Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 34,1.1841

DOI Heft:
No. 15
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41334#0234
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
220

Credner: Das Neue Testament.

Giessen, gehört bekanntlich zu den wenigen protestantischen, öf-
fentlichen Lehrern, die sich von dem erneuerten Dogmatismus,
Pietismus, Blut- und Wundentheologie und vom Aufwärmen der
seit Semler vergessenen, für ihre Zeit brauchbaren, in unsern
Tagen ganz unpassenden Theologie des sechzehnten oder sieben-
zehnten Jahrhunderts, d. h. von dem Erinnern an alte System -
Theologen und an ihre vergessenen Tröster frei gehalten haben
und bei der reinen Bibellehre geblieben sind. Herr Credner hat
übrigens bekanntlich längst gelehrte Untersuchungen über die Ma-
terien angestellt, die er in diesem Buche populär vorträgt. Ob
ihn die Frömmler und Altgläubigen mit dem Namen Rationalist
bezeichnen, der jetzt vom vornehmen und gemeinen theologischen
Pöbel gerade so gebraucht wird, wie seiner Zeit das Wort Üe-
magog, Jacobiner, Carbonari vom politischen Pöbel gebraucht
ward, um jeden verständigen Mann, der die wahre, Herz und
Wandel bessernde Religion vor Verfinsterang' zu bewahren bemüht
ist, verdächtig zu machen, weise Ref. nicht, er seines Theils er
kennt in ihm den acht christlichen Lehrer.
Ref. hat in dem Buche, welches der Verf. seiner eignen Fa-
milie gewidmet hat, den besten Beweis für die Göttlichkeit der
christlichen Lehre und die beste Darlegung des Verhältnisses der
neutestamentlichen Schriften zu dieser Lehre gefunden, die ihm
»eit langer Zeit in die Hände gekommen war, er hat sie daher
auch Frauen und Ungelehrten empfohlen, die sich über das We-
sentliche von dem belehren wollen, was man lang und breit in
den sogenannten Einleitungen vorzutragen pflegt. Der gelehrte
Theil dieser Einleitungen fehlt hier freilich, denn der Verf. hat
es nicht mit den Theologeu zu thun. Es ist hier daher auch durch-
aus von keiner Polemik die Rede; der Verf. bahnt blos den Weg
zum Verständniss der verschiedenen Schriften und Schriftsteller
des N. T., ohne, wie man jetzt zu thun pflegt, sophistisch oder
süsslich auf gewisse Kotterien rechnend, an seinen Perioden zu
drechseln, oder auch dunkel und mystisch zu orakeln, oder pie-
tistisch zu schwärmen.
Dies Urthcil des Ref. soll daher auch kein wissenschaft-
liches seyn, wie man jetzt zu sagen pflegt, es ist blos das Re-
sultat seiner eigenen Lectüre und seiner individuellen Ansicht,
denn bekanntlich hält er es mit dem Centurio des Persius: Non
curat esse quod Arcesilas aerumnosique Soloncs, quod sibi sapiat
satis est. Uebrigens werden zwei Sätze, welche Herr Credner zu
Grunde legt, beweisen, dass er aufrichtiger Christ ist und an Chri-
 
Annotationen