Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ich, ſchreibt ein Berichterſtatter der A. A. 3.,


enſtein dem preußiſchen Geſandten in län-
gerer Conferenz, namentlich ſolche Vor-
ſchläge gemacht, die unter der Zuſtimmung
—— eine Berathung der handelspoli-
iiſchen Frage im Schooße des Bundestags
ais wünſchenswerth erſcheinen laſſen. Auch
der mehrtägige Aufenthalt des öſterreichi-
ſchen Geſandien am hannover ſchen Hofe
ſoll damit in Verbindung
ehen.

Berlin. 23. Nov. (KX. 3) Die Reduci-
rung der franzöſiſchen Armee um 30,000
Mann hat hier als politiſches Noment faſt
gar keinen Eindruck gemacht. Man begreift
nicht recht wie die /Seſterr. Correfpondenz“
auf dieſe Maßnahme ein ſo beſonderes Ge-
wicht legen könne, zumal das Wiener Blatt
felbſt darauf hinweiß: bei der Heeresorga-
niſation Frankreichs habe die Entlaſſung
eines Contingents von 30000 Mann . in
militäriſcher Beziehung keine Bedeutung.
Wenn aber die militäriſche Wichtigkeit des
Acies ſich auf ein Minimum beſchränkt-
welche politiſche Kundgebung ſoll dann das
Ausland darin erblicken? Eine Bürgſchaft
des Friedens? Dieſe wird ſtets in der Ge-
famnitſiluation geſucht werden müſſen, nicht
aber in Schritten des Moments, welche
handgreiflich auf eine augenblickliche Wir-
kung berechnet find, und außerdem alle An-
zeichen der Verfolgung individueller Neben-
zwecke an ſich tragen. Wir halten die un-
terſtellung für falſch, daß der Prin Präſt-
dent aus Ruͤckſicht auf die Lage der Staats-
kaſſe die Entlaſſung angeordnet habe. Nahe
Iag dabei aber jedenfalls die Abſicht, auf
das Plebiscit durch eine Friedensdemon-
firation zu wirken. Was aber die Neben-
zwecke , beirifft, ſo unterliegt es nach den
ihatſaͤchlichen Borgängen wohl keinem Zwei-
fel mehr, daß Ludwig Napoleon mit der
Reduction der Armee die Entfernung jener
Heereselemente verbindet, welche ſich alg
nicht ganz zuverläſſig bewieſen haben.

Berlin, 23. Novbr. Aus zuverxläſſiger
Quelle theilt der Sch. M. mit, daß unſere
Regierung nur auf den Augenblick wartet,
wo die däniſche Erbfolge im Schooße der
Bundesverſammlung berathen werden wird,
um den in den Herzogthümern immer ſchrof-
fer hervortretenden Uebergriffen Dänemarko
ein „bis hierher und nicht weiter ! zuzu-
rufen. Die Beſetzung Holſteins mit däni-
ſchen Regimentern und das Einſtecken der
Holſteiner in däniſche Regimenter ſteht im
brennenden Widerſpruch mit dem durch feier-
liche Verträge garantirten Verhältniß Hol-
ſteins zu Daͤnemark. Holſtein iſt bekannter-
“ maßen kein Theil des däniſchen Stagates,
ſondern mit dieſem nur durch eine Perſo-
nalunion verbunden. Es wird verſichert,
daß namentlich auch von Seiten einiger
ſüddeuiſchen Regierungen beim Bunde Be-
ſchwerde gegen die däniſchen Uebergriffe er-
hoben werden wird.

Berlin, 24. Nov. Der König hat dem
Leichenbegängniß des Staatsminiſters a. D.,
GSeneral von Thile, beigewohnt, iſt heute
Mittag von Frankfurt a. D. zurückgekehrt
und aͤuf der Verbindungsbahn ſofort nach
Potsdam gefahren.

Berlin 24. Nov. (Fr. P. Die wich-
ligſte Nachricht, welche ich Ihnen geben
kann, iſt dieſe: Der Zollverein hat nichts
mehr zu fürchten. Man verdankt ſeine Er-
haltung allen ſeinen bisherigen Mitgliedern.
Die Coalitionsregierungen wirkten in Wien
darauf hin, Wien in Berlin und Berlin in
Frankfurt. Wenn in letzter Zeit inſpirirte
Correfpondenten von Hannover aus die
Behaupiungen preußiſcher Organe, der Ver-
traß mit Hannover werde in den nächſten

14 Tagen endgiltig zu Stande gebracht


eg beſtänden zunaͤchſt gar kelne Verhand-
lungen zwiſchen Hannover und Preußen —
fo hatfen fie ganz recht, widerlegten aber
damit weniger alg eg den Anſchein hatte,
Hannover war — und Deutſchland hat ihm
dafür ernſtlich zu danken — an den ſuͤd—
deuͤtſchen Hofen und in Wien zu der Zeit,
wo ſeine Thätigkeit in Berlin ruhte, um
ſo eifriger. Sie können übrigens denken,
wie vielfach dieſe eomplicirten Unterhand-
lungen, befonders in den letzten Monaten,
ſich gekreuzt haben. Ein Diplomgt ſagte
neulich:. Seit den Tagen der Mainzer
Unterſuchungoͤcommiſſion iſt in den deut-
ſchen Kaͤnzleien keine ſolche Wirthſchaft ge-
wejen, Man kann ſich das denken. Die
Reſultate dieſer jetzt an ihr Ende gekom-
menen Unterbandlungen laſſen ſich annaͤhernd
in großen Zügen bezeichnen! der Zollver-
ein und der Steuerverein werden ein Gan-
zes, und ein Haͤndelsvernag mit Oeſterreich
wird ahgeſchloſſen. Bon Feſtſetzungen uͤber
die Zolleinigung mit Oeſterreich hört man
nichis, doch ſcheint es, alg ob die Puneta-
tionen des Haͤndelsvertrags daͤfür den Kai-
ferſtaat entſchädigen würden.

Weſel, 22. Nov. CD. 3) Ueber die
endliche Ausführung der Oberhauſen-Arn-
heimer Eiſenbahn verlautet jetzt aus zuver-
läͤfſiger Mittheilung, daß die Arbeiten an
derſelben noch vor Beginn des Winters be-
ginnen ſollen.

Wien, 20. Novbr. Nach der heutigen
Preſſe iſt in Warſchau ſeit mehreren Ta-
gen das Gerücht verbreitet ; Es werde dort
eine Zuſammenkunft der drei Monarchen
von Oeſterreich, Rußland und Preußen
ſtattfinden, und, wie hinzugefügt wird, ſoll-
ten daſelbſt bereits die betreffenden Befehle
zur Einrichtung der nöthigen Localitäten
aus Pelersburg eingegangen ſein. Die
A. A. 3, kann aͤus guͤter Luelle verſichern,
daß die Nachricht unbegründet iſt; ebenſo
bag in manchen Journalen verbreitete Ge-
ruͤcht: daß die Kaiſerin von Rußland ſich
nächſtens na Venedig begeben werde, um
dort den Winter zuzubringen.

Wien, 2l. Novbr. Das Gerücht von
einem ‚in Berlin zu erwartenden Beſuche
des Kaiſers erhaͤlt ſich nicht nur, ſondern
tritt neuerdings wieber mit noch groͤberer
Beſtimmiheit auf. — Die Berathungen der
Zollconferenzmitglieder haben auch In die-
fer Woche täglidy Siatt gefunden. So viel
über die Berhandlungen verlautet, f es
mahrfcheinlid, daß der abzuſchliehende Zoll-
und Handelsverirag mit thunlichſter Berücz
ſichtizung der Wünfche Preußens in ſolcher
Weije abgefaßt wird, um guch die Einis
gung mit Preußen zu ermöglicheg. Se.
Maj. haͤt angeordnet, daß der Bundesbe-
ichluß vom 24, Suni 1852, betreffend den
militärifchen . Gerichtsſtand in Strafſachen
bei Bundestruppen, in dem zum deutſchen
Bundesgebiete gehörigen Theile der Mo-
narchie Fund gemacht werde. — Der Fuͤrſt-
Erzbiſchof von Schwarzenberg iſt mit der
Veitung ver Arbeiten wegen Reorganiſation
der Kiöſier in Oeſterreich hetrgui worden.
— Die Defterr. Correſp. ſchreibt: „Die 3
bluttriefenden Manifeſte der Londoner De-
maͤgoͤgen merden, wie geWÖhnlidh, nicht ver-
fehien, das Gegenthẽil der beabſichtigten
Wirkung hervorzuͤbringen, Abſcheu und Ent-
rüßung in jedem beſſeren Gemüthe zu wecken.
Wenn einerfeitg der Ton der Verzweiflung
hörbar herausklingt, ſo iſt andererſeits ein
ſolches Uebermaß wilder, blutiger verbre-
cheriſcher Drohung noch niemals vorgekom-
men. Nie hat man in öffentlichen Ürkun-
den gewagt. den Mord ſo förmlich zu pro-
clamiren. Aluch dieſe Schmach auf ihre ge-

aͤchteten Häupter zu laden, war erſt den
Londoner Socialvemokraten vorbehalten. Ne-
ben dem hohlen, abgeſchmackten, anwidern-
den Patſos der Maͤnifeſte iſt die in allen
dreien ſich wiederholende Androhung des
Mordes das einzige daran wahrhaft Be-
merkenswerthe und Bezeichnende. Mit Recht
entſteht die Frage, ob England es gleich-
gültig anſehen könne, wenn ſolche empö-
rende Demonſtrationen von feinem Boden
aus gewagt werden. Die Pflicht der Gaſt-
freundſchaft erſtreckt ſich nach unſerer Anſicht
auf Meuchelmörder nicht.“

Wien, 22. Nov. Im Laufe der letzten
Woche faͤnden zu verſchiedenen Malen in
der kaiſerlichen Hofburg Eonferenzen ſtatt,
denen auch Se. Maj. der Kaiſer beiwohnte.
Gegenſtand der Berathungen waren die
innern Angelegenheiten, wie denn dieſe
überhaupt gegenwaͤrtig die vollſte Thätig-
keit der Miniſterien in Anſpruch nehmen
Se Maj! hatte nämlich ein allerhöchſtes
Handbillet an den Herrn Reichsrathspräſi-
denten exlaſſen, worin es heißt, daß mit
thunlichſter Schnelligkeit an den noch rück-
ſtändigen Geſetzen und Organiſationen ge-
arbeitet werden ſolle, damit die betreffenden
Entwürfe in kürzeſter Zeit der allerhoͤchſten
Sanction vorgelegt werden könnten! Von
den Handelskammern, welche bekanntlich
aufgefordert worden find, Gutachten über
die Zweckmäßigkeit eines Vertrags mit
Frankreich zum Schutz geiſtigen Eigenthums
abzugeben, hat erſt die Prager Kammer
das ihrige abgeſchickt! Es muß daher die
von mehreren Blättern gebrachte Nachricht,
daß ſich die Mehrzahl der Handelskammern
bereits gegen den Abſchluß dieſes Vertrags
erklärt habe, alg voreilig bezeichnet werden.
Daß übrigens die einzufendenden Gutachten
zu Gunſten eines ſolchen Vertrags ausfal-
ten werden, läßt ſich ebenfalls nicht behaup-
ten, da e8 erſt darauf ankommen dürfte,
von welchem Standpunkt aus die Kammern
den angeregten Gegenſtand ins Auge faſ-
ſen. Das neue Strafgeſetz enthält die
früher üblich geweſene Strafe des ſtreng-
ſten Kerkers nicht mehr. Wie man ver-
nimmt, iſt es im Antrag, daß dieſe Straf⸗—
art auch bei allen jenen Individuen, welche
ſchon aus früherer Periode dazu verurtheilt
mwurden , in jene des zweiten Grades ver-
wandelt werde. — Die „Lemberger Zei-
tung“ meldet, daß die letzte Spur der Cho-
lera im Kronlande Galizien erloſchen ſei.

Frankreich.

Paris, 25. Nov. Im Landheer haben
bis heute ungefähr 96 pEt., im Seeheer
etwa 86 pCt. der Soldaten dem Kaiſer-
thum ihr Ja gegeben. Heute begann um
2 Uhr Nachmittags die außerordentliche
Sitzung des geſetzgebenden Körpers, Sie
wurde durch folgende Botſchaft des Präſi-
denten eröffnet: „Meine Herren Abgeord-
neien! Ich habe Sie aus Ihren Departe-
menten einberufen, um Sie an dem großen
Ereigniß Theil nehmen zu laſſen, das im
Begriff ſteht ſich zu verwirklichen. Obgleich
der Senat und das Volk allein das Recht
haben, die Verfaſſung abzuändern, ſo habe
ich doch gewollt, daß der politiſche Körper,
wie ich aus dem allgemeinen Stimmrecht
hervorgegangen, der Welt die Freiwilligkeit
der nalionalen Bewegung bezeuge, die mich
zum Kaiſerthum erhebt. Es iſt mir daran
zelegen, daß Sie es ſind, die durch Feſt-
ſtellung der Freiheit der Abſtimmung und
der Zaͤhl der Stimmen die ganze Legitimi-
tät meiner Gewalt aus Ihrer Erklärung
hervortreten laſſeu. Erflären, daß die Au-
torität auf einem unbeſtreitharen Recht bes
ruht, heißt in der That, ihr die nöthige
Kraft verleihen, um etwas Dauerhaftes zu
 
Annotationen