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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 152-177 (1. Juli - 30. Juli 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0642
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Seutfdjlanb.

ßurlSrulje, 6. 3uli. ©eine J?öntgli*e .fjoheit
bet ©roßherzog haben ß* unterm 26. 3unt
b. 3. aflergnäbigß bewogen gefunben,

bem großh. ©eheimenrathe gerbinanb Ateßna
gteiherntöon @*weizer bie unterthänigßna**
gefugte ©rlaubniß 51t erteilen, bag ihm öon ©ei-
net Blajcßüt bem Äontg ber Belgier öerlieljene
©roßfreuz beg fonfgli* belgif*en 8eopolbg*Drbeng
annehmen unb tragen $u bürfen.

Sie gleite hö*ße, unterthänigß na*gcfu*te
©rlaubniß erhielt ber Sejirf^forfier Subwig SB er*
ncr in Babett für bag ibm öon ©einer Btajeßüt
bem Seutf*cn Äaifer unb jtönige öon Breußen
öerliebcne ©iferne Äreuj 2. klaffe am weißen
Banbe,

bem größt). 8egationgfcfretär Otto ©rafen öon
9tanhau = Breiienburg bte unterthänigß na**
gefugte ©rlanhniß ju erteilen, bag ibm öon @ei-
ner Btajeßat bem Itönig ber Belgier öerlieijene
Dffijierfreuj beg fönigli*en 8ecpolb=Drbeng anneh*
men unb tragen ju bürfen.

Sen Sesirfäarjt Sr. ©bnarb Burfart in
Äonflanj wegen leibenbet ©efunbbeit, unter Aner*
tennung feiner langjährigen treueu Sienße in ben
Buljcßanb ju öerfeijen.

Karlsruhe, 5. 3uti. ©eine Blajeßät ber&af*
fer öou Bußlanb iß hc“te Ba*mittag 31/» Uhr
auf ber Beife na* Baben in ßarlgruije eingetrof»
fen unb würbe öon ©. Äöntgl. Roheit bem ©robben
Zog auf bem Bahnhofe begrübt. Ser Äaifet hatte
aßen offiziellen ©tnpfang abgelehnt 5 nur ber fom*
manbirenbe ©enerai, ©eneral ber Infanterie öon
SBerber, fanb ftd) jur SRelbung bei ©einet 2Raje-
fiät auf bem Bahnhofe ein.

Ba* lurjem Aufenthalt fe^te ber Äaifer in
Begleitung beg ©roßfjerzogg bie Beife nach Baben
fort, wo ©eine Äönigli*e «£>o^eit auch an bem
SinerSf)eil nehmen wirb, wel*eg heute Abenb ju
©h«n beg Äatferg bei 3h«r ÜRajejiät berÄaiferin
Augußa fiattfinbet.

©eine &öniglt*e Roheit gebeult heute Ba*t
ita* ftarlgrufje zurücfjulebren, wäljrenb ©eine 3Ra-
Jefiät ber Äaifer öon Bußlanb morgen Bormittag
ß* nach Beterbthal begeben wirb. (Jlarlg. 3{g0

JlatlSruhc, 4. 3uli. Sie Herren @enerat-
Boßbireftor ©teppan unb ©eh- Boßratp Sunfel
befanben ft* in ben testen Sagen tn Äonflanj,
bag nun beßnitiö jum ©i£ etneg Dteic&ö=06erf)ofi'
amteg augerfehen fcheint. — ®etteral=£e!egraphen*
birefior ®.=9B. ö. ©auöin iß am 1. b. Abenbg
wieber na* Berlin jurütfgefebrt, tta*bem bag
30efentli*e für bie UeberleÜung beg habtf*en
Selegrappenwefeng in bie Bei*göerwaltung georb*
net iß.

Aug Ballett ben 3. 3ult. @*on feit 2Bo*ett
War baüon bie Bebe, baß bag Big tl)u nt Straß*
bürg wie übrigeng faum anberg möglich, na* ©im
öerleibung beg ©Ifafieg einen Sheit ber oberrpeini*
f*en Äir*enproöinz, fomit einen Beßanbthell beg
©rjbigtbumg greiburg bilben foXXte. Samit ifi
alfo bag Bei* an ber ©rjbigthumgfragc betheiligt.
Db nun bie grage ber SBieberbefe^ung, foweit eg

bereit ju halten, wo bann Beibe mit bem na*
Stettin gehenben Sampfbocte abreifen Wollten.

Sraußen hertfßße trübeg SBetter. Ser ©türm
braugte bur* bie entlaubten SBipfcl unb fein @e*
heul mif*te ft* mit bem ©etöfe ber SReeregwogen ;
gum f*auerli*en ©onjert. 5J3raffclnb f*Iug ber |
Sdegen gegen bie genfierf*cibeit unb fo gemüthlt* !
au* ber ©inbrud war, ben ber fleitte, hetl erleu*= j
tete unb behagli* auggefiattete ©alott im ©egem j
fa^e ju ber aufgeregten SRatur brau§ett ma*te, j
bag einförmige, bur* minutenlange Raufen unters !
bro*ctte ©efprä* ber beiben ©atten wollte ni*t \
in Sluß fommen. |

„©0 la§ ung benn Abf*ieb nehmen, Anna!" j
unfetbra* er enbli* eine lange Baufe \ „bag Sampfs j
boot geht morgen geitig ab. Branbcp wirb Si* j
jebcnfallg na* ber AbfahrtgfieKe begleiten woßen. j
0aflg er Si* abholen foUte, wirb eg für ung j
Äße gut fein, wenn er Si* allein ftnbet. Bfeine !
©egenwart würbe für ung Alle wol)l laum ohne I
Berlegenljriten fein."

(gortjefeung folgt).

©ie fvanjöfif^c Stfjfelntü^e.

33on §ait§ SG3a*enbufen. \

(Sortfefeung.)

@ie finb bie 3Ba*ter unb Spione ber erfieren \
mhb bie Bertrauten ober Aufwarter ber atiberen,

fi* um eine befiimmte B«fon banbeit, f*ott in
ein ncueg entf*eibenbeg ©tabium getreten, mö*ten
wir bezweifeln. SebenfaHg aber werben fi*, wenn
wirlli* ©trapburg einen Beftanbtbeil ber Äir*en-
proöinz bilbet, ganz neue fragen öon polittf*s
lir*lt*er Bebcutung aufwerfen} unter anberem
wahrf*einli* au* jette, ob ©trajjburg ober gut*
bürg Bietropolitanftabt werbe. 3m Allgemeinen
ifi man geneigt, anzunebmen, bah tu biefera ^ßunEte
eine Aenberung iti*t eintrete. ©0 ötel ifi unter
allen Umfiänben gewih, bah bag IRei* je^t ein
unmittelbareg 3uterej|e an allen hier einf*lägigen
gragen hat. Db bag ber ultramontanen Battei
erwünf*t ifi, mö*ten wir bezweifeln. 3m Aü-
gemeinen hat fte lieber mit bem Jtleinftaat allein
Zu *un.

Sarmftabt, 5. 3ult. Sur* ©abinetgorbre
öom heutigen ift bie öielbefpro*ene „Bartorb*
nung" aufgehoben unb bem 8anbe fo wieberum
eine feiner bere*tigten ©tgentbürali*leiten entriffen
worben.

©trogburg, 4. 3«ti. Sie „©trahb. ßtg."
öeröffentli*t einen laiferl. ©rlah, wobur* bie faiferl.
Berorbnung öom 15. Sez. ö. 3-/ bie Beftrafung
Serjenigen betreffenb, wcl*e ft* ben franzöftf*en
©treitlraften attf*liehen, für ben Berei* öon
©Ifaf unb Sotbrittgen aufgehoben wirb.

’ütün*cu, 4. 3uli. 3n ben itä*fien Sagen
werben wir wieber öon einer ©rlommunila -
tioti hören, wel*e über einen lathollf*en Briefier
öerbangt werben burfte. B^ofeffor Sr. Blefjmer
war eg namli*, ber bte lebte Bei*te beg öerfior-
benen Btofefforg 3enger entgegetinahm. Butt ri*s
tete bag erzbif*öfli*e Drbinariat ein @*reiben an
ben Uebelthater, wel*eg ihn beauftragt, ft* tn
lürzefter grifl barüber ju öerantworten. ©g wirb
letnern 2Renf*en unllar bleiben, bah biefe Auffor«
berung nur bie ©ittleitung z»m Augfpru*e einer
©rlommunilation ift, benn Brofeffor Bfehmet hat
glücfli*erwetfe ben ÜRu* unb bie Stellung, feine
Ueberzeugmtg bag 9Bort führen zu laffen, unb biefe
wirb Bt*tg leugnen, fonberu offen zugefteben, bah
er bem Sobtlraulen bie Abfolution gegeben, ot)ne
bah biefer — Wie eg bag Drbinariat wollte —
feine Unterf*rift öott ber SöIlinger=Abre|fe zurücf*
gezogen habe, ©g faßt je$t fogar gewöbnlt*en
Seuten auf, bah bie neutatbolif*e ßebre bauptfäcp-
ti* in ben Äveifett beg Älerug, wo bie niebvigfie
Bilbung zu ftttben iß, ipre fanati|*ften Anhänger
hat, bagegen aber in jenen Greifen am meiflen
befämpft wirb, beren Blitglieber neben ihrem pries
fterli*en Amt au* no* im Sienß ber SBiffens
j*aft thütig ftnb.

Sanjig, 4. 3uü- 2RÜ ber Bergröpetung uns
ferer glotte wirb in ben nä*jleit 3ahren lebhaft
öorgegattgen werben. Aufjer ben brei Banzertburm-
f*iffen, öon benen zwei auf bem löttigli*en SBerft
in Äiel unb eing öoraugft*tli* öou bet ftettiner
©efeflf*aft Bulcan erbaut werben, foßen auf bem
hieftgen fönigli*en Sffierft big zum 3ahre 1877
fteben ©oröetten fertig gefieUt werben, unb zwar!
öier in ben Simenftonen ber Ariabne unb zwei in !
benen beg Albatrcg. Sag fiebente auf bem hieftgen I
: !önigli*en SBcrft zu erbauenbe @*iff iß bie ©or* |

üette Souifc, beren ftiel fofort na* bem Ablaufe
ber ©oroette Ariabne, wel*er in ben nä*ßen Sa*
gen erfolgt, geßreeft wirb.

Süßten, 2. 3uU. @g jirfulirt hier ein öielfa*
bezei*nenbeg üßort, wcl*eg ber Äönig Bictot
©manuel zu bem Sräger feiner ©lüclwünf*e
für bag 3ubiläum beg Bapßeg gefpro*ett habe«
foß. „Sagen Sie, wenn ©ie ©elegenheit bazuftnben
bem bl. Batet — fo wirb bie betreffenbe Aeupe*
rung zitirt —, bah i* ni*t gezögert habe, für
3talien über ben SRubifon zu gehen, baß i* aber
niemalg, felbß für 3talien ni*t, au* über ben
Siber geben würbe." (&. 3.)

£Bien, 3. 3uli. Aug ßonbon fommt bie
BMbttng, baß bereitg ber Befehl ergangen iß, no*
öor @*luß beg laufenben 3ah«g bie gefammte
oßinbif*e Armee mit ^linterlabern augs
Zurüßen. Db alg aßgemeine Bor|l*tgmahregel ober
ob f*on im ^inblfcf auf ganz beßimmte ©öentua*
litätcn, erheflt no* ni*t.

— Ser geßrige Artifel beg „Baterlanb", über*
f*rieben „Beuß’g römif*e Bolißt", enthalt einen
ber beftfgßen Angriffe, bte je öon ber feubalen
Bartei gegen ben ©rafen Beuß unb feine Haltung
in ber römtf*en grage gef*leubert würben. 3u
bemfelben wirb unfer gegenwärtiger Seiter ber aug*
wattigen Angelegenheiten gerabezu mit jenem 8i*
berio iRomano öergli*en, ber alg ÜRinißer beg
Äöntgg grattz II. öon Beapet benfelben an bie
Biemontcfen öerrietb, um bafür mit einer ©tatt*
halterf*aft belohnt zu werben. Sem ©rafen Beuß
wirb nun ob feiner Stallen freunbli*ett Haltung
öom „Baterlanbe" eine ahnli*e Abft*t imputirt,
unb zwar foß eg bie @tatthalterf*aft öon Böhmen
fein, bte ft* ber Kanzler alg Sohn, für feinen Ber*
ra* augerfehen hätte. ®lei*zeitig ßeßt aber ber
feubale 8eitartiftl bem ©rafen Beujl bagjenige ©nbe
in Augft*t, bag jener Siberio Bomano gtfunben,
nämli* ben Sob — im ©pitale!

3« Ungarn beginnt bag ttnfehlbarfeitgbogina
bereitg fur*tbar z« wtrfen. Srei ungarif*e ®e*
metnben beg Äomitateg Ungp: f^aluefa, Äomlog
unb Balfalöa, wel*e bei 13,000 ©tnwohner zäh*
len, ftnb zut grie*if**ni*t=unirten 5?ir*e über*
getreten, unb, wte |>on erfährt, ßnb in Dfen fürz*
li* neun SBinißerialbeamte, z«m Sbcil fammt
gamilte, wegen Berfünbung beg Unfehlbarfeitg*
bogwag unb wegen ber SSefcfetfiffe beg fatbolif*eU
Äongreßeg zur proteßantif*en Äfr^e übergetreten.

^JartS, 2. 3ult. Auf Berattlajfnng ber öor*
geftern bet ©vöffnung ber ©t^ung bur* ^errn
©reöp gefpro*euen SBorte, warnt bag Sournal
beg Sebatg öor Ueberhebung. ©g fagt: ©eien
wir bcf*eiben, wie eg unterem @*icffal zufömmt.
Unterßrei*cn wir ni*t mit |>urrahrufen bie ©r*
Zählung beg Borübermarf*eg, fangen wir ni*t
bei biefer ©elegenheit, fangen wir niemalg mehr
bie ©roßfpre*ereien an, wel*e bte ©reigntffe fo
hart gegeißelt haben. 2Bir fehren zum Seben zu*
rüd unb unfere Äräfte nehmen zu, aber wir haben
bereu no* ni*t genug, um ung mit 3hn£u zu brü*
ßen unb fte ©uropa zu origen". — Unb weiter
über bte Anleihe fpre*enb, fagen bieSehatg; 3«
merfwürbigen ©rfolge ber Anleihe liegt an* für

wie bieg au* in SBien ber gafl iß. Sahittzu
fommt, baß in einem partjer £>aufe öiel mehr 3«*
tcreffanteg pajfirt, alg-in bem einer atiberen großen
Stabt, felbß wenn au* bie freiere ©itte ober Un*
ftite Bteleg alg in ber Drbnung erf*etnen läßt,
wag bei ung f*ott für fcattbalög gilt. Aileg, wag
fi* mit bem ©oueierge auf gutem guß erhalten
will, wag feine 3Rictl)e nid)t pünftli* bezahlen fann,
fcj5t ft* in bie ^)augmeißer(oge unb bringt Älatf*,
an bem niemalg Blangel, weil bag -äRaitreßenwefen
für benfelben eine unerf*öpßi*e Queße iß.

SRit einer wivflid) rührenben Unetgcnnühigfeit
haben wir Seutf*en alfo fett ©etteratioiten bie
@*lafmühe alg nallonalcg Attribut angenommen j
wir würben eg gewohnt, mit berfelben einen ©ul*
tug zu treiben, um unfere groß* unb fleinßaatli*en
Begierungett zu perftfliren na* ber Anf*auung
jeneg ©affenjuttgen, beffen Säube erfroren waren
unb ber ba meinte, eg fei feinem Batcr f*on Be*t,
Warum laufe er thm feine f>anb|*uhe. Unfer
alter Bolfggö|e Beiter ÜRi*el ließ ftd) bie |)aare
über bie Augett wa*fett, lief in Iwlzpantoffeln
umher; nur ber 8attbegi)err, irgenb eilt Sanbgraf
ober fonß ein größerer Biitergutgbefther war fo
guäbig, it)n etgenljänbig am Ohrläppchen zu jupfen,
wenn er ihm nicht aug bem Sßege ging ober bie
Blühe öor *m zog; weil ber gute Blt*el ft* bett

Sanbegperrn ni*t ohne eine Ärone auf bem ^opfe
benfen fonnte.

Aileg, wag unfere Semofratie bur* bie Beöo*
tutionen ju errei*en fu*te unb bur* ihre parla*
mentarif*e ©*wahhaftigfeit wieber öerbarb, afleg,
Wag wir in pomphaften nationalen ©djüpenfeßcit
feierten unb bo* ni*t errangen, weil wir immer
in ben ©unb f*offen, bie ganje beutf*e ©tnigung
hat jeht Bigmard bur* Bapoleon’g fopßofe Blit-
wirfung öerwitflf*t, benn bie Snitiatioe liegt ein*
mal ni*t im beutf*en ©h«rafter. 2öir h“^«
bie @*Iafmühc W°n frit 3®hren ahgcf*aßt, unb
alg wir in granftei* einrüdten, ftehe, ba fam fte
ung überaß entgegen, unb fo öiele erwa*fene ntänn*
!i*e ©Inwohner ein Sorf, eine ©tabt zählte, fo
öiel ©*lafmühen waren ft*er öorhanben, ni*t ge*
re*net bie Borräthe, wel*e wir in ben Baumwoßen*
Blagazinen fanben. granfrei* haf immer nur
unfere beut|*e Srägheit, aber nie bie ©*lafmühe
auf feinem eigenen Raupte gefehen; ja, granf*
Tel* mußte eg erleben, baß bie unöermeibli*e
3ipfelmühe, bie ung überaß entgegen wadelte, ein
©egettßanb beg ÜRuthwilleng, beg ©potteg für ben
ungebilbetßen, in beutf*er Untfonn ßedenben
Bauernfobn warb, ber übrtgeng gegen ben gebil*
bctßen frattzöftf*en Bauer no* alg ein Brofri*
for an ©elehrfatnfeit erf*icn.

3* wiß ni*t fpotten, benn bie Äahlföpßgfrit
 
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