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reich an der Schwelle des Kaiſerreichs an-
gekommen iſt? Gewiß nicht.

Deutſchland.

Karlsruhe Die Freunde der Natur-
wiſſenſchaft, im Beſondern die der Minera-
logie, werden von der B. L, auf ein vor
Kurzem in Stuttgart unter dem Titel: Die
Mineralien Badens nach ihrem Vorkommen
von Dr. Leonhard, Privaidocenten an der
Univerfität Heidelberg“ erſchienenes Werk-
chen aufmerkſam gemacht. Den Sammlern
badiſcher Mineralien kann dieſe Arbeit des
kenntnißreichen Verfaſſers nur willkommen
ſein; ſie finden in derſelben nicht nur die
Ergebniſſe der neueſten Entdeckungen, ſon-
dern auch ein das Sammeln ſehr fördern-
des und erleichterndes topographiſches Re-
giſter, das mit großer Genauigkeit aufge-
ſiellt iſt. Das Werkchen verbient, bei feinem
ſo billigen Preiſe (18 kr. allen badiſchen
Mineralogen, Lehrern und Schülern der
höhern und niedern Lehranſtalten empfohlen
zu werden.

Speyer, 24. Sept. Die Befürchtungen
der in Ausſicht geſtandenen Ueberſchwem-
mungen durch Dammweichungen und Damm-
brüche ſind glücklich gehoben. Allmählig
zieht ſich das Waſſer von den Dämmen zU-
rück und in wenigen Tagen wird der Rhein
wieder in ſeine Ufer zurückgetreten ſein.

Frankfurt, 25. Sept. Vorgeſtern ſtarb
in Folge eines Schlaganfalls der frühere
langjährige Präſident der hieſigen Handels-
kammer, Herr Hartmann Mad, Mit ihm
verliert unſere Stadt einen in hoher Ach-
tung ſtehenden Bürger und ausgezeichneten
Kenner des Handelsweſens Heute Vormit-
tag fand das feierliche Leichenbegängniß,
unter Begleitung vieler Freunde und Mit-
bürger des Verſtorbenen ſſtatt.

München, 22. Sept. (Köln. 3.) Die
Unterhandlungen der Bevollmächtigten des
darmſtädter Bundes ſind, wie Sie wiſſen,
heendeh und der Entwurf der Antwort auf
die preußiſche Erklärung iſt den Coalitions-
regierungen zur Ratifteaton überſchickt. Der
Inhalt des Entwurfs iſt, wie mir mein
mit den Verhandlungen vertrauter Ge-
währsmann berichtete, durch folgende Haupt-
punkte charakteriſirt, die jedoch bei der di-
plomatiſchen Darſtellung nicht ſo beſtimmt,
als hier angegeben, hervortreten. 1) Die
Verbündeten verzichten für jetzt auf die Ver-
pflichtung Preußens zu einer Zolleinigung
mit Oeſterreich im Jahre 1859, dagegen
wird aber 2) gefordert, daß von Preußen
der Zolltarif (bekanntlich eine Privatarbeit,
deren Reviſion ſich die Verbündeten in dem
wiener Schlußprotocolle vorbehalten haben)
dem mit Oeſterreich abzuſchließenden Han-
delsvertrage, gleichſam als Garantie für
deſſen Ausführung, zu Grunde gelegt und
ſchon jetzt angenommen werde. 3) Ueber
die fernere 12jährige ‘ Dauer des Zollver-
eins haben ſich die Verbündeten noch nicht
geeinigt. Es ſollen noch weitere Verhand-
lungen geführt werden! Unter dieſen Be-
dingungen erklärt man ſich Seitens der
Coalition 4) zur Annahme des September-
vertrages, unter Vorausſetzung aller auf
der berliner Eonferenz getroffenen Verein?
barungen, bereit. Einer beſonderen Ratifi-
Lation des Septembertrages wird nicht ge-
dacht.

Munchen, 24, Sept. Die Sendung des
Orn. Miniſterialraths Dr. v. Hermann von
hier na Berlin hat, wie man der „Frnk.
Pztg.“ ſchreibt nicht blos die Nebergabe der
hier auf die preußiſche Erkiarung vom 30.
Auguſt beſchloſſenen Antwort zuͤm Zwer,
ſondern derſelbe wird auch zur Theilnabme
an den Verhandlungen in Berlin bevoll-

mächtigt. Beſtätigt ſich dies, wie ich nicht
zweifle, ſo erſcheint es als ein neuer Be-
weis, daß man dieſſeits alles aufbietet, um
einen Bruch zu vermeiden, denn wenn man
nicht die Abſicht hätte, die Verhandlungen
in Berlin weiter zu führen, wuͤrde ſicher
nicht Hr. v. Hermann dahin geſendet wor-
den ſein. Bekanntlich war Hr. v. Hermann
auch Bevollmächtigter Bayerns beim Zoll-
congreß in Wien, wie fruͤher bei jenem in
Dresden. — Im Befinden des Hrn. Mini-
ſterpräſidenten iſt heute einige Beſſerung
eingetreten.

Leipzig, 23. Septbr. (Sch. M.) Die
Meßgeſchaͤfte ſtocken im Gaͤnzen. Die Ur-
ſachen davon ſind erſtens die Ungewißheit
wegen Beſtands des Zollvereins, zweitens
die Ueberfüllung des Platzes mit Waaren,
die ſich wieder ganz naͤtuͤrlich daraus er
klärt, daß in der vorigen Meſſe der Waa-
renahfatz nur gering war. Eine derartige
Anhäufung von Waaren wie zu gegenwär-
tiger Meſſe weiß man ſich noch nichi zu er-
innern; die Gewölbe und Niederlagen ha-
ben zur Lagerung der Waaren noch bei
Weitem nicht ausgereicht, ſondern viele Fa-
brikaͤnten haben dazu noch beſondere Stu-
ben miethen müſſen. Insbeſondere bezieht
ſich das Vorſtehende auf Tuch und Ledet.
In Tuch iſt das Geſchäft ſehr flau; der
Abſatz iſt bei gedruͤckten Preiſen nur fehr
gering, während doch die Wolle theuer iſt.
Am meiſten iſt noch Nachfrage nach Kal-
mucks; bei weitem ſchlechter ift das Ge-
ſchäft in Bukskins und Tuchen, und in al-
len tuchartigen Stoffen ſind die Preiſe eher
ſchlechter als beſſer wie zur Oſtermeſſe, wo-
bei man beruͤckſichtigen muß, daß, wie ſchon
erwähnt, ſeit der Sſtermeffe die Wollpreiſe
nicht unbedeutend geſtiegen ſind! Wie im
Tuch⸗ ſo verbält es fich auch im Leder-
haͤndel; der Abfatz iſt nur gering, und die
Preiſe ſind ſchlecht. Achnliche Ergebniſſe
werden ſich ſehr wahrſcheinlich auch für alle
andere Waarengattungen herausſtellen.

Berlin, 24 Sept. Ein Correſpondent
der Hamburger Börſenhalle“ ſchreibt über
die preußbiſche Erklarung vom 17. d. M,:
Die Neue Preußiſche Zeitung“ liebt es,
die ſchärfſte Auslegung an jeglichen Schritt
der Regierung, gegenüber den Darmitädter
Verbündeten, zu knüpfen. Ein Abbruch hat
nicht ſtattgefunden. Die preußiſchen Staats-
männer erklären das Geſchehene gawz ein-
fach daraus, daß man, da Feine Antwort
der Coalition bis zu dem aͤngeſetzten Zeit-
punkt eingetroffen fei, die letztere nicht habe
zu der Foͤrtſetzung der Conferenz zuziehen
fönnen, Geſchehen mußte etwas. Ich glaube
nicht, daß die milde Form der Preußifchen
Regierung durch die Auslegung der Kreuz-
zeitung pläjudicirt werden wird. Die letz-
ſere iſt tein officielles Organ. Man hat
das in den diplomatiſchen Kreiſen zu ver-
ſtehen gegeben. Möglich daß der durch die
Kreuzzeitung herbeigefuͤhrte Incidenzpunkt
zu diplomaliſchen Eroͤrterungen, Beranlaſ-
fung geben wird; allein gepiß iſt, daß
man keinen Abbruch intendirt hat und eben
ſo gewiß, daß ein ſolcher nicht eintreten
wird mag auͤch die Sprache der offieioͤſen
Preſſe von beiden Seiten wieder peremto-
riſch werden.

Hannbver, 22. Sept. In ihrem heu-
tigen Artikel über die handelepolitiſche Frage
verwahrt die Hannov. Zeitung ihrẽ Regie-
rung vor dem Vorwurfe einer zweideutigen
Haltung und präeiſirt die Stellung derſel-
ben in folgendem Satze: Hannober will
nicht, daß der Septemberyertrag zu Reſul-
taten führe, die beim Abſchlußdeffelben
nicht beabſichtigt worden ſind, mögen fie {n
einem Sonderdunde, den es nicht wünſche,
oder in einer ſofortigen Zolleinigung mit

Oeſtexreich beſtehen, worauf es ſich nicht
einlaſſen kann.

Mannheim, 24. Sept. (M. J.) In der
u der Wohnung des verheiraͤtheten 57
Jahre alten Schuſters Valentin Noe in
Heidersbach gehörenden Speicherkammer
bra am Morgen des 23, März d. F
Feuer aus. Nach Aufſprengen der Thüre
derſelben nahmen die zum Löſchen herbeis
eilenden wahr, daß darin zwei aus Reißig
Strohwiſchen, Spreuer u. dgl. beftehende
Haufen zu beiden Seiten des Kamins auf
dem Boden brannten. Das Feuer wurde‘
ſogleich gelöſcht; es batte einen Schaden
von nur 8 Gulden angerichtet, da es ſich
weder dem Gebälke noch dem Boden mits
getheilt hatte. Das zu 450 ſt. Werth ge-
ſchaͤtzte baufällige und verſchiedener Auͤs⸗
beſſerungen bedürftige Haus gehört zur ei-
nen Hälfte den Kindern erſter Ehe des Noe
und dieſem ſelbſt als Miterben der Ver-
laſſenſchaft einiger derſelben; die andere
Hälfte aber iſt dem Sebaftian Bleß, als
ſie im Wege der Vollſteckung verfteigert
wurde, zugeſchlagen und von dieſem an Noe
wieder verwiethet worden. Naͤchdem das
Feuer geloͤſcht war, ſtürzte auch noch eine,
weder von dieſem noch von den Loͤſch-
maßregeln beſchädigte Wand plötzlich zu-
ſammen. Noe, ein Mann von Unlaute-
rem Rufe, geſtand in der Vorunterſuchung,
er habe das Feuer in der Abſicht angelegt.
um den kleinſten und am meiſten befhädigs
ten Theil des Hauſes zu zerſtören und fo
den theilweiſen Wiederaufbau und die Wie⸗—
derherſtellung des baufälligen Hauſes durch
den Eigenthümer der einen Hälfte herbei-
zuführen und ſich zugleich eine kleine Brand-
entſchädigung zu verſchaffen. Er habe zur
Ausführung dieſer Abſicht einen brennenden
Strohwiſch in einen Haufen Stroh geſteckt,
der nebſt einigen Körben hinter dem RKa-
mine dex Dachkammer auf dem Boden ge-
Eegen ſei. Nach dem Brande habe er durch
Fuͤßtritte einen Theil der baufälligen Gie-
bel pand zerſtört. In der öffentlichen Schluß-
verhandlung, in welcher er ſein Geſtändniß
wiederholte behaupteie er, ſogleich nach dein
Anzünden Reue gefühlt und um Hülfe geru-
fen zu haben. Sein Vertheidiger beanſtan-
dete zu Gunſten deſſelben, daß die eine
Haushälfte wirklich in das Eigenthum des
Seb, Bleß übergegangen, alſoͤ der Hause
antheil eines Dritten mitangeftedt worden
ſei. Auf den Grund des der Anklage ent-
prechenden Wahrſpruchs der Geſchworenen
erfannte der Schwurgerichtshof, Vaͤlentin
Noe ſei des beendigten Verfuchs der Brande
ſtiftung in einem Wohngebäude, welches
zum Theil ihm ſelbſt, zum Theil ſeinen
Kindern erſter Ehe und dem Seb. Bleß in
Buchen gehört, ſo weit ſeinen eigenen Haus-
antheil deirifft, zum Zweck der Beeinträch-
tigung der Rechie Anderer verübt, ſchuldig
und deshalb zu Zuchthausſtrafe von 1/
Jahren oder 1 Jahr Einzelhaft zu verur-
theilen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Keichard.

Höhere Bürgerſchule.
Mit dem Monat Octoher nimmt der Un-
terricht an der höhern Bürgerſchule in Hei-
delberg wieder ſeinen Anfang. Die Ein-
eichnung derfenigen Schüler, welche in die
2 neu eintreten, wird
Freitag, den 1. ODctober,
Vormittags von 10 — 12 Uhr, und Nachmit-
tags von 2—4 Uhr
im Directfonszimmer des Schul-
hauſes vorgenomuien werden, worauf dann
am folgenden Tag,
 
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