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Sonntag, 28. November
1852.
dur
werden gratis Deigegeben.
Austunft ertheilt, die Spaltzeile in Petitſchrift Etr.
und ſchließen ſich hım die Betlage - Bläiter an.
Journals
Preis Halbjährith in Heivelberg: 2 . Okr
Die Landwirthfhaftlihen
worüber die Srpedttion
Telegraphiſche Depeſchen.
Paris, 26 Nov. (Sch. M.) Die Ab-
ſtimmunß von 83*) Depaͤrtements und der
4* ergibt 7,200,000 Ja und 250, 000
ein.
Wien, 25. Novbr. (A. A. 3.) Graf
Apponyi wurde nach Turin beordert.
Briefe aus Tunis vom 17, Nov. mels
ben, daß der Bey nicht geſtorben.
*7 Die neueſten literariſchen Er-
fcheinungen in Frankreich.
Nächſt der politiſchen Reſtauration feffelt
den aufmerffamen Beobaͤchter des ſtaatli-
chen und ſoͤcialen Entwicklungsganges bei
unſerm weſtlichen Nachbarvolk der auffällige
Umſchwung, der ſich in der dortigen Preſſe
kemerklich macht. Wir meinen nicht die
Zagespreſfe/ deren taetvollere Haltung die
Segner des 2. December — mit welchem
Rechte, mag hier füglich dahingeſtellt blei-
ben — in ber Ungunſt äußerer Verhält-
niſſe ſuchen: die höhere Literatur ſogar, die
nicht woͤhl durch äußerliche Machtſprüche
aus ihren vorgezéichnelen Bahnen abzulenken
ift, die, wenn fie davon hinweg gedrängt
werden kann, ihren Beruf eben nicht er-
füllte und einem bodenloſen Gebäude, ei-
nem Luftſchloß ohne Freelle Grundlage
gleicht — aug die höhere Literatur Frank-
reichs hat feit Furzem einen gegen die belle-
trifliſchen Erſcheinungen der vierziger Jahre
yortbeilhaft contraſttrenden Ton angeſchlagen.
Wer das Verzeichniß der in den letzten
Monaten erſchienenen Novitäten zur Hand
nimmt, den muß die Unfruchtbarkeit über-
raͤſchen, von welcher die Verfaſſer der
„oeuvres de pure imagination“,' der verfüh-
rerifchen, von den Eingebungen einer krank-
haften Phantaſie mit tendenziöfen Traum-
bilden geſchwängerlen Romane betroffen
ſcheinen. Sei e6, daß jene vor achtundvier-
zig von allen Empfindſamen des ganzen
Loͤntinents fo heißhungrig verſchlüngene
Koſt jetzt nicht mehr mundet und die fa-
brikmäßigen Geiſtesproletarier ſich ploͤtzlich
vhne Publikum alg Einſiedler fühlen; ſei
es, daß die Lehren der jüngſten Umwaͤl—
zungsperiode auch für die Scheinpoeten
nichi verloren ging, — jedenfalls ſteht alg
Thaͤtſache ſo viel feſt, daß ein ernſt wiſſen-
ſchaftliches und äſthetiſches Streben mit der
bisherigen eiaſchmeichelnd oberflächlichen
Beletriſtik in Frankreich bereits einen ſieg-
reichen Kampf begonnen. Die bei weitem
Üüberwiegende wehrzahl der jüngſt erſchie-
nenen Bücher befieht aus wiffenfchaftlichen
Werken der verfchiedenſten Fächer und aus
neuen Ausgaben der Kfaffifer. Die Phalanx
der Fenilletoniften, die ein Jahrzehbend lang
täglich ganze Bände ſoeialen Ragenjammers
in Form von Novellen und Romanen zum
Beflen gab und ſich als Venkerin der Welt-
gefchide, als allgewaltige Herrſcherin des
*) Fehlt alſo noch die Abfimmung von drei
Debartements (worunter Corfica), von Algerien
und den andern Colonien, fo daß das Endergebs
niß wobl ungefähr fo viele Ja ergeben dürfte, als
bie Abflimmung vom December vorigen Jahrs.
Letzterẽ Kieferte 7,439,216 Ia und 640,737 Nein.
Genies brüſtete, wird jetzt kaum noch durch
ein paar vereinzelte Nachzuͤgler vertreten,
deren Unbeaͤchtetbleiben recht deutlich ver-
kündet, daß die Barden der Einbildung
durch die Erfahrungen der Wirklichkeit von
ihren luftigen Thronen herabgeſtürzt ſind.
Valiguèe, epuisee meme par de longues
agitations et de tristes excès, la litterature,
comme la societe , semble aujourd’hui cher-
cher l’ordre et le repos, et il se fait dans les
esprits un retour marque vers les etudes
Serieuses‘“, ſagt Charles Louandre in ſeiner
neueſten Rundſchau und fährt dann fort;
„L’histoire, Varcheologie, les diverses branches
de Verudition, -qui s’etaient pour ainsi dire
trouyees paralysees par les agitations politi-
ques, reprennent- faveur en meme iemps que
les “classiques du XVIL siecle, dont les edi-
tions n’ont jamais peut-@tre ete plus nom-
breuses que-dans ces dernieres ann6es.‘“
Dieſe Umwandlung iſt wichtiger als es
Manchem auf den erſten Blick erſcheinen
mag.. Der Staatsmann und Philoſoph
ſchaͤut, wenn er über die allernächſte
Zukunft Wahrſcheinlichkeits-Berechnungen
anſtellt, auf die Haltung der Börſe, die
Courſe ſind ein ſelten trüzender Barometer,
aber ein Barometer zeigt eben nur die
allernächſte Zukunft an. Die Embryo's von
ſtaatlichen und focialen Geſtaltungen ſind
Jahrzehende vor ihrer eigentlichen Fleiſch-
werdung dem feinfühlenden Beobachter,
aber freilich auch nur dieſem, in den leiſen
und unſcheinbaren S ymptomen der
Lit eratur kenntlich. Die „oeuvres de pure
imaginafion“ der dreißiger und vierziger
Jahre ließen die Wirren gegen das Ende
der letztern voraus erraihen. Und jetzt
ſprechen mehr noch als das Steigen der
Courſe und die Zahlen der letzten Volks-
abſtimmung für Louis Napoleon, die reellen
Beſtrebungen in den Wiſſenſchaften für die
Conſolidirung der öffentlichen Zuſtaͤnde in
Frankreich.
Deutſehland.
Karlsruhe, 25. Nov. (R. 3) Das heute
erſchienene Verordnungsblatt des großh.
badiſchen Kriegsminiſteriums enthält eine
Minifterialverfugung vom 16. d,, wornach
die Vollzugsverordnung vom 1. März 1851,
das Geſeß vom 13. Februar 1851, die
Abänderung des Lonſeriptionsgeſetzes be-
treffend, folgende Aenderungen erleidet:
Art. I, zu $ 4. Diejenigen jungen Leute,
welche naͤch zurückgelegtem 17 Lebensjahr,
zur fruͤheren Erfüllung ihrer Eonſeriptions-
pflicht,“ freiwillig zugehen wollen, haben
fich zleichzeitig mit einem Rekeutenzugang
bei dem Kriegsminifierium anzumelden
welches ſolche ſeiner Waffengattung und
Truͤßpenabtheilung zuweiſt! Junge Leute,
welche vor erreichtem onſeriptionsalter,
ohne Anmeldung bei dem Kriegsminiſteriam,
bei den Truppentheilen freiwillig zugehen,
werden nicht alg zum Zweck früheren An-
tritts ihret künftigen Conferipfionspflicht
zugegangen betrachtet, und koͤnnen daher im
Laufe des erſten Dienſtjahres von den Com-
mandoſtellen wieder entlaſſen werden. Art.
Ill. zu S, 5 und 6, 4, d. des Regierungs
blattes und Art. IL zu S. 5 und 6 des
Militär-Verordnungsblattes. Die aͤrztlichen
Unterſuchungen der von den Aemtern den
Garniſonseoͤmmandantſchaften zugewieſenen
um Einſtandserlaubniß nachſuchenden Leute
finden nur am 1, und 16, jeden Monats
ſtatt, und wenn dieſe Tage auf einen Sonn-
oder Feiertag fallen, an dem darauf folgen-
den Tag. Dieſe Leute haben ſich daher den
Tag voͤrher oder Morgens in der Frühe
bei der Garniſonscommandantſchaft zu mel-
den! Commandantſchaften, bei welchen ſolche
Unterſuchungen vorgenommen werden kön-
nen, beſtehen zur Zeit in Mannheim, Bruch-
* Kaͤrlsruhe, Raſtatt, Freiburg und Kon-
anz.
Speyer, 25. Nov. In der verfloſſenen
Nacht wurden mittels Einbruch aus der
hieſigen Sparkaſſe 7000 fl. geſtohlen.
Nürnberg, 22. Nov. (R. C.) In den
letzten acht Tägen ſind hier und in unferer
Nähe nicht weniger als ſechs Selbſtmorde
vorgekommen! Ein hieſiger Schneiderneiſter
und eine Botenfrau, dann ein Handlungs-
lehrling und eine ledige Jüdin aus Fuͤrth,
endlich der Proviſionsreiſende G, aug Wei-
ßenburg haben ſich in den Canal geſtürzt.
Dresden, 21. Nov. (A A. 3.) Der
Erlaß des Cultusminiſteriums an den hie-
ſigen Vorſtand des Guſtav-Adolf-Vereins
— Sie finden das Aetenſtück in der heuti-
gen Nummer des Dreshner Journals —
wird nicht verfehlen allgemeines Aufſehen
zu erregen, indem darin dem Verein der
Vorwurf aufregender Oſtentation und der
Benutzung jeſultiſcher Mittel zu außerhalb
ſeiner Sphäre liegenden Zwecken gemacht
wird. Letzleres bezieht ſich auf die in einer
Localverfammlung des Vereins kürzlich er-
folgte einſtimmigẽ Annahme eines Antrags
auf Anbaͤhnung einer organiſchen Verbin-
dung der evangeliſchen Schule mit dem
Verein. Das Jeſuͤitiſche wird in der Bemäch-
tigung der Juͤgend erblickt, um die Zeit zu
beberrfchen, wie in einem analogen Ver-
häliniß, doch ohne alle Vergleichung der
Tendenz, von den leitenden Demokralen in
den Jahren 1848 und 1849 die Affiliirung
der Volksſchullehrer eifrigſt angeſtrebt ward.
Es in eine nicht hinwegzuleugnende Er-
ſcheinung der jüngſten Zeit, daß die unter-
drückte Folitiſche Gährung ſich auf das See .
biet der kirchlichen Fragen hinübergeleitet
hat. B
Dresden, 23. Nov. (D A. 3) In
Schaufenſtern der hieſigen Kunſthandlungen
ſieht man bereits das Bildniß L. Napo-
leons im vollen Kaiſerornate mit der Un-
terſchrift: „Napoléon IL, Empereur“ aus-
hängen. —
Berlin, 22. Nov. Aus Wien ſind im
Miniftkerium des Auswärtigen Depeſchen
eingelaufen, aus denen der feſte Wille des
öfterreichifchen Cabinets in der handelspo-
tiſchen Frage eine Verſtändigung herbeizu-
führen erſichtlich iſt. Daran jedoch möchte
gezweifelt werden, ob wirklich die preußi-
ſchen Kammerwahlen dem Miniſtexpraͤſiden-
en von Manteuffel eine ſolche Maforität
fihern, mit der er ohue weiteres nach Des
licben den Frieden ſchließen könnte. Bin