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N°.39. HEIDELBERGER 1837.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.


Historische Literatur.

(Besch lufs.)
Ein sehr merkwürdiges Document für die jüdische Geschichte
füllt in diesem Bande über vierzig Seiten und enthält manches
Anziehende. Der Rabbi erzählt nämlich zuerst pag. 149: »Ein
jüdischer Mann, dessen Name war David, kam aus einem entfern-
ten Lande von Indien an den Hof des Königs von Portugal!, und
sprach £u ihm: Ich bin ein Hebräer, und fürchte den Herrn,
Gott von Himmel,, und mein Bruder, der König der Juden, sandte
mich zu dir, o König, um Hülfe, und nun sey ein Helfer für
uns und wir wollen in den Krieg ziehen gegen Soliraan, und wol-
len das heilige Land aus seiner Hand nehmen. « Der König habe
ihn begünstigt, er habe lange in Lissabon gewohnt, die zum
Christenthum gezwungenen Juden hätten an ihn geglaubt, er sey
hernach durch Spanien und Frankreich nach Italien gereiset, habe
Fahnen machen lassen und habe unter diesen Fahnen alle seine
Landsleute zum Zuge nach Palästina vereinigen wollen. Dann
fährt Rabbi Joseph weiter unten fort: Und es ging eine Ruthe
auf von Portugall, ein Zweig aus der Wurzel von Israel, welches
zerstreut war seit den Zeiten zerstörender Taufe, des Name war
Salomo Molcho, und als dieser sah den Mann David, rührte der
Herr sein Herz, und er kehrte zurück zum Herrn, dem Gott
seiner Väter, und er beschnitt das Fleisch seiner Vorhaut. Und
er wufste nichts vom Gesetze des Herrn und von der heiligen
Schrift in diesen Tagen, und es begab sich, als er beschnitten
war, dafs der Herr Salomon Weisheit gab und er wurde weiser
als alle Menschen in gar kurzer Zeit, und viele verwunderten
sich über ihn , und er ging nach Italien und mit kühnem Antlitz
sprach er vor den Königen und verbarg sein Antlitz nicht vor
ihnen. Und er ging in die Türkei und kehrte nach Rom zurück
und sprach mit Clemens, der ihm Gnade widerfahren liefs gegen
den Wunsch aller derer, die in seinem Rath safsen und Recht
sprachen. Und er gab ihm einen geschriebenen Freibrief mit
seinem Namen unterschrieben, dafs er wohnen dürfte wie es ge-
fällig sey vor seinen Augen, und er benannte sich selbst mit dem
Namen eines Israeliten, und er war weise in der Weisheit der
Cabala und brachte hervor aus seinem Munde Worte der Gnade,
die der Geist des Herrn in ihm sprach, und sein Wort war be-
ständig auf seiner Zunge, und er schöpfte beständig aus dem tie-
fen Brunnen der Cabala treffliche Worte, und er schrieb sie
auf Tafeln; aber diese habe ich noch nicht gesehen.
XXX. Jahrg. 6, Heft. 39
 
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