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N: 202.
Samſtag, 28. Auguſt
1852.
but?
Berichte werden grattis beigegeben.
Der Vertrag
über Lortführung der Großh. Dad, Eiſen-
bahn durch Schweizer-Gebiet, und deſſen
Gegner.
OSeidelberg, 26. Auguſt. ¶ Schluß.)
An dieſer Bereinbarung nun mißfaͤllt dem
erwähnten Correſpondenten der „Franff.
Poſtzeitung“ daß die Genehmigung derje-
nigen Staaten, welche möglicher Weiſe die
Baſel⸗Konſtanzer Eiſenbahn zum Transport
von Bundestruppen beanſpruchen könnten,
für $ 32 nicht eingeholt wurde! Die Eiſen-
bahn von Baſel (Haltingen) bis Konſtanz
ſeilkeine rein badiſche, ſondern eine deutſche
Eiſenbahn.
Abgefehen nun davon, daß wir Badener
uns für Deutſche, nicht für Chineſen halten
und folglich im Hinblick auf deutſche Bun-
destruppen zwiſchen einer /badiſchen und
einer / deutſchen? Eiſenbahn die feine Un-
terſcheidung des Poſtzeitungscorreſpondenten
nichi völlig herausfinden Fönnen ; abgeſehen
davon, daß es bisher in Deutfchland zwar
badiſche, würtembergifche, preußiſche, ſächſiſch-
baͤheriſche zc. Eiſenbahnen aber keine „Ddeut-
ſchen“ Eiſenbahnen im Sinne des Cor-
reſpondenten gab; abgeſehen auch da-
von, daß Baden den fraglichen Eiſenbahn-
bau bezaͤhlt und die Anerkennung ſeiner nte
beſtrittenen Hoheitsrechte ſich wohl nicht erſt
vom badiſchen Patrioten der Poſtzeitung
erwirken muß —, abgefehen von al Dem,
flingen audy Ddie Motive ſeiner Anſicht
und die daraus gezogenen Folgerungen
wirklich zu originell als daß wir uns das
Vergnügen, ſie unſern Leſern vorzulegen,
entgehen laſſen könnten. Der vorſichtige Herr
„aus Baden“, welcher an kurzem Gedächt-
niß und ſchwerer Faſſungsgabe zu leiden
ſcheint/ fürchtet vor Allem, e$ würde der
Vertraͤg nach wenigen Jahren in Vergeſſen-
heit gekathen und es dann den deutſchen
Truppen⸗Cemmando's bei Benützung der
Bahn unmöglich ſein, den $ 32 vorerft zu
ſtudiren. „Geſetzt aber auch“ — fährt er
fort — „man kennt dieſe Vextragsbeding-
ungen, hätten oder würden foldhe deutſche
Regierungen ſich alsdann verpflichtet halten
müſſen, nach Vertragsartikeln; wie ſie von
einer andern (der baͤdiſchen) Regierung ab-
geſchloſſen wurden, ihre Trupxen behandeln
zu laſſen, zumal wenn ihre Truppen vom
deutſchen Bunde requirirt und ins badiſche
Oberiand geſendet werden?“ Folglich —
ſo lautet der Salto mortale ſeiner Logik —
folglich iſt die Baſel-Konſtanzer Eiſenbahn
eine Deutſche!
Ueber dieſen halsbrecheriſchen Schluß
tröftet uns der Poſtzeitungscorreſpondent mit
der Andeutung, was er unter einer deutſchen
Eiſenbahn verſteht. Es in nämlich eine
folche, „die nicht nux nicht vertikal auf die
fremde Grenze/ ſondern mit derfelben pa-
rallel läuft, und nicht nur parallel, ſondern
ſie mehrmals durchſchneidet.“ Und da der
weiſe Stratege mit feiner Parallelen - und
Zerſchneidungskunſt wie ein zweiter Alexan-
der Magnus nun einmal im Zuge ift, ſo
weiß er natürlich ſeinen gordiſchen Knoten
ſogleich auch zu zerhauen. Jedenfalls kann
der deutſche Hund die Reviſion und Ge-
nehmigung eines ſolchen Vertrags bean-
ſpruchen, Denn „nur in einem Falle wird
man mit der Richtung dieſer Bahn und mit
dem abgeſchloſſenen Vertrag durchaus über-
einſtimmen, wenn leßterer im Falle des
Krieges nach Bedarf deutſcher Truppen mo di-
ficirt wird, was freilich ſich von
ſelbſt gibt, und wenn alsdann zu-
gleich durch dieſe Bahnlinie der
Fehler des Rheins von anno 1815
u. ſaw. an nicht ſeinen Lauf naͤch den
damals feſtgeſetzten badiſchaſchwei-
zeriſchen Grenzen genommen zu
baben, gut gemacht d b. wenn als-
dann zugleich die nördlich dieſer
Eiſenbahn gelegenen Schweizer
Gebietstheile deutſch beſetzt wer-
den, was ſich freilich gleichfalls von
ſelbſt geben wird.“
Man fieht, beim weiſen Salomo der
Hoͤſtzeitung gibt ſich zuletzt Alles von ſelbſt,
und da er in feiner Beſcheidenheit ſeine
eigene Perſon von dieſer höchſt bequemen
Einrichtung nicht wird ausſchließen wollen,
ſo hoffen wir, daß die Bedeutung ſeiner
Anſichien ſich ſchließlich auch ganz von ſelbſt
geben wird. Nur um Eines iſt uns noch
bang, nämlich um die Redaction der Poſt-
zeitung, welche die in eben wörtlich eitirter
Stelle liegende Beleidigung der Schweiz
entweder nicht bemerfte, oder durch Auf-=
nahme des Artikels einen Ausfall gegen be-
ſtehende Rechtsverhältniſſe abſichtlich ge-
ſchehen ließ, dem Kenner des Staats- und
Völkerrechis ſchwerlich beipflichten dürften.
Wir ſagen, „gegen beſtehende Rechtsver-
hältniſſe“, welche ſich aus dem Staats⸗ and
Voͤlkerrecht ergeben, denn die Schweiz iſt
ſo gut als irgend ein anderes Land unab-
hängig, und — ſo lange ſie neutral bleibt
— derſteht es ſich im Fall eines Krieges
nicht von ſelbſi, daß Deutfde Truppen
ſchweizeriſches Gebiet beſetzen dürfen. Wir
müffen ſogar im Intereſſe Deutſchlands
wünfchen, daß der Eidgengſſenſchaft dies
Recht ungeſchmälert bleibe, da dadurch für
den Fall des Krieges (der Herr Corxeſpon-
dent kann, weil ein Krieg mit der Schweiz
ohnehin den ganzen S umwärfe, vernünfti-
ger Weiſe nur einen Krieg mit Frankreich
meinen) die Südgrenze gededt iſt. Sollen
innere Angelegenheiten Deutſchlands die
Benüßung der Bahnfirede für Bundestrup-
pen erheijhen, ſo verurſacht der Buchſtabe
f des $ 32 ebenfals nicht die Nachtheile,
die der Herr Correfpondent daraus folgert,
da der Punikt £ nur für Faͤlle feſtgeſetzt
ift, wo die Neutralität gefährdet würbde,
waͤs dann nicht zu fürchten wäre. Die
weitern Bedenklichkeiten des Corrſponden-
ten gegen die vorhex zu machende Anzeige
und gegen die Anzahl der mit einem Zuge
zu befördernden Truppen duͤrften ebenfais
Frundlos erſcheinen, wenn man in Exwä-
zung zieht, daß ein Telegraph ſchnell täuft,
und daͤß auf einer Bahn viele Züge hinter
einander Platz haben.
Auch hätte den Correſpondenten ſeine ei-
gene Erklärung, die er von einer „deut-
ſchen“ Eiſenbahn abgibt, zur Einſicht brin-
gen können, daß die fragliche Bahn weder
eine einſeitig „Deutfhe“ noch einſeitig badi-
ſche, ſondern eine baͤdiſch-ſchweizeriſchẽ Bahn
iſt, weil ſie die „Grenze mehrmals durch-
ſchneidet.“ Es ſind alſo zwẽi Contrahen-
ten vorhanden, und ein Vertrag mit ein-
ſeitigen Bedingungen, wie er ſie begehrt.
hätte wohl ewig zu keinem Abſchluß
führen koͤnnen! Dies und die durch
den Vertrag für Baden offenbar erwach-
ſenden Voriheile wird die hohe Bundes-
verſammlung in Frankfurt, welche ſo we-
nig als unfere hoͤhe Regierung in Karls-
ruhe die Neutralität und Unabhängigkeit
der Schweiz gefährden oder ſich von ſelbſt
gebende ( Grenzreglements beſchwören
will, nach den Umftändben würdigen und
daher nicht zu einer „Reviſton“ des Ver-
trags vetantaßt ſein. Es iſt dies um ſo
gewiſſer, da durch die vom badiſchen Kriegs-
miniſterium ſehr reiflich erwogenen Beſtuͤn—
mungen des Vertrags auch die Rechte
Deutſchlands wohl gewaͤhrt ſind und ſchon
ein ähnlicher Fall, nämlich der beim Stra-
ßenbau von Waldshut nach Radolphoͤzell
vorliegt, gegen den weder jemand Ein-
ſprachẽ thaͤt, noch zu thun berechtigt war.
Auch täuſcht ſich, den eigentlichen Zweck der
für die Geſchäfte des Friedens, d. h. für
den Verkehr und Handel und nicht für den
Krieg geſchaffenen Eiſenbahnen hier gar
nicht zu erörtern, der Herr Correſpondent
der „Sranff, Poſtzeitung! über die ſtrate-
giſche Bedeutung der Saſet Conſtanzer Bahn;
doch darüber fann ihn ein Blick auf die .
Landkarte belehren!
Ein anderer Einwurf gegen den Ver-
trag kommt von ſchweizeriſcher Seite und
betrifft den Termin, welchen Baden ſich für
den Bau der Bahn vorbehalten hat. Man
wünſcht die Vollendung derſelben näher
gerückt zu ſehen und vergißt dabei die ei-
nem ſolchen Verlangen durch die Ungün-
ſtigkeit des Terrains, welches viele Brü-
cken, Felſendurchbrechungen und Ausebnun-
gen noͤthig machen wird, ſich entgegenſtel-
lenden Hinderniſſe, ſowie, daß ein um-
ſichtiges Miniſterium bei Uebernahme einer
Verpflichtung aus nöthiger Klugheit ſich den
längſten Termin vorbehalten muß, auch
wenn es ſelber ſich den kürzeſten ſetzen will.
Daß der Bau, deſſen Vollendung im In-
tereſſe unſers Landes ſo gut wie in dem
der Schweiz liegt, mit aller Energie betrie-
ben werden und, wenn nicht unvorherge-
ſehene Ereigniſſe dies ſchöne Werk des
Friedens ſtöten wohl lange vor der feſtge-
fetzten Friſt beendigi ſein wird, iſt eine Ee-
wißheit, für die wir von unſerm, das all-
gemeine Wohl ſo aufrichtig foͤrdernden Lan-
desminiſterium keiner beſondern Zuſage mehr
bedürfen. Somit kommen wir zum Schluß,
daß dieſer Bertrag, welcher uns eine die
badiſche Hndußfirie, den Verkehr und Handel
neu hebende Straße erſchließen wird auch
in ſeinen Einzelnheiten ſo gehalten iſt, daß
er kaum anders und jedenfals nicht beſſer
hätte abgeſchloſſen werden können.
N: 202.
Samſtag, 28. Auguſt
1852.
but?
Berichte werden grattis beigegeben.
Der Vertrag
über Lortführung der Großh. Dad, Eiſen-
bahn durch Schweizer-Gebiet, und deſſen
Gegner.
OSeidelberg, 26. Auguſt. ¶ Schluß.)
An dieſer Bereinbarung nun mißfaͤllt dem
erwähnten Correſpondenten der „Franff.
Poſtzeitung“ daß die Genehmigung derje-
nigen Staaten, welche möglicher Weiſe die
Baſel⸗Konſtanzer Eiſenbahn zum Transport
von Bundestruppen beanſpruchen könnten,
für $ 32 nicht eingeholt wurde! Die Eiſen-
bahn von Baſel (Haltingen) bis Konſtanz
ſeilkeine rein badiſche, ſondern eine deutſche
Eiſenbahn.
Abgefehen nun davon, daß wir Badener
uns für Deutſche, nicht für Chineſen halten
und folglich im Hinblick auf deutſche Bun-
destruppen zwiſchen einer /badiſchen und
einer / deutſchen? Eiſenbahn die feine Un-
terſcheidung des Poſtzeitungscorreſpondenten
nichi völlig herausfinden Fönnen ; abgeſehen
davon, daß es bisher in Deutfchland zwar
badiſche, würtembergifche, preußiſche, ſächſiſch-
baͤheriſche zc. Eiſenbahnen aber keine „Ddeut-
ſchen“ Eiſenbahnen im Sinne des Cor-
reſpondenten gab; abgeſehen auch da-
von, daß Baden den fraglichen Eiſenbahn-
bau bezaͤhlt und die Anerkennung ſeiner nte
beſtrittenen Hoheitsrechte ſich wohl nicht erſt
vom badiſchen Patrioten der Poſtzeitung
erwirken muß —, abgefehen von al Dem,
flingen audy Ddie Motive ſeiner Anſicht
und die daraus gezogenen Folgerungen
wirklich zu originell als daß wir uns das
Vergnügen, ſie unſern Leſern vorzulegen,
entgehen laſſen könnten. Der vorſichtige Herr
„aus Baden“, welcher an kurzem Gedächt-
niß und ſchwerer Faſſungsgabe zu leiden
ſcheint/ fürchtet vor Allem, e$ würde der
Vertraͤg nach wenigen Jahren in Vergeſſen-
heit gekathen und es dann den deutſchen
Truppen⸗Cemmando's bei Benützung der
Bahn unmöglich ſein, den $ 32 vorerft zu
ſtudiren. „Geſetzt aber auch“ — fährt er
fort — „man kennt dieſe Vextragsbeding-
ungen, hätten oder würden foldhe deutſche
Regierungen ſich alsdann verpflichtet halten
müſſen, nach Vertragsartikeln; wie ſie von
einer andern (der baͤdiſchen) Regierung ab-
geſchloſſen wurden, ihre Trupxen behandeln
zu laſſen, zumal wenn ihre Truppen vom
deutſchen Bunde requirirt und ins badiſche
Oberiand geſendet werden?“ Folglich —
ſo lautet der Salto mortale ſeiner Logik —
folglich iſt die Baſel-Konſtanzer Eiſenbahn
eine Deutſche!
Ueber dieſen halsbrecheriſchen Schluß
tröftet uns der Poſtzeitungscorreſpondent mit
der Andeutung, was er unter einer deutſchen
Eiſenbahn verſteht. Es in nämlich eine
folche, „die nicht nux nicht vertikal auf die
fremde Grenze/ ſondern mit derfelben pa-
rallel läuft, und nicht nur parallel, ſondern
ſie mehrmals durchſchneidet.“ Und da der
weiſe Stratege mit feiner Parallelen - und
Zerſchneidungskunſt wie ein zweiter Alexan-
der Magnus nun einmal im Zuge ift, ſo
weiß er natürlich ſeinen gordiſchen Knoten
ſogleich auch zu zerhauen. Jedenfalls kann
der deutſche Hund die Reviſion und Ge-
nehmigung eines ſolchen Vertrags bean-
ſpruchen, Denn „nur in einem Falle wird
man mit der Richtung dieſer Bahn und mit
dem abgeſchloſſenen Vertrag durchaus über-
einſtimmen, wenn leßterer im Falle des
Krieges nach Bedarf deutſcher Truppen mo di-
ficirt wird, was freilich ſich von
ſelbſt gibt, und wenn alsdann zu-
gleich durch dieſe Bahnlinie der
Fehler des Rheins von anno 1815
u. ſaw. an nicht ſeinen Lauf naͤch den
damals feſtgeſetzten badiſchaſchwei-
zeriſchen Grenzen genommen zu
baben, gut gemacht d b. wenn als-
dann zugleich die nördlich dieſer
Eiſenbahn gelegenen Schweizer
Gebietstheile deutſch beſetzt wer-
den, was ſich freilich gleichfalls von
ſelbſt geben wird.“
Man fieht, beim weiſen Salomo der
Hoͤſtzeitung gibt ſich zuletzt Alles von ſelbſt,
und da er in feiner Beſcheidenheit ſeine
eigene Perſon von dieſer höchſt bequemen
Einrichtung nicht wird ausſchließen wollen,
ſo hoffen wir, daß die Bedeutung ſeiner
Anſichien ſich ſchließlich auch ganz von ſelbſt
geben wird. Nur um Eines iſt uns noch
bang, nämlich um die Redaction der Poſt-
zeitung, welche die in eben wörtlich eitirter
Stelle liegende Beleidigung der Schweiz
entweder nicht bemerfte, oder durch Auf-=
nahme des Artikels einen Ausfall gegen be-
ſtehende Rechtsverhältniſſe abſichtlich ge-
ſchehen ließ, dem Kenner des Staats- und
Völkerrechis ſchwerlich beipflichten dürften.
Wir ſagen, „gegen beſtehende Rechtsver-
hältniſſe“, welche ſich aus dem Staats⸗ and
Voͤlkerrecht ergeben, denn die Schweiz iſt
ſo gut als irgend ein anderes Land unab-
hängig, und — ſo lange ſie neutral bleibt
— derſteht es ſich im Fall eines Krieges
nicht von ſelbſi, daß Deutfde Truppen
ſchweizeriſches Gebiet beſetzen dürfen. Wir
müffen ſogar im Intereſſe Deutſchlands
wünfchen, daß der Eidgengſſenſchaft dies
Recht ungeſchmälert bleibe, da dadurch für
den Fall des Krieges (der Herr Corxeſpon-
dent kann, weil ein Krieg mit der Schweiz
ohnehin den ganzen S umwärfe, vernünfti-
ger Weiſe nur einen Krieg mit Frankreich
meinen) die Südgrenze gededt iſt. Sollen
innere Angelegenheiten Deutſchlands die
Benüßung der Bahnfirede für Bundestrup-
pen erheijhen, ſo verurſacht der Buchſtabe
f des $ 32 ebenfals nicht die Nachtheile,
die der Herr Correfpondent daraus folgert,
da der Punikt £ nur für Faͤlle feſtgeſetzt
ift, wo die Neutralität gefährdet würbde,
waͤs dann nicht zu fürchten wäre. Die
weitern Bedenklichkeiten des Corrſponden-
ten gegen die vorhex zu machende Anzeige
und gegen die Anzahl der mit einem Zuge
zu befördernden Truppen duͤrften ebenfais
Frundlos erſcheinen, wenn man in Exwä-
zung zieht, daß ein Telegraph ſchnell täuft,
und daͤß auf einer Bahn viele Züge hinter
einander Platz haben.
Auch hätte den Correſpondenten ſeine ei-
gene Erklärung, die er von einer „deut-
ſchen“ Eiſenbahn abgibt, zur Einſicht brin-
gen können, daß die fragliche Bahn weder
eine einſeitig „Deutfhe“ noch einſeitig badi-
ſche, ſondern eine baͤdiſch-ſchweizeriſchẽ Bahn
iſt, weil ſie die „Grenze mehrmals durch-
ſchneidet.“ Es ſind alſo zwẽi Contrahen-
ten vorhanden, und ein Vertrag mit ein-
ſeitigen Bedingungen, wie er ſie begehrt.
hätte wohl ewig zu keinem Abſchluß
führen koͤnnen! Dies und die durch
den Vertrag für Baden offenbar erwach-
ſenden Voriheile wird die hohe Bundes-
verſammlung in Frankfurt, welche ſo we-
nig als unfere hoͤhe Regierung in Karls-
ruhe die Neutralität und Unabhängigkeit
der Schweiz gefährden oder ſich von ſelbſt
gebende ( Grenzreglements beſchwören
will, nach den Umftändben würdigen und
daher nicht zu einer „Reviſton“ des Ver-
trags vetantaßt ſein. Es iſt dies um ſo
gewiſſer, da durch die vom badiſchen Kriegs-
miniſterium ſehr reiflich erwogenen Beſtuͤn—
mungen des Vertrags auch die Rechte
Deutſchlands wohl gewaͤhrt ſind und ſchon
ein ähnlicher Fall, nämlich der beim Stra-
ßenbau von Waldshut nach Radolphoͤzell
vorliegt, gegen den weder jemand Ein-
ſprachẽ thaͤt, noch zu thun berechtigt war.
Auch täuſcht ſich, den eigentlichen Zweck der
für die Geſchäfte des Friedens, d. h. für
den Verkehr und Handel und nicht für den
Krieg geſchaffenen Eiſenbahnen hier gar
nicht zu erörtern, der Herr Correſpondent
der „Sranff, Poſtzeitung! über die ſtrate-
giſche Bedeutung der Saſet Conſtanzer Bahn;
doch darüber fann ihn ein Blick auf die .
Landkarte belehren!
Ein anderer Einwurf gegen den Ver-
trag kommt von ſchweizeriſcher Seite und
betrifft den Termin, welchen Baden ſich für
den Bau der Bahn vorbehalten hat. Man
wünſcht die Vollendung derſelben näher
gerückt zu ſehen und vergißt dabei die ei-
nem ſolchen Verlangen durch die Ungün-
ſtigkeit des Terrains, welches viele Brü-
cken, Felſendurchbrechungen und Ausebnun-
gen noͤthig machen wird, ſich entgegenſtel-
lenden Hinderniſſe, ſowie, daß ein um-
ſichtiges Miniſterium bei Uebernahme einer
Verpflichtung aus nöthiger Klugheit ſich den
längſten Termin vorbehalten muß, auch
wenn es ſelber ſich den kürzeſten ſetzen will.
Daß der Bau, deſſen Vollendung im In-
tereſſe unſers Landes ſo gut wie in dem
der Schweiz liegt, mit aller Energie betrie-
ben werden und, wenn nicht unvorherge-
ſehene Ereigniſſe dies ſchöne Werk des
Friedens ſtöten wohl lange vor der feſtge-
fetzten Friſt beendigi ſein wird, iſt eine Ee-
wißheit, für die wir von unſerm, das all-
gemeine Wohl ſo aufrichtig foͤrdernden Lan-
desminiſterium keiner beſondern Zuſage mehr
bedürfen. Somit kommen wir zum Schluß,
daß dieſer Bertrag, welcher uns eine die
badiſche Hndußfirie, den Verkehr und Handel
neu hebende Straße erſchließen wird auch
in ſeinen Einzelnheiten ſo gehalten iſt, daß
er kaum anders und jedenfals nicht beſſer
hätte abgeſchloſſen werden können.