Orientalische Literatur.
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phet auf dieselbe?« Es versteht sich daher von selbst, dafs er
dieses Thema, an das sich eigentlich die ganze Geschichte der
arabischen Poesie anschliefst, keineswegs zu erschöpfen gedachte.
Er wollte nur deq Charakter der vor- und nachislamitischen Poe-
sie in bestimmten Umrissen zeichnen, und die wahren Gründe
ihrer Blüthe wie ihres Verfalls, besonders den mittelbaren und
unmittelbaren Antheil, den Mohammed an letzterem hatte, genau
angeben. Der Verf. widerlegt zuerst die Meinung derer, welche
den Grund des Sinkens der Dichtkunst unter den muselmännischen
Arabern in den immerwährenden Kriegen, welche die Stiftung
des Islamismus nach sich zog, finden wollen, indem erzeigt, dafs
gerade die ältesten und vortrefflichsten heidnischen Dichter, Mu-
halhal, Schanfara, Antar u. a. m. auch zugleich die thätigsten
Feldherren und gefürchtetsten Ritter ihrer Zeit waren, und nicht
minder als ihre islamitischen Söhne den gröfsten Theil ihres Le-
bens auf dem Schlachtfelde zubrachten. Dies führte den Vf. zur
Auseinandersetzung der Hauptelemente der vorislamitischen Poesie
sowie zur Aufzählung der verschiedenen Umstände, die glücklich
zusammenwirkten, um sie bis zur Erscheinung Mohammeds auf
eine hohe Stufe der Entwicklung zu bringen und den Dichtern
das höchste Ansehen und den gröfsten Einflufs auf den Geist des
Volks zuzusichern. Sodann verwirft der Vf. die in Europa fast
allgemein verbreitete Ansicht: es habe Mohammed den reinen
Geschmack der Araber verdorben, weil er den Koran, der nicht
viel poetischen Werth hat, als Muster der reinsten Poesie aufge-
stellt, indem er beweist, dafs Mohammed sich nie für einen Dich-
ter ausgab , dafs auch seine eifrigsten Anhänger ihn nicht als ei-
nen solchen verehrten. Nachdem er dann die wahre Ursache des
allmähligen Sinkens der arabischen Poesie angibt, führt er auch
von diesen immer matter werdenden Gedichten jeder Gattung, so
wie er es früher bei den kräftigen vorislamitischen Erzeugnissen
gethan, einige Beispiele an. Ref. gibt hier noch den Schlufs des
Weibchens, weil er in wenigen Worten das Resultat seiner Be-
trachtungen ausspricht: »Die arabische Poesie vor Mohammed
trug alle jene Naivetät des reinen Naturlauts, der überall als ent-
scheidendes Merkmal der Volkspoesie gelten mufs , an sich. Drei
Arme schickte der kräftig sprudelnde Quell der arabischen Wüste
aus, und die herrlichsten Blüthen sprofsten an ihrem Gestade:
der zerstörende Giefsbach des Kriegs, der berauschende Strom
der Liebe und der frischlabende Flufs der Gastfreundschaft,
Mit der Erscheinung Mohammeds wurde alle persönliche Neigung
für eine Religion, alle individuelle Thatkraft für das Gottesreich
auf Erden verwendet. Nicht durch Mohammed selbst, wenigstens
nicht unmittelbar, sank die arabische Poesie. Dies war eine Folge
der politischen und religiösen Centralisation ; der gegebenen Dog-
men nicht minder, als der überhand nehmenden wissenschaftlichen
und abstrakten Bestrebungen. Und wieder waren es drei Arten,
in die sich die arabische Poesie spaltete; die Religionspoesie
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phet auf dieselbe?« Es versteht sich daher von selbst, dafs er
dieses Thema, an das sich eigentlich die ganze Geschichte der
arabischen Poesie anschliefst, keineswegs zu erschöpfen gedachte.
Er wollte nur deq Charakter der vor- und nachislamitischen Poe-
sie in bestimmten Umrissen zeichnen, und die wahren Gründe
ihrer Blüthe wie ihres Verfalls, besonders den mittelbaren und
unmittelbaren Antheil, den Mohammed an letzterem hatte, genau
angeben. Der Verf. widerlegt zuerst die Meinung derer, welche
den Grund des Sinkens der Dichtkunst unter den muselmännischen
Arabern in den immerwährenden Kriegen, welche die Stiftung
des Islamismus nach sich zog, finden wollen, indem erzeigt, dafs
gerade die ältesten und vortrefflichsten heidnischen Dichter, Mu-
halhal, Schanfara, Antar u. a. m. auch zugleich die thätigsten
Feldherren und gefürchtetsten Ritter ihrer Zeit waren, und nicht
minder als ihre islamitischen Söhne den gröfsten Theil ihres Le-
bens auf dem Schlachtfelde zubrachten. Dies führte den Vf. zur
Auseinandersetzung der Hauptelemente der vorislamitischen Poesie
sowie zur Aufzählung der verschiedenen Umstände, die glücklich
zusammenwirkten, um sie bis zur Erscheinung Mohammeds auf
eine hohe Stufe der Entwicklung zu bringen und den Dichtern
das höchste Ansehen und den gröfsten Einflufs auf den Geist des
Volks zuzusichern. Sodann verwirft der Vf. die in Europa fast
allgemein verbreitete Ansicht: es habe Mohammed den reinen
Geschmack der Araber verdorben, weil er den Koran, der nicht
viel poetischen Werth hat, als Muster der reinsten Poesie aufge-
stellt, indem er beweist, dafs Mohammed sich nie für einen Dich-
ter ausgab , dafs auch seine eifrigsten Anhänger ihn nicht als ei-
nen solchen verehrten. Nachdem er dann die wahre Ursache des
allmähligen Sinkens der arabischen Poesie angibt, führt er auch
von diesen immer matter werdenden Gedichten jeder Gattung, so
wie er es früher bei den kräftigen vorislamitischen Erzeugnissen
gethan, einige Beispiele an. Ref. gibt hier noch den Schlufs des
Weibchens, weil er in wenigen Worten das Resultat seiner Be-
trachtungen ausspricht: »Die arabische Poesie vor Mohammed
trug alle jene Naivetät des reinen Naturlauts, der überall als ent-
scheidendes Merkmal der Volkspoesie gelten mufs , an sich. Drei
Arme schickte der kräftig sprudelnde Quell der arabischen Wüste
aus, und die herrlichsten Blüthen sprofsten an ihrem Gestade:
der zerstörende Giefsbach des Kriegs, der berauschende Strom
der Liebe und der frischlabende Flufs der Gastfreundschaft,
Mit der Erscheinung Mohammeds wurde alle persönliche Neigung
für eine Religion, alle individuelle Thatkraft für das Gottesreich
auf Erden verwendet. Nicht durch Mohammed selbst, wenigstens
nicht unmittelbar, sank die arabische Poesie. Dies war eine Folge
der politischen und religiösen Centralisation ; der gegebenen Dog-
men nicht minder, als der überhand nehmenden wissenschaftlichen
und abstrakten Bestrebungen. Und wieder waren es drei Arten,
in die sich die arabische Poesie spaltete; die Religionspoesie