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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 30,1.1837

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No. 39
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https://doi.org/10.11588/diglit.39123#0622
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Orientalische Literatur.

mit ihrer Demuth und Selbstverläugnung, die Hofpoesie mit
ihrer kriechenden Lobpreisung und dem Bombast ihrer Hyper-
beln, und die Schulpoesie mit ihren angelernten Künsten und
ihrer dürren Lehrweise.
Ref. kündet hier auch vorläufig die alsbald erscheinende erste
Lieferung seiner Übersetzung der 1001 Nacht an, der er dann
später einen besondern Artikel widmen wird. Hier werde nur
vorläufig bemerkt, dafs einige Belletristen sich ohne Grund über
den Titel des Werks ärgern, welcher lautet: 1001 Nacht,, zum
erstenmale treu aus dem arabischen Urtexte ins Deutsche über-
setzt u. s. w. Herr Habicht gesteht selbst wohl in seiner Vor-
rede zum 14. Bändchen der in Breslau erschienenen Übersetzung,
dafs er nur die letzten 118 Nächte selbst aus der tunesischen
Handschrift übersetzt habe, während die übrigen 882 N. — wahr-
scheinlich von seinen beiden Mitarbeitern Fr. von der Hagen und
Karl Schall — wie sich jeder der französischen Sprache kundige
Leser überzeugen kann , nur aus dem Französischen nach Galland
Caussin und Gautier übersetzt worden sind. Wie sehr aber diese
Franzosen, namentlich Erstgenannter, alles modernisirt und ganz
willkührlich in ein gallisches Gewand eingekleidet haben, ist schon
von Freiherrn de Sacy und vielen andern Orientalisten so oft be-
dauert worden, dafs Ref. keinen Augenblick zweifeln konnte, dafs
eine treue Übersetzung aus dem Arabischen der sämmtlichen 1001
Nacht jedem Freunde der morgenländischen Literatur willkommen
seyn müfsteK
Lettres sur l’histoire des arabes avant l’islamisme par Fulgenee Fresnel.
Paris. Theophile Barroit pere et Benjamin Duprat. 114 p. gr. 8.
Wenn die Geschichte des letzten heidnischen Jahrhunderts
der Araber, über die gröfstentheils nur abgerissene Fragmente
hie und da einiges Licht werfen, schon deshalb sehr wichtig ist,
weil sie nicht geringen Aufschlufs über die fast mährchenhaft
schnellen Eroberungen ihrer muselmännischen Söhne gibt, so ist
sie auf der andern Seite zum Verständnifs der meisten Dichter
aus jenem goldnen Zeitalter der Poesie nicht minder unentbehr-
lich. Nur wer die hohen kriegerischen Tugenden und die unge-
heure Thatkraft der zerstreuten Wüstenbewohner kennt, kann
begreifen, wie diese, sobald ihre zersplitterten lange nur gegen
sich selbst gewendeten Kräfte durch das Band der Religion ver-
einigt und gegen äussere Feinde gerichtet werden, in weniger
als einem halben Jahrhundert drei Welttheilen Gesetze geben.
Eben so kann auch der beste orientalische Philolog, mit allen
grammatikalischen und lexikalischen Kenntnissen und Hülfsmitteln
ausgestattet, nur dann in den wahren Geist jener erhabenen Poesie
eindringen, ja oft sogar, weil die meisten poetischen Erzeugnisse
jener Zeit nur Gelegenheitsgedichte waren , nur dann ihren wah-
ren Sinn errathen, wenn er die Sitten und Gebräuche der dama-
 
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