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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Beilage-Blätter Nr. 1-13; 15-18: 20-22; 24-60; 62-157
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#1383
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— Baffel, 29. Mai. das von König Lud- | Bernehmen nady Dat der Dundesraih ̃ĩ— A MK

wig. von Bayern für das Srab des Ge-
fhkhleforfchers Johannes v. Muller be-
fünmte Denkmal iſt hier angelangt, unDd
man iſt ſo eben damit beſchaͤftigt/ daſſelhe
auf dem alten Kirchhofe über Sem Grabe
deg Johannes v. Müler aufgurichten, Auf
diefem Graͤbe ſland ſeither ein Niedtiger,
Yiereciger, kieiner Sandftein mit der Hn-
{chrift: „Johannes de Müller, Historiogra-
phus:“ Diefer einfache, beſcheidene Stein
des großen Geſchichtsſchreibers macht jetzt
einem braͤchtvollen Monumente aus carrari-
ſchem Marmor Plag/ und es gereicht dem
König Ludwig voͤn Bayern zur hohen Ehre,
daß er fortfährt, Das Andenken wahrhaft
ı großer Männer auf dieſe Weiſe zu ehren
und der Nachwelt zu erhalten.
Halle, 27, Mai. In dem ſo eben be-
endigien Congreſſe von Zreunden des deut-
fchell Zollvereins wurde veſchloſſen, eine
öffeniliche Erklärung des Inhaͤlts zu erlaſ-
fen, daß die Zerreißung des. deulſchen Zoll-
vereins ein unberechenbares ungluͤck ſei, dem
vorgebeugt werben müffe; Daß die Ausdeh-
nung des Zollvereins durch den September-
verikag mit Freuden zu begrüßen, und daß
mit, vefp. nach Reconfiruirung Des Zollver-
eing auf Grund des Septemberveritages
eine engere commercielle Berbindung mi
- Defterreich in Angriff zu nehmen und mOg-
lichſt zur Ausführung zu bringen ſei. Dies
war der erſte Theil der Tagesordnung; Der
zweite hatte die Bildung eines
ſchaͤfllichen Vereins des Deutfhen Zollver-
bandes“ zum Zwed. Die Bildung diefes
Vereins wurde einſtimmig genehmigt. Hier-
auf foͤlgte die Berathung der Statuten ves
neuen Vereing, Dieſelben, ebenfalls mit
Slimmeneinhelligkeit angenommen, lauten
ihrem weſentlichen Inhalte naͤch! 1) der
volkswirthſchaftliche Verein des deuiſchen
Bollverbandes maͤcht ſich die Erhaltung des
— Deutfchen Zollvexeins und die Förderung der
Vvolkswirthſchaftlichen Intereſſen in demfel-
ben zur Aufgabez 2) der Berein bhefteht
Yorläufig auf zwei Jahre; 3) der Verein
hat zur Leitung feiner Geſchäfte einen Ause-
ſchuß von fieben Mitgliedern, aus welchen
auch der Praͤſident gewählt wird; der Aus-
ſchuß kann ſih aus Mitgliedern des Ber-
eing bis zu 21 Mitgliedern ergänzen ; der-
felbe verfügt über die SGeldmittel des Ver-
- - eing 20.3 4) die erforderliden Gelder wer-
den durch Beiträge der Mitgliever aufge-
hracht, die mindeſtens 2 Thlr jaͤhrlich pro
— beiragenz 5) es, finder
eine General⸗Verſammlung ſtatt, und zwar
in Berlin, dem Sige des Ausfduffes; vie
außerordentlihen General Verſammluͤngen
fönnen auch anderwärts abgehalten werben;
‘ 6) der Ausfchuß entſcheidet durch Stimmen-
miehrheit; derſelbe Aolmmungsmodus fin-
det in den General- Verſammlungen ſtaͤtt;
hei Stimmengleichheit gibt der Praͤſident den
. Ausfchlag. — Am Schluffe des Congreſſes
wurde von den als Mitglieder Beigetrete-
nen der Ausſchuß für das nächſte Jahr ge-
wählt. Der Congreß war fiark beſucht.
Baͤden, Bayern, Sachſen, Kurheſſen waren
ebenfalls verireien. Degenkolb präſidirte und
wurde durch die Herren Overweg,/ Oechel-
haͤuſer und Or. Tögel unterſtützt.

Neuenburger Regierung wiſfen laffen, daß
die telegraͤphiſch veröffentlichte Verſion des
Londoncr Protocollg der Autyentieität ent-
behre, und daß laut Mittheilung dex eng-
liſchen Geſandtſchaft in der Schweiz noch
nichts Definitives in dieſer Angelegenheit
beſchloſſen ſei.
Frankreich.
Paris,/ 30. Mai, Abends. Außer der
geſtern mitgetheilten Notiz des „Moniteur“,


Zeit aufgelaucht und zur Sprache gebracht
worden find, in Abrede ſtellt, hat noch ein
anderes Actenſtück großen Lärm in Paris
gemacht, beſonders in der, legitimiſtiſchen
Welt: ein Schreiben nämlich des Grafen
v. Laferronnays, welches vom Grafen D,
Chambord wie in die Feder dichrt zu ſein
ſcheint und mit noch mehr Beſtimmtheit den


tendent feloſt von Benedig aus geſchrieben
und an ſeine Anhänger gerichtet, um dieſen
die Verweigerung des Eides und die Ab-
iehnung aler Staatsamter ſowie die Un-
terlaffung jeder Handlung/ die auf einen


deuten koͤnnte vorzuſchreiben.

— Die „Patrie“ erklärt die Angabe deut-
ſcher Blätter, es ſei von den Repräfentanz
ten der Maͤchte in London ein Protocoli
unterzeichnet worden, welches Preußens
Rechie auf Neuenburg vollſtändig aner-
fenne, für eine ſtarke Nebertreidbung. Es


eine Entſcheidung bis jetzt noch nicht erfolgt
Paris, 1. Juni. Nach Gerüchten, welche
hier umlanfen, haben fämmtliche Miniſter,
mit Ausnaͤhme Verfigny’s, ihre Entlaſſung
genommen.. Der Staatsrath ſoll ſich
forfwährent den Decreten über die Confis-
cation der Güter der Orleans feindlich ge-
ſinnt zeigen.
Däuemart.
Kopenhagen, 27 Mai. Das Mini-
frerium für Schieswig macht unterm 21,
D, M bekannt, daß der König unterm 19.
D M refjolvirt habe, folgende authentiſche
Interpretation des Ausdrucks „rein politi-
ſche Bergehungen“ in dem Amneftiepatente
y, 29, Maärz d. J. zur öffentlichen Kunde
bringen zu laffen: Als rein politiſche Ver-
gehungen ſind lediglich diejenigen anzuſe-
ben, deren verbrecheriſcher Charaktex auss
ſchließlich in ihrer Beziehung zu Unferer
Lücrhoͤchſten Perfon, oder zu der uns zu-
ſiehenden Regierungsgewalt, oder zu der
beſtehenden Verfaſſung begrundet if, woge-
gen ſolche Vergehuͤngen, welche wenn auch
zanz oder zum Theil aus politiſchen Moti-
yen hervorgegangen, doch auch anderweitig
einen verbrecherlſchen Charaklex an ſich
fragen, wie namentlih Gewaltthätigkeit und
hoͤliche Mighandlungen, den rein politi-
ſchen Vergehungen keineswens aleich zu

ſtellen ſei.“
Aſien. ,
Bonibay, 3. Mai. Etwa 1400 Eng-
länder haben Rangun und Martaban un-
ter Oberft Neynoldo erſtürmt. Drei briti-
ſche Dampfichiffe haben den Kampf unter-


Birmanen hatten 25,000 Mannn im Gez
feht. . Die Erflürmung von - Rangun {ft
hier wit Kanonenfalven gefeiert worden.
General Campbell hat die Momunds bei
dem Fort von Peſchawer angegriffen und


rauf fie die Fluͤcht ergriffen und auf der-


Feuilleton.

Viebe in alter deit. —
(Fortfegung.) ...

UAm nähften Morgen brach der Verlobungs-
taganı. Grabow erſchien in einer neuen Uni-
folm bei dem Kanzelliften, den Degen an der
Seite und von einem alten Kameraden beglei-
tet, der nicht minder verdorben , an Lelb und
Seele war, als er ſelbſt Beide waren je-
doch hohe und ehrenvolle SGäfte, und Frau


der andere invalide Herr El8beth, die Hand
küßte und gnädige Frau zu ihr ſagte. Dann
wuͤrde ſte roth und ärgerte ſich bis zum Zit-
tern, als das alberne Maͤdchen dazu lachte und
leichifertig fagte, ‚noch wäre ſie es nicht und


Weg. — Sie konnte es auch gar nicht begrei-
fen, wie der Kanzelliſt ſo entſetzlich finſter dus-


uuiherrollten und die Ichmalen, blauen Lippen
verzweifelnd lächelten und zu laͤchen verfuchten,
Cloͤbeth war ſo ſchön und fah nicht im gering-
en traurig au8. Ihr ſchlanker hoher Kör-
per war ganz in ſchwere Seide gehüllt, zahl-
loſe blonde Loͤcken umringelten den weißen Hals
und fielen auf den faltigen, blendend weißen
Kragen, Orabow war lauch ganz voll Luſt
bei ihrem Anblick und flüſterte viel mit feinem
alten Kameraden, dem Kapitan, der dann laut
und roh lachte! Endlich 20g er aber zwei gol-
dene Ringe hervor, denn ein Wagen hielt an
der Thür, aug dem ein geiſtlicher Herr ftieg,


ſprach! „Meine lieben Freunde alle, hier ſtelle
ich Ihnen meine geliebte Braut, die ehr“ und
tugendfame Jungfer Eliſabeth Spangenbers
yor, mit der ich mich heute vor ihren Augen
und Zeugenſchrift feierlich verloben will.“ —
Nun begann der geiſtliche Herr eine Rede,
Srabow hielt dabel Elsbeihis Hand in der
ſeinen, und beide ſtanden vor einem weißbedeck-
ten Tiſche, den man als Hausaltar eingerich-
tet hatte. Das junge Maͤdchen laͤchelte ſtill
vor ſich hin, aber es war doch ein anderes
Kachen, wie ihr gewöhnliches. Ein wehmüthi-
ger Ernſt ruhte dabei auf ihrer Stirn ihre
Wangen brannten heiß und in den Augen
(himmerten Zorn und Stolz. — Alg der Prie-
ſier die MRinge forderte um fie den Verlobten
an die Finger zu ſtecken, maͤchte ſie ſich frei
von dem Bräutigam und trat einen Schritt
zur Seite auf ihten Vatex zu. — Sie nahm
ſeine kalte Hand und Füßte fie, Man fah e$
Sie woͤllte ihm
ing Auge fehen, aber er ſchlus e8 nieder, ‚feine
Knie ſchienen zu ſchlottern/ ev feufzte Leife. —


Hand wieder [08, frat an den Platz zurück
und ſtreckte faſt ungeduldig den Finger aus,
um den Ring zu empfangen. Wie alle8 vor-
dei war, hiell e die Hand vor die Stirn und
rieb dieſe heftig alg wollte ſte einen boͤſen
Traum fortwifhen, oder eine Thräne verber-
 
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