N°. 36. HEIDELBERGER 1837.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Grammatiken und Schulschriften.
(Beschluf s.)
S. 5n könnte es scheinen, als habe man statt Dichterin
Karsch gesagt die Dichterin Harschin. Das wäre irrig.
Man hat sie nur, weil ihr Gatte der Schneider Karsch war, die
Harschin genannt, wie man um jene Zeit die Neuberin sagte,
aber gewifs Niemand die Schauspielerin Neuberin sprach
und schrieb. Da S. 525 die pedantische Anrede man getadelt
•wird, so sollte auch die eben so pedantische wir statt du oder
ihr bemerkt seyn. S. 531 sollte die Yofsische Apostrophirung
dies’, jen’ (für diese, jene) vor Vocalen getadelt seyn, zumal
da sie ganz neuerlich Nachahmer gefunden hat. -— S. 55i kön-
nen wir nicht zugeben, dafs defsgleicben Mann, defsglei-
chen Frau gut gesagt sey; und wenn aus Geliert angeführt wird:
dergleichen grober Mann, so ist es auch an Geliert zu ta-
deln. S. 552 geben wir zu, dafs dar ohne und worohne nicht
üblich und nicht zu empfehlen sey: aber warum worum nicht
üblich seyn soll ? Wir lesen in mehrern guten Schriftstellern:
»das ists , worum ich dich bitten wollte« und Ähnliches. Doch
genug der Beurkundungen unserer genauem Durchsicht des mit
so grofser Umsicht und mit wirklich allseitiger Erwägung neu
bearbeiteten Buches, das die grofse Verbreitung, welcher es sich
erfreut, in hohem Grade verdient, und, wenn es erst ganz er-
schienen seyn wird , für die angegebenen Zwecke ohne Zweifel
das vollständigste und brauchbarste seyn dürfte.
Schulgrammatik der griechischen Sprache von Raphael Küh-
ner, Doctor der Philosophie, Conrector an dem Lyzeum zu Hannover,
und ordentl. Mitgliede des Frankfurter Gelehrtenvereins für deutsche
Sprache. — Hannover, im Verlage der Hahn’schen Hofbuchhandlung.
1836. gr. 8. X und 422 Seiten.
Von der ausführlichen griechischen Grammatik des verdien-
ten Verfs. hat Ref. in diesen Jahrbüchern (i835. Febr. und i836
August) ziemlich ausführlich Bericht erstattet und das Werk nach
Verdienst empfohlen , auch seine Eigenthümlichkeit hinlänglich
auseinandergesetzt, so dafs er sich in Betreff des Allgemeinen
und des Einzelnen auf jene Anzeigen beziehen, und darum bei
dieser Schulgrammatik, die ein Auszug (doch nicht ein blo-
fser) aus dem gröfsern Werke, und nach demselben Plane ge-
arbeitet ist, kürzer fassen kann. Wenn er sich übrigens im Ver-
lauf der Anzeige auch einige ins Einzelne gehende Bemerkungen
XXX. Jahrg. 4. Heft. 26
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Grammatiken und Schulschriften.
(Beschluf s.)
S. 5n könnte es scheinen, als habe man statt Dichterin
Karsch gesagt die Dichterin Harschin. Das wäre irrig.
Man hat sie nur, weil ihr Gatte der Schneider Karsch war, die
Harschin genannt, wie man um jene Zeit die Neuberin sagte,
aber gewifs Niemand die Schauspielerin Neuberin sprach
und schrieb. Da S. 525 die pedantische Anrede man getadelt
•wird, so sollte auch die eben so pedantische wir statt du oder
ihr bemerkt seyn. S. 531 sollte die Yofsische Apostrophirung
dies’, jen’ (für diese, jene) vor Vocalen getadelt seyn, zumal
da sie ganz neuerlich Nachahmer gefunden hat. -— S. 55i kön-
nen wir nicht zugeben, dafs defsgleicben Mann, defsglei-
chen Frau gut gesagt sey; und wenn aus Geliert angeführt wird:
dergleichen grober Mann, so ist es auch an Geliert zu ta-
deln. S. 552 geben wir zu, dafs dar ohne und worohne nicht
üblich und nicht zu empfehlen sey: aber warum worum nicht
üblich seyn soll ? Wir lesen in mehrern guten Schriftstellern:
»das ists , worum ich dich bitten wollte« und Ähnliches. Doch
genug der Beurkundungen unserer genauem Durchsicht des mit
so grofser Umsicht und mit wirklich allseitiger Erwägung neu
bearbeiteten Buches, das die grofse Verbreitung, welcher es sich
erfreut, in hohem Grade verdient, und, wenn es erst ganz er-
schienen seyn wird , für die angegebenen Zwecke ohne Zweifel
das vollständigste und brauchbarste seyn dürfte.
Schulgrammatik der griechischen Sprache von Raphael Küh-
ner, Doctor der Philosophie, Conrector an dem Lyzeum zu Hannover,
und ordentl. Mitgliede des Frankfurter Gelehrtenvereins für deutsche
Sprache. — Hannover, im Verlage der Hahn’schen Hofbuchhandlung.
1836. gr. 8. X und 422 Seiten.
Von der ausführlichen griechischen Grammatik des verdien-
ten Verfs. hat Ref. in diesen Jahrbüchern (i835. Febr. und i836
August) ziemlich ausführlich Bericht erstattet und das Werk nach
Verdienst empfohlen , auch seine Eigenthümlichkeit hinlänglich
auseinandergesetzt, so dafs er sich in Betreff des Allgemeinen
und des Einzelnen auf jene Anzeigen beziehen, und darum bei
dieser Schulgrammatik, die ein Auszug (doch nicht ein blo-
fser) aus dem gröfsern Werke, und nach demselben Plane ge-
arbeitet ist, kürzer fassen kann. Wenn er sich übrigens im Ver-
lauf der Anzeige auch einige ins Einzelne gehende Bemerkungen
XXX. Jahrg. 4. Heft. 26