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Heidelbergische Jahrbücher der Literatur — 1.1808 (Abtheilung 5: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst)

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https://doi.org/10.11588/diglit.30036#0093
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Platons Werke von Schleiermacher 85

ſophen entſpringen müßten: zumahl dieſe Vermuthungen,
wenn fie unter ὦ und mit den Übrigen Zeugnifen in uns
mittelbare Verbindung gefeßt wurden, ſich wechſelsweiſe ficher
ver bewähren oder widerlegen Könnten. Um aber zur Sache
zu kommen, ſo werden wir zunaͤchſt mit der tiefſten Kenntniß
der philoſophiſchen Formen, wie der Geſchichte der Phatoni⸗
ſchen Schriften, und mit aller Herrlichkeit der Dialektik und
didaktiſch⸗periodiſchen Sprache, welche uns tn die Zeiten,
von denen geſprochen wird, anmuthig zuruͤckverſetzt, biswei⸗
len auch mit der ernſthaften Ironie, deren ſich der Platoni⸗
ſche Sokrates bedient, daruͤber belehrt, wie und warum
bisher kein rechtes Verſtehen des Platon ſtattgefunden, und
wie man deshalb manchmal verlegen, bald den Platon als
einen unzuſammenhaͤngenden, inconſequenten und verwirrten
Denker betrachtet, bald, ihn zu retten, ſeine Zuflucht zu der
Unterſcheidung einer eſoteriſchen und exoteriſchen Lehre genom—
men habe (S. 6— 11). Wiewohl ſich nun uͤber Letzteres der
Verf. mit beſonderer Ausfuͤhrlichkeit verbreitet (S. 11 — 15
um dieſen ganzen Gegenſatz fuͤr die Platoniſche Lehre zu
vernichten, ſo ſind uns dabey doch einige Zweifel und Dun—
kelheiten geblieben, ob er naͤhmlich Lehren gehabt habe, uͤber
welche er abſichtlich außer dem inneren Kreiſe vertrauter
Freunde gar nicht oder nur in dunkeln Winken geredet habe
(S. 15); dieſes will er nicht annehmen, und meint, es
„muͤßte entweder ordentlich behauptet werden, und durchge—
fuͤhrt durch eine zuſammenhaͤngende Darlegung ſolcher Lehren
und der darauf zielenden, wenn auch noch ſo leiſen, Andeu—
tungen, oder wenigſtens in einem geringeren Grade bewieſen
durch irgend einige geſchichtliche Spuren.“ Abgerechnet num,
daß es zu viel gefordert iſt, vom Eſoteriſchen, welches der
öffentlichen Kenntniß abſichtlich entzogen worden, eine zuſam—
menhaͤngende Darlegung zw geben, meinen. wir diefes: da er
ſelbſt ſagt (S. 11), es haͤtten einige theils aus einzelnen Aeuße⸗
rungen des Platon ſelbſt, theils aus einer weit verbreiteten
Ueberlieferung, die ſich aus dem Alterthum erhalten hat,“
 
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