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auf’8 tieffie ;;etfeßt. 2 tam ſich wie ein ver-

2





ſchoͤn die Geſchichte meines abentheuerlichen Le-
bens erzaͤhlt. Ich habe Dir geſagt, daß ich

bin, daß der Herr Graf, Oheim des Herrn
Georg, mich_ ſeit meiner Kindheit mit Wohl-
Falen überhäuft hat, daß ich ihm meine Marz
fetender: Beftallung verdankfe, vaß ich ihn nie
verlaſſen haͤbe und daß ich ihn auf allen feinen
Feldzügen begleitete. Ich weiß wohl, wie Du,
daß in allem Dem etwas Sonderbares liest Ich
habe verfucht, dieſes Geheimniß zu durchdringen,
ich habe den Lieutenant befragt, der davon nicht
mebr weiß als ich. Aber iſt das eine Urfache,
zaß mein Herz der Dankbarkeit verſchloſſen
bleibe und ſchuͤlde ich nicht meinem edelmüthi-

beren letzter Sproſſe der Lieutenant Georg ift.
Vergeſſen, was dem trefflichen Grafen von La-
yal theuer iſt, ſeinen Neffen nicht lieben, das
hieße, das Andenken an ihn ſelbſt, die Erinne-
rung an ſeinen Namen und ſeine Wohlthaten
aufgeben



mer nach dem Elſaß zurück!
(Fortfegung folgt.) .

Die Marketenderin von Fontenoy.
Erzählung aus der Regierungszeit Qudwias XV.
. (Fortfegung.)


Roſe. ——
„ Sa, darüber lachſt Ou? das
gem Belang für Did. .
Und ich Tournefol, ich verbiete es Dir.
Mit welchem Rechte, ich bitte?

iſt von gerin-


Verlobte? —
Alber Du liebſt einen andern!
Narr, armer Narr.



liebe?

Aber der Lieutenant.


neſol, aber nicht wie Dich.


Arten zu lieben gäbe. ;
Touͤrnefol/ hör’ mich, haft

Wohlan/ liebft Du fie dieſe Schweſter?


was foͤll das?
Und mich, laß ſehen, liebſt Du mih?


verſchieden.


daß es verſchiedene Arten zu lieben gibt. —


nicht Dein Bruder. - {

Potz Weiter, nein! — Die
einem folchen Schrot, wie ev, Haben keine Mar-
ketenderinnen zu Schweftermn. *

Doch_liebft Du ihn. *

Fa, wie ich meinen Bruder lieben würde.
Kann man nicht einem Fremden die Liebe wid-
men, die man einem Bruder gewidmet hätte,
wenn die Raͤtur einen gegeben? Gibt e8 denn
im Herzen nur Raum für die Liebe, gibt’8



Befchuͤtztts bis an's Grab begleiten. Denn
waͤs fich geftern zugetragen hat, läßt wich glaus
ben, daß der Graf ſelbſt nach ſeinem Tode noch
etwas für die atme Roſe thun will. Ich habe
Dir's noch nicht gefagt; aber vorgeſtern ließ
er midy in's Hauptquartier kommen und fagte

ſchall, ſehen Sie gütigſt dieſes junge Mädchen
an, um Sie ſpäter erkennen zu fönnen. ID
habe ein Vorgefuͤhl, daß ich bleibe; — verwah-
|ren Sie diefe Papiere! die ich Ihnen anver:
vertraue. Sie werden ſte ihr zuſtellen, wenn
ich nicht mehr bin.“ Dann führte er mich zu-
rüc, drückte mir die Hand und ſprach mit ſanf-
ter, aber bewegter Stimme: „Lebe wohl, Roſe;
lebe wohl, arme Kleine.“ Was mich betrifft, 10
weinte ich und Diefer Auftritt hat in meinem

greifen Fann, das aber meine Dankbarkeit ver-
— RN ;

Das iſt eine höchſt ſeltſame Geſchichte, fagte
der Feldwebel der nachdenkend geworden war

Run Tourneſol, biſt Du noch eiferſüchtig.
wegen Herrn von Ladal? *

Rein, ſchöne Roſe, an Dir iſt es meine
Eiferfuͤchi zu vergeffen, denn jeßt wuͤrde ich Did
anbeten und wenn alle Offizieve des Matſchallo
yon Sachſen auf Dich ein Auge hätten.

- Und Du wirſt wohl daran thun; denn ſteh',
die verblümten Redensarten all dieſer Stutzer,
die ihre Erziehung am Hofe des höchſtſeligen
Regenten genoffen, machen auf micd nicht mehr
Einvtuck, al8 ein Glas Branntwein auf Deine
Kehle. * 2
* oh, jetzt will ich Niht mehr ſterben.
Ich bin närriſch, aber vor Glüc
Wohlan, Pinſel, umarme mich.

Iich umarmen! ſagte der Feldwebel, einige
Schritte zurückweichend
“an follte jept ſagen, Du haͤtteſt Angſt.
Vor dem Feinde nie, Roſe; aber vor Dir...
Run wohl, bilde Dir ein, daß meine Wan-
gen zwei Blockhäufer ſeien und nimm. zwei
Küſſe mit Sturm,

— D

Feldwebel.
Genug, genug! ſagte die Marketenderin.
Blos zwei Küffe -

Ich laufe zwanzigmal Sturm.
Nein, nein, Du biſt jetzt zu tapfer.
Alle Wetter! Du kennſt doch das Sprich-

wort! nichts ſchrecklicher als eine aufrühreriſche

4° £

die Schüchteruheit! rief. der

ich bisher ſchüchtern geweſen, wie ‚ ein Kind;
aber jetzt bin ich ein Held geworden. Ich werde
immer Füffen . « + . *










Xa, aber mich alletn.. —
DiehH allein, denn Dir allein gehött mein
Herz und die Lorbeeren-, die ich mir Morgen
pflücken werde.
Sehr gut, Tournefol. Der Ruhm muß
für den Krieger der Genoffe Dder Liebe. ſein.
Auf Morgen ift die Schlacht, der König wohnt.
ihr bei, zeichne Dich aus und werde Offtzier.
Das iſt ſchwer für einen MBauern ; aber wenn
Dir das gefällt, Rofa; der Liebe ift alles moͤglich.
Die Thür des Saales öffnete ſich im ſelben.
Augenblicke und ein Offtzier trat ein; es war
der Lieutenant Georg von Laval! Mit einer
Bewegung, welche die Gewohnheit des Befeh-
lens gibt, verabſchiedete er den Feldwebel. Dies
ſer, dem Kriegsgehorſam treu, verſtand und zog
ſich zurüd, ⸗ *
Lieutenant ſagte die Marketenderin, Sie ha-
ben mir alfo irgend ein Geheinniß mitzutheilen?
Nein, fchöne Marketenderin ich komme blos
von Seiten meines Onkels, Dder, fortwährend
verfolgt von ſeiner Ahnung, mich beauftragt
hat, Ihnen dieſe Papiere zuzuſtellen, die Sie
nur nach ſeiliem Tode öffnen ſollen.
Aber er hatte ſte dem Marſchall anvertraut.


men in der Furcht, irgend ein Begegniß koͤnne
Sie derſelben auf immer berauben.

Der treffliche Graf! Mein Sott, Herr
Georg vielleicht wieder irgend eine neue Wohl-
that, ein letzter Beweis von Güte!

Deſto beſſer, meine Schöne; ich weiß, daß
mein Oheim für Sie immer große Zuneigung
gefühlt hat, und ich würde ohne Nimmer ihren
kleinen Beſttz ſich vurch einige Stückchen abrun-


Verwahren Sie dieſe Papieve; für Sie muß
das ein Schatz ſein! L — 4—
Moͤchte ich recht lange nicht das Recht ha-
ben, ſie zu öffnen! Gebe der Himmel, daß die
englifchen Kugeln nicht bis zu dem wohlthätigen
Manne reichen! — — —
— ir wollen’8 Hoffen, Rofe, aber die Ge-
ſchichte wird heiß Morgen; auch verlaffe ich Sie,
um ein wenig auszuruhen. Gruß der Nönigin, -
der feinen Blume der Marketenderinnen!
Gruß der Perle der Lieutenants,
Ja, der von Ihnen keine Viertelſtünde Liebe


Richt einmal eine Minute.
Welch' ein närriſcher Eigenſinn! Das iſt
derber wie ich, Lieutenant, und doch liebe ich


Freundſchaft pfur! — ;
Ja, Herr Georg, ich liebe Sie, wie einen


; Ah, das Wort iſt gut! Sind Sie toll, wie-
derholie der Lieutenant, der die Marketenderin
mit einer leichten Kopfbewegung grüßte und
Herausging, indem er eine der ſchönſten Weiſen
von Lulli fummte : ; *

Aimons nous, ma tendre amie etc. ef0.

Diefe -Eyeeute , „Jagte Die Marketenderin,
nachdem fie ſich käum von dem anmaßenden
Tone Geoͤrgs erholt hatte, ſte ſind alle dieſel-
ben; ſtolz wie Pfanen, weil ihre Mütter und
Schweftern das Vorrecht haben, ſich zu ſprei-
zen im Goldpalaſt von Verſailles; und ich die


ihn wie ‚ein beſonderes Weſen anſah — nun
ich verabfcheue ihn jetzt, und ich begreife ſeinen
Haß für Zournejol . — A

Dann ſchloß ſie die Thüre, denn die Zeit
war ſchon vorgerückt; alles ſchlief im Lager,


das Dunkel der Raͤcht gerufenes! Wer da!
maͤn hörter (FortjeBung folgt)

Verantwortlicher Redacteur: G. Neichard.



Druck und Verlag von G. Retchard
 
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