Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0579
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
573

gen, welche dic Presse bisher inßdesondere durch
eine maaßlose Strenge der Sensur erfahren hat,
soglcich adgesteUt werden." An der hierauf statt-
stndenden kurzen Diskussion üder die obige Pctition
des Dr. Vanotti und Fickler nahmen die Abg.
Aschbach und Rindeschwender und der Ministerial-
prasident Nebenius Theil, und es wurde der Kom-
missionSantrag auf cmpfehlcnde lleberweisung an
das Sraatsministerium cbcnfalls cinstimmig ange-
nominen. — HieroufwurdederDruckdesBerichrs
des Abg. Mohr über den Gesetzenrwurf, Lie Be-
strafung der Wasserzollvergehen bctr., anstatt
rnündlichen Vorrrags beschloffen.

Wien, 15. Juli, Die Besorgnisse wegcn eines
Kricgcs in Syrien waren in Konstantinopel mit
dem Ableben des Sultans fast völlig beschwichtigt,
da es aUgeinein bekannt war, daß nur sein pcr°
sönlicher GroN gegen Mchemed Ali den Krieg
diktirte, und jeder fremde Einfluß an der Hef-
tigkeit deffelben adprallte. Nach dem crstcnSchritte der
neuen Regicrung ist kaum ein Zwcifel, daß künftig
der Wunsch der europäischcn Großmächte in Be-
zug auf das Verhältniß zwischen Mchemed Ali
und der Psorre mehr Bcrücksichrigung finden
werde. Hiernach dürfte cinc definilive AuSgleichung
zwischen den bciden Theilen als unfehlbar anzu-
nchmen seyn, üm so mehr, als sich ein Thcil der
curopäischen Großmächte übcr die Basis eincr solchen
bcreits verständigr hat. Die Anerk'ennung Ler
Erblichkeir dcr ägyptischen Herrschaft für Mche-
med Ali's Farnilie, Lagegcn die Zurückgabe Sy-
riens an dic Pforte bilden jene Basis. Es sollen


Obrigkeitliche Bekauntmachungen.
Aufforderung und BLtte.

Jn der gcstrigen Mittagvstundk brach in Neustadt
au der Haide in einem Fari?hause Feuer aus, weiches
sich durch den hestig wüthcnden Sturmwind so schnell
über die gcmze Stadt verbreitete, daß bis zum Abend,
wo es erst den vereinten Anstcengungen der ganzen
Nachbarschaft qelang, den weitercn Verheerungen der
Flamme ein Aicl zu setzen, drei Viertheile der Stadt
rn Asche lagen, und mehr als l/,00 ihrer Bewohner
des Obdaches und beinahe sammtlicher Habe beraubt
wurden.

Die Noth ist groß; schnelle Hulfe dringendstes Be-
dürfniß. Damit die Hülfeleistung beschleunigt werde,
und die Vertheilung der Gaben mit Sorgfalt und Ge-
wissenhasNgkeit geschehen könne, haben sich unter Auto«
risation und Oberleitung herzoglicher Landesregierung
Hülfsvereine aus den Magistraten und der Bürgerschaft
sowohl hicr als in Neustadt constituirt, welche in cng-
ster Verbindung stehen und zur Annahme von Beiträ-
gen aller Art, an Geld, Kleidungsstücken, Nahrungs-
mitteln rc. ermächtigt sind.

Wir erlauben uns daher, sowohl an die Bewohner
der hiesigen Stadt, als der Umgegend und überhaupt
dcs deutschen Vaterlandes die Aufforderung und Bitte;
unserer lieben unglücklichen Nachbarstadt schleunige Hülfe
zu spcnden, erbieten uns zuc Annahme aller Beiträge,
welche chei uns aus dem Rathhause oder ber Herrn

aus London in den letztcn Tagen fehr erwünschte
Erklärungen in Bezug auf die orientalische Frage
l)ier eingegangen seyn. Unter Anderm ist das
Kabinet von St. Iames damit einverstanden, daß
Wien das Centrum der Verhandlnngcn über den
Orient bilden soll. Von St. Petersburq crwartet
man eine gleiche Zustimmung, und in Änbetracht
des umfassenden Zweckes dürfte das Kabinet
der Tuilerien, obgleich es der Sache Mehemed
Ali's vor allen andern warm sich annimmt, wohl
kaum cine Ausnahme machen.

Madrid, den 7. Juli. Durch den aufgefan-
gencn karlistischen Briefwechsel licgt nun am
Tage, daß Don Carlos wirklich von Maroto be-
herrfcht wird, daß Cabrera ihm entgegenarbeitet
und rhn als Verräther an dcr guten Sache be-
handclt, daß der Finanzminister Marco del Ponte,
durch dessen Vermittlung die Korrespondcnz ge-
führt wurde, ebenfalls zu der Zal)l der Feinde
des Oberbcfehlshabers dcs Provinzialheeres gehört.
So viel leuchtet aus Maroto's Ansichten hervor,
daß er dcs Don Carlos Entfernung fehnlichft
wünscht, und zwar zu Gunsten des Prinzen von
Asturien, d. h. im dynaftischen Versöhnungsinteresse.
AUcs ruft die Revolution von Aranjuez von 1808
ins Gedächtniß zurück. So viel ift gewiß, das
juuge Spanien ist dcm Prinzen von Ästurien sehr
geneigr.

S r. Petcrsburg, 6. Iuli. Gestern früh ist
der Großfürft Thronfolger glücklich im Peterhof
eingetroffen, nach fast fünfzehnmonatlicher Ab-
wesenheit.

Meusel und Sohn abgegeben werden können, und so-
gleich nach Neustadt befördert werden sollen, und wer-
dcn darüber Lffentliche Rechnung ablegen.

Eoburg, den 25. Juni 1839.

Bcrein zur Unterstühung der Abgebrannten zu Neustadt
an der Haide.

Bergner. S arto rius^S ch r a i d t. B ey er. Frank.

Holzapfel. Donauer, Elemens.

Großh. Oberamt Heidelberg.

Jndem wir obige Aufforderung und Bitte deS Vex-
einü zur Unterstützung der Abgebrannten zu Neustadl
an der Haide auch in diesen Blättern bekannt machen,
eröffnen wir allen, welche bereit sind und die Mittel
dazu haben, menschliches Elend nach Kräften lindern
zu helfen, daß das Bürgermeißeramt Heidelberg er-
mächtigt worden ist, milde Beiträge sür die Abge-
brannten in Neustadt an der Haid? sammeln zu lassen.
Diejenigen, welche diese Sammtung nicht abwarten,
sondern daran sich halten wollen, daß, wer schnell giebt,
doppelt giebt, werden ersucht, ihre Gaben bem Bür-
germeisteramt dahier unmittelbar einzusenden, an welches
auch jene sich wenden mögen, welche im OberamtSbe-
zirk diese Aufforderung und Bitte lesen werden, und
geneigt sind, zur Linderung solchen Unglücks ihr Scherf-
iein ebenfallö beizutragen.
j 1 Heidelberg, den 18. Juli 1839.

D e u r e r.

vät. Döhnlein.
 
Annotationen