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N” 60. Freitag, den t4. Mai 1852

— ; : Ergebniß dieſer Erwägung fich in — ßen auf die bayeriſchen Vorfchlaͤge die fol-
— Echluß des Artikels über die ſfrüher erlangten Üeberzeugung beftärft ge«|gende Erklärung abgeben?

conferenz.) $ junden, daß es mit einer naturgemäßen | C „Die Regierungen, welche ich zu ver-

Von ebenſo hohem Intereſſe iſt die Antz
wort, welche Preußen auf die von Bayern
geſteilten Anträge gegeben hat. Der koͤn.
breußiſche Bevollmaͤchtigte gab nämlich die
ſolgende Erklärung ab:

B. „Preußen haͤt die Geſichtspunkte von
welchen es hinſichtlich der jetzt eröffneten
Verhaͤndlungen ausgeht, in den ſeit den letz-
ten Monaten des verfloſſenen Jahres an
ſeine Zollverbundeten gerichteten Mitthei-
lungen wiederholt niedergelegt. So weit
diefe Geſichtspunkte auf die Fortſetzung des
Zollvereing uuͤd auf deſſen Erweiteruͤng durch
den Anſchluß des Sieuervereins gerichtet
ſind, werden ſie nach Inhalt der der preu-
ßiſchen Regierung zugegangenen und der
bei den gegenwärtigen Verhandlungen ver-
nommenen Erflärungen von ſämmtlichen
Vereinsregierungen getheilt; in Beziehung
auf einen dritten in Betracht kommenden
Geſichispunkt dagegen iſt eine Verſchieden-
heit der Anſichten yervorgetreten. Es hat
naͤmlich der königl. bayeriſche Bevollmäch-
tigte erklärt: daß von Seiten der königl.
baͤyeriſchen Regierung gegenwärtig, wo es
ſich um das Eintreten in Verhaͤndlungen
wegen Erneuerung und Erweiterung des
Zollvereing handele, in Verbindung mit die-
fen Verhandlungen zugleich auch eine Ver-
handlung mit Seſtekreich unter Zugrunde-
fegung der in Wien feſtgeſtellten, auf einen
3ZoU- und Handelsverhnag und auf einen
Jolleinigungsvertrag zwiſchen dem Zolloer-
eine und Oeſterreich bezüglichen Entwürfe,
deren Vorlage an die gegenwärtige Con-
ferenz demnächft erfolgen folle, für nothwen-
dig gehalten werde. Dieſer Erklärung ſind
im Weſentlichen die Bevollmächtigten von
Sachſen, Wuͤrttemberg, Kurheſſen, Groß-
herzogthum Heſſen und Naſſau beigetreten.
Die Noͤthwendigkeit einer Verhandlung mit
Oeſterreich in Verbindung mit den Verhand-
lungen über Fortſetzung und Erweiterung
des Zollvereins wird theils aus formellen,
theils aus materiellen Gründen abgeleitet.
Als formelle Gründe werden aufgefuͤhrt:
es ſei jedem Vereinsſtaate unbenommen,
Anträͤge zu ſtellen; wenn nun eine Anzahl
von Vereinsſtaaten ſich zu dem Antrage ver-
anlaßt fehe, daß unter Vorlegung der in
Wien verabredeten gedachten Entwürfe ſolche
zum Gegenſtande der Verhandlung gemacht
werden mögen, ſo ſei damit in ähnlicher
Weiſe die Initiative ergriffen, wie dies von
Seiten Preußens in Anſehung der Theil-
nahme von Hannover und Oldenburg ge-
ſchehen. Als materielle Gründe werden her-
vortzehoben: einerſeits daß die mit Oeſter-
reich zu pflegenden Verhandlungen genau
denfelden Geßenſtand haben, wie die Be-
rathungen über die Erneuerung und Er-
weiterüng des Zollvereins überhaupt, ander-
ſeits daß, wenn die allſeitig und namentlich
mit Nücficht auf die noch erforderlichen
näheren Vorbereitungen Oeſterreichs zu wah-
Venden Geſichtspunkte nicht bei den gegen-
wärtigen Verhandlungen die nöthige Beach-
lung fänden es ſpaͤter unendlich ſchwerer
fallen werde! denſeiben durch neue Abände-
rungen gerecht zu werden, daß mithin nur
auf dem Wege gleichzeitiger Verhandlung
ein allſeitig befriedigendes Ergebnib zu er-
reichen ſein werde. Die preußiſche Regie-
Ung hat dieſe Motive mit voller Unbefan-
genheit erwogen, allein ſie hat nach dem

Entwickelung der in Rede ſtehenden Ver-
hältniſſe in Widerſpruch treten würde, wenn
man aͤnders verfahren wollte, als unter
allmäligem Vorſchreiten. Bei voller
Bereitwilligkeit, jedem in den Kreis der
hier begounenen Verhandlungen gehoͤri-
gen Antrage auch ihrerſeits die ſorgfältigſte
Mitberathung zu widmen, vermag doch die
preußiſchẽ Regierung keine Umſtände, zu
erkennen, durch welche ſie ſich veranlaßt
ſehen könnte, die in obiger Erklärung aus-
gedrückte Anſicht für begründet zu erachten.
Wenn der Stellung Oeſterreichs diejenige
der Staaten des Sieuervereines gegenüber-
geſtellt wird, ſo ſcheint dabei die obwaltende
innere und aͤußere Verſchiedenheit der Ver-


Die Staaten des Steuervereins haben ſich
vertragsmäßig verpflichtet, von dem Be-
ginne der Periode an, um welche es ſich
gerade bei den vorliegenden Bexathungen
handelt, dem Zollvereine mit ſeiner beſte-
henden Verfaſfung und Geſetzgebung, vor-
behaltlich einiger Modifieattonen, beizutre-
ten. Von kelnem anderen Staate, moͤge
er Deutſchland ganz oder mit einem Theile
ſeines Gebietes angehören, kann anerkann-
termaßen ein Gleiches behauptet werden.
Insbeſondere iſt bei Molivirung der in
Rede ſtehenden Erklärung in Anſehung Oe-


keit voͤrgaͤngiger tief eingreifender Refor-
men des bisherigen öſterreichiſchen Zollıy-
ſtems hingewieſen worden. In welcher Be-
ziehung aber Verhandlungen mit Oeſterreich
genau denſelben Gegenſtand baben wurden,
wie die Verhandlungen über die Erneue-
rung und Erweilerung des Zollvereins,
hat dieſſeits, auch nach wiederholter Exwä-
gung, nicht anerkannt werden können. Mag
man hiernach die obige Erklärung entweder
ſo auffaſſen, daß ſie eine Verhandlung mit
Oeſterreich in dem Schooße der hier begon-
nenen Berathungen ſelbſt bezwecke, oder
daß ſie eine gleichzeitig neben den hier be-
gonnenen Bekathungen hervorgehende Ver-
jandlung mit Oeſierreich im Auge habe
— die preuß. Regierung vermag ſich der
unbedingten Beſorgniß nicht zu entheben,
daß man auf dem einen wie auf dem an-
dern der eben angegebenen Wege in Ver-
wicklungen gerathen werde, deren Löſung
ſich nicht abſehen laſſe, daß man ſich damit
von dem Ziele entferne, ſtatt ihm näher zu
treten. Nach der Anſicht der preußiſchen
Regierung — wie ſolche ſchon fruͤher aus-
gedrückt worden — wird man bei den hie-
ſigen Verhandlungen das Augenmerk auch
darauf zu richten haben, daß eine engere
Vereinigung mit Deſterreich auf dem Ge-
biete der materiellen Intereſſen „in Aus-
ſicht zu nehmen bleibt“; die preuß. Regie-
rung hält feſt an den in dieſer Beziehung
wiederholt abgegebenen Erklaͤrungen, aber
ſie fühlt ſich gedrungen, ihrerſeils ebenſo
feſt an bder, audy) duͤrch neuere Vorgänge
nicht wankend gewordenen Ueberzeugung zu
halten, daß zuͤnächſt die Erneuerung und
Erweiterung des Zollvereins unter Hinzu-
tritt des Sleuervereins zu ſichern und erſt
alsdann zu Verhandlungen mit Oeßerreich
über einen Handelsvertrag zu ſchreiten ſein
werde.“

So weit der f preuß. Bevollmaͤchtigte.
Die ſächſiſch-thüringiſchen Regierungen lie-

treien habe, müſſen wünſchen, daß über die
vorliegende Frage eine Verſtändigung in
dem Sinn der Erklärung ſtattfinde, welche
die £. preuß, Regierung abgegeben hatı“
‚Dem „Preußildhen Wochendlatt“ zufolge
exiſtirt außer den bekannten auf der Wie-
ner Zolleoͤnferenz von Oeſterreich vorge-
legten Entwürfen eines Handels- und Zoll-
vertrags und eines Zolleinigungsvertrags
zwiſchen Oeſterreich und dem Zollverein,
welche das erſte Darmſtädter Protocoll mit
den Buchſtaben A und B bezeichnet, ein den
Buchſtaben C führender dritter Vertrags-
entwurf, zu dem ein geheimer Artikel vor-
geſchlagen worden ift, deſſen weſentlicher
Inhalt dahin geht: daß Oeſterreich ſich
verpflichte‘, den coaliſtrten Regierungen auf
deren fpaͤteſtens bis zum 31. Januar 1853
auszudrückenden Wunich die (in dem Vexr-
trage C. enthaltene, ob gänzliche oder theil-
weife? Gaͤrantie ihret Zollrevenüen ıu
gewaͤhlen; 2) daß ſich die coaliſirten Re-
gierungen Defterreich gegenüber verpflich-
ten, einen Vertrag über die Verlängerung
des Zollvereins mit Preußen keinenfalls
vor dem 1. Januar 1853 abzuſchließen, ſo-
fern nicht vorber eine Verſtändigung zwi-
ſchen dem Zollverein und jenem Staate
erfolgt.

Feuilleton.
Liebe in alter deit.
IFortſetzung.)

Hier ſah er aber doch den Kanzelliſten ſcharf
an, der unruhig auf ſeinem Stuhle hin und
und herrückte und die Augen auf den Teller
heftete. „Mit einem Worte,“ fuhr Grabow
fort, „ich habe genug in die Milch zu brocken,
ſtänd' ich auch nicht ſo allein in der weiten
Welt. Könnte wohl meine Frau gut halten
undemeine Kinder dürften nicht hungern, jeßt
aber fällt mir mehr zu, als ich erwarte. —
Mein Bruder haͤtte das Freigut bekommen in
Preußen, und war ſein Leben über ein ſpar-
jamer Mann. Nun iſt der todt, ich bin der
einzige Erbe! Iſt ein feines Out,-will’8 aber
verfaufen, ‚mag nicht in dem einſamen Lande
da oben (eben, Hier in der Stadt, das Geld
genommen, ein huͤbſches Haus und freundliche
Geſichter darin, das ift fo mein Gefhmach. /

„Nun ,“ fagte Frau Margatethe mit mehr
Freundlichkeit, al8 e8 Grabow gewohnt war,
„wo ein Haus iſt und ein ſchmuͤcker Mann,
dem’8 in den Taſchen klicipert, hars an Kreuz
und Ring niemals gefehlt.“ — 2
Der Lieutenant fah eine Zeit lang ganz
ernſthaft vor ſich hin und ſchielte dann nach
dem Fenſter hinüber, wo Elsbeth mit Eberhard
ſchon lange heimlich ſprach — „Ws iſt eitel
Thorheit, daran zu denken, Frau Margarethe,“
ſagte er! „Ich bin kein fanftmüthiger Mann,
ein alter Soldat, haͤbe auch viele Launen, und
was das ſchlimmſte ift, ich weiß wie leicht ſo
ein junges Weib einen alten Mann unter dem
Rantoffel hat, und wie er nach ihrer Pfeife
tanzen muß.“ ;

Männer müſſen immer ein Bischen nach
den Frauen hören, werther Herr Lieutenant,“
rief Margarethe lachend; „der muß auch pa-
riren und es geht ihm gut dabei.“ ;

„Aber wo wäre wohl Eine, die e8 fo recht-
lich meinte wie Ihr,“ ſagte Grabomw, indem er
aufſtand. „Wie lange wird's noch mit mir,
 
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