bis 20 Perfonen , die vielleicht auch ohne
Auszuwandern in Deutſchland vom Tod
erfaßt worden waͤren, die übrigen allen
Grund haben, mit ihrem Schickſal zufrieden
65
Manuheim, 5. Sept. (Schw. Kron.)
Seftern. Abend traf mit der Eiſenbahn Se.
NMaj. der König von Schweden mit Fami-
lie und zahlretchem Gefolge hier ein und
nahm fein Abſteigequartier im europäiſchen
Hofe Heute Vormittag begaben ſich die
höchſten Herrſchaften auf die pfätziſche Ei-
jenbahn zum Beſuche JJ. MM. der kal.
Anverwandten von Bayern, . — Geftern
ſarb hier der großh. Obetfilientenant a.
D, Mayer, früher Lehrer am Cadeitenin-
ftitut, großh. Arlilleriehauptmann und 1849
‚ alg Major Commandant der Feſtungsar-
tillerie in Raſtatt, von wo er ſich waͤhrend
des Aufftandes in das Ausland flüchten
mußte. Spaͤter fungitte er daſelbſt als Bor-
ſitzender hei den Kriegsgerichten und iſt den
Leſern dieſer Blätter von jener Zeit durch
die humane Geſinnung bekannt, mit welcher
er bei größter Anſtrengung jene traurigen
Zuftände troſtloſer Ungewißbheit für die in
Unterſuchung befindlichen Gefangenen zu
Lerkürzen ſuͤchte. Noch kurz voͤr feinem
Tode hatte er, wie der verblichene Groß-
gewünſcht, ohne allen militäriſchen
Prunk beerdigt zu werden.
Freiburg 6. Sept. (F. 3.) Am vor-
geſtrigen Nacmittage wurdẽ in der Dreifam,
unterhalh der ſogenannten Wuhr (Wehr;
bei der Karthäuſer⸗ Brücke die Leide eines
wohlausgewachſenen ſtarken neugebornenin-
des, weiblichen Geſchlechtes, gefunden. Es
war dieſelbe in ein rothes Sack⸗ oder Hals-
luch feſt zuſammengepaͤckt und trug äußerlich
Feine Zeichen gewallfamer Berlegung an
ſich; nur laſſen die an der Kopfhaut vor-
handenen Suͤetſchungen fchließen,. daß Die-
ſelbe von weiter oben beraeflößt wurde.
Nach dem Grade der vorgeſchrittenen Fäul-
niß dürfte dieſe Leiche ſchon mehrere Tage
im Waſſer gelegen haben. Die genaueften
richterlichen Nachforſchungen ſind bereits ein-
geleitet.
Frankfurt, 4, Sept. Der ſeit geſtern
hier verweilende k. k. Feldzeugmeiſter von
Haynau wird ſich nach Homburg begeben,
wo er längere Zeit zu verweilen gedenkt.
Müuchen, 3. Sept. (F, J. Viele
Theilnahme erregt die peinliche Lage, in die
ſich mebrere Familien hier durch folgenden
Vorfall verſetzt ſehen! Vor etwa einem
Monate verließen nämlich die Wittwe eines
Geheimenraths und die Gattin eines Privat-
docenten München, um ſich nach Italien zu
begeben, wo ſie Mitte des vorigen Monatẽs
der Gatte der Letzteren treffen ſoͤllte. Dieſer,
Dr. H begab ſich auch dahin, konnte aber
von den reiſenden Damen keine Spuren
treffen. welche den Verlauf ihrer Reiſe wei
ter als bis etwa den 12. v. M. verfolgen
fießen , und die ſeither gepflogenen Necher-
&en laͤſſen den betheiligten Familien Faum
mehr einen Zweifel darüber, daß die Ver-
mißten als Opfer eines noch nicht naͤher
4 Verbrechens für inimer verloren
ſind .
“Berlin, 2. Sept. Zwiſchen den Bevoll-
mäctigten der Coalitions-Staaten hat auch
geſtern eine Conferenz Statt gehabi. Man
vermuthet, daß dieſelben die Eniſchiteßungen
Ührex Negierungen abwarten, und erft danı
iht Beſprechungen fortführen werden.
DBerlin, 3. Sept. (Köln, Ztg.) Geſtern
fand eine Zufammenfunft der Bevollmäch-
tigten der Coalitions-Staaten Statt, in wel-
&er DBefprehungen, refp. Begutachtungen
der von Preußen abgegebenen Erflärung
Lom 30, v. Mts. vorgenommen wurden.
Ich kann Jhnen fagen, daß von mebhreren
2 und namentlich von der ſehrt
tigten Herrn v Meirner, die Meinung auͤs—
geſprochen wurde, daß nunmehr alle Be-
fürdtungen der Hefahr einer Aufloſung des
Zolpereins vorüber und daß auch weitere
Verſchleppungen nicht zu befürchten ſeien.
Das einzige Hinderniß beruhe nur noch in
dem Zugeſtändniſſe der Eoalition auf einen
trages, den Deſterreich auf fo lange Zeit
nicht abgeſchloſſen wünſcht. — Hannover hat
von feinen im September⸗Vertrage einer
weiteren Bereinbarung vorbehaltenen Punk-
ten, namentlich der Freihafen? und der Cifens
bahnſchienen-Frage, noͤch nichts vergeben,
und unzweifelhaft werden, fobald die Ver-
handlungen über den September-Bertrag
begonnen, über einzelne zu modifteirendt
Punkte harte Kämpfe in der Discuͤſſion er-
folgen. * —
— 4, Sept, Goöln 3tg.). &$ ſind
bereits Rüddußerungen einzelner RNegieruns
gen auf die preußiſche Erflärung vom 30,
v. M. an einige Bevolmächtigle gelangt,
{o unter Anderen von Würtemberg, Baven
und Naſſau. Die erſten beiden ſprechen ſich
möglichſt günſtig über die Erkiärung aus
und halten ſie für ein weſentliches Zuge-
ſtändniß der preußiſchen Regierung, welches
eine Ausgleichung der Streitfrage nicht nur
erleichtert ſondern diefelbe zu einem baldi-
gen gedeihlichen Ende zu führen geeignet
ſei. Naſſau ſpricht ſich weniger günftig ge-
gen ſeinen Bevollmächtigten aus immerbin
wird aber die Erklärung für eine bedeu-
tende Conceffion angeſehen! Am 3, Decbr.
D, J. iſt im ganzen Zollverein eine Zaͤh⸗
lung der Bevölkerung angeordnet, um Dda-
gach die Revenuen⸗Theilung zu repartiren.
Dieſelbe ſoll überall an diejem Tage voll-
zogen Werden, und nur die großen Städte
haben 3 Tage Zeit bierzu. Nach der Zu-
nahme der Bevölkerung im Verhältniß zur
diesjährigen Steuer » CEinnahme möchte die
letztere für dieſes Jahr bedeulend unter der
Einnahme pro Kopf der letzten Jahre aus-
fallen und 20 Sgr. nicht überftetgen, —
Bon der Thatigkeit des Genexals Grafen
Noſtiz in Hannover, wohin derſelbe fich
geſtern begeben hat, erwartet man,, bdaß
nichts einireten werde, wodurch die hannos
verſche Regierung von dem Wege, Dden fie
in der Zollfrage jetzt mit Eniſchiedenheit
verfolgt, abgelenft werden Fönnte. Daß es
auch in Hannover an Elementen nicht fehlt,
welche der neuen Handelspolitik nicht hold
find, iſt bekannt. Es iſt aber auch Chatfache,
daß Fragen ſtaatsrechtlicher Natur und Dif-
jerenzen, die über dieſe innerhalb des Koͤ—
nigsreichs Hannover obwalten, von rühri-
gen Agitatoren dazu benuͤtzt werden, um
gegen ein Zuſammengehen mit Preußen
Kraͤfte und Einflüſſe in Bewegung zu ſetzen.
Düſſeldorf, 1. Sepibr. Dieſer Tage
xaſſirte einem Ausfteller Cin der Hiefigen
Provinzialgewerbeausftellung ‚einem hiefi-
gen Liqueutfabrikanten, folgenDes, Curioſum:
Eine von dieſem ausgeſtellte, mit beſonders
feinem Abſynih gefüllte Flaſche wurde, alg
eine Probe von dem Inhalt gegeben wer-
den ſollte, vorher im Waſſer abgekühlt und
da ereignete ſich denn der fatale dall, daß
das Waſſer die obere mit den Namen des
Ausſtellers bezeichneie Stiquette abloͤſte und
eine zweite auf den Namen eines beruͤhm-
ten Schweizer Hauſeß lautende Etiquette
zum Borſchein brachte!
Düffeldorf, 2. Sept. Die katholiſchen
Vereine in Weſtphalen und am Niederrhein
betreiben zur Zeit Bilſſchriften an Seine
Maj. den König, worin um die Zurügd-
nahme der minißeriellen Berordnung vom
16. Juli d. J. gebeten wird, die befannt-
lie den Beſuch des Collegium germanicum,
fowie des Inſtituls der Propaganda zu
Rom unterfagt, den aus dieſen Conventen
herborgegangenen Geiſilichen die Anftellungs-
fähigfeit in Preußen abfpridht, und den
Sefuiten überhaupt die Niederlaffung im
Gehiete des preußiſchen Staats verwehrt.
Koln? Sept. (Fr. 35 Der Car-
dinalerzbiſchef iſt ſchon feit längerer Zeit
don einem Unwohlfein heimgefucht. Von
heute an beſitzen wir ein Klofler mehr in
unfern. Mauern, der Orden der Francis-
canerinnen, die {idy der Krankenpflege wid-
men, iſt nun in der Pfarre von St Io-
hann vextreten. Ein ähnliches Rlofter dürfte
demnächſt in der KXupfergaffenpfarre errich-
tet werden.
Königsberg, 30. Auguſt. Die Cholera
beſchränft ſichbei uns bis zum heutigen
Tage auf einzelne Fälle! dagegen tritt e
in unferer Naͤchbarfladt Pillau ſtärker auͤf.
— Die Empfangsfeierlichkeiten bei Ankunft
Sr, Majeftät des Königs hat der hiefige
Preußenverein in die Hand genommen und
zu dieſem 3weck freiwillige Beiträge ges
ſammelt, welche in reichlichem Maß einges
gaͤngen ſind.
Wien, 31. Auguſt. Bom 1, Auguſt an
ſind — 10 berichten die W, Bl,, — alle
vom Auslande einlangende Bücherſendungen
zur zollamtlichen Behandlung und Revifton
an die hiezu beſonders berufenen Haͤuͤpt-
zollämter (28 an der Zahl) einzufenden.
Von dieſer Maͤhregel ausgenommen find
allein die periodiſchen Druckichriften, denen
dex Poftdebit bewilligt iſt. Waͤhrend früher
ſtillſchweigend alle dieſenigen Zeitungen als
verboten angenommen wurben, die nicht in
dem poſtamtlichen Zeitungsverzeichniß ent-
halten waren, werden in Zukunft den Voſt-
ämtern die einzelnen Berbote befanıt ge-
macht werben, die bisherigen Verboͤle bleiz
ben bis auf Weiteres auftecht erhalten, —
Durch ein kaiſerliches Handſchreiben iſt es
ſämmtlichen Chefs, ſowohl der Hofämter
wie der Miniſterien, zur Pflicht gemacht
worden, ferner nur ſolche Maͤnner jur Et-
theiluns der Geheimrathswuͤrde in Voͤrſchlag
zu bringen, deren loyalen Anhänglichkeit an
das Herrjderhaus und das von demſelben
adoptirte Negierungsfpftem außer dem Be-
reiche jedes Zwelfels iſ. Ebenſo wurde an-
georDdDnet, daß jene Geheimeraͤthe, deren
Berhalten in den letztverfloſſenen Jahren
Anlaß gegeben habe, ihre Loyalität in Frage
zu ſtellen, zur Rechttertigung diefes Bere
haltens vor einem Collegium zu erſcheinen
baben, welches unter dem Vorfige des kaiſ.
Oberhofmeifters aug den übrigen Geheim-
then, und Falls der Erfheinende einem
Hofamte oder einer Staatsbehörde ange-
bört, aus dem refp. Chef zu deſiehen haͤt.
Dieſes Collegium wird blos über die Frage,
ob dex Erſcheinende noch künftig der Katf,
Auszeichnung würdig fei, enticheiden, und
e$ hat fein diesfaͤlliges motivirtes Botum
der kaiſerl. Schlußfaffung vorzulegen.
Wien, ?. Sepibr. Der Ausweis der
privilegirten öſterreichiſchen Nationalbank bis
31. Auguſt iſt heute erſchienen. Wie man
aus demſelben erſieht, betrug der Baar-
fond 43,667,357 fl. 45 ’a fr. C. M. fomit
um 1,391,946 fl. 43'% fr. mehr ais vor
einem Monat; der Banknotenumlauf dies-
mal 199,409,417 fi., Anfangs Auguſt
199,942,141 fl., ſomit jetzt um 532,724 fl
weniger. In den escomptirten Effecten
zeigt d nur ein Unterſchiex von beiläuftg
400,000 fl. Von der im Jahr 1892 zu-
ſammengezogenen Staatsſchuld an die Bank
wurden im Laufe Aug. 1,500,000. fl. C. .
getilgt.
Redigirk unter Veraniwortliieit von Keidard.
4
Auszuwandern in Deutſchland vom Tod
erfaßt worden waͤren, die übrigen allen
Grund haben, mit ihrem Schickſal zufrieden
65
Manuheim, 5. Sept. (Schw. Kron.)
Seftern. Abend traf mit der Eiſenbahn Se.
NMaj. der König von Schweden mit Fami-
lie und zahlretchem Gefolge hier ein und
nahm fein Abſteigequartier im europäiſchen
Hofe Heute Vormittag begaben ſich die
höchſten Herrſchaften auf die pfätziſche Ei-
jenbahn zum Beſuche JJ. MM. der kal.
Anverwandten von Bayern, . — Geftern
ſarb hier der großh. Obetfilientenant a.
D, Mayer, früher Lehrer am Cadeitenin-
ftitut, großh. Arlilleriehauptmann und 1849
‚ alg Major Commandant der Feſtungsar-
tillerie in Raſtatt, von wo er ſich waͤhrend
des Aufftandes in das Ausland flüchten
mußte. Spaͤter fungitte er daſelbſt als Bor-
ſitzender hei den Kriegsgerichten und iſt den
Leſern dieſer Blätter von jener Zeit durch
die humane Geſinnung bekannt, mit welcher
er bei größter Anſtrengung jene traurigen
Zuftände troſtloſer Ungewißbheit für die in
Unterſuchung befindlichen Gefangenen zu
Lerkürzen ſuͤchte. Noch kurz voͤr feinem
Tode hatte er, wie der verblichene Groß-
gewünſcht, ohne allen militäriſchen
Prunk beerdigt zu werden.
Freiburg 6. Sept. (F. 3.) Am vor-
geſtrigen Nacmittage wurdẽ in der Dreifam,
unterhalh der ſogenannten Wuhr (Wehr;
bei der Karthäuſer⸗ Brücke die Leide eines
wohlausgewachſenen ſtarken neugebornenin-
des, weiblichen Geſchlechtes, gefunden. Es
war dieſelbe in ein rothes Sack⸗ oder Hals-
luch feſt zuſammengepaͤckt und trug äußerlich
Feine Zeichen gewallfamer Berlegung an
ſich; nur laſſen die an der Kopfhaut vor-
handenen Suͤetſchungen fchließen,. daß Die-
ſelbe von weiter oben beraeflößt wurde.
Nach dem Grade der vorgeſchrittenen Fäul-
niß dürfte dieſe Leiche ſchon mehrere Tage
im Waſſer gelegen haben. Die genaueften
richterlichen Nachforſchungen ſind bereits ein-
geleitet.
Frankfurt, 4, Sept. Der ſeit geſtern
hier verweilende k. k. Feldzeugmeiſter von
Haynau wird ſich nach Homburg begeben,
wo er längere Zeit zu verweilen gedenkt.
Müuchen, 3. Sept. (F, J. Viele
Theilnahme erregt die peinliche Lage, in die
ſich mebrere Familien hier durch folgenden
Vorfall verſetzt ſehen! Vor etwa einem
Monate verließen nämlich die Wittwe eines
Geheimenraths und die Gattin eines Privat-
docenten München, um ſich nach Italien zu
begeben, wo ſie Mitte des vorigen Monatẽs
der Gatte der Letzteren treffen ſoͤllte. Dieſer,
Dr. H begab ſich auch dahin, konnte aber
von den reiſenden Damen keine Spuren
treffen. welche den Verlauf ihrer Reiſe wei
ter als bis etwa den 12. v. M. verfolgen
fießen , und die ſeither gepflogenen Necher-
&en laͤſſen den betheiligten Familien Faum
mehr einen Zweifel darüber, daß die Ver-
mißten als Opfer eines noch nicht naͤher
4 Verbrechens für inimer verloren
ſind .
“Berlin, 2. Sept. Zwiſchen den Bevoll-
mäctigten der Coalitions-Staaten hat auch
geſtern eine Conferenz Statt gehabi. Man
vermuthet, daß dieſelben die Eniſchiteßungen
Ührex Negierungen abwarten, und erft danı
iht Beſprechungen fortführen werden.
DBerlin, 3. Sept. (Köln, Ztg.) Geſtern
fand eine Zufammenfunft der Bevollmäch-
tigten der Coalitions-Staaten Statt, in wel-
&er DBefprehungen, refp. Begutachtungen
der von Preußen abgegebenen Erflärung
Lom 30, v. Mts. vorgenommen wurden.
Ich kann Jhnen fagen, daß von mebhreren
2 und namentlich von der ſehrt
tigten Herrn v Meirner, die Meinung auͤs—
geſprochen wurde, daß nunmehr alle Be-
fürdtungen der Hefahr einer Aufloſung des
Zolpereins vorüber und daß auch weitere
Verſchleppungen nicht zu befürchten ſeien.
Das einzige Hinderniß beruhe nur noch in
dem Zugeſtändniſſe der Eoalition auf einen
trages, den Deſterreich auf fo lange Zeit
nicht abgeſchloſſen wünſcht. — Hannover hat
von feinen im September⸗Vertrage einer
weiteren Bereinbarung vorbehaltenen Punk-
ten, namentlich der Freihafen? und der Cifens
bahnſchienen-Frage, noͤch nichts vergeben,
und unzweifelhaft werden, fobald die Ver-
handlungen über den September-Bertrag
begonnen, über einzelne zu modifteirendt
Punkte harte Kämpfe in der Discuͤſſion er-
folgen. * —
— 4, Sept, Goöln 3tg.). &$ ſind
bereits Rüddußerungen einzelner RNegieruns
gen auf die preußiſche Erflärung vom 30,
v. M. an einige Bevolmächtigle gelangt,
{o unter Anderen von Würtemberg, Baven
und Naſſau. Die erſten beiden ſprechen ſich
möglichſt günſtig über die Erkiärung aus
und halten ſie für ein weſentliches Zuge-
ſtändniß der preußiſchen Regierung, welches
eine Ausgleichung der Streitfrage nicht nur
erleichtert ſondern diefelbe zu einem baldi-
gen gedeihlichen Ende zu führen geeignet
ſei. Naſſau ſpricht ſich weniger günftig ge-
gen ſeinen Bevollmächtigten aus immerbin
wird aber die Erklärung für eine bedeu-
tende Conceffion angeſehen! Am 3, Decbr.
D, J. iſt im ganzen Zollverein eine Zaͤh⸗
lung der Bevölkerung angeordnet, um Dda-
gach die Revenuen⸗Theilung zu repartiren.
Dieſelbe ſoll überall an diejem Tage voll-
zogen Werden, und nur die großen Städte
haben 3 Tage Zeit bierzu. Nach der Zu-
nahme der Bevölkerung im Verhältniß zur
diesjährigen Steuer » CEinnahme möchte die
letztere für dieſes Jahr bedeulend unter der
Einnahme pro Kopf der letzten Jahre aus-
fallen und 20 Sgr. nicht überftetgen, —
Bon der Thatigkeit des Genexals Grafen
Noſtiz in Hannover, wohin derſelbe fich
geſtern begeben hat, erwartet man,, bdaß
nichts einireten werde, wodurch die hannos
verſche Regierung von dem Wege, Dden fie
in der Zollfrage jetzt mit Eniſchiedenheit
verfolgt, abgelenft werden Fönnte. Daß es
auch in Hannover an Elementen nicht fehlt,
welche der neuen Handelspolitik nicht hold
find, iſt bekannt. Es iſt aber auch Chatfache,
daß Fragen ſtaatsrechtlicher Natur und Dif-
jerenzen, die über dieſe innerhalb des Koͤ—
nigsreichs Hannover obwalten, von rühri-
gen Agitatoren dazu benuͤtzt werden, um
gegen ein Zuſammengehen mit Preußen
Kraͤfte und Einflüſſe in Bewegung zu ſetzen.
Düſſeldorf, 1. Sepibr. Dieſer Tage
xaſſirte einem Ausfteller Cin der Hiefigen
Provinzialgewerbeausftellung ‚einem hiefi-
gen Liqueutfabrikanten, folgenDes, Curioſum:
Eine von dieſem ausgeſtellte, mit beſonders
feinem Abſynih gefüllte Flaſche wurde, alg
eine Probe von dem Inhalt gegeben wer-
den ſollte, vorher im Waſſer abgekühlt und
da ereignete ſich denn der fatale dall, daß
das Waſſer die obere mit den Namen des
Ausſtellers bezeichneie Stiquette abloͤſte und
eine zweite auf den Namen eines beruͤhm-
ten Schweizer Hauſeß lautende Etiquette
zum Borſchein brachte!
Düffeldorf, 2. Sept. Die katholiſchen
Vereine in Weſtphalen und am Niederrhein
betreiben zur Zeit Bilſſchriften an Seine
Maj. den König, worin um die Zurügd-
nahme der minißeriellen Berordnung vom
16. Juli d. J. gebeten wird, die befannt-
lie den Beſuch des Collegium germanicum,
fowie des Inſtituls der Propaganda zu
Rom unterfagt, den aus dieſen Conventen
herborgegangenen Geiſilichen die Anftellungs-
fähigfeit in Preußen abfpridht, und den
Sefuiten überhaupt die Niederlaffung im
Gehiete des preußiſchen Staats verwehrt.
Koln? Sept. (Fr. 35 Der Car-
dinalerzbiſchef iſt ſchon feit längerer Zeit
don einem Unwohlfein heimgefucht. Von
heute an beſitzen wir ein Klofler mehr in
unfern. Mauern, der Orden der Francis-
canerinnen, die {idy der Krankenpflege wid-
men, iſt nun in der Pfarre von St Io-
hann vextreten. Ein ähnliches Rlofter dürfte
demnächſt in der KXupfergaffenpfarre errich-
tet werden.
Königsberg, 30. Auguſt. Die Cholera
beſchränft ſichbei uns bis zum heutigen
Tage auf einzelne Fälle! dagegen tritt e
in unferer Naͤchbarfladt Pillau ſtärker auͤf.
— Die Empfangsfeierlichkeiten bei Ankunft
Sr, Majeftät des Königs hat der hiefige
Preußenverein in die Hand genommen und
zu dieſem 3weck freiwillige Beiträge ges
ſammelt, welche in reichlichem Maß einges
gaͤngen ſind.
Wien, 31. Auguſt. Bom 1, Auguſt an
ſind — 10 berichten die W, Bl,, — alle
vom Auslande einlangende Bücherſendungen
zur zollamtlichen Behandlung und Revifton
an die hiezu beſonders berufenen Haͤuͤpt-
zollämter (28 an der Zahl) einzufenden.
Von dieſer Maͤhregel ausgenommen find
allein die periodiſchen Druckichriften, denen
dex Poftdebit bewilligt iſt. Waͤhrend früher
ſtillſchweigend alle dieſenigen Zeitungen als
verboten angenommen wurben, die nicht in
dem poſtamtlichen Zeitungsverzeichniß ent-
halten waren, werden in Zukunft den Voſt-
ämtern die einzelnen Berbote befanıt ge-
macht werben, die bisherigen Verboͤle bleiz
ben bis auf Weiteres auftecht erhalten, —
Durch ein kaiſerliches Handſchreiben iſt es
ſämmtlichen Chefs, ſowohl der Hofämter
wie der Miniſterien, zur Pflicht gemacht
worden, ferner nur ſolche Maͤnner jur Et-
theiluns der Geheimrathswuͤrde in Voͤrſchlag
zu bringen, deren loyalen Anhänglichkeit an
das Herrjderhaus und das von demſelben
adoptirte Negierungsfpftem außer dem Be-
reiche jedes Zwelfels iſ. Ebenſo wurde an-
georDdDnet, daß jene Geheimeraͤthe, deren
Berhalten in den letztverfloſſenen Jahren
Anlaß gegeben habe, ihre Loyalität in Frage
zu ſtellen, zur Rechttertigung diefes Bere
haltens vor einem Collegium zu erſcheinen
baben, welches unter dem Vorfige des kaiſ.
Oberhofmeifters aug den übrigen Geheim-
then, und Falls der Erfheinende einem
Hofamte oder einer Staatsbehörde ange-
bört, aus dem refp. Chef zu deſiehen haͤt.
Dieſes Collegium wird blos über die Frage,
ob dex Erſcheinende noch künftig der Katf,
Auszeichnung würdig fei, enticheiden, und
e$ hat fein diesfaͤlliges motivirtes Botum
der kaiſerl. Schlußfaffung vorzulegen.
Wien, ?. Sepibr. Der Ausweis der
privilegirten öſterreichiſchen Nationalbank bis
31. Auguſt iſt heute erſchienen. Wie man
aus demſelben erſieht, betrug der Baar-
fond 43,667,357 fl. 45 ’a fr. C. M. fomit
um 1,391,946 fl. 43'% fr. mehr ais vor
einem Monat; der Banknotenumlauf dies-
mal 199,409,417 fi., Anfangs Auguſt
199,942,141 fl., ſomit jetzt um 532,724 fl
weniger. In den escomptirten Effecten
zeigt d nur ein Unterſchiex von beiläuftg
400,000 fl. Von der im Jahr 1892 zu-
ſammengezogenen Staatsſchuld an die Bank
wurden im Laufe Aug. 1,500,000. fl. C. .
getilgt.
Redigirk unter Veraniwortliieit von Keidard.
4