truppen befoͤrdert werden, haben
ohne Anhalten durch das reſp. fremde Ge-
biet durchzugehen, und es ſollen mit einem
Zuge nichi mehr als 1000 Mann oder eine
Matterie Artillerie nebſt Bedeckung von ei-
ner Compagnie oder Schwadron befördert
“werden, c) Beide Contrahenten behalten
ſich uͤberdies vor, ſolche Truppentransporte
auf ihrem reſp. Gebiet gutfindenden Falls
durch einen Commiſſär begleiten zu laſſen.
Ein gleiches Recht iſt den betreffenden Kan-
tonsrẽgierungen vorbehalfen. d) Die Trup-
pen haͤben das fremde Gebiet mit ungela-
denem Gewehr abgelegier Munition, ohne
aufgepflanztes Bajonett, fliegende Fahnen
und klingendes Spiel zu paſſtren. e) Ein-
zelne Militärs und Abtheilungen von nicht
mehr als ‚30 Mann können Mit jedem Zug
ohne weitere Anzeige befördert werden. £)
Die Taxen, welche ſchweizeriſcher Seits für
Truppentransport zu entrichten find, ſollen
in gleicher Weiſe wie die dentſchen Bundes-
truppen derechnet werden. Der Transport
von Truppen über die Bahnſtrecken auf
ſchweizeriſchem, beziehungsweiſe großh. Ge-
biete kann von der ſchweizeriſchen in glei-
cher Weiſe wie von der großh. Regierung
unterſagt werden, wenn dadurch die Neu-
tralität der Schweiz oder des Großherzog-
thums Baden gefährdet würde. Art. 34,
Die großh badiſche Regierung erhält das
MRecht, zur Verbindung der Stadt Lörrach
und des Wieſenthals mit Weil eine Straße
auf dem dazwiſchen liegenden ſchweizeriſchen
Grund und Boden zu bauen. Die nähe-
ren Studien des Terrains, und zwar mit
möglichſter Berückſichtigung des Bedürfniſ-
ſes der Gemeinde Riehen für Verbindung
mit dem ihr gegenüberliegenden Wieſen?
ufer, ſollen über den Zug dieſer Straße
eniſcheiden; auch ſoll der Bauplan der Re-
gierung des Kantons Baſel zur Genehmi-
gung mitgetheilt werden. Die großh. Re-
gierung führt den Bau dieſer Straße und
der daͤzu erforderlichen Bruͤcke über den
Wieſenfluß, welche guf ſchweizeriſches Ter-
ritorium zu legen iſt, ganz auf ihre Koſten
aus! Die auf basteriſches Gebiet fallende
Straßenſtrecke wird ſofort, fammt der Brücke,
Eigeuthum der Kaͤntonsregierung, welche
daßegen verpflichtet iſt, badiſchen Einwoh-
nern deren unentgeltliche Benützung zu ge-
ſtatten. Die Verſtändigung über die Un-
terhaltungspflicht der genannten Straße und
Brücke bleibt der großh! Regierung und
der Regierung des Kantons Baſel vorbe-
halten. Art. 38. Der ſchweizeriſchen Bun-
desregierung, ſowie den betreffenden Kan-
tonsregierungen, bleibt das Recht vorbehal-
ten, das Eigenthum und den Selbſtbetrieb
einer oder ſämmilicher auf ihrem Gebiet
befindlichen Bahnſtrecken nach vorausgegan-
gener 5jähriger Kündung, jedoch keinesfalls
or Ablauf eines 25fährigen Betriebs, an
ſich zu ziehen. (Schluß folgt.)

Deutſchland.

Wir theilten geſtern eine telegr. Depeſche
des Schw. Merkur,“ laut welcher in Berlin
die Abgeordnelen der Edaliſirten verab-
ſchiedet fein ſollten, mit einem zweifelnden
Fragezeichen mit. Heute nun ſteht an der
Spiße deſſelben Blattes folgende telegr.
Depeſche aus Berlin vom 25. Auguſt:
„Einer vefreundeten Macht gelang
€e$, Preußen von dem vorgeftern
feſtſtehenden Lutſchtuß, die Coali-
tiong- VBorfhläge zu verwerfen,
Horlaufig abzubringen.“

Eine telegr. Depeſche der „Wef, Ztg.“


Mittags 1 Uhr: In der Deichſtraße
iſt Feuer ausgebrocdhen, welches
noch immerim Zunehmen begriffen
iſt Es brach beinahe an derſelben Stelle
aus wie 1842, dieſeoͤmal bei dem Cafes-
häcker Krüger. Auf der Brücke bei den Ka-
jen brach ſo eben ein Geländer vom An-
drang der Zuſchauer ein und eirca 30 Per-
ſonen ſtürzien in's Fleet.“
ZSGeidelberg, 26. Aug Das /Mannh.
Journal“ bringt einen Aufruf zum Beſten
der noch unverſorgten ſchlesweholſteiniſchen
Affiziere. Zugleich erfahren wir, daß der
Rhein ſeit dem 24, wieder abnehme und
bereits in das Strombett zurückgelreten ſei.
— In Ludwigshafen befinden ſich gegen-
wäriig, bei Gelegenheit der Namenstagss
feier des Königs Ludwig, außer mehreken
andern hohen Berwandten auch Ihre Kön.
Hoheit die Erzherzogin Sophie und Ihre
Majeßälen der regierende König Mart-
milian von Bayern und Otto von Grie-
chenland. — Eine vor fünf Wochen aus
dem badiſchen Kinzigthal von vielen Blät-
tern (von uns nidht) gebrachte Nachricht,
daß zwei Fruchthaͤndler auf ihren Aeckern
mit Vitriolöl täuſchende Syinptome der
Kartoffelkrankheit hervorzubringen verſucht
hätten, um die Fruchtpreiſe auf einer un-
natürlichen Höhe zu erhalten, wird jetzt von
ſämmtlichen Fruchthändlern des badiſchen
Kinzigthals fuͤr vollkommen falſch und aus
der Luft gegriffen erklärt, — vom Boden-
ſee kommen uns * Nachrichten über neue
Hagelſchlage zu, Die in Meersburg began-
nen, und in Hagnau Feinen Rebſtock verſchon-


Jaht zerſtoͤrt iſt! ſondern auch Die neuen
Tragruthen bedeutenden Schaden nahmen.
Bei der in Wiesbaden künftigen Monat
abzuhaltenden Jahresfeier des Suͤſtav-⸗Adolf-
Vereins wird der hieſige Profeſſor Hr. Dr.
Schenkel die Feſtrede halten; desgleichen
der Naturforſcher Geh. Rath v. Leonhard
dei der eben daſelbſt im September ſtatt-
findenden Verſammlung der Naturſorſcher.

Aus Baden ſchreibt die B, Lz. über die
unter dem Titel: „Der Bekenntnißſtreit-
in der proteſtantiſchen Kirche mit befonde-
rer Berückſichtigung der Schrift des Dr.
Hundeshagen: Die Bekenntnißgrundlage
der vereinigien ev. Kirchen in Baden —
ein Wort zur Abwehr und Verſtändigung“
von Stadtyfarrer Zittel in Heidelberg er-
ſchienene Schrift: Sie löst die Frage über
die Vexbindlichkeit der reformaloriſchen Be-
kenntniſſe in ſo lichtvoller Weiſe, daß dar-
über kaum noch ein Zweifel obwalten dürfte.
Einleitend ſchildert der Verfaſſer die gegen-
wärtige Siellung der Parteien in der ep.
Kirchẽ Badens unter ſich und zur Kirche
und bezeichnet den Standpunkt, von dem
die Schrift Hundeshagens ausging, als die
Vermittelung der Parteien auf dem Boden
der kirchlichen Bekenntniſſe; da aber dieſe
Schrift nachweiſen will, daß man über die
Bekenntnißfrage ſeit vielen Jahren in Ba-
den im Irrthum gewefen, indem die Kir-
chenrathoͤinſtruclion und $ 2 der Verfaffung
das Gegentheil von dem feſtſetze, was man
bisher angenommen, da ſie ferner diefeni-
gen, welchẽn die unirte Kirche eine bekenni-
nißloſe ſcheint, nicht überzeugt andererſeits
maͤnche Beſorgniffe erregt hat: fo unter-
nimmt es der Verfaſſer/ In der erſten Ab-
theilung ſeiner Schrift feſtzuſtellen, welche
Geltung bie zur Vereinigung der beiden
Kirchen den Shmbolen in der badiſch luthe-
riſchen und in der pfälziſch⸗reformirten Kirche
beigelegt worden feti, Und ob und welche
Begrenzung nun diefe Geltung in 5 2 der
Untongurkunde erhalten habe, Mit Ein-
fachheit, Klaͤrheit und Schärfe wird ent-

wickelt, wie die früheren geſetzlichen Be-


in der badiſch-lutheriſchen Kirche almälig
außer Uebung gekommen und endlich in der
Kirchenrathsinſtruetion gewiſſe Grundſaͤtze
aufgeſtellt wurden, durch welche ſo viel alg
moͤglich der herrſchenden Zeitanſchauung
Lechnung getragen und doch die kirchliche
Traditton nicht ganz und ausdrüclich ver-
laſſen wurde; er zeigt, wie mebhr alg ein
halbes Jahrhunderi in der ev. Kirche Baz
dens bei der Kirchenregierung fowohl, als
den Geiſtlichen in Meinung und Praxis
es unveraͤnderlich feſtſtand, daß die Ver-
bindlichkeit der reformatoriſchen Bekennt-
niſſe durch den Wortlaut und den Geiſt
der Kirchenrathsinſtruetion aufgehoben ſei,
unterwirft die Kirdenrathsinfiruction ſelbſt
einer genauen Prüfung, und gelangt unter
hoͤchſt intereffanten, Bemerkungen über das
Verhaͤltniß Brayers zur Kirchenrathsin-
ſtruction zu dem Reſultate, daß die Kir-
chenrathsinſtruetion den ſymboliſchen Schrif-
ten eine wirkliche Autorität nicht beilege:
welches in 5 Sätzen der Schrift Hundes-
hagens Bbeftimmt gegenüber geſtelll wird.
In gleichex Veiſe wird in Beziehung auf
die pfälziſch⸗reformirte Kirche aus den Ac-
ten des Pfarrminiſteriums zum heil. Geiſt,
aus der Kirchenraths und Inſpeelionsord?
nung Har nachgewieſen, daß die Symbole
hier weder fortdauernd in Geltung waren,
noch eine normative Autorität für die öf-
fentliche Lehre befaßen. Indem nun der
Verfaſſer zur Frage übergeht, ob und welche
Begrenzung Diefe SGeltung der Symbole
durch die Kirchenverfaſſung im Jahre 1821
erhielt, bemerkt er „‚in_einer JZett, in wel-
cher kein Pfarrer mehr lebte, der eine Ver-
pflichtung auf die ſymholiſchen Schriften
übernommen hatte, und keiner von der Kir-
chenbehörde nur befragt worden war, ob
er dieſelben kenne; in einer Zeit, Da der
fpmtgq_tifebe Lehrbegriff auf der Landesuni-
gerſität von dem Katheder aus auf das
Entſchiedenſte bekämpft und auf den Kanzeln
gänzlich ignorirt wurde; in einer Zeit, da
in den allbadiſchen Schulen gar kein Ka-
techismus mehr zu finden war,. und im
Confirmanden = Unterricht und in der kirch-
lichen Katecheſe ein Spruchbuch gebraucht
wurde, welches nicht blos Lehrfreiheit fon-
dern faſt Lehreillkür geſtaitete; in diefer
Zeit ſetzte die Generalſhnode feſt, daß die
Symbole dasjenige normative Anfeben bes
halten ſollten, welches ihnen „disher“
zuerkannt worden ſei! Wahrlich/ vor diefem
normativen Anſehen hatte Niemand im Lande
ſich zu fürchten.“ Und dieſer Lage der Dinge
gemäß zeigt nun der Verfaffer aus der
Entſtehungoͤgeſchichte des Paragraphen in
der Vereinigungsurkunde, uͤber die er viel-
fach Licht verbreitet, ſowie aus der Deu-
tung, welche er durch die kirchliche Praxis
erbielt, daß die Abſicht des S nicht iſt, eine
Schranke für die Lehrfreiheit nach innen
zu ziehen/ ſondern die ftaats- und kirchen-
rechtliche Stellung der unirten Kirche zur
katholiſchen und zu dem deutſchen Bundes-
rechte feſtzuſtellen, — ferner, daß er in Be-
zug auf Lehre, Lehrfreiheit und Lehraufſicht
innerhalb der Kirche nichts Neues fefltfest; .
ſondern den Stand, wie er in den beiden
evangeliſchen Kirchen Baͤdens zur Zeit der
Union war, woruͤber die Beſtimmungen der
R N.=-S. und die kirchliche Praxis bis 1821
maßgebend ſind. Damit haͤt ſich der Ver-
faſſer den Weg gebahnt, dasjenige zu be-
zeichnen, was aͤllein zur Einigung und
innern Kräftigung der evangeliſchen Kirche


Kirche — faͤhrt er mit Wärme und Nach-
druch aus beſtehtenicht in der Wie-
derherſtellung einer Glaubens und
 
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