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der Aegierung liegen ſoll. In Bezug auf
der bisherigen Zollvereinepolitif hervorhebt-
allgemein befriedigt. In Hinſicht des an-
dern Inhalts der Rede laͤßt ſich nicht das-
felbe dehaupten, ſowohl in Anbetracht der
äußerſten Rechien, welche in mehreren
Siellen Anſpielungen auf ſich erblickt, als
auch der andern Richtungen der Kammern,
welchẽ verſchiedenarlige Ausſtellungen an
der Rede zu machen haben.
MBerlin, 1. Dec. Herr v. Bruck wird,
wie ein Correſpondent der Pztg. verſichert,
bereits am Ende dieſer oder im Anfang
kuͤnftiger Woche hier erwartet. Man darf
als gewiß vorausſetzen, daß er annehmbgre
Vorſchlaͤge zu machen den Auftrag hat. Die
Miſſion iſt wenigſtens nicht wohl anders
zu deuten. Ein anderer Correſpondent
deſſelben Blattes ſchreibt: Die Eröffnungen,
weiche in der Zollvereinsſache von hier
unferm Geſandten in Wien zur Mittheilung
an die öſterreichiſche Regierung gemacht
worden und in dieſen Tagen dorthin abge-
gangen ſind, ſiehen nach der /Spenerſchen
Zeitung “ durchaus im Einklang mit dem
betreffenden Abſchnitt in der Eröffnungsrede,
daß Preußen die Erhaltung des gegenwär-
tigen Umfangs des Zollvereins nicht unter
Bedingungen will, durch welche unſere In-
tereſſen, eben ſo wie die Zukunft und die
ſegensreiche Entwickelung des geſammten
Zoͤllvereins gefährdet werden würden. Auf
die von Wien aus an Preußen geſtellte
Aufforderung, ſich über die Grundlage zur
Verſtändigung uͤber die Handelsfrage be-
ſtimmter alg bisher zu erklären, hat, wie
daſſelbe Blatt ſagt, unſere Regierung aber-
mals die Zolleinigung abgelehnt, wegen
Abſchluſſes des Handelsvertrags aber eben-
ſo/ wie früher, auf Bildung eines Kerns
für den neuen Zollverein hingewieſen, und
zwar mit fortwährender Ausſicht auf Er-
haltung des Geſammtvereins.
Berlin, 1. Dec. (D. A. 3.) Es iſt
noch ſehr zweifelhaft, ob die Kammern eine
Aniwortsadreſfe auf die Thronrede erlaſſen
werden. Bis jetzt iſt weder innerhalb der-
ſelben davon die Rede geweſen, noch auch
in den Fractionsſitzungen ein dahingehender
Antrag Zeſtellt worden. Man ſcheint ſtill-
einzuſiimmen, daß der Thronrede abſicht-
lich eine Haltung gegeben worden ſei, die
den Wunſch einer Beantwortung ausſchließt.
Von der Oder, gibt die Fr. P. üver
den Stand der orienialiſchen Frage „aus
zuverläſſiger Quelle“ folgende Mittheilun-
zen: Ruͤßland und Oeſterreich ſind dahin
uͤbereingekommen, ohne vorherige Verſtän-
digung keinen wichtigen Schritt durch ihre
Geſandten in Konſſantinopel thun zu laſ-
ſen, indem das St. Petersburger Cabinet
ſich noch beſonders hereit erklärte, die baye-
riſche Thronfolge in Griechenland anzuerken-
nen, ſobald die Griechen ſelbſt ſich dabei
beruhigen. In den Streitigkeiten wegen
der Kirche des heil. Grabes zu Jeruſalem
hat Rußland entſchiedenere Erfolget allein
Oeſterreich wird ſich ſchon darum zufrieden
geben, weil Frankreich, ohne auch nux die
aͤndern katholiſchen Mächte um ihre Mei-
nung zu fragen, für ſich allein das Protee-
torai über die lateiniſche Kirche im Orient
beanſpruchte, was in Wien nicht mit gün-
ſtigen Augen aufgenommen wurde. Die
Erfolge, deren ſich die franzöſiſche Diplo-
matie in Konſtantinopel in dieſer Angele-
genheit rühmt, ſind rein illuſoriſch und noch
dazu von der Art, daß es fruͤher oder ſpä-
ter wieder zu blutigen Reibereien zwiſchen
Griechen und Lateinern kommen muß. In
Betreff der Südſlaven findet zwiſchen dem
ruſſiſchen und oſterreichiſchen Cabinet keine
irgendmwie erhebliche Meinungsverſchieden-
ſchaͤftlich dahin wirfen, daß auch die unter
türkiſcher Botmäßigkeit ſtehenden Serben
feinen Beſchraͤnkungen ausgeſetzt find. Ha-
ben ja doch die Sudſlaven ſoͤgar die ruſ-
ſiſche Intervention nicht gerne geſehen: ſie
meinten, Metternich habe ſie irrthümlicher-
weiſe in Verdacht gehabt, Sympathie für
Rußland zu hegen. SIn Der ohne allen
Zweifel wichtigſten Partie der innern öſter-
naulaͤndexn gegenüber, hat der Miniſter
Or. Bach ſich ein Hauptverdienſt nicht ent-
gehen laſſen. Der junge Kaiſer hat den
Tilel eines Grobwojwoden der Serben“
angenommen. Die nahe 1’/2 Millionen,
welche öſterreichiſch Serbien bewohnen und
früher der ungariſchen Hofkanzlei unterwor-
fen waren, ſind damit alg beſondere Na-
tion anerkannt, und die Serben insgeſammt
haben nun wieder einen Anhallspunkt er-
halten, ſich unter dem öſterreichiſchen Scep-
ier zu ſchaaren. So lange man, bemerkt
der Tvuriſt Neigebaur, dei den Serben,
den der orientaliſchen Kirche angehörenden
Slaven, fuͤrchten mußte, daß die Anhänger der
orientaliſchen Kirche wieder alg Schismati-
ker betraͤchtet werden würden hatten ſich
ruſſiſche Sympathien ſpuͤren laffen. Jetzt
iſt dies anders, . Die Südflaven im öſter-
reichiſchen Kaiſerſtaat ſind nicht mehr, wie
im Norden die Edelleute und Bauern, ka-
ſtenartig geſondert, ſie ſind Staatsbürger
gewordẽn und die türkiſchen Südſlaven wer-
den dereinſt dem Nachbar zufallen, welcher
ihnen die meiſte Freiheit zur Entwickelung
ihrer materiellen und intellectuellen Kräfte
gewährt. Dagegen hat Rußlaͤnd gar nichts
einzuwenden, und es iſt zum Theil dem
ruſſiſchen Einfluß zuzuſchreiben daß die
Türfen die Befeſtigungsarbeiten in Satto-
rina an der Küſte von Raguſa aufgaben.
Sn Tunis dagegen werden Kußland und
Seſterreich Hand in Hand mit England
und gegen die Anſprüche Frankreichs die
Suprematie der Pforte aufrecht zu erhalten
ſuchen. Daß die engliſche Flotte von Malta
nach Tunis unter Segel ging, wo bereits
ein franzöſiſches Geſchwader ſtationirt iſt,
gehoͤrt jedenfalls zu den bedeutungsvollſten
Demonſtrationen der neueſten Diplomatie.
Ein Königreich Algerien mag dex neue Kai-
ſer der Franzoſen ſchaffen: Tunis wird
er nimmermehr von der Türkei ablöſen und
ſich unterwerfen. } ;
Wien 27. Nov. Die „Wiener Zts.“
zeigt an, daß 500,000 fl in Münzicheinen,
1,900,000 ſi. in Reichsſchatzſcheinen und
1,000,000 fi. in Anweiſungen auf die Lan-
degeinfünfte Ungarns am 20. u, 25, 1 M,
verbrannt worden ſind. — Nach den bexeits
befannten Ergebniffen des laufenden Ver-
waltungsjahrs 1852 laſſen die directen und
indirecten Steuern und Abgaben eine Ein-
nahme von 225 Mill. Gulden erwarten.
SZm Jahr 1850 belief ſich die Summe der
ordentlichen Staais- Einnahmen auf eirca
180 Miil. Gulden. — Das Miniſterium
für Landescultur hat mehrexen Handels-
fammern eröffnet, daß die Verhandlungen
über ein zeitgemaͤßes Forſtgeſetz bereits Sr.
Maj. deni Kaifer vorgelegt wurden.
Wien, 28. Nov. Dem Vernehmen nach
hat Hr. Graf v. Chambord gleichzeitig mit
dem an das franzöſiſche Volk gerichteten
Proteſt ein Schreiben an die europäiſchen
Großmächte gerichtet, in dem er um Ver-
mittlung zur Wahrung ſeiner Rechte in
Frankreich gegenüber der im Entſtehen be-
zriffenen neuen Dynaſtie das Anfuchen ſtellt.
— Die Berathungen der Zollconferenzmit-
glieder haben auch in dieſrr Woche beinahe
taͤglich ſtattgefunden. Bis jetzt ſind im Gan-
zen 24 Sigungen gehalten worden.
Aus Wien 28, Nov., berichtet man
dem Schwäb! Merkur: Die früheren Be-
ditanftalt für Handel und Induſtrie haben
hauptſächlich darin das Hemmniß eines
daß die Zahl der Mitglieder des Comites
zu groß geweſen, und der Herr Finanz-
minißer hat daher daſſelbe nun auf fünf
Theilnehmer beſchraͤnkt, die theils der Na-
tionalbank, theils der Handelskammer an-
gehören, wobei der Miniſterialrath im Fi-
nanzdepartement Herr v Brentano, den
Vorſitz führt. Herr Warrens befindet ſich
nicht mehr darunter. Die Aufbringung der
Fondoͤ, der ſchwierigſte Theil der Aufgabe,
ſteht gegenwärtig in erſter Reihe der Er-
örterungen.
Wien, 30. Nov. Den Volksſchulen in
Ungarn ſtehen weſentliche Reformen bevor.
Die ſchon feit längerer Zeit deßhalb einge-
leiteten Erhebungen haben das Unterrichts-
miniſterium zu beſtimmen veranlaft, daß
die jetzigen Landſchullehrer dieſes Landes
nur naͤch gehoͤriger Nachweiſung ihrer Be-
fähigung beibehalten werden können, die
neu Anzuſtellenden hingegen dieſelbe Pru-
fung ablegen muͤſſen, wie ſie in den übrigen
Kronländern vorgeſchrieben iſt! Zugleich
wird eine zweckmäßigere Arrondirung der
Schulbezirke angeordnet. In Berückſichtig-
ung der wirklich oft traurigen Lage der
Lehrer auf dem flachen Lande und der da-
raus entſpringenden Nachtheile fuͤr den Un-
terricht, ſollen dieſelben höhere Gehalte be-
ziehen und ihnen ſolche Nebenbeſchäftigun-
gen unterſagt werden! welche die für den
Unterricht gewidmete Zeit haͤufig unterbre-
chen und verfürzen.. Die Borrücdung, in
höhere Sehaltsfiufen wird nicht mehr nach
der. Dienſtzeit, fondern naͤch individueller
Befähigung erfolgen.
In Linz iſt dex durch heldenmüthige
Versheidigung von Peſchiera im Jahr 1848
bekannte Feldzeugmeiſter Baron Rath in
einem Alter von 80 Jahren geſtorben und
unter militäriſchem Gepränge beſtattet
worden.
Frankreich.
Paris, 1. Dec. Wie man von verſchie-
denen Seiten hört und unter andern auch
der /Köln. Ztg.“ geſchrieben wird, lautet
der officielle Titel, den Ludwig Napoleon
in allen Staatsacten annehmen wird: Na-
poléon IL, par la gràce de Dieu et la Yolonte
du peuplè, Empereur des Francais, Die
nähere Umgebung des Kaiſers wird ſogleich
naͤch der Proclamation eine große Verän-
deruͤng erleiden. Bisher fanden ſich darun-
ter meiſtens frühere Freunde und Anhänger,
welche die boͤſen Zeilen mit ihrem Gebieter
getheilt und ein Recht auf Dankbarkeit hat-
Fen. Dieſe Herren ſind aber zum Theil
nichts weniger als Sprößlinge großer Fa-
milien und da dem neuen Kaiſer daran
liegt, ſeinen Hof glaͤnzeyd herzuſtellen, und
die ariftokratiſche Geſellſchaft an ſich zu
ziehen, ſo müſſen ſie Leuten weichen die
ſich zwar erſt in jüngſter Zeit dem neuen
Hertn zugewendet haben, aber dem hohen
MAvel- und berühmten Familien angehoͤren.
So wird unter Anderm der Prinz v. Hauf-
fremont die Stelle eines Oberhofweiſters
erhalten, eine Wahl, die ſehr glöcklich iſt,
da diefer reiche Edelmann in Dder hohen
Pariſer Geſellſchaft großes Anſehen ge-
nießt, ſein Beiſpiel viele Nachahmer finden
und bald eine Menge prinziiches und graf-
licher Höflinge ſchaffen wird. Auch in der
Diplomatie will der nen? Kaiſer auf den
bedeutenden voͤſten große Namen wenig-
der Aegierung liegen ſoll. In Bezug auf
der bisherigen Zollvereinepolitif hervorhebt-
allgemein befriedigt. In Hinſicht des an-
dern Inhalts der Rede laͤßt ſich nicht das-
felbe dehaupten, ſowohl in Anbetracht der
äußerſten Rechien, welche in mehreren
Siellen Anſpielungen auf ſich erblickt, als
auch der andern Richtungen der Kammern,
welchẽ verſchiedenarlige Ausſtellungen an
der Rede zu machen haben.
MBerlin, 1. Dec. Herr v. Bruck wird,
wie ein Correſpondent der Pztg. verſichert,
bereits am Ende dieſer oder im Anfang
kuͤnftiger Woche hier erwartet. Man darf
als gewiß vorausſetzen, daß er annehmbgre
Vorſchlaͤge zu machen den Auftrag hat. Die
Miſſion iſt wenigſtens nicht wohl anders
zu deuten. Ein anderer Correſpondent
deſſelben Blattes ſchreibt: Die Eröffnungen,
weiche in der Zollvereinsſache von hier
unferm Geſandten in Wien zur Mittheilung
an die öſterreichiſche Regierung gemacht
worden und in dieſen Tagen dorthin abge-
gangen ſind, ſiehen nach der /Spenerſchen
Zeitung “ durchaus im Einklang mit dem
betreffenden Abſchnitt in der Eröffnungsrede,
daß Preußen die Erhaltung des gegenwär-
tigen Umfangs des Zollvereins nicht unter
Bedingungen will, durch welche unſere In-
tereſſen, eben ſo wie die Zukunft und die
ſegensreiche Entwickelung des geſammten
Zoͤllvereins gefährdet werden würden. Auf
die von Wien aus an Preußen geſtellte
Aufforderung, ſich über die Grundlage zur
Verſtändigung uͤber die Handelsfrage be-
ſtimmter alg bisher zu erklären, hat, wie
daſſelbe Blatt ſagt, unſere Regierung aber-
mals die Zolleinigung abgelehnt, wegen
Abſchluſſes des Handelsvertrags aber eben-
ſo/ wie früher, auf Bildung eines Kerns
für den neuen Zollverein hingewieſen, und
zwar mit fortwährender Ausſicht auf Er-
haltung des Geſammtvereins.
Berlin, 1. Dec. (D. A. 3.) Es iſt
noch ſehr zweifelhaft, ob die Kammern eine
Aniwortsadreſfe auf die Thronrede erlaſſen
werden. Bis jetzt iſt weder innerhalb der-
ſelben davon die Rede geweſen, noch auch
in den Fractionsſitzungen ein dahingehender
Antrag Zeſtellt worden. Man ſcheint ſtill-
einzuſiimmen, daß der Thronrede abſicht-
lich eine Haltung gegeben worden ſei, die
den Wunſch einer Beantwortung ausſchließt.
Von der Oder, gibt die Fr. P. üver
den Stand der orienialiſchen Frage „aus
zuverläſſiger Quelle“ folgende Mittheilun-
zen: Ruͤßland und Oeſterreich ſind dahin
uͤbereingekommen, ohne vorherige Verſtän-
digung keinen wichtigen Schritt durch ihre
Geſandten in Konſſantinopel thun zu laſ-
ſen, indem das St. Petersburger Cabinet
ſich noch beſonders hereit erklärte, die baye-
riſche Thronfolge in Griechenland anzuerken-
nen, ſobald die Griechen ſelbſt ſich dabei
beruhigen. In den Streitigkeiten wegen
der Kirche des heil. Grabes zu Jeruſalem
hat Rußland entſchiedenere Erfolget allein
Oeſterreich wird ſich ſchon darum zufrieden
geben, weil Frankreich, ohne auch nux die
aͤndern katholiſchen Mächte um ihre Mei-
nung zu fragen, für ſich allein das Protee-
torai über die lateiniſche Kirche im Orient
beanſpruchte, was in Wien nicht mit gün-
ſtigen Augen aufgenommen wurde. Die
Erfolge, deren ſich die franzöſiſche Diplo-
matie in Konſtantinopel in dieſer Angele-
genheit rühmt, ſind rein illuſoriſch und noch
dazu von der Art, daß es fruͤher oder ſpä-
ter wieder zu blutigen Reibereien zwiſchen
Griechen und Lateinern kommen muß. In
Betreff der Südſlaven findet zwiſchen dem
ruſſiſchen und oſterreichiſchen Cabinet keine
irgendmwie erhebliche Meinungsverſchieden-
ſchaͤftlich dahin wirfen, daß auch die unter
türkiſcher Botmäßigkeit ſtehenden Serben
feinen Beſchraͤnkungen ausgeſetzt find. Ha-
ben ja doch die Sudſlaven ſoͤgar die ruſ-
ſiſche Intervention nicht gerne geſehen: ſie
meinten, Metternich habe ſie irrthümlicher-
weiſe in Verdacht gehabt, Sympathie für
Rußland zu hegen. SIn Der ohne allen
Zweifel wichtigſten Partie der innern öſter-
naulaͤndexn gegenüber, hat der Miniſter
Or. Bach ſich ein Hauptverdienſt nicht ent-
gehen laſſen. Der junge Kaiſer hat den
Tilel eines Grobwojwoden der Serben“
angenommen. Die nahe 1’/2 Millionen,
welche öſterreichiſch Serbien bewohnen und
früher der ungariſchen Hofkanzlei unterwor-
fen waren, ſind damit alg beſondere Na-
tion anerkannt, und die Serben insgeſammt
haben nun wieder einen Anhallspunkt er-
halten, ſich unter dem öſterreichiſchen Scep-
ier zu ſchaaren. So lange man, bemerkt
der Tvuriſt Neigebaur, dei den Serben,
den der orientaliſchen Kirche angehörenden
Slaven, fuͤrchten mußte, daß die Anhänger der
orientaliſchen Kirche wieder alg Schismati-
ker betraͤchtet werden würden hatten ſich
ruſſiſche Sympathien ſpuͤren laffen. Jetzt
iſt dies anders, . Die Südflaven im öſter-
reichiſchen Kaiſerſtaat ſind nicht mehr, wie
im Norden die Edelleute und Bauern, ka-
ſtenartig geſondert, ſie ſind Staatsbürger
gewordẽn und die türkiſchen Südſlaven wer-
den dereinſt dem Nachbar zufallen, welcher
ihnen die meiſte Freiheit zur Entwickelung
ihrer materiellen und intellectuellen Kräfte
gewährt. Dagegen hat Rußlaͤnd gar nichts
einzuwenden, und es iſt zum Theil dem
ruſſiſchen Einfluß zuzuſchreiben daß die
Türfen die Befeſtigungsarbeiten in Satto-
rina an der Küſte von Raguſa aufgaben.
Sn Tunis dagegen werden Kußland und
Seſterreich Hand in Hand mit England
und gegen die Anſprüche Frankreichs die
Suprematie der Pforte aufrecht zu erhalten
ſuchen. Daß die engliſche Flotte von Malta
nach Tunis unter Segel ging, wo bereits
ein franzöſiſches Geſchwader ſtationirt iſt,
gehoͤrt jedenfalls zu den bedeutungsvollſten
Demonſtrationen der neueſten Diplomatie.
Ein Königreich Algerien mag dex neue Kai-
ſer der Franzoſen ſchaffen: Tunis wird
er nimmermehr von der Türkei ablöſen und
ſich unterwerfen. } ;
Wien 27. Nov. Die „Wiener Zts.“
zeigt an, daß 500,000 fl in Münzicheinen,
1,900,000 ſi. in Reichsſchatzſcheinen und
1,000,000 fi. in Anweiſungen auf die Lan-
degeinfünfte Ungarns am 20. u, 25, 1 M,
verbrannt worden ſind. — Nach den bexeits
befannten Ergebniffen des laufenden Ver-
waltungsjahrs 1852 laſſen die directen und
indirecten Steuern und Abgaben eine Ein-
nahme von 225 Mill. Gulden erwarten.
SZm Jahr 1850 belief ſich die Summe der
ordentlichen Staais- Einnahmen auf eirca
180 Miil. Gulden. — Das Miniſterium
für Landescultur hat mehrexen Handels-
fammern eröffnet, daß die Verhandlungen
über ein zeitgemaͤßes Forſtgeſetz bereits Sr.
Maj. deni Kaifer vorgelegt wurden.
Wien, 28. Nov. Dem Vernehmen nach
hat Hr. Graf v. Chambord gleichzeitig mit
dem an das franzöſiſche Volk gerichteten
Proteſt ein Schreiben an die europäiſchen
Großmächte gerichtet, in dem er um Ver-
mittlung zur Wahrung ſeiner Rechte in
Frankreich gegenüber der im Entſtehen be-
zriffenen neuen Dynaſtie das Anfuchen ſtellt.
— Die Berathungen der Zollconferenzmit-
glieder haben auch in dieſrr Woche beinahe
taͤglich ſtattgefunden. Bis jetzt ſind im Gan-
zen 24 Sigungen gehalten worden.
Aus Wien 28, Nov., berichtet man
dem Schwäb! Merkur: Die früheren Be-
ditanftalt für Handel und Induſtrie haben
hauptſächlich darin das Hemmniß eines
daß die Zahl der Mitglieder des Comites
zu groß geweſen, und der Herr Finanz-
minißer hat daher daſſelbe nun auf fünf
Theilnehmer beſchraͤnkt, die theils der Na-
tionalbank, theils der Handelskammer an-
gehören, wobei der Miniſterialrath im Fi-
nanzdepartement Herr v Brentano, den
Vorſitz führt. Herr Warrens befindet ſich
nicht mehr darunter. Die Aufbringung der
Fondoͤ, der ſchwierigſte Theil der Aufgabe,
ſteht gegenwärtig in erſter Reihe der Er-
örterungen.
Wien, 30. Nov. Den Volksſchulen in
Ungarn ſtehen weſentliche Reformen bevor.
Die ſchon feit längerer Zeit deßhalb einge-
leiteten Erhebungen haben das Unterrichts-
miniſterium zu beſtimmen veranlaft, daß
die jetzigen Landſchullehrer dieſes Landes
nur naͤch gehoͤriger Nachweiſung ihrer Be-
fähigung beibehalten werden können, die
neu Anzuſtellenden hingegen dieſelbe Pru-
fung ablegen muͤſſen, wie ſie in den übrigen
Kronländern vorgeſchrieben iſt! Zugleich
wird eine zweckmäßigere Arrondirung der
Schulbezirke angeordnet. In Berückſichtig-
ung der wirklich oft traurigen Lage der
Lehrer auf dem flachen Lande und der da-
raus entſpringenden Nachtheile fuͤr den Un-
terricht, ſollen dieſelben höhere Gehalte be-
ziehen und ihnen ſolche Nebenbeſchäftigun-
gen unterſagt werden! welche die für den
Unterricht gewidmete Zeit haͤufig unterbre-
chen und verfürzen.. Die Borrücdung, in
höhere Sehaltsfiufen wird nicht mehr nach
der. Dienſtzeit, fondern naͤch individueller
Befähigung erfolgen.
In Linz iſt dex durch heldenmüthige
Versheidigung von Peſchiera im Jahr 1848
bekannte Feldzeugmeiſter Baron Rath in
einem Alter von 80 Jahren geſtorben und
unter militäriſchem Gepränge beſtattet
worden.
Frankreich.
Paris, 1. Dec. Wie man von verſchie-
denen Seiten hört und unter andern auch
der /Köln. Ztg.“ geſchrieben wird, lautet
der officielle Titel, den Ludwig Napoleon
in allen Staatsacten annehmen wird: Na-
poléon IL, par la gràce de Dieu et la Yolonte
du peuplè, Empereur des Francais, Die
nähere Umgebung des Kaiſers wird ſogleich
naͤch der Proclamation eine große Verän-
deruͤng erleiden. Bisher fanden ſich darun-
ter meiſtens frühere Freunde und Anhänger,
welche die boͤſen Zeilen mit ihrem Gebieter
getheilt und ein Recht auf Dankbarkeit hat-
Fen. Dieſe Herren ſind aber zum Theil
nichts weniger als Sprößlinge großer Fa-
milien und da dem neuen Kaiſer daran
liegt, ſeinen Hof glaͤnzeyd herzuſtellen, und
die ariftokratiſche Geſellſchaft an ſich zu
ziehen, ſo müſſen ſie Leuten weichen die
ſich zwar erſt in jüngſter Zeit dem neuen
Hertn zugewendet haben, aber dem hohen
MAvel- und berühmten Familien angehoͤren.
So wird unter Anderm der Prinz v. Hauf-
fremont die Stelle eines Oberhofweiſters
erhalten, eine Wahl, die ſehr glöcklich iſt,
da diefer reiche Edelmann in Dder hohen
Pariſer Geſellſchaft großes Anſehen ge-
nießt, ſein Beiſpiel viele Nachahmer finden
und bald eine Menge prinziiches und graf-
licher Höflinge ſchaffen wird. Auch in der
Diplomatie will der nen? Kaiſer auf den
bedeutenden voͤſten große Namen wenig-