wie der Zähringer, der ſich bewährt hat,
wie vor Jahrhunderten, ſo noch in unfern
Tagen, der ſich bewährt in gutier, wie in
ſchlimmer Zeit, der ſich bewährt unter dem
Vater, wie unter dem Sohne,
A Seidelberg, 11. September. Geſtern
Abend langte die Frau Erzherzogin Eliſa-
beth von Oeſterreich, verwittwete Herzogin
von Modena, mit Gefolge hier an und
ſtieg im Badiſchen Hofe ab. Sie kam
vom Schloß Schaumburg, wo dieſelbe ihrem
Bruder, den Erzherzog Stephan, einen Be-
fuch abgeſtattet Heute in der Fruͤhe erſtieg
die hohe Frau unſere Schlofruine , durd-
wanderte aͤlle ſehenswürdigen Räume und
8 um 11 Uhr ihre Reiſe nach Brünn
fort.
Neuenheim bei Heidelberg, 11. Sept.
Auch wir feierten den 9. Sepiember auf’s
Feſtlichſte. Der Gaſtwirth Herr Hahn, von
deſſen ſchöner Beſitzung aͤus man den rei-
zenden Anblick des Neckarthals, Heidelbergs,
der Ruine, der Molkenkur, des Königſtuhls
2e. genießt hatte ſein Gaſthaus (zur wet-
ßen Roſe) ſehr ſinnig ausgeſchmuͤckt, und
Abends bei brillanter Illumination einen
zahlreich beſuchten Feſtball veranſtaltet. Erſt
ſpaͤt in der Nacht trennte ſich die heitere
Geſellſchaft mit dem einſtimmigen Wunfch,
die Wiederkehr des 9. September noch oft
zu Ehren unſeres allgeliebten Regenten
feiern zu können.
Freiburg, 9. Sept. (Sch. K.) Brief-
Echer Mittheilung zu Folge iſt Ritter von
Braun, der von dem Standgerichte zu zehn-
jähriger Zachthausſtrafe wegen Betheiligung
an der Mairevolution verurtheilt, . aber
Zemlich bald unter der Bedingung der
Auswanderung nach Amerika begnadigt
worden war, daſelbſt geſtorben. Es foll ihin
recht gut gegangen ſein; er fungirie wie-
der als Pfarrer. — In Unteregge bei
Mühlheim befinden ſich acht Kinder in völ-
lig ſomnambülem Zuſtande. Ihre Antwor-
ten und Aeußerungen ſollen nicht ohne In-
tereſſe ſein. Anfangs hatte ein großer Zu-
drang von Leuten zu denſelben ſtatt. Jetzt
aber ſind ſie abgeſchloſſen, und hat Niemand
mehr zu ihnen Zutritt. Die Sache iſt be-
reits durch einen hieſigen Profeſſor offieiell
unterſucht.
Frankfurt, 10. Sept. (R. 3.) Unſexe
Handelswelt ſieht mit Spannung den naͤch-
ſten Tagen entgegen, obgleich nicht zu er-
warten ıft, daß die Zollvereinsfrage in der
kürzeſten Friſt gelöft werden dürfte, — In
dem nahen Wilhelmsbad ſoll dieſer Tage
ein Congreß portugieſiſcher Legitimiſten (An-
haͤnger des dort befindlichen Dom Miguel)
ſtattfinden.
Wiesbaden. Die /Naſſ. Allg. Ztg.“
widerruft die von ihr gebrachte Nachricht
von dem Tode des Biſchofe Heydenreich.
Darmſtadt, 9. Septbr. Das heutige
Regierungsblait Nr. 46 enthält die Er-
NeueruNg der Berordnung, die Verhütung
des Mihbrauchs der Voͤlksverſammlungen
hetreffend.
Stuttgart, 9. Sept. Der König hat
- für die durch Gewitterſchaden verungiückien
Gemeinden des Landes Eintauſend Gulden
aus der k. Privatkaſſe angewieſen.
Berlin, 7, Sept. (S. M.) Die neueſte
Schrift des preußiſchen Generalſteuerdirec-
torg L. Kühne: „Zur handelspolitiſchen
Frage! bringt folgende weniger befannte
Nachrichien über das Verhaͤltuͤiß des Zol-
vereins zu Oeſterreich und die Stufen der
Sfterreichifhen ZolNleinigungsvorfchläge. Nach
Abrundung des Zollvereing duͤrch den Bet:
tritt Badens, Naſſaus und Frankfurts 1835
erflärte 1836 Preußen im vertraulichen
Wege ſeine Berettwilligkeit, auf umfaſſende
gegenſeitige Zugeſtändniſſe zur Crleichterung
des gewerblichen und Handelsverkehrs zwi-
ſchen den beiden Zollgebieten und über eine
dann gegenſeitig zu gewährende Controle
zur Unterdruͤckung des Schleichhandels ein-
zugehen. Aber der uͤberwiegende Einfluß,
welchen unter dem bisherigen Prohibitivſy-
ſtein die öſterreichiſchẽn Induͤſtriellen
zum Theil höchſter Kiaſſen — erlangt hat-
ten, hemmte jeden wirkſamen Voͤrſchritt
und gleich erfolglos blieben die 1846 nach
der Einverleibung von Krakau geſchehenen
Schritte Preußens, die dadurch crwaͤchſenen
Handeloͤverluſte Schleſiens durch Verkehrs-
xleichterungen mit Oeſterreich auszugleichen.
Oeſterreich war demnach fuͤr den Verkehr
der andern deutſchen Staaten ein voͤlliges
Fremdland. Mit rückſichtsloſer Strenge
wurde 1847 den hungernden Bewohnern
des Erzgebirges die Koͤrnzufuhr aus Böh-
men geſperrt. und das Geidausfuhrverbot
nöthigte 1848 die deutſchen Staatsgläubi-
ger, ihre Zinſen mit Cursverluſt in Papier
ſtatt in baarem Gelde zu beziehen. Die
erſten Vorſchläge Oeſterreichs zur Handels-
einigung vom 26. October 1849 beabſich-
tigten nur, eine allmählige Annäherung in
4 VPerioden anzubahnen. Insbeſondere er-
klärte die Denkſchtift vom 30. December
1849 noch, daß eine jetzt ſchon abzuſchlie-
ßende Zolleinigung nicht möglich ſei, Da
für die Verthetlung der Zolleinkuͤnfte noch
keine maßgebenden Erfahrungen vorlägen.
Dagegen ſpringt die öſterreichiſche Denk-
ſchrift vom 30. Mat 1850 ſchon über die
ſtufenweiſen Näherungen weg; eine nicht
näher definirte Bundesgewalt unter Theil-
nahme eines nur in Nebenumumriſſen ſkiz-
zirten Bundesraths ſoll die Zollverwaliung
in allen Ländern überwaͤchen; der Reiner?
trag der gemeinſchaftlichen Zölle und Ab-
gaben foll unter die zollvereinten Staaten
nach Maßgabe der Bevölkerung vertheilt
werden, obgleich die Denkſchrift felbft zu-
gab, daß der reine Zollertrag im Zollver-
ein doppelt ſo hoch ſei, als in Oeſterreich
(100 : 44). Dieſem folgte dann im Nov.
1851 der jetzt zur Berathung vorliegende
Plan und TJarifgentwurf, Der öſterreich.
Zolltarif iſt erſt ſeit einigen Monaten ins
Leben getreten; Erfahrungen über ſeine
Wirkſamkeit können noch nicht vorliegen.
Der Vereinszolltarif beſteht der Haupiſache
zach in Preußen feit 34, in den übrigen
Vereinoͤſtaaten ſeit 18 — 24 Jahren, und
man ſollte das Ungewiffe in hindender Weife
annehmen und das Bekannte dafür hingeben?
Rau in Heidelberg ſagt darüber mit Recht:
„Preußen hat 16 Jaͤhre gewartet, ehe es
feinen Zolltarif einem Naͤchhar zur An-
nahme flellte; wir begehren für den Öfters
reichiſchen Taͤrif doch wenigſtens die Hälfte
dieſer Probezeit.“ *
Berlin, 9. Sept. Wie die „Zeit” er-
fährt, iſt der Kündigungstermin des zwi-
ſchen Preußen und Belgien abgeſchloſſenen
Vertrages vom 1. Sept. auf den 24, Dee.
nach gegenfeitigem Uebereinkommen verlegt
worden, Dem, „Corr.=Bur.“ zZUfolge {f
die Verlegung auf ausdrücklichen Wunſch
der belgiſchen Regierung von Preußen be-
willigt worden. ;
VBremen, 6. Sept. (9. C) Der ver-
floſſene Auswanderererpeditionstag des er-
ſien September verdient dem des 15, März
d. J. würdig an die Seite geſtellt zu wers
den! es ſind ungefähr 5000 Auswanderer
hier eingetroffen und befördert worden.
Wien, 6. Sept. In Betreff der Ange-
legenheit des Hrn. Feldzeugmeiſters Frhrn,
».Haynau ſind (nad) dem „ Wanderer“)
Nachrichten aus Brüſſel hier ‚eingetroffen.
Das belgiſche Cabinet hat die Proteſtnote
ahne Verzug erwidert und unter lebhaftem
Bedauern des Vorfalls die ſtrengſte Unter-
ſuchung deſſelben und die Beſtrafung der
Urbeber nach der vollen Strenge des Ges
ſetzes zugeſichert. Die vielfaͤch beſpro-
vene Klofterreformfrage ſteht auf dem Punkte
des Abfchluffes. Die Erlebigung datiri ſich
aus Rom. Die Reform wird auf Grund
der gemachten Vorlage mit einzelnen Kioͤ⸗
ſtern der Keihe nach beßinnen -und zuerſt
bei den Benedietinern und Franziscanern
durdgeführt werden, Der Umfang der Or-
ganiſirung läßt ſich {n wenig Worten zu-
jammenfaffen, da die Einrichtungen der Klö-
ſter auf die urfprünglichen firengen Klonet-
regeln zurüdgeführt und alle. Neuerungen,
die ſich im Laufe der Zeit eingefchlichen has
ben, wieder beſeitigt werden follen. Die-
toren, dex Herr Fuͤrſterzbiſhof von Prag
und der Herr Biſchof von Graz haben die
Aufgabe, zu wachen, daß die Meformen in
dieſem Sinne durchgeführt und keine Ab-
weichung von den ſſtrengen Kloſterregeln
eines jeden einzelnen Kloͤſters ohne paͤpſt-
liche Genehmigung geſtattet werde.
Frankreich.
Paris, 10. Sept. Der officielle Theil
des heutigen Moniteur! enthält ein De-
cret, welches die Schifffahrtéabgaben fuͤr
mehrere Canäle bis zum Jahr 1853 ver-
längert. Der halbamtlichẽ Theil enthält
den monatlichen Rechnungsausweis der Bank;
dieſem zufolge beträgt der Baarvorrath der
Bank 508,537,342 Fr. und der der Zweig-
banken 100,566,912 Fr. Das Portefeuille
enthaͤlt für 188,769,461 Fr. Effecten und
Bankbillets ſind im Umlauf für 468,441,900
Franken.
£ Paris, 11. September. Der heutige
„Moniteur“ veröffenilicht ein Deeret, wel-
ches die Eonceſſton zum Bau einer Eiſen-
dahn von Hraiſſeſſac nach Beziers ertheilt;
auch enthält. das amtliche Blatt wieder
mehrere Ernennungen in der Ehrenlegion
und in der Marine, und ein Deeret, wel-
ches die Erxichtung eines Leihhauſes in Al-
gerien betrifft. — Die berüchiigte Madame
Lafarge iſt in den Bädern von Uſſat ge-
ſtorben.
England.
London, S, Septbr. Der „Morning
Herald“ ſpricht heute feine Neberzeugung
aus, das Minifterium Derby werde ſich
vor dem Varlament behaupten, da keint
Fraction des Unterhauſes eine Combination
zu Stande bringe, die das Cabinet ſtuͤrzen
könne.
Schweiz. ;
Von der Grenze, 9. Sept. Der Pa-
riſer Correſpondent des „Journal de Ge-
neve“/ will wiſſen, die Regierung Ludwig
Napoleons beſchaͤftige ſich mit VBorfchlägen
über Einleitung eines Handelsvertrages mit
der Schweiz, auf ähnliden Grundlagen wie
mit Belgien. {
Italien.
Rom, Septbr. Die Jagd und das
Waffentragen ſind in der Umgebung Roms
allgemein verboten worden, damit die Stra-
henräuber deſto leichter von den franzöſi-
ſchen Truppen ausgerottet werden koͤnnen.
ürkei. —
Konſtautinopel, 21. Aug. Die türkt-
ſche/Staatszeitung“ veroͤffentlicht ein Ver-
zeichniß der abgebrannten Häuſer; leider
iſt die Zahl derfelben, 1257, groß genug,
obwohl ſeitdem noch mehrere hinzugefoms
men ſind Zwei Moſcheen befinden ſich dar-
unter.
Auerika.
In Boſton fanden wieder einige Mee-
tings zu Gunſten der Nomination Webſters
ſtatt.
Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Keichard.
wie vor Jahrhunderten, ſo noch in unfern
Tagen, der ſich bewährt in gutier, wie in
ſchlimmer Zeit, der ſich bewährt unter dem
Vater, wie unter dem Sohne,
A Seidelberg, 11. September. Geſtern
Abend langte die Frau Erzherzogin Eliſa-
beth von Oeſterreich, verwittwete Herzogin
von Modena, mit Gefolge hier an und
ſtieg im Badiſchen Hofe ab. Sie kam
vom Schloß Schaumburg, wo dieſelbe ihrem
Bruder, den Erzherzog Stephan, einen Be-
fuch abgeſtattet Heute in der Fruͤhe erſtieg
die hohe Frau unſere Schlofruine , durd-
wanderte aͤlle ſehenswürdigen Räume und
8 um 11 Uhr ihre Reiſe nach Brünn
fort.
Neuenheim bei Heidelberg, 11. Sept.
Auch wir feierten den 9. Sepiember auf’s
Feſtlichſte. Der Gaſtwirth Herr Hahn, von
deſſen ſchöner Beſitzung aͤus man den rei-
zenden Anblick des Neckarthals, Heidelbergs,
der Ruine, der Molkenkur, des Königſtuhls
2e. genießt hatte ſein Gaſthaus (zur wet-
ßen Roſe) ſehr ſinnig ausgeſchmuͤckt, und
Abends bei brillanter Illumination einen
zahlreich beſuchten Feſtball veranſtaltet. Erſt
ſpaͤt in der Nacht trennte ſich die heitere
Geſellſchaft mit dem einſtimmigen Wunfch,
die Wiederkehr des 9. September noch oft
zu Ehren unſeres allgeliebten Regenten
feiern zu können.
Freiburg, 9. Sept. (Sch. K.) Brief-
Echer Mittheilung zu Folge iſt Ritter von
Braun, der von dem Standgerichte zu zehn-
jähriger Zachthausſtrafe wegen Betheiligung
an der Mairevolution verurtheilt, . aber
Zemlich bald unter der Bedingung der
Auswanderung nach Amerika begnadigt
worden war, daſelbſt geſtorben. Es foll ihin
recht gut gegangen ſein; er fungirie wie-
der als Pfarrer. — In Unteregge bei
Mühlheim befinden ſich acht Kinder in völ-
lig ſomnambülem Zuſtande. Ihre Antwor-
ten und Aeußerungen ſollen nicht ohne In-
tereſſe ſein. Anfangs hatte ein großer Zu-
drang von Leuten zu denſelben ſtatt. Jetzt
aber ſind ſie abgeſchloſſen, und hat Niemand
mehr zu ihnen Zutritt. Die Sache iſt be-
reits durch einen hieſigen Profeſſor offieiell
unterſucht.
Frankfurt, 10. Sept. (R. 3.) Unſexe
Handelswelt ſieht mit Spannung den naͤch-
ſten Tagen entgegen, obgleich nicht zu er-
warten ıft, daß die Zollvereinsfrage in der
kürzeſten Friſt gelöft werden dürfte, — In
dem nahen Wilhelmsbad ſoll dieſer Tage
ein Congreß portugieſiſcher Legitimiſten (An-
haͤnger des dort befindlichen Dom Miguel)
ſtattfinden.
Wiesbaden. Die /Naſſ. Allg. Ztg.“
widerruft die von ihr gebrachte Nachricht
von dem Tode des Biſchofe Heydenreich.
Darmſtadt, 9. Septbr. Das heutige
Regierungsblait Nr. 46 enthält die Er-
NeueruNg der Berordnung, die Verhütung
des Mihbrauchs der Voͤlksverſammlungen
hetreffend.
Stuttgart, 9. Sept. Der König hat
- für die durch Gewitterſchaden verungiückien
Gemeinden des Landes Eintauſend Gulden
aus der k. Privatkaſſe angewieſen.
Berlin, 7, Sept. (S. M.) Die neueſte
Schrift des preußiſchen Generalſteuerdirec-
torg L. Kühne: „Zur handelspolitiſchen
Frage! bringt folgende weniger befannte
Nachrichien über das Verhaͤltuͤiß des Zol-
vereins zu Oeſterreich und die Stufen der
Sfterreichifhen ZolNleinigungsvorfchläge. Nach
Abrundung des Zollvereing duͤrch den Bet:
tritt Badens, Naſſaus und Frankfurts 1835
erflärte 1836 Preußen im vertraulichen
Wege ſeine Berettwilligkeit, auf umfaſſende
gegenſeitige Zugeſtändniſſe zur Crleichterung
des gewerblichen und Handelsverkehrs zwi-
ſchen den beiden Zollgebieten und über eine
dann gegenſeitig zu gewährende Controle
zur Unterdruͤckung des Schleichhandels ein-
zugehen. Aber der uͤberwiegende Einfluß,
welchen unter dem bisherigen Prohibitivſy-
ſtein die öſterreichiſchẽn Induͤſtriellen
zum Theil höchſter Kiaſſen — erlangt hat-
ten, hemmte jeden wirkſamen Voͤrſchritt
und gleich erfolglos blieben die 1846 nach
der Einverleibung von Krakau geſchehenen
Schritte Preußens, die dadurch crwaͤchſenen
Handeloͤverluſte Schleſiens durch Verkehrs-
xleichterungen mit Oeſterreich auszugleichen.
Oeſterreich war demnach fuͤr den Verkehr
der andern deutſchen Staaten ein voͤlliges
Fremdland. Mit rückſichtsloſer Strenge
wurde 1847 den hungernden Bewohnern
des Erzgebirges die Koͤrnzufuhr aus Böh-
men geſperrt. und das Geidausfuhrverbot
nöthigte 1848 die deutſchen Staatsgläubi-
ger, ihre Zinſen mit Cursverluſt in Papier
ſtatt in baarem Gelde zu beziehen. Die
erſten Vorſchläge Oeſterreichs zur Handels-
einigung vom 26. October 1849 beabſich-
tigten nur, eine allmählige Annäherung in
4 VPerioden anzubahnen. Insbeſondere er-
klärte die Denkſchtift vom 30. December
1849 noch, daß eine jetzt ſchon abzuſchlie-
ßende Zolleinigung nicht möglich ſei, Da
für die Verthetlung der Zolleinkuͤnfte noch
keine maßgebenden Erfahrungen vorlägen.
Dagegen ſpringt die öſterreichiſche Denk-
ſchrift vom 30. Mat 1850 ſchon über die
ſtufenweiſen Näherungen weg; eine nicht
näher definirte Bundesgewalt unter Theil-
nahme eines nur in Nebenumumriſſen ſkiz-
zirten Bundesraths ſoll die Zollverwaliung
in allen Ländern überwaͤchen; der Reiner?
trag der gemeinſchaftlichen Zölle und Ab-
gaben foll unter die zollvereinten Staaten
nach Maßgabe der Bevölkerung vertheilt
werden, obgleich die Denkſchrift felbft zu-
gab, daß der reine Zollertrag im Zollver-
ein doppelt ſo hoch ſei, als in Oeſterreich
(100 : 44). Dieſem folgte dann im Nov.
1851 der jetzt zur Berathung vorliegende
Plan und TJarifgentwurf, Der öſterreich.
Zolltarif iſt erſt ſeit einigen Monaten ins
Leben getreten; Erfahrungen über ſeine
Wirkſamkeit können noch nicht vorliegen.
Der Vereinszolltarif beſteht der Haupiſache
zach in Preußen feit 34, in den übrigen
Vereinoͤſtaaten ſeit 18 — 24 Jahren, und
man ſollte das Ungewiffe in hindender Weife
annehmen und das Bekannte dafür hingeben?
Rau in Heidelberg ſagt darüber mit Recht:
„Preußen hat 16 Jaͤhre gewartet, ehe es
feinen Zolltarif einem Naͤchhar zur An-
nahme flellte; wir begehren für den Öfters
reichiſchen Taͤrif doch wenigſtens die Hälfte
dieſer Probezeit.“ *
Berlin, 9. Sept. Wie die „Zeit” er-
fährt, iſt der Kündigungstermin des zwi-
ſchen Preußen und Belgien abgeſchloſſenen
Vertrages vom 1. Sept. auf den 24, Dee.
nach gegenfeitigem Uebereinkommen verlegt
worden, Dem, „Corr.=Bur.“ zZUfolge {f
die Verlegung auf ausdrücklichen Wunſch
der belgiſchen Regierung von Preußen be-
willigt worden. ;
VBremen, 6. Sept. (9. C) Der ver-
floſſene Auswanderererpeditionstag des er-
ſien September verdient dem des 15, März
d. J. würdig an die Seite geſtellt zu wers
den! es ſind ungefähr 5000 Auswanderer
hier eingetroffen und befördert worden.
Wien, 6. Sept. In Betreff der Ange-
legenheit des Hrn. Feldzeugmeiſters Frhrn,
».Haynau ſind (nad) dem „ Wanderer“)
Nachrichten aus Brüſſel hier ‚eingetroffen.
Das belgiſche Cabinet hat die Proteſtnote
ahne Verzug erwidert und unter lebhaftem
Bedauern des Vorfalls die ſtrengſte Unter-
ſuchung deſſelben und die Beſtrafung der
Urbeber nach der vollen Strenge des Ges
ſetzes zugeſichert. Die vielfaͤch beſpro-
vene Klofterreformfrage ſteht auf dem Punkte
des Abfchluffes. Die Erlebigung datiri ſich
aus Rom. Die Reform wird auf Grund
der gemachten Vorlage mit einzelnen Kioͤ⸗
ſtern der Keihe nach beßinnen -und zuerſt
bei den Benedietinern und Franziscanern
durdgeführt werden, Der Umfang der Or-
ganiſirung läßt ſich {n wenig Worten zu-
jammenfaffen, da die Einrichtungen der Klö-
ſter auf die urfprünglichen firengen Klonet-
regeln zurüdgeführt und alle. Neuerungen,
die ſich im Laufe der Zeit eingefchlichen has
ben, wieder beſeitigt werden follen. Die-
toren, dex Herr Fuͤrſterzbiſhof von Prag
und der Herr Biſchof von Graz haben die
Aufgabe, zu wachen, daß die Meformen in
dieſem Sinne durchgeführt und keine Ab-
weichung von den ſſtrengen Kloſterregeln
eines jeden einzelnen Kloͤſters ohne paͤpſt-
liche Genehmigung geſtattet werde.
Frankreich.
Paris, 10. Sept. Der officielle Theil
des heutigen Moniteur! enthält ein De-
cret, welches die Schifffahrtéabgaben fuͤr
mehrere Canäle bis zum Jahr 1853 ver-
längert. Der halbamtlichẽ Theil enthält
den monatlichen Rechnungsausweis der Bank;
dieſem zufolge beträgt der Baarvorrath der
Bank 508,537,342 Fr. und der der Zweig-
banken 100,566,912 Fr. Das Portefeuille
enthaͤlt für 188,769,461 Fr. Effecten und
Bankbillets ſind im Umlauf für 468,441,900
Franken.
£ Paris, 11. September. Der heutige
„Moniteur“ veröffenilicht ein Deeret, wel-
ches die Eonceſſton zum Bau einer Eiſen-
dahn von Hraiſſeſſac nach Beziers ertheilt;
auch enthält. das amtliche Blatt wieder
mehrere Ernennungen in der Ehrenlegion
und in der Marine, und ein Deeret, wel-
ches die Erxichtung eines Leihhauſes in Al-
gerien betrifft. — Die berüchiigte Madame
Lafarge iſt in den Bädern von Uſſat ge-
ſtorben.
England.
London, S, Septbr. Der „Morning
Herald“ ſpricht heute feine Neberzeugung
aus, das Minifterium Derby werde ſich
vor dem Varlament behaupten, da keint
Fraction des Unterhauſes eine Combination
zu Stande bringe, die das Cabinet ſtuͤrzen
könne.
Schweiz. ;
Von der Grenze, 9. Sept. Der Pa-
riſer Correſpondent des „Journal de Ge-
neve“/ will wiſſen, die Regierung Ludwig
Napoleons beſchaͤftige ſich mit VBorfchlägen
über Einleitung eines Handelsvertrages mit
der Schweiz, auf ähnliden Grundlagen wie
mit Belgien. {
Italien.
Rom, Septbr. Die Jagd und das
Waffentragen ſind in der Umgebung Roms
allgemein verboten worden, damit die Stra-
henräuber deſto leichter von den franzöſi-
ſchen Truppen ausgerottet werden koͤnnen.
ürkei. —
Konſtautinopel, 21. Aug. Die türkt-
ſche/Staatszeitung“ veroͤffentlicht ein Ver-
zeichniß der abgebrannten Häuſer; leider
iſt die Zahl derfelben, 1257, groß genug,
obwohl ſeitdem noch mehrere hinzugefoms
men ſind Zwei Moſcheen befinden ſich dar-
unter.
Auerika.
In Boſton fanden wieder einige Mee-
tings zu Gunſten der Nomination Webſters
ſtatt.
Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Keichard.