N. 17.
1826.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
Hüll mann Städtewesen des Mittelalters^
Dies ist nur eine Seite des Grofshandels ; auch in den
Seestädten des Nordens, ambaltischenMeerbusen, erwachte,
vorzüglich durch den Eifer für die Verbreitung des Christen-
thums, Handel und Schifffahrt; deutsches Leben und Treiberl
ward in den slavischen und wendischen Norden vetpßanzt,
ermangelte aber hier aller der schönen Blüthen in Kunst und
Wissenschaft, die das Bürgerthum in der Lombardei und in
deutschen Städten zu Tage förderte. Lübeck erhob sich nicht
nur durch sein Stadtrecht, das neunzig Städte an der Ostsee
annahmen, sondern auch durch die Später erlangte oberste
Leitung der grofsen, zur gegenseitigen Sicherheit errichteten
deutschen Hansa, zum Mittelpunkt des nördlichen Städte-*
Wesens. Zuerst hatte Cöln Niederlassungen in England, bald
eiferte Lübeck nach ; nicht ohne Zwistigkeiten vereinigten
sich beide später zu einer Hansa, wie und wann, läfst ur-
kundlich sich nicht nachweisen. Mehrere Städte traten bei,
man erwarb sich die gröbsten Handelsfreiheiten im Norden,
Süden urid Westen, und so entstand der merkwürdigste Han-
delsbund in der ganzen Weltgeschichte. In das Einzelne des
nordischen Handels, in die Erwerbszweige und Streitigkeiten
der einzelnen Städte kann hier nicht eingegangen werden.
„Die Summe der wichtigen Veränderungen, der Geist
der neueren Gesellschaft, ist so aüszudrücken: die Allein-
herrschaft des unbeweglichen Vermögens ward ge-
brochen; es entstand neben ihr eine Mitherrschaft des
beweglichen** (207). Die gedrückten Hörigen entfliehen
in die nahen Städte, und nach Jahr und Tag konnten sie ge-
wöhnlich von ihren Leibherren nicht mehr in Anspruch ge-
nommen werden. Die Könige hoben den Bürgerstand als Ge-
gengewicht gegen die übermächtigen Aristokraten : ein Kampf
entstand zwischen dem hohen Adel einer Seits, der niedere
XIX. Jahrg. 3. M. 1?
1826.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
Hüll mann Städtewesen des Mittelalters^
Dies ist nur eine Seite des Grofshandels ; auch in den
Seestädten des Nordens, ambaltischenMeerbusen, erwachte,
vorzüglich durch den Eifer für die Verbreitung des Christen-
thums, Handel und Schifffahrt; deutsches Leben und Treiberl
ward in den slavischen und wendischen Norden vetpßanzt,
ermangelte aber hier aller der schönen Blüthen in Kunst und
Wissenschaft, die das Bürgerthum in der Lombardei und in
deutschen Städten zu Tage förderte. Lübeck erhob sich nicht
nur durch sein Stadtrecht, das neunzig Städte an der Ostsee
annahmen, sondern auch durch die Später erlangte oberste
Leitung der grofsen, zur gegenseitigen Sicherheit errichteten
deutschen Hansa, zum Mittelpunkt des nördlichen Städte-*
Wesens. Zuerst hatte Cöln Niederlassungen in England, bald
eiferte Lübeck nach ; nicht ohne Zwistigkeiten vereinigten
sich beide später zu einer Hansa, wie und wann, läfst ur-
kundlich sich nicht nachweisen. Mehrere Städte traten bei,
man erwarb sich die gröbsten Handelsfreiheiten im Norden,
Süden urid Westen, und so entstand der merkwürdigste Han-
delsbund in der ganzen Weltgeschichte. In das Einzelne des
nordischen Handels, in die Erwerbszweige und Streitigkeiten
der einzelnen Städte kann hier nicht eingegangen werden.
„Die Summe der wichtigen Veränderungen, der Geist
der neueren Gesellschaft, ist so aüszudrücken: die Allein-
herrschaft des unbeweglichen Vermögens ward ge-
brochen; es entstand neben ihr eine Mitherrschaft des
beweglichen** (207). Die gedrückten Hörigen entfliehen
in die nahen Städte, und nach Jahr und Tag konnten sie ge-
wöhnlich von ihren Leibherren nicht mehr in Anspruch ge-
nommen werden. Die Könige hoben den Bürgerstand als Ge-
gengewicht gegen die übermächtigen Aristokraten : ein Kampf
entstand zwischen dem hohen Adel einer Seits, der niedere
XIX. Jahrg. 3. M. 1?