7
Aufnahme eines Anlehens von einer und
einer halben Million Thaler betreffend.
Stuttgart, 12. Sepibr. (Fr. J.) Das
heute ausgegebene Blatt der „Mürtembg.
Correſp.“ verſichert, daß der diplomatiſche
nunmehr wieder werde angeknüpft werden
und daß würtembergiſcher Seits der bis-
herige Geſandte in Wien, Staatsrath Frei-
berr v. Linden, für Berlin und an deffen
Stelle der frühere Geſandte in Londoͤn,
Frhr. %. Hügel, für Wien definitiv ernannt
ſeien. Hieher werde von Preußen der im
Haag befindliche Frhr. v. Seckendof Fom-
men. Es dürfte dieſe Wiederherfiellung
des ſo lange unterbrochenen diplomaͤtiſchen
Verkehrs zwiſchen den beiden Koͤnigreichen
nicht ganz ohne Bedeutung für die Stel-
lunz Wuͤrtembergs bei den dermaligen Zoll-
conferenzen ſein und bleiben.
München, 10. Sept. Der Anordnung
einer ſtreugeren Viſitation des zum Verkauf
gebrachten Obſtes folgen umfaſfendere fant-
‚tätg- golizeiliche Maßregeln. So werden
ſeit Beginn dieſer Woche in ſämmtlichen
Diſtricten der Stadt im Beiſein der betref-
fenden Diſtrietspolizeieommiſſäre unausge-
ſetzt taͤgliche Viſitationen aller zum Verkaͤuf
beſtimmten Lebensmittel vorgenömmen. Der
Geſundheitszuſtand iſt indeffen fortwährend
der beſte.
München, 11. Septbr. Dieſen Abend
nach 9 Ubr ſind unſere k. Mafeſtäten und
Se. Majeſtät der Köoͤnig von Griechenland
hier eingetroffen.
Aus dem Weimariſcheu, 12. Sept.
Die Kudolſtädter Aſſiſen find feit S Tagen
im ©ang, bieten aber außer ben gewoͤhn-
lichen Fällen des Diebſtahls und des Mein-
eids nichts Beſonderes dar.
Köln, 13. Septbr. Eine hier verübte
Mordthaͤt bildet den Gegenſtand des Ta-
gesgeſpräches. Der Kellner Dumont, vom
Dampfboot „Prinz von Preußen“, wurde
vermißt und kurz nachher bei Fühlingen im
Lhein gefunden, mit Stichen in der Bruſt.
Seine Müße hatte man hier auf der Rhein-
brücke gefunden. Man vermuthet, daß er
in einem Streite mit Matrofen erſtochen
und in den Rhein geworfen worden fet.
Düſſeldorf, 9. Sept. In unſerer näch-
ſten Näbhe, auf dem in der naturwiſſenſchaft-
lichen Welt ruͤhmlichſt bekannten, dem Für-
ſten zu Salm⸗Dyck zugehörigen Kloſter St.
Nikolaus, das ein Arcal von 600 Morgen
umfaßt, wirb, wie die Fr. P. berichtet, am
LOetober d. J. eine Ackerbauſchulẽ ins
Leben treten, die die Aufgabe haben ſoll,
nicht allein für die ſittlichẽ Entwickelung,
ſowie für die hilfswiſfenſchaftliche und theo-
retiſch landwirthſchaftliche Ausbildung ihrer
Zöglinge Sorge zu tragen, fondern auch
praktiſchen Unterricht zu eriheilen, die Er?
lernung von Handgriffen und ſonſtigen mehr
mechaniſchen Geſchäften zu fördern, Man
wird ſich dabei den mufterhaften Belrieb
der belgiſchen Landwirthſchaft zum Vorbild
nehmen und überhaupt die Aufgabe unferer
Zeit zu löſen ſuchen, die dahin gerichtet ift,
die Erfahrung denkender praktiſcher Land-
wirthe und die Reſaltate naturwiſſenſchaft-
licher Forſchungen ſachgemäß mit einander
zu verknüpfen und zum Gemeingut aller
Landwirthe zu machén, damit duͤrch eine
geläuterte Erkenntniß die landwirthſchaft-
liche Production geſteigert und mieder in
ein richtiges Verhältniß zu den Bedürfnif-
fen _ einer. vermebrten Population gefeßt
werde. Die neu zu errichlende Anſtalt wird
aus Unterftüßungen des genannten Fürßen,
halten werden.
Breslau, 8. Sept. (D, A. 33 Der
Geſundbeuiszuſtand des Cardinal? Fürftbi-
fhofs, Dder ſich noch immer in Johannisberg
beſſert. Gegenwärtig beſucht ihn der Erz-
biſchof von Voſen, v. Przyluski. Außer
Herrn Schönlein iſt guͤch ein namhafler
Wiener Arzt confultirt worden.
Bremen, 8 Sept. . Die Todtenbunds-
unterſuchung iſt vor einigen Tagen geſchloſ-
ſen worden.
Luxemburg, I0. Sept. Vorgeſtern und
geftern wurde bier der erſte Wettſtreit der
Muſike und Geſangvereine unſeres Groß-
Eerzogthums abgehalten Obgleich nur 14
Vereine mit eirea 400 Mitgliedern daran
Theil nahmen, . [o war es doͤch ein ſchoͤncs
Feſt, das allen Anforderungen und Erwar-
tungen vollſtändig entſprochen hat.
Iien, I, Sept. Der Bertrag, durch
welchen Wuͤrtemberg dem zwiſchen Defter-
veich ünd Dayern am _ 2, Dec. v, I. ge-
füloffenen Donaufchifffahrisvertrage bef-
tritt, iſt bereits zur Matificaton hicher ge-
langt. — Wegen Rückſtellung der Klößter
an die Liguorianer in Niederöſterreich find
nach dem Wortlaute des dießfaͤlligen katfer-
lichen Handſchreibens die Verhandlungen
bereits eröffnet. Ungeachtet die Veröf-
fenflihung der Ausſchreibung des neuen
Anlehens erſt geſtern erfolgte, haben doͤch
ſchon bedeutende Subferiptionen heute Bor:
mittags, ſowohl bei den Kaſſen als Wech
ſelhäuſern ſtattgefunden, namentlich wurdẽn
bedeutende Summen von Einzelnen, darun-
ler 50—60,000 fl. gezeichnet.
Frankreich.
Paxis, 10 Sepi. Es ſind hier zwei
Delegirte des Generalraths von Corfica
daß der Prinz-Präfident von Toulon aus
die Wiege ſeiner Familie beſuchen möge.
Dem VBernehmen nach wird , Napoleon
dieſem Wunſch entfprechen. Am 26.
wird die Eröffnung der Eifenbaͤhnſtrecke
zwiſchen Angouleme und Bordeaux ſtaͤtifin-
finden, womit die ganze Strecke von Paris
bis Bordeaux dem Verkehr übergeben iſt.
Wenn man Abends um 74 Uhr von Paͤ—
ris abfährt, wird man um 3! Uhr Nach-
mittags des andern Tags in Bordeaux ein-
treffen.
Paris, 12. Septbr. Die Vorkebrungen
für die lange Reiſe des Prinz-Präfidenten
nahen ihrer Vollendung. Täglich bringen
die an der von Ludwig Napoleon gewähl-
ten Route erſcheinenden Blätter Proclama-
anderes auf den Empfang des Prinz-Prä-
fidenten. Bezüglihe, Geſtern waren alle
Minifter in Saint Cloud zu einem Confeil
verſammelt, um die letzten Reiſedispoſitio-
nen zu treffen und zu beſtimmen, in wel-
cher Reihenfolge die Mitgliedex des Cabi-
nets abreiſen follen. In allen Bezirken des
Narnedeparteinents werden Petitonen um
Wiederherſtellung des Kaiſerreichs eifrig
verbreitet und fleihig unterzeichnet; eg ift
dort eine eigentliche imperialiſtiſche Propa-
ganda.
·Paris, 13. Sevtbr. Auch heute ent-
haͤlt der amtliche Theil des „Moniteur“
nichts von Bedeutung. Die Berichte aus
den Departemenien über die Gemeinde!
rathswahlen klagen fortwährend üher allent-
balben große Gleichgiltigkeit. Die Zahl
der Auswanderer, die von hier mirtelft der
Eiſendahn nach Hevre geliefert werden,
waͤchst mit jedem Zage. Eine telegra-
phiſche Depeſche aus London meldet, daß
„Morning Chronicle“ den Abſchluß eines
Haͤndelsvertrags zwiſchen England undFrantk-
reich als ein Gerücht anzeigt. Diefem Ver-
trag zufolge würde der hoͤchſe Eingangs-
zoll nicht 15 Proc überfteigen; das Brief:
England.
London, Sept Ein Mr. John Neild
Vermachte kürzlich der Königin Victoria
teſtamentariſch 500,000 Pfund (6 Millio-
nen fl.).— Der Verſtorbene, der, feltfam
genug, ſein coloffales Vermögen gerade dem
3UWANDte, Der es am wenigfien nötbig hat,
war fein Lebelang "ein mertmürdiger Kauz
gewefen. or 30 SJahren hatte er von fei-
nem Bater 250000 Pf. St. geerbt, hatte
aber das ©eld nie berührt, fondern Zinfen
auf Zixſen häufen laffen. _ Zu geisig, —
einen Oberrock für den MWinter zu Faufen,
geſtattete er auch nie, daßı ſein blauer Dio-
genesrock je ausgeputzt werde, Denn, fagte
der reiche Mann: Stock und Buͤrſie ruint-
ren das Zuch, Sein Cieblingsveranügen
beſtand darin, einige Wochen in jedem Zaͤhre
auf feinen Beſitzungen in Kent und Bucks
zuzubringen, aber bei Leibe nicht aus Wiebe
zur ſchönen Natur und aus Neigung fuͤroͤ
Landleben, ſondern weil er gralis an den
Tiſchen ſeiner Pächter effen fonnte, Ein-
mal reiste er mit dem Omnibus von einem
diefer Ausflüge nach London zuruͤck. Auf
einer Zwiſchenſtation (Hegen ſämmiliche Paſ-
ſagiere aus, um im Gaͤßhoͤfe Erfriſchungen
einzunehmen, nur M. Neild blieb im Was
gen fißen. Was war natürlicher, als daß
die Mitreiſenden ihn, bei feinem ſchäbigen
Ausſehen, für einen armen Mann hielten,
dex ſich den Luxus eines Frühſtuͤcks nicht
erlaubenkonnte! Sie nahmen eine Collecte vor
und regalirten ihn mit einem Glafe Brannt-
wein u. dgl Unſer „armer“ Mann waͤr
nicht ſtolz und nahm das Almoſen dankbar
an, Dergleichen Züge werden von dem
Berſtorbenen noch viele exzählt. Sein Wahn-
ſinn kommt jetzt der Königin zu gut, der
er ſein ganzes Vermögen hinterläßt, mit
der im Teßamente ausgedrückten Bitte :
„daß Ihre Maf. es hHuldreichft anzunehmen
geruhe zu ihrem eigenen Nußen und Bor-
theil, wie zu dem ihrer Srben.“ Seiner
Aten Haushälterin, die 26 Jahre in feinen
Dienſten ſtand, hat er auch nicht einen Hel-
ler vermacht.
London, 11. Septbr. Der „Morning
Advertiſer“ will wiſſen, die Liberalen des
Unterbaufes hätten befchloffen, den Lord S&
Ruſſell nicht mehr als ihren Führer anzu-
erkennen.
London, 1I. Septbr. Capzeitungen
(hildexn den Aufſchwung der jungen Staͤdt
Port Elizabeth, die jetzt fchon, bet 7000
ſteuerbares Vermögen von.
291,000 L. hat, als faͤſt beiſpiellos in der
Geſchichte. Im verfioffenen Jahr wuchs
das ſteuerzahlende Vermögen an 59,000 ,
\nwohnern, ein
aus Nichts eine große Stadt geworden fein.
* @pndon, 12. Sept. Eine tel. Dep.
der Köln. Ztg. meldet aus Newyork vom
1, Sept., daß es im Handel lebhaft und
daß durch einen Vertrag mit den Nieder-
landen den beiderſeitigen Schiffen gleiche
Rechte eingeräumt ſeien. — Der Longreß
der Vereinigten Staaten iſt geſchloſſen.
Schweiz.
Bern, 8. Sept. (Fr. J) Der Koͤnig
von Schweden hat im Kanton Bern ein
ſehr freundliches Andenken hinterlaffen. In
der Hauptſtadt ließ er ſich Alles zeigen;
Zeit. In Langnau, wo er übernachlete,
ſprach er mit den Bewohnern des Dorfes,
ließ ſich jodeln, erkundigte ſich nach den
Sitten und Gebräuchen des Volkes, inter-
eſſirte ſich für Alles und beſchenkte beſon-
ders die Armen wahrhaft koͤniglich.
Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Keichard.
/
Aufnahme eines Anlehens von einer und
einer halben Million Thaler betreffend.
Stuttgart, 12. Sepibr. (Fr. J.) Das
heute ausgegebene Blatt der „Mürtembg.
Correſp.“ verſichert, daß der diplomatiſche
nunmehr wieder werde angeknüpft werden
und daß würtembergiſcher Seits der bis-
herige Geſandte in Wien, Staatsrath Frei-
berr v. Linden, für Berlin und an deffen
Stelle der frühere Geſandte in Londoͤn,
Frhr. %. Hügel, für Wien definitiv ernannt
ſeien. Hieher werde von Preußen der im
Haag befindliche Frhr. v. Seckendof Fom-
men. Es dürfte dieſe Wiederherfiellung
des ſo lange unterbrochenen diplomaͤtiſchen
Verkehrs zwiſchen den beiden Koͤnigreichen
nicht ganz ohne Bedeutung für die Stel-
lunz Wuͤrtembergs bei den dermaligen Zoll-
conferenzen ſein und bleiben.
München, 10. Sept. Der Anordnung
einer ſtreugeren Viſitation des zum Verkauf
gebrachten Obſtes folgen umfaſfendere fant-
‚tätg- golizeiliche Maßregeln. So werden
ſeit Beginn dieſer Woche in ſämmtlichen
Diſtricten der Stadt im Beiſein der betref-
fenden Diſtrietspolizeieommiſſäre unausge-
ſetzt taͤgliche Viſitationen aller zum Verkaͤuf
beſtimmten Lebensmittel vorgenömmen. Der
Geſundheitszuſtand iſt indeffen fortwährend
der beſte.
München, 11. Septbr. Dieſen Abend
nach 9 Ubr ſind unſere k. Mafeſtäten und
Se. Majeſtät der Köoͤnig von Griechenland
hier eingetroffen.
Aus dem Weimariſcheu, 12. Sept.
Die Kudolſtädter Aſſiſen find feit S Tagen
im ©ang, bieten aber außer ben gewoͤhn-
lichen Fällen des Diebſtahls und des Mein-
eids nichts Beſonderes dar.
Köln, 13. Septbr. Eine hier verübte
Mordthaͤt bildet den Gegenſtand des Ta-
gesgeſpräches. Der Kellner Dumont, vom
Dampfboot „Prinz von Preußen“, wurde
vermißt und kurz nachher bei Fühlingen im
Lhein gefunden, mit Stichen in der Bruſt.
Seine Müße hatte man hier auf der Rhein-
brücke gefunden. Man vermuthet, daß er
in einem Streite mit Matrofen erſtochen
und in den Rhein geworfen worden fet.
Düſſeldorf, 9. Sept. In unſerer näch-
ſten Näbhe, auf dem in der naturwiſſenſchaft-
lichen Welt ruͤhmlichſt bekannten, dem Für-
ſten zu Salm⸗Dyck zugehörigen Kloſter St.
Nikolaus, das ein Arcal von 600 Morgen
umfaßt, wirb, wie die Fr. P. berichtet, am
LOetober d. J. eine Ackerbauſchulẽ ins
Leben treten, die die Aufgabe haben ſoll,
nicht allein für die ſittlichẽ Entwickelung,
ſowie für die hilfswiſfenſchaftliche und theo-
retiſch landwirthſchaftliche Ausbildung ihrer
Zöglinge Sorge zu tragen, fondern auch
praktiſchen Unterricht zu eriheilen, die Er?
lernung von Handgriffen und ſonſtigen mehr
mechaniſchen Geſchäften zu fördern, Man
wird ſich dabei den mufterhaften Belrieb
der belgiſchen Landwirthſchaft zum Vorbild
nehmen und überhaupt die Aufgabe unferer
Zeit zu löſen ſuchen, die dahin gerichtet ift,
die Erfahrung denkender praktiſcher Land-
wirthe und die Reſaltate naturwiſſenſchaft-
licher Forſchungen ſachgemäß mit einander
zu verknüpfen und zum Gemeingut aller
Landwirthe zu machén, damit duͤrch eine
geläuterte Erkenntniß die landwirthſchaft-
liche Production geſteigert und mieder in
ein richtiges Verhältniß zu den Bedürfnif-
fen _ einer. vermebrten Population gefeßt
werde. Die neu zu errichlende Anſtalt wird
aus Unterftüßungen des genannten Fürßen,
halten werden.
Breslau, 8. Sept. (D, A. 33 Der
Geſundbeuiszuſtand des Cardinal? Fürftbi-
fhofs, Dder ſich noch immer in Johannisberg
beſſert. Gegenwärtig beſucht ihn der Erz-
biſchof von Voſen, v. Przyluski. Außer
Herrn Schönlein iſt guͤch ein namhafler
Wiener Arzt confultirt worden.
Bremen, 8 Sept. . Die Todtenbunds-
unterſuchung iſt vor einigen Tagen geſchloſ-
ſen worden.
Luxemburg, I0. Sept. Vorgeſtern und
geftern wurde bier der erſte Wettſtreit der
Muſike und Geſangvereine unſeres Groß-
Eerzogthums abgehalten Obgleich nur 14
Vereine mit eirea 400 Mitgliedern daran
Theil nahmen, . [o war es doͤch ein ſchoͤncs
Feſt, das allen Anforderungen und Erwar-
tungen vollſtändig entſprochen hat.
Iien, I, Sept. Der Bertrag, durch
welchen Wuͤrtemberg dem zwiſchen Defter-
veich ünd Dayern am _ 2, Dec. v, I. ge-
füloffenen Donaufchifffahrisvertrage bef-
tritt, iſt bereits zur Matificaton hicher ge-
langt. — Wegen Rückſtellung der Klößter
an die Liguorianer in Niederöſterreich find
nach dem Wortlaute des dießfaͤlligen katfer-
lichen Handſchreibens die Verhandlungen
bereits eröffnet. Ungeachtet die Veröf-
fenflihung der Ausſchreibung des neuen
Anlehens erſt geſtern erfolgte, haben doͤch
ſchon bedeutende Subferiptionen heute Bor:
mittags, ſowohl bei den Kaſſen als Wech
ſelhäuſern ſtattgefunden, namentlich wurdẽn
bedeutende Summen von Einzelnen, darun-
ler 50—60,000 fl. gezeichnet.
Frankreich.
Paxis, 10 Sepi. Es ſind hier zwei
Delegirte des Generalraths von Corfica
daß der Prinz-Präfident von Toulon aus
die Wiege ſeiner Familie beſuchen möge.
Dem VBernehmen nach wird , Napoleon
dieſem Wunſch entfprechen. Am 26.
wird die Eröffnung der Eifenbaͤhnſtrecke
zwiſchen Angouleme und Bordeaux ſtaͤtifin-
finden, womit die ganze Strecke von Paris
bis Bordeaux dem Verkehr übergeben iſt.
Wenn man Abends um 74 Uhr von Paͤ—
ris abfährt, wird man um 3! Uhr Nach-
mittags des andern Tags in Bordeaux ein-
treffen.
Paris, 12. Septbr. Die Vorkebrungen
für die lange Reiſe des Prinz-Präfidenten
nahen ihrer Vollendung. Täglich bringen
die an der von Ludwig Napoleon gewähl-
ten Route erſcheinenden Blätter Proclama-
anderes auf den Empfang des Prinz-Prä-
fidenten. Bezüglihe, Geſtern waren alle
Minifter in Saint Cloud zu einem Confeil
verſammelt, um die letzten Reiſedispoſitio-
nen zu treffen und zu beſtimmen, in wel-
cher Reihenfolge die Mitgliedex des Cabi-
nets abreiſen follen. In allen Bezirken des
Narnedeparteinents werden Petitonen um
Wiederherſtellung des Kaiſerreichs eifrig
verbreitet und fleihig unterzeichnet; eg ift
dort eine eigentliche imperialiſtiſche Propa-
ganda.
·Paris, 13. Sevtbr. Auch heute ent-
haͤlt der amtliche Theil des „Moniteur“
nichts von Bedeutung. Die Berichte aus
den Departemenien über die Gemeinde!
rathswahlen klagen fortwährend üher allent-
balben große Gleichgiltigkeit. Die Zahl
der Auswanderer, die von hier mirtelft der
Eiſendahn nach Hevre geliefert werden,
waͤchst mit jedem Zage. Eine telegra-
phiſche Depeſche aus London meldet, daß
„Morning Chronicle“ den Abſchluß eines
Haͤndelsvertrags zwiſchen England undFrantk-
reich als ein Gerücht anzeigt. Diefem Ver-
trag zufolge würde der hoͤchſe Eingangs-
zoll nicht 15 Proc überfteigen; das Brief:
England.
London, Sept Ein Mr. John Neild
Vermachte kürzlich der Königin Victoria
teſtamentariſch 500,000 Pfund (6 Millio-
nen fl.).— Der Verſtorbene, der, feltfam
genug, ſein coloffales Vermögen gerade dem
3UWANDte, Der es am wenigfien nötbig hat,
war fein Lebelang "ein mertmürdiger Kauz
gewefen. or 30 SJahren hatte er von fei-
nem Bater 250000 Pf. St. geerbt, hatte
aber das ©eld nie berührt, fondern Zinfen
auf Zixſen häufen laffen. _ Zu geisig, —
einen Oberrock für den MWinter zu Faufen,
geſtattete er auch nie, daßı ſein blauer Dio-
genesrock je ausgeputzt werde, Denn, fagte
der reiche Mann: Stock und Buͤrſie ruint-
ren das Zuch, Sein Cieblingsveranügen
beſtand darin, einige Wochen in jedem Zaͤhre
auf feinen Beſitzungen in Kent und Bucks
zuzubringen, aber bei Leibe nicht aus Wiebe
zur ſchönen Natur und aus Neigung fuͤroͤ
Landleben, ſondern weil er gralis an den
Tiſchen ſeiner Pächter effen fonnte, Ein-
mal reiste er mit dem Omnibus von einem
diefer Ausflüge nach London zuruͤck. Auf
einer Zwiſchenſtation (Hegen ſämmiliche Paſ-
ſagiere aus, um im Gaͤßhoͤfe Erfriſchungen
einzunehmen, nur M. Neild blieb im Was
gen fißen. Was war natürlicher, als daß
die Mitreiſenden ihn, bei feinem ſchäbigen
Ausſehen, für einen armen Mann hielten,
dex ſich den Luxus eines Frühſtuͤcks nicht
erlaubenkonnte! Sie nahmen eine Collecte vor
und regalirten ihn mit einem Glafe Brannt-
wein u. dgl Unſer „armer“ Mann waͤr
nicht ſtolz und nahm das Almoſen dankbar
an, Dergleichen Züge werden von dem
Berſtorbenen noch viele exzählt. Sein Wahn-
ſinn kommt jetzt der Königin zu gut, der
er ſein ganzes Vermögen hinterläßt, mit
der im Teßamente ausgedrückten Bitte :
„daß Ihre Maf. es hHuldreichft anzunehmen
geruhe zu ihrem eigenen Nußen und Bor-
theil, wie zu dem ihrer Srben.“ Seiner
Aten Haushälterin, die 26 Jahre in feinen
Dienſten ſtand, hat er auch nicht einen Hel-
ler vermacht.
London, 11. Septbr. Der „Morning
Advertiſer“ will wiſſen, die Liberalen des
Unterbaufes hätten befchloffen, den Lord S&
Ruſſell nicht mehr als ihren Führer anzu-
erkennen.
London, 1I. Septbr. Capzeitungen
(hildexn den Aufſchwung der jungen Staͤdt
Port Elizabeth, die jetzt fchon, bet 7000
ſteuerbares Vermögen von.
291,000 L. hat, als faͤſt beiſpiellos in der
Geſchichte. Im verfioffenen Jahr wuchs
das ſteuerzahlende Vermögen an 59,000 ,
\nwohnern, ein
aus Nichts eine große Stadt geworden fein.
* @pndon, 12. Sept. Eine tel. Dep.
der Köln. Ztg. meldet aus Newyork vom
1, Sept., daß es im Handel lebhaft und
daß durch einen Vertrag mit den Nieder-
landen den beiderſeitigen Schiffen gleiche
Rechte eingeräumt ſeien. — Der Longreß
der Vereinigten Staaten iſt geſchloſſen.
Schweiz.
Bern, 8. Sept. (Fr. J) Der Koͤnig
von Schweden hat im Kanton Bern ein
ſehr freundliches Andenken hinterlaffen. In
der Hauptſtadt ließ er ſich Alles zeigen;
Zeit. In Langnau, wo er übernachlete,
ſprach er mit den Bewohnern des Dorfes,
ließ ſich jodeln, erkundigte ſich nach den
Sitten und Gebräuchen des Volkes, inter-
eſſirte ſich für Alles und beſchenkte beſon-
ders die Armen wahrhaft koͤniglich.
Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Keichard.
/